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Versuche, ihn nicht zu sehr zu verletzen.«

Sie flogen mit einem Amtsshuttle zur Elementar hinauf, bewaffnet mit einer Vollmacht des Parlaments, jeden zu verhören, nach dem ihnen verdammt noch mal der Sinn stand. Die Elementar war einer der wenigen Sternenkreuzer der E-Klasse, die die Rebellion überstanden hatten, und wurde zur Zeit dafür ausgerüstet, am Abgrund Dienst zu tun. Das riesige Schiff war von kleineren Fahrzeugen umringt, die es umschwärmten wie Wespen ein Nest, während Hunderte von Menschen in Druckanzügen überall auf dem Rumpf herumkrabbelten, um Reparaturen und Verbesserungen vorzunehmen. Der Kapitän antwortete nicht persönlich auf Jakob Ohnesorgs Ersuchen um ein Treffen, aber sein Komm-Offizier gab die Nachricht weiter, daß sich der Kapitän zum frühestmöglichen Zeitpunkt in seiner Kabine zur Verfügung halten würde.

Ruby dockte das Shuttle dort an, wo man sie einwies, und dann warteten beide in der Luftschleuse ungeduldig darauf, daß jemand von der anderen Seite die Tür öffnete. Nach Maßstäben von Luftschleusen war diese recht groß, aber Jakob fühlte sich trotzdem unbehaglich beengt. Falls der Feldglöck wirklich nicht mit ihnen über die Verbindungen seines Clans zu Shub reden wollte, konnte er die Besucher hier ewig warten lassen.

Oder zumindest, bis sie es leid wurden und wieder verschwanden. Jakob sah, daß Ruby die Innentür nachdenklich musterte.

»Nein, wir werden nicht versuchen, sie aufzubrechen!« stellte er entschieden fest. »Diese Tür wurde dafür konstruiert, großen Belastungen standzuhalten.«

»Sie wurde nicht dazu konstruiert, uns standzuhalten«, konterte Ruby gelassen. »Nichts wurde das.«

»Durchaus möglich. Aber selbst, wenn wir es schaffen würden, möchte ich nicht, daß du es jetzt schon probierst. Ich möchte den Feldglöck nicht auf die Idee bringen, er hätte uns nervös gemacht.«

»Ich bin nicht nervös«, wandte Ruby ein. »Nur zunehmend verärgert.«

»Er ist vielleicht nur beschäftigt. Schließlich ist er der Kapitän.«

»Niemand ist zu beschäftigt, um uns zu empfangen. Nicht, wenn er weiß, was gut für ihn ist.« Ruby sah finster drein.

»Nein, er ist auch so ein verdammter Aristo. der uns warten läßt, um uns zu zeigen, für wie wichtig er sich hält.«

»Das denke ich nicht«, sagte Jakob. »Seine Akte zeigt, daß er schon immer vor allem ein Flottenoffizier war und erst in zweiter Linie Aristokrat.«

»Die sind genauso schlimm. Geschniegelt und poliert und zackzack, wenn du mich fragst. Falls er möchte, daß ich Haltung annehme, wenn ich mit ihm rede, mache ich ihn fertig.«

Jakob musterte Ruby nachdenklich. »Ich denke, du überläßt es lieber mir, das Gespräch zu führen. Versuche dich bitte daran zu erinnern, daß wir wegen der Antworten gekommen sind, Ruby! Es ist wirklich furchtbar schwierig, einem Toten Antworten zu entlocken.«

Ruby schniefte, blieb aber friedlich. Sie nahm allerdings nicht die Hände von den Waffen.

Die Innentür schwenkte endlich auf, und ein geschniegelter Junioroffizier lächelte beide gewinnend an. »Jakob Ohnesorg, Ruby Reise; seid an Bord willkommen, Sir und Madam.«

»Wen nennt er Madam?« fragte Ruby leise, als sie und Jakob sich an dem Offizier vorbeischoben und den Korridor betraten.

»Ich war mein ganzes Leben lang noch in keinem Haus der Freuden.«

»Er ist nur höflich«, murmelte Jakob. »Schlage ihn nicht.«

»Ich bin Leutnant Xhang«, stellte sich der Offizier mit fröhlichem Lächeln vor und tat ganz so, als hätte er nichts gehört. Er schloß die schwere Schleusentür, kontrollierte, ob sie auch sicher verriegelt war, kontrollierte es noch einmal, weil er sich um solche Dinge sorgte, und wandte sich dann etwas widerstrebend seinen Gästen zu. Er wirkte entschieden nervös, und Jakob fühlte sich versucht, Buh! zu rufen, nur um zu sehen, was passierte.

»Falls Ihr mir bitte folgen möchtet, führe ich Euch in Kapitän Feldglöcks Quartier. Er freut sich darauf, Euch zu sehen.«

»Falls das stimmt, macht ihn das für die heutige Zeit zu einem einzigartigen Phänomen«, sagte Jakob.

