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»Nun, wenn das auch deine Ansicht ist, so nehmen wir unsern Weg zunächst zum Fort.«

Man teilte ihm noch den Leichenfund mit. Der Indianer horchte auf, ließ sich die Stelle beschreiben, die kaum drei Meilen entfernt und durch die hinterlassene Spur leicht zu finden war, sagte: »Athoree gehen und sehen,« und entfernte sich augenblicklich. Die andern gingen in die Hütte zurück, wo die vor Glück und Stolz strahlende Sumach ihre Reize wiederholt in einem kleinen Stück Spiegelglas [170] bewunderte. Der Graf erklärte Heinrich den inneren Zusammenhang der Vorgänge, deren schweigender Zeuge er gewesen war.

»Es ist wunderbar genug, dieses Wiederfinden. Auch ich hatte dem finstern braunen Burschen so viel Herzlichkeit nicht zugetraut. Das alte Weib ist aber doch entsetzlich häßlich, Herr Graf.«

»Ja, die Indianerinnen verblühen rasch, Heinrich, es mag wohl das harte Leben, welches diese Frauen führen, Ursache sein, denn der Indianer arbeitet unter keinen Umständen. Alles müssen die Frauen tun. Der Mann kennt nur Jagd und Krieg.«

»Das müßten wir bei uns auch einführen, Herr Graf.«

»Da würden wir bald zu seltsamen Zuständen kommen. Nein, ohne Ackerbau kein Staatengebilde, keine Zivilisation. Die Indianer gehen elend zu Grunde, wenn sie sich nicht entschließen, den Pflug in die Hand zu nehmen.«

Nach einer Stunde kam Athoree zurück.

»Nun?« fragte der Graf.

»Toten Mann sehen, ihn kennen. War am Muskegon, ihn jagen in Big Prairie.«

»Ja, es war einer von den Schurken, die wir verfolgt haben, ich erkannte ihn auch. Aber was denkst du über die Ursache des Todes?«

»Andrer Schurke ihn von hinten schießen, stehlen dann, Taschen leer.«

»Hast du mit deinem untrüglichen Scharfsinn ermitteln können, welcher es gewesen sein mag?«

»Nicht mehr Spur sehen, nicht wissen.«

»In Lansing war, wie ich vermute, der Iltis genannte Mann bei ihm.«

»Dann Iltis ihn erschlagen. Werden rote Hand und Tyron auch hier sein, laufen vor Sheriff fort in dicken Wald.«

»Meinst du? Das wäre eine recht unerfreuliche Nachbarschaft.«

»Erst nach Fort gehen, dann rote Hand suchen! Athoree ihn finden; hier nicht Prai-rie, hier nicht Feuer, er nicht entwischen.«

»Wann meinst du denn, daß wir nach dem Fort aufbrechen sollen?«

»Gleich gehen, morgen dort, wenn Sonne untergeht.«

»Nun wohlan, so wollen wir uns zur Reise rüsten.« Er überlegte einen Augenblick, ob er Johnson mitteilen solle, daß sich nach des Indianers Vermutung Morris, der

Mörder seines Weibes und seiner Kinder, hier in den Wäldern herumtreibe, doch war es fürs erste nur Vermutung und dann fürchtete er die heftige Gemütsbewegung, die diese Nachricht bei Johnson hervorrufen würde, der

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über die Person des Mörders ununterrichtet zu sein schien, da er dessen mit keiner Silbe erwähnt hatte. Er behielt sich vor, ihm gelegentlich Mitteilung zu machen. Jetzt sagte er nur: »Der Indianer meint, wie es auch, nach der Person des Ermordeten zu schließen, wahrscheinlich ist, daß sich dessen Gefährten, drei äußerst gefährliche Banditen, in diesen Wäldern verbergen. Es dürfte Euch dies vorsichtig machen, Johnson.«

»Ich fürchte sie nicht,« sagte dieser ruhig, »ich führe eine sichere Büchse und bin in den Künsten des Waldkrieges geübter als diese Gesellen. Nebenher erfreue ich mich einer Körperkraft, die es mit allen dreien aufnimmt. Doch ehe ich mich nach dem Burschen umschaue, will ich Euch zum Fort führen.«

»O, das ist sehr freundlich von Euch, doch dann bleibt Euer Heim unbeschützt.«

»Es ist fraglich, ob sie es entdecken und dann, was wollen sie hier? Sumach werden sie nichts zu leide tun.«

»Sumach nicht allein hier bleiben, wenn Rothand im Walde, er Mörder,« sagte der Indianer mit Bestimmtheit.

