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»Gut«, erwiderte der Kriegsherr. Das breite Grinsen, das von Vorfreude auf den bevorstehenden Kampf geprägt war, entblößte seine spitzen Zähne. Er warf dem Assassinen Zammzt, der in seiner Nähe stand, einen Blick zu. »Nun, Abtrünniger, dies ist Euer Glückstag. Ich werde meine Krieger gegen die Drow antreten lassen, nicht gegen Eure Duergar-Verbündeten.«

Zammzt nickte und erwiderte: »Ich versichere Euch, Ihr werdet es nicht bereuen. Vernichtet diese Armee, und Menzoberranzan wird ungeschützt daliegen.«

Kaanyr ging an dem Alu-Scheusal und dem Drow vorbei hinüber zu den Standartenträgern.

»Gebt das Signal zum Angriff!« rief er.

Sofort begannen ein Dutzend Grottenschrat-Trommler auf ihre Instrumente zu schlagen und ließen einen Trommelwirbel aus drei Schlägen ertönen, den sie dreimal wiederholten. Die Tanarukks, die Kaanyr Vhoks Geknechtete Legion bildeten, heulten blutrünstig auf und rückten vor, stampften dabei mit ihren Füßen und stießen gegenseitig mit ihren Äxten an, während sie durch den Tunnel strömten. Kaanyr zog sein Schwert und schloß sich seinen Truppen an, während seine Wachen und Standartenträger sich beeilen mußten, um mit ihm mitzuhalten. Aliisza hielt bei dem Anblick den Atem an und stieg in die Luft, um Kaanyrs Standarte zu folgen. Eine solche Schlacht bekam man nicht alle Tage zu sehen.

Vor den heranstürmenden Tanarukks begann eine Felswand an der Flanke der Armee der Schwarzen Spinne zu flimmern und verschwand dann völlig, so daß plötzlich ein Tunnel an einer Stelle klaffte, der bis dahin von einer Illusion getarnt worden war. Die grölende Horde Tanarukks ergoß sich aus dem verborgenen Gang und attackierte die Drow-Armee von hinten, während die großen Häuser mit den Duergar-Reitern alle Hände voll zu tun hatten, die aus Richtung der Säulen des Leids gekommen waren. Aliisza sah Kaanyrs rotes Banner, das voller Stolz an der Spitze der Streitmacht wehte, die in die Schlacht stürmte.

Nur eine Handvoll kleinere Häuser standen der heranstürmenden Horde im Weg. Die Woge aus blutrünstigen Ork-Dä-monen überspülte sie, die sich einem Speer aus rotglühenden Eisen gleich in die Flanke der Armee bohrten. Aliisza jubelte vor Erregung und Entsetzen, gefesselt von dem unglaublichen Spektakel. Sie war außerstande, ihrer Begeisterung in einer anderen Weise Ausdruck zu verleihen. Die Armee der Schwarzen Spinne war hoffnungslos in einen Kampf verstrickt, den sie nicht hatte kämpfen wollen, ein wildes Gemetzel auf einem offenen Terrain gegen die vereinten Armeen Gracklstughs und Kaanyr Vhoks. Wie Inseln in einer tosenden See aus Widersachern war jedes Haus aus Menzoberranzan auf sich allein gestellt und mußte gegen eine Flut aus Stahl und Zaubern ums Überleben kämpfen.

Das Alu-Scheusal ließ sich auf einem Stalagmiten nieder und betrachtete das Schauspiel.

Oh, Nimor, dachte sie. Was hast du großartiges und schreckliches zugleich getan!

Nimor Imphraezl, die Gesalbte Klinge der Jaezred Chaulssin, bewegte sich durch eine Szenerie, wie sie sich alle Teufel in allen Höllen wohl nicht schrecklicher hätten ausmalen können. Das Blut Dutzender bedeutender Drow mischte sich an seinem Rapier und befleckte sein schwarzes Kettenhemd. Seine Streitechse war tot, verbrannt durch den Lichtblitz eines Magiers der Tuin’Tarl. Seine Gliedmaßen schmerzten vor Erschöpfung und aufgrund Dutzender kleiner Wunden, doch Nimor grinste wild, da das Ergebnis seines tödlichen Werkes ihn förmlich berauschte.

»Wer hat nun etwas erreicht, verehrter Großvater?« lachte er lauthals. »Zammzt hat dir vielleicht Ched Nasad gegeben, doch ich habe Menzoberranzan niedergerungen!«

Die Schlacht tobte seit Stunden. Statt eine undurchdringliche Linie zwischen den Säulen des Leids zu bilden, war die Armee der Schwarzen Spinne von allen Seiten von einem Feind bestürmt worden, der sich das Terrain und den Zeitpunkt der Schlacht ausgesucht hatte. Wie bei einer großen, dummen Bestie mit einer tödlichen Bauchverletzung konnte es bei einer geschlagenen Armee lange dauern, bis sie endlich unterging, da sie zuckte und um sich schlug, während sie langsam ausblutete. In den Kämpfen in der Welt an der Oberfläche hätten die besiegten Drow womöglich ihre Waffen niedergelegt und gehofft, von den Siegern gut behandelt zu werden. Doch die unerbittlichen Krieger des Unterreiches machten keine Gefangenen und konnten dies auch nicht von der anderen Seite erwarten. Die Duergar hatten nicht die Absicht, auch nur einen einzigen Dunkelelfen am Leben zu lassen, und das wußten die Krieger Menzoberranzans, daher kämpften sie auch bis zum Tod.

