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Die beiden Indianer standen auf dem Wall und sahen ruhig mit zu, wie die andern arbeiteten, ohne auch nur im entferntesten Miene zu machen, ihnen beizustehen, es wäre indianischer Krieger unwürdig gewesen, solche Dienste zu leisten.

Da die Männer diesen Hochmut der Indianer kannten, den selbst das Beispiel des Obersten nicht zu brechen vermochte, und jede Aufforderung, zuzugreifen, zurückgewiesen worden wäre, ließ man sie gewähren. Auch war es nötig, daß fortwährend Ausguck auf den Wällen gehalten wurde, um vor jeder Ueberraschung sicher zu sein.

Mitten in der regsten Arbeit erschien Miß Frances unten und sah erstaunt den Vorbereitungen zu,

»Staune nur, mein Kind, aber wir müssen uns nach allen Regeln der Kunst auf die innere Verteidigungslinie beschränken, und so bauen wir eine Citadelle, da wir die ausgedehnten Außenwerke wegen Mangel an Mannschaft nicht besetzen können.«

»So glaubst du, Vater, daß wir angegriffen werden?« fragte sie, und ihre Stimme bebte.

»Nun, unmöglich wäre es nicht, jedenfalls müssen wir darauf vorbereitet sein. Du mußt wieder umziehen zu Frau Wood, wir müssen diese Nacht alle im Hause des Sergeanten schlafen.«

Frances ließ sich auf einen Stuhl nieder und sah mit gefalteten Händen den Arbeiten zu.

Es war mit solcher Kraft und Energie gearbeitet worden, daß bald nichts mehr zu tun war, und das Haus schien jetzt gegen einen Angriff so gesichert zu sein, als die gegebenen Mittel nur erlaubten.

Da bemerkte der Oberst die Spritze des Forts, eine ziemlich große Handspritze, und ordnete an, daß sie ins Haus gebracht werde. Diese und einige Tonnen wurden dann vermittelst eines Schlauches, den man zum Brunnen führte, mit Wasser gefüllt, was bei der Riesenkraft Johnsons und der Stärke und dem guten Willen Michaels bald geschehen war.

Der Tag, der eine solche Fülle von Arbeit und Aufregung gebracht hatte, nahte sich seinem Ende und alle waren erschöpft. Die Sonne stand bereits tief im Westen.

Die ermüdeten Männer ließen sich nieder, und die Sergeantin, welche eifrig mitgeholfen hatte, brachte Erfrischungen, wie sie ihre Küche bot.

Während sie aßen, ließ Graf Edgar die Bemerkung fallen: »Trefflich wäre es, wenn wir einige Leuchtkugeln hätten, um von Zeit zu Zeit das Terrain zu erhellen.« [272]

»O, gut,« sagte der Oberst, »daß Sie mich daran erinnern, es müssen ja welche vorhanden sein.«

Er begab sich sofort nach dem Magazin, wo auch das Begehrte gefunden ward.

Frances befand sich schon bei der Sergeantin, und beide Frauen bereiteten sich eben ihre Schlafstätte.

Dann wurde Sounders von allem unterrichtet und vorsichtig zum Sergeantenhaus getragen.

Heinrich verschloß, einem Wunsche des Obersten gemäß, das Offiziershaus von innen, verriegelte Tür und Fenster und ließ sich dann an einem Tau vom Fenster herunter. Die Pferde waren bald, nachdem die flüchtige Kavalkade im Fort eingetroffen war, in dem vorhandenen Stalle untergebracht worden.

So waren, als der erste Stern am Himmel stand, alle Vorbereitungen getroffen, welche Einsicht und Erfahrung den Männern eingaben, welche hier für ihr Leben fechten sollten, um die Verteidigung zu einer wirksamen zu machen.

»Nun mögen sie kommen,« sagte der Oberst, »wir sind bereit, sie zu empfangen.«

Er begab sich ins Haus und schrieb bei der Lampe Schein rasch einige Zeilen an den Kommandanten von Fort Jefferson, schleunigen Entsatz erheischend, versiegelte ihn mit seinem Petschaft und händigte ihn dem Pottawatomie ein.

