Выбрать главу

»Nun, es ist recht, mein braver Michael, wir müssen jetzt schon zusammenhalten und uns gegebenen Falles unsrer Haut wehren.«

»Darauf dürfen Ew. Gnaden rechnen,« und der kräftige Paddy schwang seinen schweren Stock, »meiner Mutter Sohn stellt seinen Mann. Nur daß man gar nicht reden darf, ist sehr unangenehm.«

»Es darf nicht sein, Michael.« Auch diese Unterredung wurde in leisem Tone geführt. »Hoffentlich sind wir noch vor Nacht im Fort, da wirst du wohl Gelegenheit finden, deinem irischen Herzen Luft zu machen.«

Der Graf ging wieder an die Spitze des Zuges, als Athoree zurückkehrte und Johnson anredete. Er deutete nach der Seite hin, nach welcher ihr Weg führte, und sagte: »Dort Fluß, tief, wie hinüber kommen?«

»Liegt dort kein Baum quer über das Wasser?« fragte Johnson erstaunt.

»Nicht Baum dort.« [212]

»Sollte ich den Weg verfehlt haben?« Er sah sich aufmerksam um. »Es kann nicht sein,« sagte er dann, »einige Hundert Schritt oberhalb oder unterhalb unsrer Marschlinie muß ein Baum das Wasser überbrücken, ich habe ihn selbst im verflossenen Jahre gefällt.«

»Komm und sieh.«

Beide gingen rasch voran und die andern folgten ihnen in gleichem Schritte. In wenigen Minuten hatten sie das Ufer eines kleinen Flusses erreicht, der, ohne starke Strömung zu haben, ziemlich tief zu sein schien und wohl dreißig Schritt breit sein mochte.

Johnson prüfte die Gegend und sagte dann, stromab deutend, mit Bestimmtheit: »Dort lag der Baum, nicht hundert Schritt von hier.«

»Ihn Frühjahrswasser wegschwemmen? He?«

»Nein, ich bin noch vor drei Monaten hier gewesen, und habe auf ihm den Fluß überschritten, das kann nicht sein.«

Sie gingen das Flußufer hinab.

»Hier lag der Baum,« und Johnson deutete auf eine Stelle, einige Schritte vor sich, wo deutlich der tiefe Eindruck zu bemerken war, den der schwere Stamm des Baumes im Erdreich hinterlassen hatte.

»Was bedeutet das?« sagte Johnson besorgt.

Athoree war einige Schritte vorausgegangen und stieß einen leisen Ruf jäher Ue-berraschung aus. Augenblicklich stand Johnson ihm zur Seite. Beide starrten ernst zu Boden. Auch der Graf und Heinrich kamen heran. Des Indianers Augen funkelten und durchforschten mit den Blicken eines Raubtieres das gegenüberliegende Ufer.

»Was gibt's?« fragte leise Graf Edgar.

Johnson deutete auf tief in dem weichen Boden ausgetretene Spuren, ähnlich denen, welche im Schnee zurückbleiben, wenn zwei hintereinander gehen, und der Folgende sorgfältig in die Fußstapfen des Vorangehenden tritt.

»Was ist es?«

»Die Ottawas sind auf dem Kriegspfade, Herr,« sagte Johnson mit tiefem Ernste.

»Woraus schließen Sie das?«

»Weil sie in indianischer Ordnung marschiert sind, das heißt einer in die Spur des andern tretend. Wenn sie in friedlicher Absicht durch die Wälder ziehen, tun sie das nicht. Gerechter Gott, die Roten auf dem Kriegspfade? das bedeutet Unheil für mancher Mutter Sohn.«

Der Graf betrachtete die tiefe Spur, nicht ohne Besorgnisse aufsteigen zu fühlen, und übertrug Heinrich dann die Worte Johnsons.

Athoree hatte den Boden ringsum durchforscht.

[213]

»Was meinst du, Wyandot?«

»Ottawa Streitaxt ausgraben.«

»Aber wem kann es gelten? An das Fort werden sie sich unmöglich trauen, das ist wohl bewacht, und wollten sie in die Ansiedlungen fallen, waren sie nicht dieses Weges gekommen. Das ist mir ein Rätsel. Wieviel glaubst du, daß es waren, Indianer?«

»Fünfzig, sechzig Krieger, vielleicht mehr.«

»Eine solche Schar wird das stark befestigte Fort nicht anzugreifen wagen, welches zwanzig Mann lange verteidigen können. Haben die Ottawas den Baum ins Wasser gestürzt?«

»Er so tun, du hier sehen,« und er zeigte, wie die Füße derer, welche den Baum umwälzten, sich in den Boden gegraben hatten. Ein Versuch, die Spuren zu verwischen, war nicht gemacht worden.

