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»Jetzt rede, du miese Ratte! Was fällt dir ein, diese Platten .«

»Ich wollte sie nicht zerstören«, erwiderte der Kultist kühl. »Es war ein Zufall.«

Beenay folgte dem Blick des Mannes.

»Ich verstehe. Du warst hinter den Kameras selbst her. Es war ein Glück für dich, daß du über die Platten gefallen bist. Denn wenn du der klickenden Bertha oder irgendeiner anderen etwas angetan hättest, wärst du ganz langsam und qualvoll gestorben. Ungefähr so ...« Er holte mit der Faust aus.

Aton packte ihn am Arm.

»Hör auf! Laß ihn los!«

Der junge Techniker zauderte. Nur widerstrebend ließ er den Arm sinken. Aton schob ihn beiseite und trat vor den Kultisten.

»Sie sind Latimer, nicht wahr?«

Der Kultist verbeugte sich steif und wies auf das Abzeichen an seiner Hüfte.

»Ich bin Latimer 25, Adjutant dritter Klasse Seiner Durchlaucht Sor 5.«

Aton hob die weißen Brauen.

»Sie waren doch letzte Woche dabei, als Seine Durchlaucht mich besuchte, oder?«

Latimer verbeugte sich ein zweites Mal.

»Nun, was wollen Sie also hier?«, fragte Aton.

»Nichts, das Sie mir aus freiem Willen geben würden.«

»Hat Sor 5 Sie geschickt, oder war das Ihre eigene Idee?«

»Diese Frage werde ich nicht beantworten.«

»Haben wir noch weiteren Besuch von Ihren Leuten zu erwarten?«

»Auch diese Frage werde ich nicht beantworten.«

Aton blickte auf seine Uhr und sagte verärgert: »Jetzt reden Sie endlich, Mann. Was will Ihr Herr von mir? Ich habe meine Pflichten in unserer Abmachung erfüllt.«

Latimer lächelte schwach, sagte aber nichts.

»Ich bat ihn um Angaben«, fuhr Aton mürrisch fort, »die ich nur von Kultisten erhalten konnte. Und ich bekam sie. Was das betrifft, so danke ich Ihnen. Als Gegenleistung versprach ich, die essentielle Wahrheit des kultistischen Glaubensbekenntnisses zu beweisen.«

»Es besteht keine Notwendigkeit, das zu beweisen«, kam die stolze Antwort. »Unsere Glaubenswahrheit ist durch das Buch der Offenbarung längst bewiesen worden.«

»Für die Handvoll Kultisten, ja. Tun Sie nicht so, als würden Sie mich mißverstehen. Ich habe Ihnen angeboten, Ihrem Glauben einen wissenschaftlichen Hintergrund zu schaffen.

Und das habe ich auch getan.«

Die Augen des Kultisten verengten sich.

»Ja, das haben Sie getan. Und dabei sind Sie mit der Schlauheit eines Fuchses zu Werke gegangen. Sie untermauerten unseren Glauben mit wissenschaftlichen Erklärungen, und gleichzeitig negierten Sie seine Notwendigkeit. Sie machten aus der Dunkelheit und den Sternen ein naturwissenschaftliches Phänomen und entkleideten alles seiner wahrhaften Bedeutung. Das war Blasphemie.«

»Wenn das so ist, dann ist es nicht meine Schuld. Die Fakten existieren. Ich kann nichts anderes tun, als sie feststellen.«

»Ihre >Fakten< sind Betrug und Täuschung.«

Aton stampfte ärgerlich mit dem Fuß auf.

»Wie können Sie das wissen?«

Die Antwort kam mit der unwandelbaren Sicherheit bedingungslosen Glaubens.

»Ich weiß es!«

Der Direktor lief rot an, und Beenay begann eindringlich mit ihm zu flüstern. Mit einer Handbewegung schnitt ihm Aton das Wort ab.

»Und was will Sor 5 von uns? Ich nehme an, er glaubt immer noch, daß wir das Heil unzähliger Seelen aufs Spiel setzen, wenn wir versuchen, die Welt zu Maßnahmen gegen den drohenden Wahnsinn zu überreden.«

»Der Versuch allein hat schon Schaden genug angerichtet, und Ihre lasterhaften Bemühungen, Informationen mit Hilfe Ihrer teuflischen Instrumente zu gewinnen, müssen gestoppt werden. Wir gehorchen dem Willen der Sterne, und ich bedau-re zutiefst, daß mein Ungeschick mich daran gehindert hat, ihr höllisches Werk zu vernichten.«

»Das hätte Ihnen nicht viel genützt«, erwiderte Aton. »Wir haben all unsere Forschungsergebnisse gesammelt, nur der letzte Beweis fehlt uns noch. Aber die anderen Angaben sind wohl verwahrt, und es besteht keine Möglichkeit, sie zu ver-nichten.« Er lächelte grimmig. »Aber das hat nichts damit zu tun, daß Sie zum Einbrecher geworden sind.« Er wandte sich an seine Männer.

