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Ich denke an viele Dinge, die Vater uns beizubringen versuchte, die ich längst glaubte vergessen zu haben. Aber wir vergessen nicht wirklich. Vater erklärte uns, wir müssten das Wasser und die Strömungen im Detail kennen, dürften nie übereilt reagieren. «Ihr müsst abwarten, euch mit den Bewegungen der Fische vertraut machen, umso genauer könnt ihr den richtigen Köder zum richtigen Zeitpunkt und am richtigen Ort präsentieren.» Ich erinnere mich, wie er nur Hermann dabei ansah und mich gar nicht beachtete. Während des Tages ziehen Forellen tiefe Stellen vor, sie patrouillieren auf bestimmten Routen, sind auf Futter angewiesen, rastlos unterwegs und suchen diejenige Strömung, die Beute auf sie zutreibt. «Wenn ihr sie fangen wollt, müsst ihr eure Ungeduld zügeln, das ist wie in der Liebe», sagte Vater einmal, «ihr müsst zu gleichen Teilen geben und nehmen.»

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Die Hoflandsfliege imitiert fast alle braunen Fliegenarten, Kiefernspinner, Fleischfliegen, Schwebwespen und Florfliegen, die sich zum Überwintern braun färben. Sie hat einen aus dunkler, rotbrauner Seide gebundenen filigranen Körper, ihre Hecheln bestehen aus Fasanenfedern oder aus den Kragenfedern eines Hahns.

15

Der Zehnuhrzug war gestern mit Verspätung aus Trier gekommen. Reese sagte, dass die Züge immer unpünktlicher geworden seien, früher habe man nach ihnen die Uhr stellen können. Als der Zug aus dem Tunnel kam und an der Gaststätte vorbeifuhr, zitterten die dünnen Sektgläser in der Glasvitrine hinter der Theke, Reese stellte fest, dass sich der Zug genau um zehn Minuten verspätet habe. Früher hatte Mutter, wenn Alma morgens die Gaststätte putzte, immer zu ihr gesagt, sie solle die Gläser einen Fingerbreit auseinanderstellen und Papierservietten unterlegen. Alma war sehr gelehrig gewesen, hatte alles genau so gemacht, wie Mutter es wollte.

Alma ging in die Gaststätte, um zu bedienen. Wir hörten in der Küche, wie Zehner an der Theke wieder vom Rauschen sprach, davon, wie der Rauschen, als er noch ein Kind gewesen war, angelegt worden war. Mit der Absicht, den Mühlbach an den Fluss anzubinden, um den Rauschen mauern zu können, leitete man den Fluss in die Stollen der lange stillgelegten Erzbergwerke. Vater hatte in seinem Wahn zuletzt vermutet, dass der alte Fisch in einem der gefluteten Schächte, in riesigen unterirdischen Seen, die Jahrtausende überdauert habe. Der umgeleitete Flusslauf habe es dem großen Fisch dann endlich ermöglicht, aus diesem See heraus nach draußen zu gelangen. Damals war das Wasser für mehrere Tage im Labyrinth der Stollen und Schächte verschwunden gewesen. Zehner redete davon, wie sie als Kinder durch das fast leere, schlammige Flussbett gelaufen waren, dort gespielt und erstickende Fische eingesammelt hatten. Seltsame Fische waren darunter gewesen, solche, wie man sie noch nie zuvor im Fluss gesehen hatte; er erzählte auch von einem Auto, das aus einem tiefen Kolk aufgetaucht war. Sie sprangen auf dem Dach herum, versuchten, ins Wageninnere zu gelangen, in dem ein toter Soldat saß. Während die Kinder im schlammigen Flussbett spielten, arbeitete man mit Hochdruck am Bau des Rauschen, mauerte in nur vier Tagen den Damm hoch. Die Arbeiten waren gerade abgeschlossen, als der Fluss oberhalb des Ortes mit einer riesigen, das Tal überragenden Fontäne aus einem Stollen geschossen kam. Schaufeln, Hacken, Grubenlampen, Pferdeskelette, Loren, Stützbalken, Geröll- und Schlamm massen schleuderten heraus. Nachdem der Fluss wieder sein Bett gefunden hatte, schlängelte er sich wie früher durch unseren Ort.

Der Rauschen war endlich fertiggestellt, seine Staumauer verlief von nun an unterhalb unserer Gaststätte schräg zum Fluss, sodass auch damals bei lang anhaltender Trockenheit und niedrigen Wasserständen genügend Wasser in den Mühlengraben strömte, um das Wasserrad anzutreiben. Seither wollten immer wieder Angler, Streckenläufer oder Bauern, die ihre Felder am Ufer hatten, den großen Fisch Ichthys gesehen haben, meist im Winter am Wehr oder am Zufluss des Mühlengrabens. Vater und auch Hermann gingen oft dahin zum Eisfischen.

