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»Wir würden Euch gern ein paar Fragen nach den Geschäften stellen, die der Clan Feldglöck mit Shub getätigt hat«, sagte Jakob und beäugte vorsichtig Finlays Disruptor.

»Ach das«, sagte Finlay wegwerfend. Er rutschte weiter aufs Bett, lehnte sich ans Kopfende und steckte den Disruptor wieder ins Halfter. Jakob und Ruby entspannten sich etwas. Als Finlay weiterredete, wirkte er fast gelangweilt. »Das ist inzwischen ein alter Hut. Niemand schert sich mehr darum. Ich dachte, einer meiner Feinde hätte Euch geschickt, um herauszufinden, was ich weiß, und mir den Mund zu stopfen. Ich habe viele Feinde, wißt Ihr? In allen Schattierungen des politischen Spektrums. Ihr wärt überrascht. Selbst die undankbaren Untergrundbewegungen verleugnen mich heute, obwohl ich einmal ihr Goldjunge war. Sie haben mich als Waffe eingesetzt, und ich habe Menschen getötet. Heute finde ich nicht mal mehr jemanden, der auf meine Anrufe antwortet. Meine früheren…

Exzesse… machen mich zu einer Belastung. Einer Peinlichkeit. Sobald ich meinen jetzigen Einsatz abgeschlossen habe, werde ich zurückkehren, an die Tür klopfen und ein Nein nicht als Antwort akzeptieren. Und dann kommt es… zur Abrechnung.«

»Und was für ein Einsatz könnte das sein, Sir Feldglöck?« erkundigte sich Jakob höflich.

»Ich knöpfe mir Valentin Wolf vor. Wir müssen noch ein Geschäft zum Abschluß bringen.«

»Ich denke, jeder im Imperium muß noch ein Geschäft mit diesem Mistkerl zum Abschluß bringen«, sagte Ruby. »Reden wir lieber über Shub

»Tun wir es lieber nicht und behaupten das Gegenteil.« Finlay funkelte Ruby einschüchternd an und schien ein wenig betroffen, als sie einfach zurückfunkelte. »Ach, na ja, wenn es Euch rascher bewegt, wieder aufzubrechen… Meine Familie hat ein Abkommen mit den abtrünnigen KIs getroffen, wollte deren fortschrittliche Technik im Austausch gegen den Hyperraumantrieb der Fremdwesen. Angeblich war alles nur Schwindel, bei dem wir sie ausquetschen wollten, solange es ging, ehe sie schließlich merkten, daß wir unsererseits nicht zu liefern planten. Inwieweit das zutrifft… weiß ich nicht.

Jetzt werden wir es nie mehr erfahren. Die Absprache war gestorben, als die Wolfs meine Familie vernichtet hatten. Später haben die Wolfs das Geschäft angeblich auf eigene Rechnung neu ausgehandelt. Valentin führte dabei das Kommando.

Was er bekam und was er als Gegenleistung versprach, das werdet Ihr ihn selbst fragen müssen. Falls ich ihn nicht zuerst erwische.«

»Und Ihr könnt uns zu Shubs Kontakten unter Menschen nichts weiter sagen?« wollte Jakob wissen. »Bitte denkt nach, Sir Feldglöck. Es ist wichtig.«

»Mein Vater hat mir nie Einzelheiten anvertraut. Und ich habe nie danach gefragt. Ich habe mir aus solchen Dingen damals nichts gemacht.«

Jakob stand abrupt auf. »Entschuldigt mich für einen Augenblick. Ich empfange gerade eine Meldung durch mein Implantat.«

Er ging zur Tür hinüber, um einigermaßen ungestört mit seinem Komm-Implantat subvokalisieren zu können. Finlay und Ruby musterten einander nachdenklich. Sie erkannten jeder den Krieger im Gegenüber, und das Feuer der Konkurrenz sprang in beiden gleichzeitig an. Es war lange her, seit einer von ihnen eine echte Herausforderung empfunden hatte.

Ruby zeigte ein humorloses Lächeln. »Vielleicht sollten wir es bei Gelegenheit miteinander versuchen. Nur Stahl gegen Stahl.«

»Klingt gut, was mich angeht«, sagte Finlay. Sie blickten sich gegenseitig in die Augen und zeigten sich gegenseitig das gleiche Totenkopflächeln. Bei beiden stieg der Puls, und der Atem vertiefte sich. Eine fast sexuelle Anziehungskraft knisterte zwischen ihnen in der Luft. Es gab etwas, wozu sie beide geboren worden waren und was ihnen wichtiger war als selbst das Leben, und sie spürten, wie es die Kontrolle übernahm und unausweichlich wurde. Finlay leckte sich die Lippen. »Welcher Zeitpunkt schwebt Euch vor, Kopfgeldjägerin?«

»Was wäre an jetzt gleich verkehrt?« fragte Ruby Reise.

»Verdammt gar nichts«, antwortete Finlay Feldglöck.

