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»Ja, sie sollen kommen,« sagte der Mann aus Leitrim mit einer Miene, in der Entsetzen mit trotzigem Grimm gepaart waren.

Er verließ den höchst belustigten Konstabel sehr ernst und nachdenklich.

Kapitän Percy war ins Haus gegangen, und Blackwater schritt mit Edgar auf und ab.

»Von dem Zwecke Ihrer Reise in die Wälder zu den Ottawas hatte mir schon Schuy-ler Mitteilung gemacht und Sie mir warm empfohlen, Herr Graf. Daß die jüngsten Vorfälle Ihre Nachforschungen mindestens ungemein erschweren, ist zweifellos. Indessen haben wir den Herrn Kitate in der Gewalt und bei dem wollen wir doch den Hebel einmal ansetzen. Ich habe so wie so eine Unterredung mit ihm in Aussicht genommen und da wollen wir Ihre Angelegenheit gleich mit zur Sprache bringen. Ich bitte Sie, derselben beizuwohnen.«

Der vorübergehenden Sergeantin rief der Kapitän zu: »Wie befinden sich unsre Kranken, Mistreß Wood?«

»Gut genug, Herr, Mister Sounders ist sichtlich auf dem Wege der Besserung und der Sergeant schon wieder bei Besinnung, aber noch sehr schwach.«

»Freut mich, das zu hören, freut mich. Und Miß Schuyler?«

»Sie hat geschlafen und scheint ruhiger.«

»Bitte, fragen Sie, ob ich sie sprechen kann.«

»Sehr wohl, Sir.«

»Es bleibt mir gar nichts andres übrig, als mit dem Kitate eine Art Kompromiß zu schließen, vielleicht finde ich den Herrn dazu geneigt.«

Die Sergeantin kam zurück.

»Miß Schuyler wird herunterkommen, Herr Kapitän.«

»Schön. - Wenn ich das arme Mädchen nur erst wieder unter der Obhut seiner Verwandten wüßte, aber ehe die Wälder nicht gesichert sind, kann ich nicht daran denken, sie nach der Küste zu senden.«

Frances erschien in der Tür und Blackwater ging auf sie zu.

Sie sah sehr bleich aus, doch sprachen ihre Züge von ernster, ruhiger Ergebung. [328]

»Mein liebes Kind,« sagte der rauhe Soldat mit väterlich herzlichem Ton, »ich freue mich, Sie gefaßt zu sehen.«

»Ich habe Trost im Gebet gesucht und gefunden.«

»Ich wußte es ja, die Tochter meines tapferen Obersten konnte nicht ohne einen Zug seines Heldenmutes sein. Ich habe mich bei Ihnen melden lassen, Miß Frances, um mich von Ihrem Befinden zu überzeugen und gleichzeitig nach Ihren Wünschen zu fragen. Kann ich etwas tun, um Ihre Lage behaglicher zu gestalten?«

»Nichts, Kapitän, Mistreß Wood tut für mich, was sie kann. Ich wünsche nur, diesen Ort des Schreckens zu verlassen.«

»Sobald es möglich, sollen Sie nach der Küste geleitet werden, einstweilen kann ich nicht wagen, Sie den Gefahren der Wälder auszusetzen. Darf ich fragen, mein Kind, was Sie für Ihre Zukunft beschlossen haben? Ich kann als Ihr väterlicher Freund Ihr Vertrauen beanspruchen, Miß Frances.«

»Gewiß, teuerster Sir. Ich denke, mich zunächst nach Lansing zu Freunden unsres Hauses zu begeben und dort erst werde ich weiteres beschließen. - Mein lieber Herr Graf,« sie reichte dem sich nahenden jungen Mann die Hand.

Er drückte die ihre schweigend.

Das bleiche, selbst in ihrem tiefen Kummer so schöne Mädchen machte einen tieferen Eindruck auf ihn als je zuvor.

Diesen Schmerz mit tröstenden Worten zu lindern, machte er keinen Versuch, sein Auge sprach beredter, als es Worte konnten, die innigste Teilnahme aus.

»Sie sind in Ausführung der heiligen Aufgabe, welche Sie sich gestellt haben, Herr Graf, jetzt gehindert.«

»Ich werde dennoch das Aeußerste versuchen, sie zu lösen.«

»Sie sind standhaft.«

»Das bin ich. >Treu bis zum Tode,< ist der Wahlspruch unsrer Familie.«

Blackwater entfernte sich einen Augenblick, und Frances und Edgar blieben allein.

»Wenn gemeinschaftlich bestandene Gefahren das Recht dazu verleihen, so darf auch ich wohl auf die Ehre Anspruch machen, mich Miß Schuylers Freund zu nennen?«

Sie reichte ihm stumm die Hand.

