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Die Fliegenden Wundertassen sind gefährlich, weil sie, wie die Familie, Wissenschaft und Zauberei gleichermaßen ernst nehmen. Sie nehmen beide Richtungen des Wissens bereitwillig an, zwei sehr unterschiedliche Doktrinen, und kombinieren sie auf unnatürliche und unerwartete Weisen, um ein Ganzes hervorzubringen, das weit größer als die Summe seiner Teile ist. Wie zum Beispiel die Plasmauntertassen: von Wissenschaft ersonnen, gesteuert von Magie. Sie kamen herangepfiffen, eine nach der anderen, während sich die Zielerfassungscomputer auf meinen Wagen einschossen. Energiestrahlen krachten vor mir in die Straße und explodierten, und ich warf den Hirondel hierhin und dorthin und wich ihnen so gut es ging aus. Grelle Energien prasselten rings um mich und brannten lange, gezackte Adern in die Fahrbahn. Ein ganzer Begrünungsstreifen stand in Flammen, und ich musste den Hirondel über eine breite Spalte springen lassen, die sich vor mir öffnete.

Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte ich mir angesichts so viel überlegener Feuerkraft wahrscheinlich vor Angst in die Hosen gemacht, aber nach allem, was ich bereits durchgemacht hatte, waren die Untertassen eher lästig als sonst was.

Die Straße explodierte, direkt vor mir. Ich peitschte den Hirondel durch die Flammen und den Rauch, aber das linke Vorderrad tauchte in eine Spalte ein, und es riss mir das Lenkrad aus den Händen. Das Auto rotierte mit Übelkeit erregender Geschwindigkeit in Spiralen über die Autobahn, ehe es schließlich schleudernd zum Stehen kam. Ich saß schlaff in meinem Sitz, bis sich in meinem Kopf nicht mehr alles drehte, und klopfte mir im Geiste auf die Schultern, weil ich, obwohl der Wagen ein Klassiker war, Sicherheitsgurte hatte einbauen lassen. Meine Rüstung hatte mich vor der jähen Geschwindigkeitsabnahme und vermutlich auch vor einem echt fiesen Schleudertrauma bewahrt, aber ganz schön schwindlig war mir immer noch. Und mein verletzter Arm fühlte sich schlimmer an denn je. Gott allein wusste, welchen Schaden der Elbenpfeil in meinem Organismus anrichtete.

Ich überprüfte den Wagen. Aus der Motorhaube stieg Rauch auf, was nie ein gutes Zeichen ist, aber es schien noch alles zu funktionieren. Ich überlegte, ob ich den EMP-Generator einsetzen sollte, aber ich war mir ziemlich sicher, dass die Konstrukteure der Wundertassen sie dagegen abgeschirmt hatten. Ich an ihrer Stelle hätte es jedenfalls. Womit nur noch eine Möglichkeit blieb … den Müll auf die altmodische Art rausbringen.

Ich öffnete meinen Sicherheitsgurt, drückte die Tür auf, und halb krabbelte, halb fiel ich aus dem Auto. Ich stemmte mich in eine aufrechte Position, indem ich den Großteil meines Gewichts gegen die Wagentür lehnte, und das schwere Metall zerknitterte unter dem Druck meiner goldenen Finger. Ich zuckte zusammen. Das später auszubeulen würde höllisch viel Arbeit machen. Ich richtete mich auf, groß und gerade, wobei ich die ganze Unterstützung der Rüstung in Anspruch nahm, und ging mit langen Schritten über die Autobahn, den herannahenden Wundertassen entgegen. Die erste hielt im Sinkflug auf mich zu, bis sie fast den Boden streifte, und nahm mich mit ihren Bordwaffen unter Beschuss. Und ich zog meinen Repetiercolt und schoss der Fliegenden Wundertasse in den Kopf. Er hatte sein Luftfahrzeug gegen EMPs, Energiewaffen und magische Attacken geschützt, aber sich einer schlichten Bleikugel gegenüberzusehen, damit hatte er nicht gerechnet. Gelenkt von der unnatürlichen Natur der Waffe, durchschlug die Kugel sämtliche Schilde des Piloten und blies ihm den Kopf weg, bevor er auch nur wusste, wie ihm geschah. Die Untertasse fiel wie ein Stein, schlitterte über die Autobahn, in der sie tiefe Narben hinterließ, und explodierte schließlich in einem Regenbogen sich zerstreuender Energie. Langsam drehte ich mich um, und dann schoss ich jede einzelne Fliegende Wundertasse vom Himmel, eine nach der anderen. Selbst diejenigen, die kehrtmachten und die Flucht ergriffen.

