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Du hast mein Leben zerstört, dachte Cecilia Vanger. Du hast mein Leben bereits zerstört, als ich ein Kind war.

Um halb neun Uhr abends griff Cecilia zum Hörer, rief Mikael an und bat ihn, zu ihr herüberzukommen.

Rechtsanwalt Nils Bjurman litt Schmerzen. Seine Muskeln gehorchten ihm nicht. Sein Körper schien gelähmt. Er war sich nicht sicher, ob er das Bewusstsein verloren hatte, aber er war desorientiert und konnte sich nicht richtig erinnern, was geschehen war. Als er langsam wieder zu sich kam, lag er nackt auf dem Rücken auf seinem Bett, die Hände mit Handschellen gefesselt und die Beine qualvoll weit gespreizt. Wo die Elektroden mit seinem Körper in Kontakt gekommen waren, hatte er schmerzende Brandwunden.

Lisbeth Salander hatte den Rattanstuhl ans Bett gezogen und die Stiefel auf dem Bettrand abgestützt, während sie eine Zigarette rauchte. Als Bjurman zu sprechen versuchte, merkte er, dass sein Mund mit einem breiten Streifen Isolierband zugeklebt war. Er drehte den Kopf. Sie hatte seine Kommodenschubladen aufgemacht und durchwühlt.

»Ich habe deine Spielsachen gefunden«, sagte Salander. Sie hielt eine Reitpeitsche hoch und fummelte in dem Sammelsurium von Dildos, Knebeln und Gummimasken, die auf dem Boden lagen. »Wozu braucht man denn den hier?« Sie hielt einen überdimensionierten Anal Plug hoch. »Nein, gib dir keine Mühe, ich verstehe sowieso nicht, was du sagst. Hast du den hier letzte Woche bei mir benutzt? Es reicht, wenn du nickst.« Sie beugte sich erwartungsvoll zu ihm vor.

Bjurman spürte plötzlich, wie ihm die kalte Angst in der Brust tobte, und verlor vollkommen die Fassung. Er riss an seinen Handschellen. Sie hatte die Kontrolle übernommen. Unmöglich. Er konnte nichts tun, als Lisbeth Salander sich weiter vorbeugte und den Anal Plug zwischen seinen Hinterbacken platzierte. »So, so, du bist also ein Sadist«, stellte sie fest. »Stehst drauf, den Leuten was reinzuschieben, was?« Sie sah ihn an. Ihr Gesicht war eine ausdruckslose Maske. »Ohne Gleitmittel, stimmt’s?«

Durch sein Klebeband schrie Bjurman wie am Spieß, als Lisbeth Salander seine Backen brutal auseinanderriss und den Stöpsel am vorgesehenen Platz versenkte.

»Hör auf zu flennen«, sagte Lisbeth und imitierte seine Stimme. »Wenn du Zicken machst, muss ich dich bestrafen.«

Sie stand auf und ging ums Bett herum. Er folgte ihr hilflos mit den Augen … was zum Teufel? Lisbeth Salander hatte seinen 32-Zoll-Fernseher aus dem Wohnzimmer hereingerollt. Auf den Boden hatte sie seinen DVD-Player gestellt. Sie sah ihn an, die Peitsche immer noch in der Hand.

»Habe ich deine ungeteilte Aufmerksamkeit?«, fragte sie. »Versuch nicht zu reden - es reicht, wenn du nickst. Hörst du, was ich sage?« Er nickte.

»Gut.« Sie bückte sich und hob ihren Rucksack auf. »Erkennst du den hier wieder?« Er nickte. »Das ist der Rucksack, den ich dabeihatte, als ich dich letzte Woche besucht habe. Praktische Geschichte. Ich hab ihn mir von Milton Security ausgeliehen.« Sie öffnete einen Reißverschluss am unteren Ende. »Das hier ist eine Digitalvideokamera. Guckst du dir Insider auf TV3 an? Solche Rucksäcke wie diesen hier benutzen die cleveren Reporter, wenn sie etwas mit versteckter Kamera aufnehmen wollen.« Sie zog den Reißverschluss wieder zu.

»Das Objektiv, fragst du? Das ist ja gerade das Raffinierte. Weitwinkel mit Glasfaseroptik. Die Linse sieht aus wie ein Knopf und ist unter der Schnalle des Trageriemens versteckt. Du erinnerst dich vielleicht, dass ich den Rucksack hier auf den Tisch gestellt hatte, bevor du angefangen hast, mich zu begrapschen. Ich habe drauf geachtet, dass das Objektiv aufs Bett gerichtet war.«

Sie hielt eine CD hoch und schob sie in den DVD-Player. Dann rückte sie den Rattanstuhl so zurecht, dass sie den Bildschirm sehen konnte. Sie zündete sich noch eine Zigarette an und drückte einen Knopf auf der Fernbedienung. Bjurman sah sich selbst, wie er Lisbeth Salander die Tür aufmachte.