»Jemand soll die Polizei von Saro City rufen.«

Sheerin stieß einen entsetzten Schrei aus.

»Verdammt, Aton, haben Sie den Verstand verloren? Dazu haben wir keine Zeit mehr.« Er sprang nach vorn. »Lassen Sie mich das erledigen.«

Aton starrte den Psychologen an.

»Wir haben auch keine Zeit mehr für Ihre Spaße, Sheerin. Würden Sie so freundlich sein, mir selbst die Entscheidung zu überlassen, was hier geschehen soll? Sie sind hier nur ein Außenseiter. Vergessen Sie das nicht.«

Sheerin verzog verächtlich die Lippen.

»Warum sollten wir uns die unnötige Mühe machen, die Polizei zu rufen? Beta wird in wenigen Minuten verlöschen. Und wenn dieser junge Mann uns sein Ehrenwort gibt, daß er keine Schwierigkeiten machen wird ...«

»Das werde ich nicht tun«, antwortete der Kultist prompt. »Sie können tun, was Sie wollen, und ich bin fair genug, Sie zu warnen, daß ich die erste beste Gelegenheit ergreifen werde, um meine Aufgabe hier zu vollenden. Wenn Sie sich auf mein Ehrenwort verlassen wollen, rufen Sie lieber die Polizei.«

Sheerin lächelte freundlich.

»Sie verfluchter Kerl! Sie sind wohl wild entschlossen, was? Ich will Ihnen einmal etwas sagen. Sehen Sie diesen jungen Mann dort am Fenster? Das ist ein starker, rauher Bursche, und er kann ausgezeichnet mit seinen Fäusten umgehen. Er gehört nicht zu unserem Stab, und wenn die Dunkelheit einsetzt, wird er keine andere Aufgabe haben, als Sie im Auge zu behalten. Und ich werde neben ihm stehen. Ich bin zwar ein bißchen zu schwerfällig, um wirksame Fausthiebe zu verteilen, aber irgendwie werde ich ihm schon helfen können.«

»Was haben Sie vor?« fragte Latimer frostig.

»Das will ich Ihnen sagen«, antwortete Sheerin. »Sobald die Finsternis einsetzt, werden Theremon und ich Sie in ein kleines Kabinett bringen, das nur eine Tür mit einem riesiggroßen Schloß und kein einziges Fenster hat. Dort werden Sie bleiben, solange der ganze Zauber dauert.«

»Und nachher«, keuchte Latimer, »wird niemand mehr da sein, der mich wieder freiläßt. Ich weiß ebensogut wie Sie, was es bedeutet, wenn die Sterne kommen. Ich weiß es sogar besser als Sie. Wenn Sie den Verstand verloren haben, sind Sie nicht mehr in der Lage mich zu befreien. Ich soll ersticken oder langsam verhungern, nicht wahr? So etwas Ähnliches habe ich von euch Wissenschaftlern erwartet. Aber trotzdem gebe ich euch nicht mein Ehrenwort. Das ist eine Frage des Prinzips, und ich werde sie nicht weiter erörtern.«

Aton schien verwirrt. Seine blassen Augen blickten den Psychologen besorgt an.

»Wirklich, Sheerin, ihn einzusperren ...«

Sheerin bedeutete ihm ungeduldig, zu schweigen.

»Ich glaube keine Sekunde lang, daß es wirklich soweit kommen wird. Latimer hat nur einen cleveren Bluff versucht. Aber ich bin nicht nur Psychologe, weil dieses Wort so gut klingt.« Er grinste den Kultisten an. »Sie glauben doch nicht im Ernst, daß ich so grausam bin, Sie langsam verhungern zu lassen? Mein lieber Latimer, wenn ich Sie in das Kabinett sperre, werden Sie weder die Dunkelheit noch die Sterne sehen. Man muß nicht viel von den Fundamenten des kultistischen Glaubensbekenntnisses wissen, um zu begreifen, daß Sie Ihre unsterbliche Seele verlieren, wenn Sie das Erscheinen der Sterne nicht mit eigenen Augen sehen können. Nun, ich will glauben, daß Sie ein ehrenhafter Mann sind. Ich akzeptiere also Ihr Ehrenwort, daß Sie uns keinerlei Schwierigkeiten mehr machen werden.«

Eine Ader pochte an Latimers Schläfe, und er schien in sich zusammenzusinken, als er leise sagte: »Sie haben mein Ehren-wort.« Und mit plötzlicher Wut fügte er hinzu: »Aber es ist mir ein Trost, daß Sie alle für Ihre Taten heute verdammt werden.« Er drehte sich auf dem Absatz um und stapfte zu dem hohen, dreibeinigen Stuhl neben der Tür.