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»So? denkst du? Schöner Gedanke, aber wie hinkommen? Hast du Geld, Mann?«

Tyron verneinte.

»Nun, ich auch nicht, zwei schäbige Greenbacks ausgenommen. Ohne Geld an die Küste zu gehen, ohne Waffen, denn diese verwünschte Flinte Uncle Sams kann ich doch dorthin nicht mitnehmen, das hieße dem Henker in die Arme laufen. Was diese roten Hunde nur vorhaben mögen? Der Herr Peschewa, mein geschworener Freund, war nicht zu sprechen, und dieser Lump, dieser Kitate, sagte mir ganz trocken, ich solle die Reservation der Ottawas verlassen, es sei Befehl der Regierung, uns auszuweisen, sonst müsse er mich an die nächste Garnison abliefern. Begegnet mir der Schleicher einmal zur rechten Zeit, will ich ein Loch in sein rotes Fell machen, durch welches seine Seele bequem entwischen kann.«

»Wenn wir nur wenigstens unsre Büchsen hätten,« knurrte Tyron, »ich komm' mir vor wie ein zahnloser Hund, welcher ausgeschickt ist, einen Fuchs abzuwürgen.«

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»Ja, dieser schäbige Staatenleutnant, verdammt sei seine Seele! Würde ihm gerne eins aufbrennen, wenn man sich nur in diesem Zustande in die Nähe der Forts wagen dürfte.«

Nachdem er eine Zeitlang geschwiegen und einen Schluck genommen, fuhr er fort: »Daß meine teuren Freunde, die Ottawas, mir in solcher Lage eine Büchse verweigern konnten, als Darlehen nur, denn ich würde mir schon bald eine andre verschafft haben, hätte ich nimmer geglaubt. Fertigen ihren alten Gastfreund und Bruder mit einer Flasche Rum und etwas Hirschfleisch ab. Können in den Wäldern verhungern. Ein Glück noch, daß sie uns Pulver gegeben haben, sonst wären wir ganz fertig.« Er nahm wieder einen Schluck aus der Flasche, drehte den Spieß, an welchem das Opossum schmorte, und sagte, während Tyron stumpfsinnig vor sich hin stierte und an einem Grashalme kaute: »Die Roten haben etwas vor, glaube mir. Diese verrückte Ratsversammlung, ich verstehe nur nichts von ihrem Kauderwelsch, hatte en[t]schieden eine wichtige Bedeutung. Mir wollte es vorkommen, wir saßen ja auch zu weit davon entfernt, um über die Vorgänge klar zu werden, als ob der Peschewa sich mit den andern überworfen und den kürzeren dabei gezogen hätte. Wenn der Kerl übrigens, sei es auch nur auf seine eigene Rechnung, einen Zug in die Ansiedlungen vor sich hat, ich bin dabei. Bin ganz in der Stimmung, Pulver knallen zu hören. Begreife übrigens gar nicht, wenn so etwas in der Luft schwebt, daß er sich dann nicht zweier solcher Büchsen versichert, wie wir sie führen. Ist mir alles ein Rätsel.«

»Wird wohl nichts übrig bleiben, Morris, als uns zu den Ansiedlungen zu schleichen, um uns wenigstens Waffen zu verschaffen.«

»Ja, und laufen dem Sheriff in die Hände. Weißt sehr gut, wie die Hinterwäldler auf einer Spur einherlaufen.«

»Bleibt nichts andres zu tun, müssen Büchsen, Decken und andres haben und wollen dann sehen, über den Mackinaw zu kommen.«

»Haben die Kerls das ganze Land gegen uns aufgebracht, wollte, wäre in Ohio geblieben.«

»Kalkuliere, war dir dort ein wenig zu heiß geworden,« lachte Tyron in roher Weise.

»Ist ein Fakt, waren mir dicht auf den Fersen, habe Unglück, Bill, kaum in Michigan, muß der Konstabel hinter mir her sein. Wollen alle gar zu gern ein Wörtchen mit John Morris reden, sollen aber noch warten, zu meinem Stricke ist der Hanf noch nicht gewachsen.«

Der Braten, mit welchem sich Morris beschäftigte, schien endlich genügend gar zu sein, und beide zogen ihre Messer und sprachen

[175] dem Fleische zu, trotz ihrer gegenwärtigen Situation mit bestem Appetit.

Endlich steckte Morris gesättigt das Messer ein.

