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»Wieso ist er so schwer?«

Er grinste fies. »Damit, falls dir doch einmal die Kugeln ausgehen, du die Arschlöcher damit zu Tode knüppeln kannst.«

Er warf mir ein Schulterhalfter zu, und ich mühte mich hinein, während er mich an einen anderen Tisch führte. Ich hasse Schulterhalfter. Wie Frauen mit Büstenhaltern zurechtkommen, wird mir ewig ein Rätsel bleiben. Es gelang mir, das Halfter mehr oder weniger an den richtigen Platz zu bugsieren, ehe der Waffenschmied so weit war, mir seine nächste Kreation zu zeigen. Sie sah verdammt stark nach einer gewöhnlichen Armbanduhr aus.

»Sieht verdammt stark nach einer gewöhnlichen Armbanduhr aus«, stellte ich fest.

»Nun, du würdest ja wohl auch keine wollen, die schreit: Schaut mich an! Ich gehöre einem Frontagenten!, oder? Dies ist eine Umkehruhr. Sieht aus und funktioniert wie normal, bis auf diesen Knopf hier. Nicht berühren, es sei denn, du hast vor, ihn zu benutzen! Wenn du ihn fest herunterdrückst, wird die Uhr die Zeit umkehren und die letzten dreißig Sekunden deines Lebens zurückspulen. Das verschafft dir eine zweite Chance, deine schwerwiegenderen Fehler ungeschehen zu machen. Aber sei gewarnt: Jeder Versuch, mit der Zeit herumzuspielen, ist gefährlich! Benutze die Umkehrfunktion nicht zu oft; sie könnte die Aufmerksamkeit gewisser Wesen auf sich ziehen, die Zeitrisse sehr ernst nehmen!«

Behutsam nahm ich die Uhr entgegen. »Wie funktioniert sie?«

»Du würdest es auch dann nicht verstehen, wenn ich es dir erklärte, also zieh sie einfach an und achte auf das hier!«

Ich legte die Uhr an, steckte meine alte Rolex in meine Jackentasche und schaute auf den Kompass, den der Waffenschmied hielt. Er sah ziemlich stark nach einem gewöhnlichen Kompass aus. Der Waffenschmied blickte zu mir hoch, aber ich lächelte nur höflich. Ich hasse es, berechenbar zu sein.

»Dieser Kompass wird dir den besten Ausweg aus jeder Situation zeigen, ganz gleich wie sehr du dich darin verstrickt hast. Er ist so programmiert, dass er den nächsten realisierbaren Ausgang erfasst und dich dorthin bringt. Folge einfach nur der Richtung, in die die Nadel zeigt. Die Matriarchin hat ausdrücklich etwas Einfaches in dieser Art verlangt, und der hier ist so einfach, dass ein Hund ihn benutzen könnte. Du musst ihn nur von starken magnetischen Kräften fernhalten, sonst kommt er durcheinander. Wenn er anfängt hängen zu bleiben, schmierst du das Räderwerk mit ein bisschen Butter ein. Nur beste Butter selbstverständlich.«

»Oh, selbstverständlich!«

»Nun denn, was habe ich sonst noch für dich? Ich hatte einen echt netten Zeigeknochen von australischen Ureinwohnern, aber jemand hat Kaffee damit umgerührt, und danach war er nicht mehr derselbe. Dann war da noch der Persönlichkeitshervorheber … Sah auf dem Reißbrett wirklich gut aus. Der Gedanke dahinter war, dass man ihn benutzt, um den Teil seiner Persönlichkeit hervorzukehren, der gerade am besten geeignet ist, mit der Situation umzugehen, in der man sich befindet.«

»Darf ich daraus entnehmen, dass etwas schiefging?«

»Der Hervorhebenteil klappte prima. Die verdammten Dinger anschließend abzuschalten war das Problem. Bisher haben wir es mit sechs Fällen von multipler Persönlichkeitsstörung zu tun und mit zwei Fällen von Leuten, die sich weigern, mit sich selbst zu sprechen. Weitere Tests sind ausgesetzt worden. Ah, ja; hiernach hatte ich gesucht!«

Er überreichte mir ein kleines, blau-schwarz lackiertes Kästchen, nicht viel größer als eine Streichholzschachtel, mit einem großen roten Knopf darauf. Ich schüttelte es, um zu schauen, ob es rasselte, und der Waffenschmied zuckte tatsächlich zusammen.