Kannst du noch nicht mal die Uhr lesen?, begrüßte er sie bissig.

Sie spielte ihm das ganze Band vor. Der Film war nach 90 Minuten zu Ende, mitten in einer Szene, in der ein nackter Rechtsanwalt Bjurman sich gegen das Fußende lehnte und ein Glas Wein trank, während er Lisbeth Salander betrachtete, die gekrümmt mit auf dem Rücken gefesselten Händen neben ihm lag.

Sie schaltete den Fernseher aus und blieb knapp zehn Minuten auf ihrem Stuhl sitzen, ohne Bjurman anzusehen. Er wagte es nicht, sich zu rühren. Dann stand sie auf und ging ins Badezimmer. Als sie zurückkam, setzte sie sich wieder auf den Rattanstuhl. Ihre Stimme war wie Sandpapier.

»Ich habe letzte Woche einen Fehler gemacht«, sagte sie. »Ich dachte, ich müsste dir wieder einen blasen, was in deinem Fall ja so eklig wie nur was ist, aber nicht so eklig, dass ich es nicht irgendwie schaffen würde. Ich dachte, ich könnte ganz leicht dokumentieren, dass du ein widerlicher, schleimiger Lustgreis bist. Aber ich habe dich falsch eingeschätzt. Ich habe nicht kapiert, wie verdammt krank du bist.

Ich werde mich deutlicher ausdrücken«, fuhr sie fort. »Dieser Film zeigt, wie du ein geistig behindertes vierundzwanzigjähriges Mädchen vergewaltigst, für die du zum rechtlichen Betreuer bestellt bist. Und du ahnst ja gar nicht, wie behindert ich sein kann, wenn es drauf ankommt. Jeder Mensch auf der Welt, der sich diesen Film ansieht, wird erkennen, dass du nicht nur ein Dreckschwein bist, sondern ein verrückter Sadist. Das war das zweite und hoffentlich letzte Mal, dass ich diesen Film angesehen habe. Er lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig, oder? Ich würde drauf wetten, dass man eher dich in eine Anstalt einweisen würde als mich. Meinst du nicht auch?«

Sie wartete. Er reagierte nicht, aber sie konnte sehen, wie er zitterte. Sie griff zur Peitsche und zog sie einmal über sein Geschlecht.

»Meinst du nicht auch?«, wiederholte sie mit wesentlich lauterer Stimme. Er nickte.

»Gut. Dann sind wir uns ja einig.«

Sie zog den Stuhl näher heran und setzte sich so hin, dass sie seine Augen sehen konnte.

»Also, was sollen wir tun?« Er konnte nicht antworten. »Hast du eine Idee?« Als er nicht reagierte, streckte sie die Hand aus, griff sich seinen Hodensack und zog, bis sich sein Gesicht vor Schmerz verzerrte. »Hast du eine Idee?«, wiederholte sie. Er schüttelte den Kopf.

»Gut. Ich werde nämlich furchtbar wütend auf dich werden, wenn du irgendwann in Zukunft mal wieder eine Idee haben solltest.«

Sie lehnte sich zurück und zündete sich eine neue Zigarette an. »Ich erzähl dir jetzt, wie es weitergehen wird. Nächste Woche, sobald es dir gelungen ist, diesen fetten Gummipfropfen wieder aus deinem Arsch rauszupressen, wirst du meine Bank anweisen, dass ich - und nur ich - Zugriff auf mein Konto habe. Verstehst du, was ich sage?« Bjurman nickte.

»Brav. Du wirst nie wieder Kontakt zu mir aufnehmen. In Zukunft treffen wir uns nur noch, wenn ich das zufällig wünschen sollte. Du hast ab jetzt quasi Besuchsverbot.« Er nickte mehrmals und atmete plötzlich auf. Sie hat nicht vor, mich zu töten.

»Solltest du jemals wieder Kontakt zu mir aufnehmen, dann landen Kopien dieser CD bei jeder Zeitungsredaktion in Stockholm. Kapiert?«

Er nickte mehrmals. Ich muss mir den Film beschaffen.

»Einmal pro Jahr reichst du deinen Bericht über mein Wohlbefinden beim Vormundschaftsgericht ein. Du wirst ihnen berichten, dass ich ein völlig normales Leben führe, dass ich eine feste Arbeit habe, dass ich selbst für mich sorge und dass du überhaupt nichts Unnormales in meinem Benehmen entdecken kannst. Okay?«