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Still wie alles ringsum lag auch das Fort da, selbst die beiden Schildwachen auf den Wällen standen bewegungslos, gebannt von der einfachen, erhabenen Schönheit des erwachenden Tages, und sahen, auf ihre Flinten gelehnt, schweigend über den See hinüber.

Erst nach und nach, sowie die Sonne höher stieg, wurde es dort lebendig, die das Ufer bewohnenden Wasservögel tauchten auf und suchten die erste Nahrung, hoch oben kreiste ein mächtiger Fischadler, mit scharfen Augen nach Beute ausspähend, und aus dem Walde her tönte dann und wann der helle Ruf der Spottdrossel oder das Pfeifen eines Eichhörnchens.

Im Fort selbst herrschte Schweigen, wie überall ringsum, alles schien dort noch in tiefem Schlafe zu liegen, selbst aus dem Raume, wo die zur Wache kommandierten Mannschaften weilten, drang kein Laut hervor.

Es war ein Bild solch stillen, sonnigen Friedens, welches sich [185] an diesem Morgen dem Auge bot, daß es auch ein verhärtetes Herz zur Andacht zwingen konnte.

Ein leichter Wind erhob sich, kräuselte die sonnbeglänzte Fläche des Sees und ließ den Wald ringsum im Blättergeflüster rauschen.

Langsam gingen die Wachen auf den Wällen wieder auf und ab.

Geraume Zeit verstrich, während die Sonne höher und höher stieg, ehe sich Bewegung innerhalb des Forts zeigte.

Endlich regte sich's auf der Wache. Mannschaften traten daraus hervor, ordneten sich unter Befehl eines Sergeanten und lösten unter den üblichen Formalitäten die Schildwachen ab.

Jetzt ward es auch in dem langhingestreckten Blockhause, welches als Kaserne diente, lebendig; Soldaten kamen mit Eimern und gingen zum Brunnen, um Wasser zu holen. Bald rauchte auch der Schornstein ihrer Küche, man war augenscheinlich dabei, das Frühstück zu bereiten.

In dem Häuschen, wo der narbige Sergeant Wood wohnte, rührten sich bereits fleißige Hände, denn auch dessen Schornstein zeigte, daß die Sergeantin bereits am Herde tätig war.

Fenster wurden geöffnet und man erblickte Leute, Uniformstücke reinigend, Waffen putzend oder die Schlafsäle in Ordnung bringend.

Immer mehr und mehr entwickelte sich das gewöhnliche Tagestreiben.

Um sechs Uhr trat der Hornist aus der Wachtstube und blies zum Antreten.

In kurzer Zeit stand die ganze Besatzung des Forts, die Wachen ausgenommen, in Reih' und Glied.

Aus dem Hause, welches für die Offiziere errichtet war, ein einstöckiges Gebäude von zierlicherer Form als die andern Baulichkeiten, traten Leutnant Sounders und etwas später Kapitän Davis hervor. Die Sergeanten hatten die Mannschaften verlesen und meldeten jetzt dem Befehlshaber, daß niemand fehle.

Die Soldaten traten nach gehaltenem Appell wieder ab und der Kapitän gab den Unterbefehlshabern seine Tagesbefehle aus.

»Sergeant Harrison, Sie nehmen sechs Mann vom zweiten Zug zum Holzfällen. Schafft noch ein paar Ladungen Brennholz herbei, mein Nachfolger soll alles in bester Ordnung finden.«

»Leutnant Sounders, Sie nehmen sich zwölf Mann vom ersten Zuge mit dem Sergeanten Mulders und machen einen Marsch den See entlang bis zum Blackcreek, dem Obersten entgegen. Den letzten Nachrichten zufolge kann er zwar frühestens morgen hier sein, aber [186] ich kenne Schuyler, er liebt es, zu überraschen, und es ist gar nicht ausgeschlossen, daß er der Kolonne vorauseilt. Sollte er Ihnen begegnen, schicken Sie mir den flinksten Burschen, den Sie haben, hierher zur Meldung. Lassen Sie die Leute Proviant und Munition fassen. Die übrigen Mannschaften werden zum Scheuern kommandiert, damit der Oberst alles in sauberstem Zustande vorfinde. Abtreten!« Die Sergeanten entfernten sich, und zum Leutnant sagte der Befehlshaber: »Nun lassen Sie uns frühstücken. Sounders, es ist zeitig genug, wenn Sie um acht Uhr ausrücken.«

Die Offiziere ließen sich neben dem kleinen Kommandantenhause nieder, in dessen Schatten die Sergeantin mit Hilfe einer Ordonnanz einen Frühstückstisch hergerichtet hatte. Davis und sein Leutnant sprachen herzhaft dem nach amerikanischer Sitte reichlichen Frühmahle zu.