»Dankbar wäre ich, wenn Miß Frances von meinen Diensten Gebrauch machen und über das, was ich kann und vermag, befehlen wollte.« [330]

»Ich bedarf nichts, Herr Graf. Kapitän Blackwater läßt mich zur Küste geleiten, und bei Myers will ich in der Liebe und Teilnahme teurer Menschen Schutz und Trost suchen.« »Ich führe nicht unerhebliche Geldmittel mit mir, und ich würde es als ein Zeichen mich hoch ehrenden Vertrauens betrachten, wenn Miß Schuyler darüber verfügen wollte.«

»Ich würde das ohne weiteres dankbar annehmen, wenn ich dessen bedürfte, indessen bin ich im Besitze einer genügenden Summe, um die Reise zu bestreiten, und mehr bedarf ich nicht. Ich danke, Herr Graf.«

»Können Sie, Miß Frances, gelegentlich die Dienste eines ebenso bescheidenen als ergebenen Mannes brauchen, so werde ich stolz sein, wenn Sie solche in Anspruch nehmen.«

»Freunde, Herr Graf, wahre Freunde sind so selten im Leben, daß ich undankbar gegen das Geschick wäre, wenn ich zurückweisen wollte, was Sie mir großherzig anbieten.«

»Ich danke, Miß Frances. Sie werden Zuflucht in Ihrer Familie suchen?«

»Ich glaube nicht. Zwar habe ich entfernte Verwandte, doch hatten wir nur geringe Verbindung mit ihnen, ich stehe fast allein im Leben, seit -« sie drückte ihm hastig die Hand und ging rasch, ins Haus hinein.

Edgar sah ihr nach.

»Armes, teures Mädchen!«

»Kommen Sie, Graf,« rief ihm Blackwater, welcher zurückkam, zu, »ich habe nach den Indianern gesandt, wir wollen jetzt unser Palaver mit Kitate halten.«

Er nahm Edgars Arm und führte ihn in sein im Erdgeschoß des Kommandantenhauses liegendes, recht geräumiges Zimmer.

Ein Sergeant brachte nach kurzer Frist Kitate und seine Gefährten, welchen Black-water schon am verflossenen Abend die Fesseln hatte abnehmen lassen.

Blackwater, welcher heute einen ganz andern Ton anschlug, forderte sie höflich auf, sich zu setzen, worauf die roten Männer zwanglos auf Stühlen Platz nahmen.

Der Kapitän machte der indianischen Etikette die Konzession, erst einige Minuten in Schweigen vergehen zu lassen, ehe er die Unterhandlung eröffnete.

Die Indianer zeigten weder Neugierde, noch Erstaunen und saßen ernst und würdevoll da. [331]

Nachdem Blackwater der üblichen Höflichkeit seinen roten Gästen gegenüber genügend Rechnung getragen zu haben glaubte, begann er, sich der indianischen bilderreichen Redeweise bedienend: »Der Häuptling der Ottawas möge weit seine Ohren öffnen, denn ich spreche einmal so zu ihm wie heute und nicht wieder. Ich habe nur eine Zunge, Kitate, und ich will hoffen, daß auch die deinige nicht gespalten ist.«

»Kitate hat nur eine Zunge. Möge der Häuptling des Forts sprechen, Kitates Ohr ist offen.«

»Ich muß wissen, Indianer, ob wir draußen in den Wäldern Krieg oder Frieden mit euch haben.«

»Kitate kam hierher, um dir zu sagen, daß nicht er, nicht die Ottawas verantwortlich sind für die Taten derer, die sich von ihnen losgesagt haben.«

»Nun, die Frage, wie weit du und die Deinen mit schuldig an den hier verübten grausigen Taten sind, wollen wir jetzt nicht erörtern, dies wird ja wohl die Untersuchung an den Tag bringen, und ich fürchte, der Galgen wird noch mehr zu tun bekommen. Jetzt will ich wissen, deutlich von dir wissen, ob deine Leute draußen unsre Freunde sind, oder ob wir Feindseligkeiten zu gewärtigen haben?«

»Peschewa hielt Frieden mit den Weißen, solange er Häuptling der Ottawas war, Kitate wird Frieden halten.«

»Schön. Und gehorchen dir deine Krieger, wenn du ihnen befiehlst, die Streitaxt zu begraben?«

»Alle Ottawas gehorchen Kitate. Er ihnen schon sagen durch seine jungen Männer, Frieden halten. Alle so tun. Nicht Stammlosen sagen, er nicht gehorchen, er nicht Ottawa.«

»Wenn du die Wahrheit redest, so hätten wir es also nur mit dem Auswurf zu tun, welcher sich da draußen herumtreibt.«