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«Klar«, erwiderte er prompt.»Keine Herzgeräusche, kühle Beine, Gebiß dem Alter entsprechend, gute Augen, gute Beweglichkeit, guter Gang. Keine Sehnenentzündung, keine Gelenkschäden.«

«Danke«, sagte ich.

«Bitte sehr.«

«Ist er ruhiggestellt?«

Er sah mich scharf an, dann lächelte er.»Kann sein, Acepromazin wahrscheinlich.«

«Ist das üblich, oder heißt das, er ist bösartig?«

«Ich glaube nicht, daß er viel bekommen hat. Der ist schon okay.«

«Nochmals danke.«

Ich ging wieder zum Auktionsring, wo gerade der Fuchshengst zum Verkauf stand und Warren arg ins Zappeln geriet. Als der Preis auf fünfzehntausend stieg, klammerte sich Minty buchstäblich an seine Hände und beschwor ihn, keine Dummheiten zu machen.

«Er muß doch was sein«, wandte Warren ein,»wenn er so ein Geld bringt.«

Der Hengst ging nach einer halben Minute, in der die Gebote Schlag auf Schlag fielen, für fünfundzwanzigtausend weg, und Warren trauerte ihm den ganzen Abend nach. Minty entspannte sich, als hätte das Staatsschiff heil ein todbringendes Riff umschifft, und sagte, sie wolle gern an die frische Luft. Wir gingen hinaus und lehnten uns wieder an die Abzäunung des Vorrings.

Einige Leute aus England waren auf der Auktion. Gesichter, die ich kannte, Leute, die mich kannten. Keine engen Freunde, kaum Bekannte, und doch würde ihnen auffallen und würden sie es weitertragen, wenn ich etwas Unerwartetes tat.

Ich wandte mich beiläufig an Warren.

«In New York habe ich Geld. Das kann ich morgen überweisen lassen. Würden Sie mir heute abend aushelfen?«

«Klar«, sagte er gutmütig und griff auch schon nach seiner Brieftasche.»Wieviel brauchen Sie?«

«Soviel, daß ich den schwarzen Wallach kaufen kann.«

«Was?«Seine Hand erstarrte, und er riß die Augen auf.

«Würden Sie ihn für mich kaufen?«

«Sie machen Witze.«

«Nein.«

Er blickte hilfesuchend zu Allie.»Meint er das ernst?«

«Wie ich ihn kenne, ist er so verrückt«, sagte sie.

«Das war's aber auch wirklich«, meinte Warren.»Verrückt. Sie sind verrückt, ein völlig unnützes Vieh zu kaufen, bloß weil es einem Hürdler ähnlich sieht, den Sie zu Hause haben.«

Bei diesen Worten ging Allie ein Licht auf. Sie lächelte lebhaft und sagte:»Was hast du mit ihm vor?«

Ich küßte sie auf die Stirn.»Ich neige dazu, im Kreis zu denken«, sagte ich.

Kapitel 10

Warren, ganz in seinem Element, kaufte Black Fire für viertausendsechshundert Dollar. Bot für ihn, unterschrieb und zahlte.

Mit unvermindert guter Laune regelte er außerdem den sofortigen Abtransport des Pferdes aus Hialeah und die anschließende Beförderung per Luftfracht nach England.

«So was genießt er«, sagte Minty.

Seine gute Laune hielt sich auf dem ganzen Weg zurück nach Garden Island, und dort wurde alles noch mit ein paar Gläsern gefeiert.

«Sie haben sich ja ein echtes Stinktier zugelegt«, meinte er vergnügt,»aber für mich war es ein Spaß wie seit Jahren nicht mehr. Haben Sie das Gesicht von dem Typ gesehen, gegen den ich geboten habe? Der dachte, er kriegt ihn für tausend. «Er kicherte.»Bei viereinhalb ging ihm ganz schön die Klappe runter, und er hat gemerkt, daß ich immer weiter mache.«

Minty empfahl ihm, die Sache ruhig auszukosten, da er sich so schnell kein Pferd mehr kaufen werde, und Allie brachte mich zur Tür. Draußen standen wir noch eine Weile im Dunkeln, dicht beieinander.

«Das war der erste Tag. Bleiben noch drei«, sagte sie.

«Ohne Pferde«, versprach ich.

«Okay.«

«Und mit weniger Leuten.«

Eine Pause. Dann wieder:»Okay.«

Ich lächelte und gab ihr einen Gutenachtkuß und schob sie ins Haus zurück, ehe meine guten Vorsätze in gute altmodische Lust umschlugen. Nach ihr zu langen war der schnellste Weg, sie zu verlieren.