Einige der kleineren Häuser wurden zerschlagen und über die Höhle versprengt, so daß Drow in Zweier- und Dreiergruppen kämpfen mußten und so viele Gegner wie möglich mit in den Tod nahmen. Duergar, Grottenschrate, Oger und andere Soldaten, die dem Kronprinzen Gracklstughs treu ergeben waren, zogen durch die Höhlen, berauscht vom Gemetzel, während sie einzelne Drow jagten, deren Kompanien beim Ansturm zerschlagen worden waren. Einige Häuser hielten sich an ihrem Platz und kämpften energisch gegen immer mehr Duergar an, die von allen Seiten auf sie einstürmten. Manche Häuser rückten zusammen und versuchten, sich einen Weg durchs Getümmel zu bahnen, in der Hoffnung, einer katastrophalen Niederlage zu entgehen.

Die Soldaten Barrison Del’Armgos waren in einen schmalen, gewundenen Seitentunnel getrieben worden, der nur sechs Meter breit war. Die stolzen Krieger des Zweiten Hauses mußten sich dort wiederholter Duergar-Angriffe erwehren. Mez’Barris war eingekesselt und konnte zu keinem der anderen Häuser vordringen, während sämtliche Vorräte verbrannten, da die Infanterie der Agrach Dyrr von hinten kommend den Versorgungszug in Brand gesteckt hatte. Auf Del’Armgo wartete ein langer, entbehrungsreicher Marsch zurück nach Hause.

Die Kompanie des Hauses Xorlarrin, das mit den mächtigen Magiern bestens versorgt war, für die das Haus berühmt war, geriet in der Mitte der Höhle in Bedrängnis, wo sie alles andere als in Sicherheit war. Die Xorlarrin-Magier hielten lange Zeit die fünffache Anzahl Duergar zurück, indem sie Mauern aus Feuer und Eis entstehen ließen und zerstörerische Energie freisetzten. Doch die Magier ermüdeten mit der Zeit und konnten die verbrauchten Zauber nicht wieder auffrischen. Hunderte von Duergar mit Lanzen warteten auf ihren Streitechsen nur darauf, daß die arkane Verteidigung fiel und sie die Xorlarrin niederrennen konnten.

Die stolze, mehr als fünfhundert Krieger starke Kompanie des Hauses Baenre stand wie ein Fels in der Brandung, während ringsum kleinere Häuser zerschlagen und niedergerungen wurden. Wie Nimor vorhergesagt hatte, war Andzrel Baenre gezwungen gewesen, die Säulen des Leids aufzugeben, die er kurz zuvor noch eingenommen hatte, und seine Streitmacht hatte sich langsam den Weg quer durch die Höhle freikämpfen müssen, um sich der Tunnelöffnung zu nähern, durch die die Armee der Schwarzen Spinne noch wenige Stunden zuvor hergekommen war. Die Baenre richteten ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Agrach Dyrr, die den Fluchtweg versperrten. Armbrustbolzen, Speere und tödliche Zauber gingen in massiver Zahl auf die jeweils andere Seite nieder, während die beiden Häuser einander wie wild bekämpften. Zwar kamen auf jeden Kämpfer von Agrach Dyrr zwei Baenre-Krieger, doch die Truppen des ersten Hauses mußten sich gegen Angriffe von allen Seiten wehren und dazu noch versuchen, sich den Fluchtweg freizukämpfen.

Nimor bahnte sich vorbei an Toten und Sterbenden einen Weg durch die Schlacht. Zum Glück hatte er mehrere Unsichtbarkeitszauber vorbereitet, sonst wäre er immer wieder von rasenden Tanarukks oder grimmen Duergar aufgehalten worden, die jeden Drow töten wollten, der ihnen über den Weg lief. Hunderte von Steinwachen rannten gegen die Baenre-Infanterie an, während die Agrach Dyrr weiter die Öffnung zum Haupttunnel an der gegenüberliegenden Seite der Höhle verbarrikadierten. Nimor machte einen großen Bogen um den Kampf, bis er Andzrel und Zal’therra unter dem Banner der Baenre sah.

Die Baenre-Führer führten ihre Soldaten in den Kampf gegen die Agrach Dyrr, und langsam, aber sicher bahnten sie sich ihren Weg durch die Reihen des verräterischen Hauses. Die beiden waren von einem Pulk Leibwächter umgeben.