Innerhalb eines Augenblicks waren beide auf den Beinen, bauten sich voreinander auf, die Schwerter in Händen, Blut und Tod im Blick. Aber ehe ihre Klingen vorspringen konnten, stand Jakob Ohnesorg zwischen ihnen und funkelte beide an, und sie traten jeder einen Schritt zurück, für einen Moment von seiner schieren Autorität aufgehalten.

»Seid Ihr beide verrückt geworden? Natürlich, dumme Frage.

Seht mal, wir haben keine Zeit dafür. Sir Feldglöck, steckt Euer Schwert weg.«

Finlay lächelte kurz. »Nach ihr.«

Jakob sah Ruby an. »Ich kann dich nicht mal für eine Sekunde aus den Augen lassen, wie? Steck dein Schwert weg.«

»Warum soll ich es zuerst tun?« wollte Ruby wissen.

»Weil du zweifellos angefangen hast. Und weil ich dich darum bitte. Wir müssen sofort aufbrechen und einen dringenden Auftrag übernehmen.«

Ruby schniefte und senkte widerwillig die Klinge. »Du bist überhaupt kein lustiger Begleiter mehr, Ohnesorg.«

Finlay nahm vorsichtig das Schwert herunter. Er und Ruby wechselten Blicke. Sie beide wußten, daß der richtige Augenblick für den Kampf verstrichen war. Sie wußten auch, daß sich die Gelegenheit wieder bieten würde. Finlay steckte das Schwert in die Scheide zurück, die an einem Bettpfosten hing, und legte sich wieder aufs Bett, der Inbegriff entspannter Lässigkeit. Ruby rammte ihr Schwert in die Scheide und musterte Jakob finster.

»Was soll das Gerede von einem Auftrag? Ich dachte, wir hätten den Auftrag, den Verbindungen von Shub nachzugehen.«

»Der neue hat Vorrang. Anscheinend ist auf Loki die Hölle los, und das Parlament sähe uns am liebsten schon gestern dort.

Shub wird warten müssen.«

»Läuft es nicht immer so?« beschwerte sich Ruby. »Man fängt mit einer Sache an, und im nächsten Augenblick wird man woandershin geschickt.«

»Die Geschichte meines Lebens«, bemerkte Finlay vom Bett her. »Ihr findet ja den Weg. Bemüht Euch, die Tür nicht zuzuknallen.«

Jakob mußte Ruby förmlich aus dem Zimmer zerren, aber schließlich waren sie weg und hatten die Tür einigermaßen zivil hinter sich geschlossen. Finlay war wieder allein. Er starrte an die Decke und vergaß die Besucher schon. Erst kürzlich hatte jemand Profikiller auf ihn gehetzt. Finlay machte das nicht viel aus. Er freute sich über das Training. Aber keiner der Attentäter war lange genug am Leben geblieben, um den Auftraggeber zu nennen oder zu verraten, wie sie ihn gefunden hatten. Praktisch jeder konnte dahinterstecken. Bei all den Feinden, die Finlay sich gemacht hatte, war die Auswahl schier beliebig. Das war einer der Gründe für seinen Entschluß, Golgatha zu verlassen und sich auf die Jagd nach Valentin zu begeben.

Nicht, daß Finlay sich ums eigene Leben gesorgt hätte, aber immer bestand die Gefahr, daß der gescheiterte Auftraggeber versuchte, ihn indirekt anzugreifen, indem er Menschen aufs Korn nahm, an denen Finlay etwas lag. Wie Evangeline oder Julian. Und das durfte er nicht riskieren. Julian konnte wahrscheinlich auf sich selbst aufpassen, aber es war Finlay nicht möglich, Evangeline fortwährend zu beschützen. Sei es auch nur deshalb, weil sie es nicht geduldet hätte. Evy hielt viel auf ihre Privatsphäre. Er wußte, daß sie Geheimnisse hatte, die er nicht kannte, aber er war dieserhalb nie in sie gedrungen. Finlay hatte Verständnis für Geheimnisse. Er hatte selbst genug.

Evie war zur Zeit wieder unterwegs. Führte irgendeinen Auftrag der Klon-Bewegung aus, von dem er nichts erfahren durfte. Trotz der stolzen Worte, die die Untergrundbewegung über Gleichheit und Brüderlichkeit verlor, vertraute sie weiterhin niemandem wirklich, der kein Klon war. Wenn man sich überlegte, wie stark der Untergrund Evangeline beschäftigt hielt, obwohl die Rebellion offiziell vorüber war, dann drängte sich Finlay die Frage auf, ob man zu verhindern versuchte, daß aus ihm und Evie ein Paar wurde. Schließlich war er nur ein Mensch. Und außerdem ein verdammter Aristo. Finlay lächelte kurz. Wahrscheinlich war es noch einfacher. Die Untergrundbewegung war nie richtig mit ihm einverstanden gewesen, auch wenn sie sich mit den Aufträgen an ihn wandte, die niemand sonst übernehmen konnte. Sie hielt ihn für verrückt. Und natürlich hatte sie völlig recht. Kein geistig gesunder Mensch hätte getan, was sie von ihm verlangte, wäre diese Risiken eingegangen und hätte in Blut gebadet, bis es ihm von der Seele tropfte.