Sie schlug vor, zu den Florida Keys zu fahren, schwimmen zu gehen und ein Picknick zu machen. Wir fuhren mit dem Impala, einer Kühltasche voll Leckereien im Kofferraum und dem entflammten Wendekreis des Krebses vor uns am Horizont.

Der Highway nach Key West erstreckte sich Meile um

Meile über eine Kette von Dämmen und kleinen Inseln. Palmen, Sanddünen, glitzerndes Wasser und kärgliches Gras. Wenige Häuser. Sonnengebleichte Holzhütten,

Landungsstege, Fischerboote. Weiter Himmel, heiße Sonne, weites Meer. Außerdem Greyhoundbusse auf Rundfahrt und lärmende Familien in Kombiwagen, die Mama mit rosa Lockenwicklern im Haar.

Allie hatte sich von Warren den Weg zu einer winzigen Insel erklären lassen, wo er gern fischte, und als wir dort ankamen, bogen wir vom Highway auf eine staubige Nebenstraße ab, die kaum mehr als ein Feldweg war. Sie endete unvermittelt unter zwei windschiefen Palmen, und ein Trampelpfad führte über Dünen mit büscheligem Gras hinunter zum Meer. Wir nahmen die Picknicktasche mit und kamen unverhofft zu einer sandigen kleinen Mulde, von der aus weder der Wagen noch die Straße zu sehen waren.

«Das da«, Allie wies aufs Meer,»ist der Hawk Channel.«»Kann keine Falken sehen.«»Gibt ja auch keine Köche in der Cook Strait. «Sie zog das weiße Hemdkleid aus, das sie auf der Fahrt getragen hatte, und warf es in den Sand. Darunter trug sie einen hellblau-weißen Bikini und darunter warme, honigfarbene Haut.

Sie trug diese Haut ohne Umstände zum Meer, und ich zog Hemd und Hose aus und folgte ihr. Wir schwammen in dem befreienden halbwarmen Wasser, und es schien Luxus in Vollendung.

«Warum wohnt keiner auf diesen Inseln?«fragte ich.»Die meisten sind zu klein. Kein Süßwasser. Dafür Hurrikans. Hier ist es nicht immer so mild. Glühend heiß im Sommer und schreckliche Stürme.«

Der Wind in den Palmkronen sah aus, als könnte er kein Hälmchen krümmen. Wir planschten im flachen Wasser und gingen den schmalen Strand hinauf, um wieder in die warme kleine Mulde zu kommen, wobei Allie einen pausenlosen Vortrag über Schildkröten, Schwertfische, Frauenfische und Tarpune hielt. Schließlich gewann ich den Eindruck, als ob sie so viel redete, um zu verbergen, daß sie verlegen war.

Ich griff in meine Jackentasche und zog einen 20-Dollar-Schein hervor.

«Für den Bus nach Hause«, sagte ich und hielt ihn ihr hin.

Sie lachte ein wenig unsicher.»Ich habe noch den Zwanziger, den du mir aus England geschickt hast.«

«Hast du ihn bei dir?«

Sie schüttelte lächelnd den Kopf, nahm mir den Schein ab, faltete ihn und steckte ihn in das nasse Oberteil ihres Bikinis.

«Da ist er sicher«, sagte sie sachlich.»Wie wär's mit einem Wodka-Martini?«

Sie hatte Getränke, Eis und köstliches Essen mitgebracht. Die Sonne wanderte zwanzig, dreißig Grad am Himmel entlang, und ich ließ mich faul von ihr bescheinen, während Allie die Teller wegräumte und mit dem Besteck hantierte.

«Allie?«

«Mhm?«

«Warum nicht jetzt?«

Sie hörte mit dem geschäftigen Geklapper auf. Hockte sich auf die Fersen. Strich sich die Haare aus den Augen und sah mir schließlich ins Gesicht.

«Setz dich neben mich«, sagte ich und klopfte ohne Nachdruck mit der Handfläche auf den Sand.

Sie setzte sich. Es schien keinen Panikanfall bei ihr auszulösen.

«Du hast es doch schon gemacht«, sagte ich überredend, als Tatsachenfeststellung.

«Ja, aber…«

«Aber?«

«Es hat mir nicht richtig gefallen.«

«Warum?«

«Ich weiß nicht. Wahrscheinlich mochte ich den Jungen nicht genug.«

«Wieso hast du denn dann mit ihm geschlafen?«

«Das sagst du so einfach. Auf dem College, da mußte man das irgendwie. Es ging fast einen Sommer lang, vor drei Jahren. Seitdem habe ich nicht mehr. Ich hatte nicht direkt Angst davor, aber doch Angst, ich wäre vielleicht… unfair…«Sie brach ab.