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»Mich überkommt bei unsrer Art und Weise durch den Wald zu ziehen ein Gefühl, als ob wir uns auf dem Kriegspfade befänden.«

Johnson sah ihn an und sagte nach einer Weile: »Sie sind unsern Wäldern und den Gefahren, welche sie bergen, fremd, Herr, und könnten doch leicht sehr richtig fühlen. Mich selbst hat Unruhe befallen, als wir den Leichnam fanden und damit festgestellt war, daß weiße Mörder sich im Walde befinden. Doch können diese unmöglich so zahlreich sein, um uns Schaden zuzufügen. Indes ist Wachsamkeit vonnöten.«

»Aber Sie hegen Besorgnisse, Johnson?«

»Ich muß gestehen, ich halte alle Vorsicht für geboten. Ich selbst habe von den Indianern nichts zu befürchten, aber Ihretwegen beunruhigt mich diese außergewöhnliche Bewegung unter den Roten, denn es ist nicht die Jahreszeit, wo sie ihre große Medizin machen.«

»Was heißt das?«

»Auf den Ruf ihres Medizinhäuptlings, ihres ersten Propheten und Wahrsagers, kommen die Indianer im Herbst zusammen, und dann werden ihre abergläubischen und geheimnisvollen Zeremonien ausgeführt, die Zukunft des Stammes und der Einzelnen vermittelst aller möglichen albernen Zauberkünste befragt, der Medizintanz getanzt und große Schmausereien gehalten. Aber das geschieht, wenn die Blätter fallen, nicht jetzt.«

»Und worauf gründen Sie die Befürchtungen, die Sie augenscheinlich hegen?«

»Es ist ganz klar, daß die Indianer irgend etwas vorhaben, was, vermag ich um so weniger zu ergründen, als ich gar keine Verbindung mit ihnen habe. Mehr aber noch beunruhigt mich das Verhalten unsrer roten Freunde. Ich verstehe mich auf die indianische [209]

Natur und kenne Sumach seit drei Jahren. Ihr Athoree würde nicht gleich einem Schweißhunde uns unaufhörlich umkreisen, wenn er nicht für uns fürchtete, und wenn Sie Sumach beobachten wollen, so werden Sie bemerken, wie ihre Augen unaufhörlich spähend umherwandern mit einer Unruhe, die ich noch nicht an ihr bemerkt habe. Diese Leute wittern die Gefahr gleich wachsamen Hunden. Es schwebt etwas Unheildrohendes in der Luft, das sagt mir das Gebaren der beiden Indianer, wie man nach dem der Vögel und Tiere auf ein herannahendes Gewitter schließen kann.«

»Nun, wenn das der Fall ist, so wünsche ich nur, daß sie uns bald in greifbarer Gestalt entgegentritt, denn das Gefühl, aus jedem dichten Busche hervor könnte plötzlich eine Büchse krachen, ist kein sehr angenehmes.«

»Sie dürfen sich auf die Wachsamkeit des Indianers, auf die Sumachs, welche trotz ihres Alters noch die Augen eines Falken hat, und auf mich, der ich mich auf den Wald und auch ein wenig auf indianische Teufeleien verstehe, verlassen, ganz unvorbereitet wird uns keine Gefahr finden. Es ist die Möglichkeit denkbar, daß die Roten unter sich in Streit geraten sind, und da könnten wir natürlich leicht zwischen zwei Feuer kommen. Ich werde sehr befriedigt sein, wenn wir die Wälle des Forts hinter uns haben.«

Der Graf gesellte sich zu Heinrich und teilte ihm den wesentlichen Inhalt seines Gesprächs mit Johnson mit.

»Ich habe schon längere Zeit das Gefühl, Herr Graf, als ob wir uns zwischen Franktireurs befänden und lasse nichts außer acht. Wir haben in Frankreich solche Kriegszüge, wo hinter jedem Baume einer von diesen Spitzbuben lauern konnte, kennen gelernt. Ich bin auf der Hut.«

Sumach ließ einen leichten Ausruf vernehmen, worauf Johnson sofort stillstand, ein Beispiel, dem die andern folgten, auch Michael.

»Was gibt's, Sumach?«

»Athoree muß sehen,« sagte die Alte und deutete auf die Erde.