Diesem wurde noch eingeschärft, sich vorerst nach den Truppen umzusehen, was ihn kaum von seinem Wege abbrachte, und dann mit aller Schnelligkeit nach Fort Jefferson zu eilen.

»Der Pottawatomie soll außer seinem Botenlohne die schönste Büchse haben, welche in Traverse City zu kaufen ist, wenn er zeigt, daß er die Beine des Hirsches hat.«

Der Indianer lächelte: »Der Hirsch wird nicht schneller sein als ich.«

»Gut. Der Pottawatomie ist als Läufer berühmt an der Grenze.«

Die Nacht sank herab, der Oberst und Edgar begaben sich auf den Wall, wo sie Athoree und seine Mutter fanden, welche leise miteinander flüsterten.

»Bringe deine Mutter ins Haus, Athoree,« rief ihm Edgar zu.

»Sumach wird gehen,« entgegnete der Indianer und führte dann die alte Frau hin.

Nicht ohne Erstaunen bemerkte dann der Offizier, daß die Feinde die Ufer des Sees entlang verschiedene große Feuer angezündet hatten, welche ihren Schein weit über das Wasser warfen. [273]

»Wie recht Ihr Indianer hatte, Graf; sie vermuten zunächst, daß wir den See zur Flucht wählen würden, und sie versuchen, durch ihre Feuer uns daran zu verhindern.«

Endlich war die Nacht vollständig hereingebrochen. Der Himmel hatte sich mit Wolken umzogen und ein scharfer Wind rauschte in den Bäumen und warf im See die Wellen empor.

Jetzt war es Zeit, den Pottawatomie zu entlassen. Athoree erklärte sich bereit, ihn zu begleiten, um nach den Feinden auszuspähen.

Dies war sehr erwünscht. Johnson wurde ausersehen, am Tor auf des Indianers Rückkehr zu warten und ihn einzulassen, auch beschloß man, dem jungen Ottawa nicht eher zu gestatten, sich zu entfernen, bis Athoree zurück sei. Der junge Mensch war, als das Offiziershaus geräumt wurde, im Stall eingeschlossen worden.

»Gehen Sie mit dem Indianer ans Tor, Johnson, ich will eine Leuchtkugel steigen lassen, die Augen der Lauscher sind dann geblendet, und um so eher können die Indianer unbemerkt das Fort verlassen.«

Der Oberst traf die nötigen Vorbereitungen, um die Leuchtkugeln zu werfen, und Edgar rief Heinrich an: »Komm, wir wollen uns in Anschlag legen, und für den Fall Feinde im Felde sind, sie niederknallen.«

»Recht, Herr Graf, Nachtgefecht.«

Sie steckten ihre Büchsen durch die Schießscharten und warteten auf das Licht.

»Jetzt!« rief der Oberst, und strahlend und das Terrain weithin erleuchtend, erhob sich die glänzende Kugel.

Zwei Indianer, deutlich erkennbar, standen hoch aufgerichtet in einer Entfernung von nicht viel mehr als hundert Schritt im Felde.

Die Büchsen der beiden deutschen Krieger entluden sich, und Nacht, noch tiefer als vorher, umgab sie wieder.

Geräuschlos öffnete sich das Tor und die beiden Indianer schlüpften hinaus.

»Meinen Mann hatte ich sicher, Herr Graf, der wird, wie ich glaube, genug haben.«

»Desto besser, ein Mörder weniger.«

Sie gingen zu Johnson, und alle drei lauschten angestrengt auf des Wyandots Wiederkehr.

Der Oberst hatte sich zu seiner Tochter begeben. Er saß im oberen Zimmer neben ihr und hatte den Arm um sie geschlungen.

»Du siehst ernste Gefahr für uns voraus, Vater, sage mir die Wahrheit, ich kann sie ertragen.« [274]

»Gefahr ist gewiß vorhanden, Kind, wer könnte es leugnen, aber wir dürfen hoffen, ihr zu begegnen, und eine Soldatentochter, die Tochter Horace Schuylers, muß nicht zittern, wenn etwa Büchsen knallen oder das Geheul der Wilden ertönt.«