»Wo sich Burton und der Iltis nur herumtreiben mögen? Wollte, die Bursche wären hier, ist ein erfinderischer Kopf, der Burton, und wohl geeignet, Gloves zu tragen, ist ein Gentleman.«

»Sind wir auch.«

»Kalkuliere, sind's, aber doch nicht so recht; für die Bälle und Assembleen in den Städten, Tyron, mußt's gestehen, ist der Burton mehr geeignet. Ist aufgewachsen dort, war ein Advokat oder so etwas. Schade, daß wir ihn nicht hier haben.«

»Wird ihm der Sheriff den Weg hierher verlegt haben.«

»Muß gen Süden gegangen sein, wäre sonst schon hier, war die Abrede, uns bei Peschewa zu treffen.«

»Oder ist dem Henker in die Arme gelaufen. Zwar ist Burton im Walde nicht gerade schlau, um so mehr in den Ansiedlungen; aber es kommt doch die Stunde, wo auch der Klügste eine Dummheit macht.«

»Wollen's möglichst lange verhindern.«

»Kalkuliere, wollen's. Nun mache einmal einen gescheiten Plan.«

»Bleibt nichts übrig, Morris, wenden uns nach Norden nach Traverse-River, wird schon irgend jemand eine Büchse übrig haben, wird sie uns geben, wenn vielleicht auch nicht ganz freiwillig.«

»Irgendwo einbrechen? Gut. Aber wenn wir dann eine ganze Meute auf den Fersen haben.«

»Sind wir seit gestern im Walde? Wäre es das erste Mal, daß wir ganz Michigan ein Schnippchen schlügen?«

»Und wenn wir das ausgeführt, glücklich ausgeführt haben, - ich weiß nicht, ich habe einen Abscheu vor den Ansiedlungen - und was dann?«

»Dann gehen wir nach der nördlichen Halbinsel oder nach Kanada, bis wir hier wieder etwas in Vergessenheit gekommen sind.«

»Daß auch der Streich mit Jones Pferden da am Muskegon mißglücken mußte, hatte ihn der Iltis so hübsch eingefädelt. Der Rappe war unter Brüdern tausend Dollar wert. O, verwünscht!«

»Nimm's kaltblütig, gibt noch mehr Pferde im alten Mich.«

»Das Schlimmste ist, daß man sich mit diesem alten Soldatenschießeisen nirgends sehen lassen kann, und ohne Waffe sich zu zeigen, ist noch verdächtiger. O Bill, in einer so schlechten Lage bin ich noch nicht gewesen.« [176]

»Kalkuliere, ist das Richtige, gehen nach Norden.«

»Begegnet mir einer dieser roten Hunde, und der hat eine Büchse, so knalle ich ihn ohne weiteres nieder, um das Gewehr zu erlangen.«

»Halte dafür, tust's nicht; nützt nichts, auch noch die Ottawas zu Feinden zu haben.«

»Elendes Gesindel!«

Morris stand auf, wickelte den Rest des Bratens in Blätter und steckte ihn in seinen Jagdranzen.

»Komm, Bill, wollen weiter wandern, ist vergeblich zu philosophieren. Wird ein günstiges Geschick mir hoffentlich einen in den Weg führen, den ich ins Jenseits abfertigen kann.«

Tyron erhob sich ebenfalls und beide schickten sich an, zu gehen.

»Segne meine Seele,« fuhr Morris empor, »daß mir das jetzt erst einfällt.«

»Nun?«

»Wohnte hier in der Nähe, damals als ich bei den Ottawas war, ein alter Kerl, muß achtzig oder so etwas alt sein, in seinem Shanty. Ja, wenn ich den Lauf des Baches von der Mündung an berechne, kann es nur einige Meilen weit sein. Komm, Bill, wollen den Alten besuchen, soll uns eine Büchse leihen, hat vielleicht sonst noch etwas, was wir brauchen können. Hoffentlich haust der Bursche noch hier. Denke, wir sind gerettet, Bill.« Und rascher schritten sie jetzt durch den Wald, bis sie das Ufer des Baches erreichten, an welchem in der Tat Johnsons Hütte lag.

Morris überlegte einen Augenblick, ob er sich stromauf oder stromab wenden müsse, als Tyron ihn auf eine Fußspur aufmerksam machte, welche neben dem Wasser herlief.

Beide untersuchten sie eifrig.

»War kein Indianer, Bill, ist ein Fakt.«

»Ist die Spur frisch, kann nicht viele Stunden her sein, daß der Mann hier gegangen ist.«

»War vielleicht der Alte von dem Shanty.«

»Denke nein. Ist der Alte ein großer Kerl, ist der Fuß hier für ihn zu klein. Komm, Bill, wollen wir dem Manne nachgehen, hat sicher eine Büchse bei sich, wollen ihn freundlich darum angehen.«

Tyron nickte.

Morris sah nach seinem Gewehre und beide folgten dann rasch der deutlich eingeprägten Spur, welche sich fortwährend am Ufer des Baches hielt. [177]

Endlich führte sie ins Wasser hinein, ohne daß sie am andern Ufer weiter bemerkbar gewesen wäre.