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»Es kann nur eine Weise geben! Du hast das Vertrauen der Familie missbraucht; die alten Traditionen von Pflicht und Verantwortung. Du bist aus dem Herrenhaus weggelaufen. Weg von mir.«

»Ich wäre Stück für Stück gestorben, wenn ich geblieben wäre, Alex. Das weißt du.«

»Du hättest fortbleiben sollen! Für dich ist hier kein Platz mehr! Niemand in der Familie will dich hier haben. Niemand! Und jetzt schaff dich gefälligst aus meiner Waffenkammer, bevor ich dich von den Sicherheitsleuten rauswerfen lasse!«

»Ach, Alex; es tut gut zu sehen, dass Rang und Ansehen dich nicht reifer gemacht haben! Wie klappt's mit der Arbeit hier? In letzter Zeit noch ein paar weißen Mäusen die Köpfe abgebissen?«

»Es war nur die eine! Und es war ein völlig vernünftiges wissenschaftliches Experiment!«

»Aber sicher doch, Liebling. Trotzdem hast du wie ein kleines Mädchen geweint, als ich dir anschließend die ganzen Tollwutspritzen geben musste.«

Ich konnte nicht behaupten, dass es mich sonderlich überraschte zu erfahren, dass Alexandra zum neuen Waffenschmied ausgebildet wurde. Sie war schon immer ehrgeizig gewesen, nicht zu vergessen zielgerichtet auf eine fast verwerfliche Art und von dem Verlangen besessen, sich hervorzutun. Alexandra gehörte zum harten Kern der Familie, total dem guten Kampf verschrieben, ohne die geringste Zeit für Leute wie mich, die auf der Überholspur lebten.

»Ich bin hier, um mir ein paar neue Waffen für meine Mission abzuholen«, fuhr ich fort und setzte mein bestes Lasst-uns-alle-ruhig-und-vernünftig-sein-Gesicht auf. »Ich habe einen Zettel von der Matriarchin.«

Alexandra musterte mich mit einer Miene, die deutlich machte, das sie mir kein Wort glaubte, und streckte die Hand nach dem Schrieb aus. Ich gab ihn ihr, und demonstrativ prüfte sie das Papier sehr gründlich, Zeile für Zeile, auf der Suche nach einem Unterabschnitt, den sie verwenden konnte, um mich abzuweisen. Ich schenkte ihr mein zuversichtlichstes und vorteilhaftestes Lächeln, woraufhin ihr Stirnrunzeln noch tiefer wurde. Wenn sie nicht aufpasste, würde sie sich bald selbst Kopfschmerzen bereiten. Am Ende blieb ihr nichts anderes übrig, als meinen Zettel zu akzeptieren. Er kam direkt von der Matriarchin, mit deren Siegel und Unterschrift. Widerstrebend setzte Alexandra ihre Initialen in die dafür vorgesehene Leerzeile und streckte mir dann das Papier ungnädig wieder hin.

»Es scheint alles seine Richtigkeit zu haben«, knurrte sie. »Aber ich will dich nicht einen Moment länger als nötig in meiner Waffenkammer haben, Eddie. Du bist ein Unruhestifter. Du verursachst Zerstrittenheit und du untergräbst die maßgebende Autorität. Du stehst für alles, was ich in der Familie missbillige. Wir hätten dich schon vor Jahren eliminieren sollen. Du bist ein Sicherheitsrisiko, und daran wird sich nie etwas ändern.«

Ich musste lächeln. »Wenn ich bedenke, dass ich dir eine Valentinskarte geschickt habe, als wir beide vierzehn waren!«

Ihr Mund zuckte kurz. »Du warst das also! Ich habe mich das oft gefragt.«

An diesem interessanten Punkt wurden wir durch das Eintreffen eines anderen Frontagenten unterbrochen. Es handelte sich um Matthew Drood, und plötzlich war Alexandras Gesicht ein einziges Lächeln. Matthew war ebenfalls ein Cousin meines Jahrgangs und alles, was ich in den Augen der Familie jemals hätte sein sollen. Er war alles geworden, wovon ich immer geglaubt hatte, dass er es werden würde: sehr elegant, sehr fesch, sehr glatt. Und nicht halb so gut im Außendienst, wie er gern glauben machte. Ich hatte mit ihm an ein paar Fällen in London gearbeitet, und irgendwie erntete er zum Schluss die ganzen Lorbeeren, nachdem ich die ganze wirkliche Arbeit erledigt hatte. Er stellte sich in seinem teuren maßgeschneiderten Anzug lässig vor mich hin, alles, was ein Agent im Außendienst nicht sein sollte: groß, geheimnisumwittert, attraktiv und mühelos charmant, wenn er es wollte. Viel Glück bei dem Versuch, ihn in einer Menschenmenge zu verstecken! (Na gut, Onkel James war all das auch, aber James hatte Stil.)