Er wechselte rasch einige indianische Worte mit seiner Mutter und fügte weiter hinzu: »Sumach stark, sie mitgehen, verkaufen Körbe im Fort.«

»Es ist mir recht, wenn die Alte mitgehen will, wir können dann auch gleich unsre Einkäufe machen. Ich kann Euch nicht allein ziehen lassen, denn wenn der Indianer Euch ja auch schließlich hinbringen wird, so kennt er doch den Weg nicht, und das würde Eure Ankunft dort verzögern.«

Der Graf gab Befehl, das Maultier zu beladen. Die alte Frau schickte sich zur Reise in den Wald an, indem sie ihr Kalikokleid mit einem Rocke von weichem gegerbtem Hirschfell vertauschte und die nackten Füße in schöne Mokassins steckte. Einige Provisionen Maiskuchen und Fleisch wurden den Jagdtaschen einverleibt, und schon wollte man aufbrechen, als der Indianer zu Johnson sagte: »Warum du Büchse hier lassen?« - er deutete auf die an der Wand hängende Waffe - »Felle hier lassen? He? Ihm verstecken, Pulver verstecken - alles verstecken. Diebe im Walde.«

»Meinst du? hm. Wenn meine Türe geschlossen ist, soll es wohl schwer werden, ohne Anwendung der Axt hier hereinzukommen, und der hintere Eingang ist nicht leicht zu finden.«

»Du ihm nicht kennen. Er Spitzbube. Wenn nicht hereinkommen und stehlen, er zünden Wigwam an.«

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»Nun, so mag es geschehen, ich habe einen Versteck stets in der Nähe.«

Mit großer Vorsicht trugen er, Athoree und die Alte die Waffe, den Pulver- und Kugelvorrat, die Felle, welche einen ziemlichen Wert repräsentierten, in den Wald zu einer hohlen Eiche, wo alles mit indianischer Kunst und Schlauheit versteckt wurde.

»Ihm nicht finden,« lachte Sumach, »Athoree klug.« Der Indianer verwischte so gut wie möglich die Spuren, welche nach dem Baum zu führten, und dann traten sie ihren Marsch an. Das Bärenfell war in der Hütte zurückgeblieben, dem Maultier aber hatte man Sumachs Körbe aufgeladen.

Johnson ging voran und hieß deren Zug in durch Vorsicht gebotener Weise in den seichten Bach treten, den sie erst nach einer Stunde mit sorgfältiger Beobachtung aller Vorsichtsmaßregeln, um ihre Fährte zu verdecken, an einer steinigen Stelle verließen.

Ihr Wirt kannte den Weg genau und führte sie sicher, während vor- und seitwärts des Zuges der Indianer fortwährend umherspähte. Von Zeit zu Zeit kam er aber zurück und wechselte einige Worte mit seiner Mutter.

Einmal machten sie während des Marsches, auf welchem ihnen nichts Ungewöhnliches auffiel, Halt, um zu rasten, und setzten dann schweigend ihren Weg bis zur hereinbrechenden Dunkelheit fort. In einem Tannendickicht bezogen sie das Lager. Feuer wurde nicht angezündet, doch war die Luft milde und der Aufenthalt im Freien angenehm.

Ermüdet von den Anstrengungen des Tages hüllten sich die Männer in ihre wollenen Decken und streckten sich am Boden aus.

Für seine Mutter hatte der Indianer sorgfältig eine Ruhestätte ausgesucht.

Bald verkündeten die gleichmäßigen tiefen Atemzüge, daß der Schlaf sich auf die Augen niedergesenkt hatte.

Im lauen Abendwinde rauschten leise die Zweige über ihren Häuptern und flüsterten sich die Geheimnisse des Urwaldes zu, der die Schlafenden in seinen Schatten einhüllte.

Tiefes Schweigen herrschte rings umher, nur selten unterbrochen durch das ferne Geheul eines streifenden Wolfes.

Still und feierlich senkte sich dunkle Nacht auf die endlosen Wälder hernieder.

Zehntes Kapitel.

Ein würdiges Kleeblatt.

Einige Meilen von dem Shanty Johnsons lagen an einem Feuer Morris und Tyron. Schweigend und finster blickten die beiden Verbrecher vor sich hin.

An der Glut röstete ein Stück Fleisch; vermittelst des Soldatengewehres, welches Morris immer noch führte, hatte er ein Opossum erlegt und zwischen den Burschen lag eine halbgefüllte Flasche mit Rum, der sie von Zeit zu Zeit abwechselnd zusprachen.

Nach einer Weile begann Morris: »Diese roten Schurken! Was nun, Bill?«

»Denke, wechseln hinüber nach Kanada.«