Sie ließ einen leisen, aber sehr durchdringenden Pfiff vernehmen, wie ihn das Eichhorn oftmals hören läßt, der sofort von vornher erwidert wurde. Johnson trat näher und richtete seine Augen auf den Boden: »Das ist die Spur eines Weißen, Sumach, die wir da kreuzen.«

»Weißer Mann, ja. Athoree sehen.«

Eilig schritt dieser schon heran. Seine Mutter unterrichtete ihn von der Entdeckung. Er beugte sich nieder, betrachtete die Spur, welche Edgar und Heinrich nur undeutlich erkannten und über welche [210] sie achtlos hinweggegangen sein würden, selbst wenn sie mit dem Vorsatz ausgezogen wären, sie zu suchen. Der Indianer richtete sich auf und sagte lakonisch, auf die Spur deutend: »Iltis!«

»Iltis? Und dort Burton ermordet? So wirst du wohl recht haben, daß dieser seinen Gefährten meuchlerisch überfallen hat.«

»Er allein, nicht gefährlich. Müssen weiter gehen.«

Er schritt wieder davon und der Zug setzte sich von neuem in Bewegung.

»Diese Spitzbuben vom Muskegon scheinen sich hier ein Stelldichein gegeben zu haben, Heinrich,« sagte Edgar zu diesem. »Die andern Herren werden nicht weit sein.«

»Nun,« entgegnete der Jäger, »begegne ich einem derselben, so will ich ihn die Angst, welche ich bei dem Prairiebrande ausgestanden habe, büßen lassen.«

»Unrecht geschieht ja allem Vernehmen nach keinem von diesen Gesellen, wenn eine Kugel ihn niederstreckt, indessen ist es doch besser, mir gehen ihnen aus dem Wege, wir haben andre Dinge zu tun. Ich muß gestehen, ich habe mir diesen Zug zu den Ottawas leichter vorgestellt, die Leute am Muskegon und der freundliche Mister Baring hatten doch recht, als sie mir einige Gefahr in Aussicht stellten, ob ich gleich keine Ahnung habe, woher sie kommen soll. Welch ein Glück, daß wir Johnson gefunden haben, der in diesen Wäldern zu Hause ist.«

»Es ist ein wildes Land, Herr Graf, und wilde Menschen bewohnen es, rote und weiße. Ich habe mich mehr als einmal mit Wilddieben herumgeschossen, aber das ist doch kein Vergleich gegen ein Feuergefecht in diesen Wäldern. Kommt aber meine Zündnadel in Tätigkeit, so sollen sie auch erfahren, was eine preußische Jägerbüchse leistet.«

»Du hast doch noch Patronen genug?«

»Zwanzig habe ich bei mir und zweihundertfünfzig trägt das Maultier, damit muß ich auskommen.«

Sie schritten schweigend weiter. Dann blieb der Graf etwas zurück, um dem guten Michael, der unfreiwillig schweigend und sich gelegentlich mit dem Maultier veruneinigend einherzog, einige freundliche Worte zu sagen. Mit behaglichem Grinsen nahte sich ihm der Sohn Erins.

»Nun, Michael, wie geht es mit dem Tiere?«

»Es ist eine störrische Bestie, Ew. Gnaden, und ich wollte, ich dürfte ein wenig fluchen, dann sollte es schon besser gehen. Nichts erleichtert die Seele mehr, als ein kräftiges Wort, Ew. Gnaden dürfen mir glauben.« [211]

»Nun, zu Zeiten,« lächelte der Graf, »mag das ja sein. Aber wir dürfen kein Geräusch verursachen; Vorsicht ist geboten, Michael.«

»Aber warum denn nur, Ew. Gnaden? Wir sind doch ganz friedliche Leute und bringen den braunen Menschen Geschenke; wer will uns denn was anhaben?«

»Ich weiß nicht, ob uns eine wirkliche Gefahr bedroht, Michael, obgleich Johnson und dein Freund Athoree nicht ganz ruhig zu sein scheinen. Gleichviel. Tritt etwas Störendes ein, so laß augenblicklich das Maultier laufen und komm zu uns oder wirf dich zu Boden. Es ist bedauerlich, daß du keine Büchse führst.«

»Ach, Ew. Gnaden meinen, weil so ein paar Schufte etwa auf uns schießen könnten? Meiner Mutter Sohn fürchtet sich nicht, vor niemand, auch wenn er kein solch Schießeisen hat, und wenn sie herankommen, so wird mein Shilallah[Shillalah] mit sechsen fertig, darauf können sich Ew. Gnaden verlassen.«

»Das glaube ich dir, Michael, nach der Probe, welche du mit der Bärin abgelegt hast. Hätte ich übrigens gewußt, welche Gefahren uns hier bedrohen könnten, so würde ich dich, der du der Waffen und des Waldes unkundig bist, denselben nicht ausgesetzt haben.«

Michael mißverstand ihn und sagte ganz treuherzig: »Ich werde Ew. Gnaden nicht verlassen und wenn hundert Stück von solchen Strolchen kommen, das tut Michael O'Donnel nicht. Und ich werde, wenn's not tut, für Ew. Gnaden fechten, wie nur der beste Bursche aus Leitrim fechten kann.«