»Bitte tu das nicht! Was du da in der Hand hältst, ist ein Prototyp, den wir noch nicht zu Ende getestet haben, aber die Matriarchin hat gesagt, sie will, dass du mit dem Allerbesten versorgt wirst, was wir anbieten können, also … Dies ist ein Zufallsteleportgenerator. Drück auf den Knopf, und sofort schickt das Kästchen dich irgendwo anders hin. Und weil es jedes Ziel zufällig wählt, ist niemand in der Lage, dich zu verfolgen. Benutze es, um aus Gefängniszellen, Sackgassen, Todesfallen und dergleichen zu entkommen. Es funktioniert einwandfrei, bis auf die Gelegenheiten, wo es nicht funktioniert.«

»Was?«

»Welchen Teil des Wortes zufällig soll ich dir erklären, Eddie? Dieses Kästchen könnte dich überall hinschicken, theoretisch. Es ist vorprogrammiert, dich nicht in etwas Festem zu rematerialisieren, aber davon abgesehen ist alles möglich. Du könntest am Nordpol landen. Oder im Tal des Todes. Oder im Marianengraben -«

»Schon gut, ich hab's verstanden. Ich denke, da werde ich passen.«

Ganz vorsichtig gab ich ihm das Kästchen zurück. Er zuckte die Schulter und legte das Kästchen ganz vorsichtig auf den Tisch. »Mach, was du willst, Junge.«

»Vielleicht würde Matthew es ja gern testen.«

»Jetzt bist du aber gemein!«

Ich grinste und nickte dem Waffenschmied dankend zu. Er blickte mich einen Moment lang an.

»Gib da draußen auf dich acht, Eddie!«, sagte er mit rauer Stimme. »Es ist jetzt viel unheimlicher in der Welt als zu meiner Zeit.«

Der Waffenschmied hatte fünfundzwanzig Jahre als Außendienstagent verbracht. Das machte ihn zu so einem guten Waffenschmied. Er war sich immer darüber im Klaren, dass seine schlauen Erfindungen in der wirklichen Welt funktionieren mussten, nicht nur in den Laboren. Alexandra hingegen war in ihrem ganzen Leben noch nicht draußen an der Front gewesen.

»Keine Sorge«, antwortete ich. »Ich werde vorsichtig sein, Onkel Jack.«

Aber er war schon wieder in die Arbeit an etwas anderem vertieft. Zwei seiner Internierten hatten ihm eine große Holzkiste gebracht, die von einem halben Dutzend verblichener Lederriemen mit schweren schwarzen Eisenschnallen zusammengehalten wurde. Vorsichtig machte er jeden einzelnen davon auf, öffnete den Deckel und wühlte im Füllmaterial herum, bis er einen großen, antiquierten Brustharnisch zutage förderte. Er hielt ihn ins Licht, um ihn prüfend zu betrachten, und ich beugte mich über seine Schulter. Das scharlachrote Metall war hauchdünn und tief eingekerbt mit langen Schriftzeilen in Sanskrit. Der Waffenschmied legte den Kürass behutsam vor sich auf den Tisch und klemmte sich eine Juwelierlupe ins Auge, um ihn genau zu untersuchen. Ich war verwirrt. Wenn dieses Rüstungsteil so alt war, wie es aussah, dann sollte es eigentlich Teil der Familiengeschichte sein und ich es erkennen. Ich hatte jedoch etwas Derartiges noch nie gesehen.

»Was ist das?«, fragte ich und versuchte, nur beiläufig neugierig zu klingen.

Er grunzte, ohne aufzusehen und ohne sich auch nur einen Moment lang täuschen zu lassen. »Dies hier ist Teil einer Moloch-Arbeitsmontur. Nicht unähnlich der Rüstung, die wir tragen, nur auf einer viel höheren Stufe. Das ist die Art von Zeug, die man trägt, wenn man einen Berg mit einer Hand zur Seite schieben will. Und der Grund, weshalb du es noch nie zuvor gesehen hast, ist, dass es Teil des Armageddon-Kodex ist.«

Ich stand nur da und starrte ihn einen Moment lang mit offenem Mund an. »Aber … aber … das sind verbotene Waffen! Die Waffen, deren Gebrauch zu gefährlich ist, außer wenn die Realität selbst bedroht ist!«

»Das weiß ich, Eddie.«

»Was zum Teufel macht dann so was wie das hier außerhalb des Kodex?«

»Befehl der Matriarchin. Sie will, dass sämtliche verbotene Waffen entfernt und untersucht werden, eine nach der anderen, und geprüft wird, ob sie mit maximaler Effizienz arbeiten. Nur für den Fall, dass sie gebraucht werden sollten. Genau genommen hat sie noch keine Tests angeordnet; ich glaube nicht, dass der Rat das dulden würde. Aber wie schlimm muss es stehen, wenn wir zum ersten Mal seit Jahrhunderten den Kodex öffnen?«

Ich beugte mich nah heran, um einen besseren Blick auf den scharlachroten Brustharnisch zu haben. Ich hatte noch nie etwas aus dem Armageddon-Kodex gesehen. Ich glaube nicht, dass es sich bei mehr als einer Hand voll Personen in der Familie anders verhält.