Matthew arbeitete hauptsächlich in Geschäftskreisen und hielt die Londoner City … wenn auch nicht wirklich für anständig, so doch wenigstens für viel zurückhaltender. Auch neigte er bei den meisten Problemen zu Verbrannte-Erde-Lösungen, in denen so etwas wie unbeteiligte Zuschauer nicht vorkamen. Harter Kern der Familie, klar, weshalb er und Alexandra auch so fabelhaft miteinander auskamen. Irgendwann hörte Matthew lange genug auf, charmant zu ihr zu sein, um mich zu bemerken.

»Ah, Eddie … Super, dich wiederzusehen, altes Haus! Du siehst sehr … städtisch aus. So schnell zurück aus dem Exil? Was ist passiert, alter Junge? Bist du in etwas hineingeraten, womit du nicht zurechtkommst? Du hättest mich rufen sollen; du weißt, dass ich allzeit bereit bin, zuzupacken und die Lage zu retten!«

»Jau«, erwiderte ich. »Das wird vielleicht mal passieren. Tatsächlich hat mich allerdings die Matriarchin hierher zurückgerufen, um mich persönlich mit den Einzelheiten meines neuen Auftrags vertraut zu machen.« Normalerweise ist es nicht meine Art, immer besser sein zu wollen als andere, aber Matthew bringt jedes Mal meine schlechtesten Seiten ans Licht. Sein heiteres Lächeln fing an, ein bisschen gezwungen zu wirken, also spannte ich den Bogen noch ein wenig weiter. »Es überrascht mich, dass du nichts davon gehört hast, Matthew. Ich dachte immer, du seist freigegeben für Besprechungen auf höchster Ebene!«

»Tatsächlich?«, murmelte er. »Eine Geheimmission, sagst du? Erzähl doch mal … Ich brenne darauf zu erfahren, welche Art von oberwichtiger Mission jemanden mit deinen … besonderen Talenten erfordert.«

»Tut mir leid«, sagte ich. »Aber es hat den Anschein, als sei deine Sicherheitsfreigabe doch nicht hoch genug.«

Er versteifte sich merklich und wandte sich abrupt ab, um Alexandra sein charmantestes Lächeln zu schenken. »Lexxy, Schatz, ich komme zu dir in Not. Ich fürchte, ich muss noch einen Wahrheitsfeldgenerator haben! Den letzten habe ich völlig verschlissen, als ich in diesem großen brasilianischen Betrugsfall in der Londoner City hinter belastenden Dokumenten her war …«

»Aber sicher, Matthew. Nur das Beste für das Ass der Familie! Komm mit, und ich werde ihn dir sofort besorgen!«

Sie kehrten mir beide den Rücken zu und schlenderten Arm in Arm davon, während sie unbeschwert miteinander lachten. Der Waffenschmied und ich schauten ihnen nach.

»Was dieses Mädchen braucht«, meinte der Waffenschmied, »ist ein richtig guter -«

Schnell ließ ich meine klapprige tragbare Tür vor ihm auf den Tisch fallen. »Die muss neu aufgeladen werden. Und zwar so schnell wie möglich!«

»Ich weiß, ich weiß; ich habe den Zettel gelesen. Die Matriarchin will, dass du mit dem Besten ausgestattet wirst, was wir haben, und dann auf der Stelle von hier verschwindest. Nichts Ungewöhnliches dieser Tage.« Er rief nach einem seiner Internierten, der kam und die tragbare Tür mit sich nahm, wobei er sie wie eine tote Maus auf Armeslänge von sich hielt. Der Waffenschmied sprang auf und starrte mich durchdringend an. »Du kommst mit mir, Eddie! Und ich werde dir ein paar Dinge zeigen, die dich gerade dann am Leben halten könnten, wenn alle anderen deinen Tod wollen.«

Er führte mich zu einem anderen Versuchstisch hinüber, scheuchte ein halbes Dutzend Internierte fort und ergriff eine große, silberne Faustfeuerwaffe. Er wog sie nachdenklich in der Hand, bevor er sie mir reichte. Sie war so schwer, dass ich überrascht eine Braue hochzog, und er lächelte stolz.

»Dies ist ein Repetiercolt. Ihm gehen nie die Kugeln aus, und er zielt selbst. Du brauchst ihn nur in die richtige allgemeine Richtung zu halten, und der Revolver kümmert sich um den Rest. Selbst du solltest das schaffen können, Eddie.«

»Wie sieht's mit dem Rückstoß aus?«, wollte ich wissen, nur um mäkelig zu sein.

»Da ich bei seiner Anfertigung Leute wie dich im Sinn gehabt habe, kein nennenswerter. Versuch, ihn nicht zu lange auf einmal zu benutzen, oder die Bindezauber werden sich überhitzen und die Ersatzkugeln könnten den Revolver nicht finden.«