»Jawohl«, knurrte Ruby. »Wir verlieren wohl unseren Ruf.«

Xhang fragte sich, ob er höflich lachen sollte, und entschied sich dafür, zu lächeln, bis ihm die Wangen weh taten. Er zeigte ihnen die Richtung, insgeheim stolz darauf, daß die Hand nicht erkennbar zitterte, und führte die Gäste durchs Schiff. Tage wie dieser verleiteten ihn stets zu der Frage, ob die Pension es wirklich wert war.

Jakob nahm alle Leute, an denen sie vorbeikamen, unauffällig, aber gründlich in Augenschein. Auf den schimmernden Stahlkorridoren herrschte reger Verkehr, aber es ging nicht übertrieben beengt zu. Auf jeden wartete Arbeit, aber alle schafften es, sich dabei nicht gegenseitig in die Quere zu kommen. Die Leute waren geschäftig, aber diszipliniert. Die Besatzung hatte einen Job, und sie sah zu, daß sie ihn auch erledigte. Und doch waren nirgendwo Sicherheitsleute zu sehen, die sie anspornten oder für Disziplin sorgten. Was dafür sprach, daß der Kapitän ein straffes Regiment führte, wobei die Disziplin von innen kam, statt nur von oben verordnet zu werden.

»Also«, wandte sich Jakob lässig an den Leutnant, »was haltet Ihr von Eurem neuen Kapitän?«

»Er ist ein guter Offizier«, antwortete Xhang sofort. »Er versteht sich auf seinen Job. Es hilft, daß er sich hochgearbeitet hat und nicht direkt von der Akademie auf den Kommandosessel kam.«

»Aber er ist ein bißchen jung, oder?«

»Er versteht sich auf seinen Job«, sagte Xhang eine Spur zu scharf. Jakob konnte nicht umhin festzustellen, daß der Leutnant vor lauter Eifer, den Kapitän zu verteidigen, seine Nervosität vergaß. »Nur darauf kommt es an, Sir Ohnesorg. Er ist ein Kriegsheld. Hat gekämpft, bis sie ihm das Schiff unterm Hintern weggeschossen haben. Der Todtsteltzer hat ihm persönlich einen Orden angeheftet.«

»Ja, tatsächlich«, sagte Jakob. »Das hat er.«

Schließlich erreichten sie das Privatquartier des Kapitäns, und Xhang klopfte rasch an die Tür und trat zurück. Die Tür glitt sofort auf, und Xhang bedeutete ihnen mit einem Wink, sie möchten eintreten. Jakob nickte, und Xhang faßte es dankbar als Signal auf, daß er entlassen war. Er salutierte zackig, drehte sich auf den Fersen um und schritt mit einer Geschwindigkeit den Korridor hinunter, die ausschloß, wie er hoffte, daß man ihn zurückrief. Jakob mußte lächeln. Diesmal war seine Reputation eher eine Hilfe als ein Hemmschuh. Er gab Ruby ein Zeichen, und sie betrat als erste die Kapitänskabine, die rechte Hand unweit der Pistole am Gürtel.

Die Kabine erwies sich als ordentlich und aufgeräumt und gerade groß genug, um sich darin bewegen zu können. Raum war an Bord eines Raumschiffs ein knappes Gut, und nicht einmal der Kapitän durfte zuviel davon erwarten. Die Tür schloß sich hinter Jakob mit einem satten dumpfen Schlag, und er sah sich in aller Gemütsruhe um, ob er nicht Rückschlüsse auf die Persönlichkeit des Gastgebers ziehen konnte. Ein paar persönliche Dinge waren vorhanden, aber nichts besonders Ungewöhnliches oder Einzigartiges darunter. Vermutlich war der Kapitän noch nicht lange genug an Bord, um der Kabine eine persönliche Atmosphäre zu verleihen. Oder vielleicht hatte er einfach nicht genug übrig behalten, als er sich gezwungen sah, sein altes Schiff aufzugeben.

Die Tür zur angrenzenden Badekabine öffnete sich mit einem Zischen, und Robert Feldglöck kam heraus, wobei er sich noch das nasse Gesicht mit einem Handtuch abwischte. Er trug Uniformhose und -jacke, wobei letztgenannte offenstand und eine bemerkenswert behaarte Brust zeigte. Er war groß und gutaussehend und wirkte für einen Kapitän sehr jung. Er nickte Jakob und Ruby ganz liebenswürdig zu, sank auf den einzigen Stuhl und senkte das Handtuch auf den Schoß.

»Verzeiht mir den zwanglosen Auftritt, aber wir werden zur Zeit alle ganz schön auf Trab gehalten. Macht es Euch ruhig bequem.«