An der Mündung des Mühlbaches stehend, erinnere ich mich, wie ich vor langer Zeit frühmorgens im Winter aufwachte, als Hermann sich leise in unserem Zimmer anzog, um hierher zum Fischen zu gehen. Ich war damals elf, Hermann dreizehn Jahre alt. Er wollte mich nicht mitnehmen, er sagte, es sei zu gefährlich. Heimlich schlich ich hinter ihm her. Es war eisig kalt, über Nacht hatte es geschneit, ich brauchte nur seinen Fußspuren am Bahndamm entlang und dann zum Ufer hinunter zu folgen. Der Fluss war scheinbar zugefroren und gluckste leise unter dem Eis, die Zweige beugten sich vom Schnee und berührten mit ihren Spitzen die zugefrorene Wasserfläche. Oberhalb des Wehrs führten Hermanns Spuren vom Ufer auf den Fluss hinaus. Da es neblig war und es wieder zu schneien begonnen hatte, konnte ich Hermann nirgendwo sehen. Erst als ich auf dem knarrenden Eis stand, entdeckte ich ihn in der Mitte des Flusses, auf einem Hocker und in eine Decke gehüllt neben dem Eisloch sitzend. Ich sah, wie mein Bruder einen Fisch herauszog — ich hatte noch nie einen so großen Fisch gesehen. Er war größer als alles, was man je bei uns gefangen hatte, die Schuppen des Fisches waren voller Warzen und mit Moos bewachsen, er schien mir so groß wie Hermann. Mein Bruder zog den Fisch langsam heraus, betrachtete ihn eingehend, entfernte dann vorsichtig den Haken aus seinem Maul. Ich hatte den Eindruck, der Fisch würde sein Maul öffnen, um zu Hermann zu sprechen, dann setzte er ihn langsam ins Wasser zurück, hockte sich wieder auf seinen Campingstuhl neben das Eisloch und angelte weiter. Ich begriff nicht, warum Hermann den Fisch zurück in den Fluss gesetzt hatte.

Als Hermann mich auf dem Eis erblickte, rief er mir zu, ich solle vorsichtig sein, doch ich achtete trotz seiner Warnungen nicht auf das Knacken, auf Risse, die sich unter dem Schnee durch das Eis zogen, nicht auf untrügliche Zeichen dafür, dass das Eis über der Strömung noch nicht so dick war wie über ruhig fließendem Gewässer, wo Hermann fischte. Plötzlich, noch bevor ich richtig begriff, was Hermann mir zurief, brach ich krachend ein, versuchte vergeblich, mich am Rand festzuhalten, rutschte ab und tauchte unter, die starke Strömung drückte mich sofort unter die Eisdecke. Zuerst war mir kalt, als würde ich lebendig eingefroren, ich schwebte in schillernden warmen Farben durch die blitzenden Pfeilscharen, die sich im Eis brachen. Mein Bruder rannte über mich hinweg zu den Stromschnellen. Er nahm an, ich würde dort wieder zum Vorschein kommen. Ich wollte nicht gerettet werden, war glücklich — nie mehr so glücklich wie in diesem Moment —, ich weiß nicht mehr, ob ich noch bei Besinnung war oder vielleicht schon an der Schwelle zum Tod. Ich blieb in der Mitte des Flusses an den Zweigen eines Baumes hängen, seltsame Fische schwammen um mich herum, weiter entfernt lauerte der alte Fisch und glotzte neugierig zu mir herüber. Ja, ich habe ihn gesehen — vielleicht war es aber auch nur eine Halluzination, welche Rolle spielt das schon? Ich glaube mittlerweile tatsächlich, dass das, was ich damals gesehen hatte, wirklich da war. Denn ich bin scheinbar genauso verrückt wie Vater und Hermann, sonst stünde ich doch auch nicht hier im Fluss.

Hermann hatte sofort begriffen, dass ich irgendwo im Wasser hängen musste, er hatte sich an den abgestorbenen Baum in der Mitte des Flusses erinnert, kannte damals schon jede Flussströmung; er rannte zur Stelle, an der ich eingebrochen war, zog seine Kleider aus, sprang ins Wasser und tauchte bis zu mir hin. Ich sah nur das gleißend helle Licht durch das Eis glitzern, schwebte diesem Licht entgegen.