Mit meiner letzten Kugel zielte ich sehr sorgfältig, und der Colt schoss dem Piloten in den Bauch. Seine Untertasse kam schlingernd und taumelnd herunter und machte schließlich nur ein paar Meter von mir entfernt eine Bruchlandung. Die Untertassenform flackerte, erlosch, flackerte wieder auf, wobei die Farben wie ein Ölfilm um ihre Oberfläche herumwirbelten, und dann brach die Form zusammen, weil sie nicht mehr vom Willen des Piloten zusammengehalten wurde. Und alles, was übrig blieb, war ein überraschend gewöhnlich aussehender Mann, der blutüberströmt und um seine Wunde zusammengekrümmt auf dem Seitenstreifen lag.

Ich ging zu ihm hin, packte ihn an der Schulter und warf ihn auf den Rücken herum. Er schrie erbärmlich vor Schmerzen, und dann schrie er noch einmal vor Schreck und Entsetzen, als er die golden gepanzerte Gestalt über sich stehen sah. Ich hatte die Tarnkappenfunktion aufgehoben; ich wollte, dass er mich sah. Die ganze Vorderseite seiner Jacke war mit seinem Blut getränkt. Ich stellte einen gepanzerten Fuß auf seinen Bauch, nur leicht. Ohne zu drücken - vorläufig. Er lag sehr still und blickte aus großen, verängstigten Augen zu mir auf. Wie ein Stück Rotwild, das am Ende der Jagd erlegt worden war.

»Rede!«, forderte ich ihn auf. »Und ich werde dich um Hilfe rufen lassen.«

»Ich kann nicht …«

»Rede! Du musst hier nicht sterben. Du musst nicht langsam und schrecklich sterben …«

»Was wollen Sie wissen?«

Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich bluffte. Ziemlich sicher. Aber der Ruf der Droods reicht weit. Ich drückte meinen Fuß ein bisschen runter, und er brüllte, bis ihm das Blut aus dem Mund spritzte.

»Was zum Teufel denkst du will ich wohl wissen?«, fragte ich ihn.

»Schon gut, schon gut! Jesus, immer mit der Ruhe, Mann! Der Kampf ist vorbei, okay? Schauen Sie, wir wollten nur die Seele Albions, verstehen Sie? Wir bekamen Anweisungen, sämtliche Details, alles, was wir wissen mussten, um Sie ausfindig zu machen, und eine Garantie, dass Ihnen niemand zur Hilfe kommen würde. Die Informationen kamen … von der Drood-Familie. Tun Sie mir nichts! Ich sage die Wahrheit, das schwöre ich! Wir bekamen die Nachricht von jemand hoch oben in der Familie. Ich weiß nicht genau, warum; ich selbst stehe nicht hoch genug in der Organisation, als dass mir derartige Informationen anvertraut würden. Ich bin nur ein Pilot!«

Ich dachte über das Gehörte nach, während der Pilot sehr still unter meinem gepanzerten Fuß lag. Er atmete schwer; der Schweiß tränkte sein farbloses Gesicht. Er hatte zu viel Angst, um zu lügen. Jemand in der Familie wollte meinen Tod, wollte ihn so sehr, dass er bereit war, dafür die Seele Albions selbst zu opfern … Warum? So wichtig war ich doch gar nicht. Ich schaute auf den Piloten herab, um ihn noch weiter auszufragen, aber er war tot. Ich konnte mich nicht dazu bringen, mich deswegen schlecht zu fühlen. Hätte er mich tot gesehen, er hätte keinen weiteren Gedanken daran verschwendet.

Ich ging zurück zum Hirondel. Er war versengt und von Flammen und Rauch geschwärzt, von Kugeln völlig durchlöchert, und von der Motorhaube hatte sich die meiste Farbe verabschiedet … aber im Wesentlichen schien er noch unversehrt. Ganz wie ich eigentlich. Ich beugte mich durch die offene Tür ins Innere und fischte das mit Blei ausgekleidete Behältnis der Seele heraus. So viel Tod und Zerstörung wegen so einem kleinen Ding! Ich öffnete die Schatulle, um nachzusehen, ob alles in Ordnung war, und die Seele war nicht da. In dem roten Plüschsamt lag ein sehr einfaches Zielsuchgerät, das meine Ortung an alle und jeden ausposaunte. Ich nahm es heraus und zerquetschte es in meiner goldenen Faust.

Ich hatte die Seele Albions nie gehabt. Irgendwo hatte jemand einen Austausch vorgenommen. Und der einzige Weg, wie das hatte geschehen können … war mit der Billigung der Matriarchin. Sie hätte sofort gewusst, wenn der Seele etwas zugestoßen wäre. Und wenn sie von dem Zielsuchgerät wusste, wusste sie von allem. Auf einmal ergab alles Sinn. Nur die Matriarchin konnte es arrangiert haben, dass ein so langer Autobahnabschnitt gesperrt wurde, und gleichzeitig dafür sorgen, dass das ganze Durcheinander anschließend beseitigt wurde. Die Matriarchin hatte mich auf ein fruchtloses Unterfangen geschickt, mich hier rausgeschickt, damit ich den Tod fände. Meine eigene Großmutter hatte mich den Wölfen vorgeworfen. Aber wieso? Wieso sollte sie das tun?