»Aber warum?«

»Andre nicht sollen folgen auf Baum.«

»Das verstehe wer kann.«

»Lassen Sie uns hinter die Büsche treten, hier könnten uns Späheraugen treffen.«

Sie begaben sich in das nahe Unterholz, wo sich auch Michael mit seinem Maultier einfand.

»Da sind wir in eine Lage geraten, Herr Graf, die nicht vorauszusehen war, sonst hätte ich Sie nimmer hierhergeführt.«

»Wenn überhaupt eine Gefahr für uns besteht, Mister Johnson,« entgegnete der Graf ruhig, »so wäre sie dort, von wo wir kommen, gewiß nicht geringer gewesen als hier, und ich freue mich jetzt doppelt, daß wir Ihres Beistandes in einer Situation, welche verwickelt zu werden droht, nicht entbehren. Ohne Athoree und Sie wäre ich ratlos in diesen Wäldern.«

»Was können die Ottawas planen? Streit mit den Pottawatomies? Deren Dörfer liegen weitab.«

Athoree hatte sich ruhig neben seine Mutter auf einen umgefallenen Baumstamm gesetzt.

»Was meint der Wyandothäuptling?« wandte sich Johnson ernst an den Indianer, ihm zum erstenmal diese Bezeichnung gebend, welche der Sohn Sumachs durch die ernste, würdevolle Haltung, welche er, seit er den Kriegspfad gesehen, angenommen hatte, herausforderte. »Er Häuptling, du recht, Athoree Häuptling der Wyandots,« entgegnete mit gelassener Höflichkeit der Indianer, der so ruhig dasaß, als ob keine Gefahr irgend einer Art vorhanden sei. »Er denken so: Ottawa auf Kriegspfad, da nicht Zweifel. Fort angreifen, nicht

[214] genug Krieger hier,« er wies auf die Spur, »vielleicht an ander Stelle mehr Krieger über Fluß gehen. Hier nicht mehr kommen, sonst nicht Baum in Wasser werfen.«

»Für wie alt hältst du die Spur. Sind sie heute vorübergezogen?«

»Nicht heute, gestern. Tau auf Spur gefallen, Ottawa weit von hier.«

»Aber wohin rätst du, daß wir uns jetzt wenden?«

»Athoree fremd hier. Ansiedlungen weit, Ottawa nah. Wenn auf Kriegspfad gegen weißen Mann, er Spur von weißem Manne folgen, nicht verbergen können, schießen tot, nehmen Skalp.«

»Verwünschte Geschichte mit den Skalpen das,« sagte Michael, der wie alle mit gespannter Aufmerksamkeit zuhörte.

»Fort, wie weit?«

»Am Abend können wir dort sein.«

»Ottawa nicht Fort angreifen bei Tag, zu wenig Krieger, nicht bei Nacht, roter Krieger nur bei Nacht fechten, wenn müssen, sonst, wenn sterben, er in glückliche Jagdgründe auch in ewiger Nacht bleiben. Möglich, daß lauern um Fort, bis Soldat herauskommt, das möglich. Wenn Ottawa Beil ausgraben gegen weißen Mann, hier Gefahr, dort Gefahr, drüben bei Fort nicht größer als hier. Gehen hin, und wenn dunkel, schleichen leise in Fort.«

»Das scheint mir auch das einzig Richtige, Häuptling; ich sehe, du bist ein kluger und entschlossener Mann. In der Tat, Herr Graf, es bleibt unter diesen Umständen nichts übrig, als auf jedes Fährnis hin zu versuchen, ins Fort zu gelangen. Vielleicht beunruhigen wir uns ja ohne Not, aber ich pflichte dem Indianer vollkommen bei.«

»Nun, wenn zwei solche erfahrene Männer dieser Meinung sind, so schließe ich mich derselben natürlich an. Ich verlasse mich durchaus auf Ihre Führung und werde Sie mit Heinrich nach Kräften in allem unterstützen, was Sie für unsre Sicherheit nötig halten anzuordnen. Sind wir gezwungen, zu kämpfen, nun, Heinrich und ich sind hinreichend an Gewehrfeuer und Kanonendonner gewöhnt, wir werden nicht ungefährliche Gegner sein.

»Dann also nach dem Fort,« sagte Johnson entschlossen, »es bleibt nichts andres übrig. Aber jetzt der Uebergang über den Fluß hier? Ich fürchte, wir dürfen nicht wagen, einen Baum zu fällen, um uns einen Uebergang zu bereiten.«

»Axt weithin hören,« sagte Athoree, »nicht gut.«

»Es ist freilich etwas oberhalb eine Furt, aber sie ist schwer zu passieren, besonders für das Maultier, das Wasser ist tief.« [215]