Seit der an Peschewa und seinen roten Gefährten vollstreckten Exekution waren fast vier Wochen vergangen.

Als der gallige Zorn des Kapitäns sich gelegt hatte, sah er wohl ein, daß er nicht nur seine Befugnisse weit überschritten, sondern einen Akt roher Gewalt begangen hatte. Er schämte sich dessen innerlich aufrichtig, und war auch nicht ohne Besorgnis, daß ihm die über das Haupt der Ottawas, welches von der Regierung als solches anerkannt war, verhängte Strafe, da ja auch nicht der Schatten eines Beweises gegen ihn vorlag, an dem Diebstahl der Kühe beteiligt zu sein, erhebliche Unannehmlichkeiten bereiten könnte, wenn sie im Kriegsdepartement bekannt wurde. Er hatte sich von seinem heißen Kreolenblut hinreißen lassen, jene Tat zu begehen, die, bei der Verachtung des Südstaatenmannes gegen alles, was farbig ist, ihm im ersten Augenblick keineswegs unstatthaft erschienen war.

Denn fünfundzwanzig wohlgezählte Peitschenhiebe auf den Rücken dieses roten Gesindels bedeuteten an und für sich nicht viel, und hielten andre sicher ab, sich wiederum dem Fort in diebischer Absicht zu nähern.

Als er aber mit ruhigem Blute den Vorgang betrachtete, sah er nicht nur ein, daß er unrecht getan, sondern auch bei der bekannten Rachsucht der Eingeborenen einen Ausbruch indianischen Zornes gewärtigen könne, den veranlaßt zu haben, eine schwer[e] Verantwortung auf seine Schultern lud.

Seine Besorgnisse wurden durch die offen geäußerten Ansichten seines Leutnants und des alten Sergeanten, welche beide die Indianer besser kannten als er, keineswegs zerstreut.

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Mr. Sounders hatte ihm gesagt, daß er nach dieser Beschimpfung ihres ersten Häuptlings durchaus nicht verwundert sein werde, wenn binnen acht Tagen fünfhundert heulende Wilde das Fort angriffen, um blutige Rache zu nehmen. Der Sergeant hatte ihn ernstlich gewarnt, die Wälle des Forts zu verlassen, da er fest überzeugt sei, daß seit dem Tage der Exekution mehr als eine indianische Büchse auf ihn lauere, daß es unmöglich sei, ihn gegen solch meuchlerische Kugel zu schützen und höchst wahrscheinlich, daß der Mörder sogar entkommen werde, da ihn in diesen Wäldern zu verfolgen für reguläre Soldaten unmöglich sei.

Nicht die seinem Leben drohende Gefahr, denn Kapitän Davis war ein mutiger Mann, aber die, wie er jetzt einsah, nicht fern liegende Möglichkeit, einen Indianerkrieg hervorgerufen zu haben, hatte sehr ernstliche Besorgnisse bei ihm geweckt, die er nicht immer seiner Umgebung zu verbergen vermochte.

Sounders hatte wiederholt mit den geschicktesten seiner Leute die Wälder abgesucht, ohne irgend etwas Verdächtiges zu finden. Auch der Pottawatomie, der die Wunde, welche er bei der Verfolgung von Morris und Tyron durch zu hitziges Vorgehen und Unterschätzung seiner Gegner sich zugezogen, im Fort heilte, hatte mit indianischem Spürsinn, als er hergestellt war, den Wald weit und breit durchforscht, doch mit demselben Resultate wie der Leutnant.

Kapitän Davis zeigte sich mit der ihm eigenen Verwegenheit an der Spitze von Mannschaften oder auch allein außerhalb des Forts, und war sogar sonder Begleitung auf die Jagd gegangen, ohne daß ihm ein Unfall zugestoßen wäre.

Als so etwa vierzehn Tage vergangen, und die von Sounders und dem Sergeanten befürchteten Folgen nicht eingetreten waren, legten sich seine Besorgnisse. Sie schwanden fast ganz, als um diese Zeit ein Häuptling der Ottawas im Fort eintraf, und im Auftrage Kitates die Mitteilung machte, daß Peschewa die Häuptlingswürde niedergelegt habe und Kitate von der großen Ratsversammlung seines Volkes zum ersten Häuptling desselben gewählt sei. Kitate ließ gleichzeitig um Mitteilung des Häuptlingswechsels nach Fort Dunkan[Duncan] und Washington bitten und anfragen, ob der Befehlshaber des Forts Jackson seinen Besuch annehmen wolle.

Davis ließ ihm erwidern, daß er im Fort sehr willkommen sein werde.