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Ich ging zurück zum Hirondel und schob mich unter Schmerzen wieder hinters Lenkrad. Ich mochte alle erdenklichen Schmerzen haben, aber ich war immer noch ein Profi, also ließ ich die Verteidigungssysteme des Wagens eine vollständige Diagnose durchführen, um sicherzugehen, dass sich nicht noch mehr Wanzen oder Aufspürvorrichtungen an Bord befanden - oder irgendwelche anderen bösen und möglicherweise tödlichen Überraschungen. Das Auto murmelte ein bisschen vor sich hin und stellte sich dann eine Unbedenklichkeitsbescheinigung aus. Ich entspannte mich ein wenig und warf den Motor an. Auch nach allem, was er mitgemacht hatte, sprang der Hirondel sofort und ohne Stottern an, bereit, mich überall hinzubringen, wo ich wollte. Es tat gut zu wissen, dass es noch ein paar Dinge in meinem Leben gab, die mich nicht hängen lassen würden.

Ich lenkte den Hirondel über die M4 zurück, weg vom Süden, wieder auf London zu. Heimatlicher Boden. Falls sie wegen mir kamen, wollte ich mich auf vertrautem Gelände bewegen. Ich fuhr an Leichen und Fahrzeugtrümmern vorbei, an lodernden Feuern und schwarzem Rauch und dem ganzen anderen Schaden, den ich angerichtet hatte. Es schien ziemlich viel davon zu geben. Arme Vollidioten, zu sterben für nichts und wieder nichts, für einen Preis, der nie da gewesen war. Und falls es darin Parallelen dazu gab, wie mein Leben sich gestaltet hatte, so versuchte ich, nicht darüber nachzudenken. Der Hirondel kam nur schwer voran, sträubte sich, hohe Geschwindigkeiten zu erreichen, aber ich hatte es ohnehin nicht eilig. Die Fernwahrnehmer der Familie konnten mich nicht sehen oder aufspüren, solange ich den Torques trug. Langsam kristallisierte mein Schock zu Wut und dann zu etwas Kälterem und Entschlossenerem. Ich wollte Antworten. Meine ganze Welt war gerade auf den Kopf gestellt worden, und ich musste wissen, warum! Laut James war ich offiziell für vogelfrei erklärt worden, deshalb würde auch keins der anderen Familienmitglieder draußen in der Welt mit mir reden. Verdammt, die meisten von ihnen würden mich im selben Moment, wo sie mich zu Gesicht bekamen, zu töten versuchen! Droods haben kein Erbarmen mit Verrätern.

Was bedeutete, dass es nur noch eine Möglichkeit gab, um Antworten zu bekommen, um die Wahrheit herauszufinden: zu den Leuten zu gehen, gegen die ich mein Leben lang gekämpft hatte: zu den Bösen.

Ich verließ die M4 an der ersten Auffahrt, an die ich kam. Ich musste mich auf Landstraßen und Nebenwegen verlieren, bevor die Spürhunde der Familie sich an meine Fersen hefteten. Ich hatte die Autobahn noch keine halbe Meile hinter mir gelassen, als ich gezwungen war, langsamer zu machen und an einer Barrikade der Polizei anzuhalten. Es war keine besonders eindrucksvolle Barrikade; nur ein paar Reihen Plastikkegel, unterstützt durch die Gegenwart zweier uniformierter Beamter und eines Streifenwagens. Eine lange Schlange stehender Fahrzeuge wartete auf der Gegenspur, und eine kleine Schar ungeduldiger Fahrer hatte sich auf der anderen Seite der Kegel versammelt und schalt abwechselnd die Polizisten lauthals aus. Sie schauten sich alle um, als ich mich mit dem Hirondel näherte, und sie schienen alle ziemlich überrascht zu sein, mich zu sehen. Ich hielt den Wagen in respektvoller Entfernung an, und die Polizeibeamten kamen herüber, um mit mir zu reden. Ich glaube, es war ihnen nicht unrecht, dass ich ihnen mit meiner Anwesenheit eine Entschuldigung lieferte, von den anderen Fahrern wegzukommen. Sie mussten beide zweimal hinschauen, als sie den Zustand meines Autos bemerkten, blieben in respektvoller Entfernung von mir stehen und forderten mich auf, den Motor abzustellen und auszusteigen. Ich lächelte und tat wie geheißen. Sie hatten Antworten, ob sie es wussten oder nicht.

Ich setzte mich auf die Motorhaube des Hirondel und wartete darauf, dass sie zu mir kamen. Sie näherten sich vorsichtig, wobei sie einander auf die Einschusslöcher und die zertrümmerte Windschutzscheibe hinwiesen. Etwas Derartiges auf Verkehrsdienst zu sehen, hatten sie nicht erwartet. Einer fing an, das Kennzeichen von meinem Nummernschild in sein kleines Notizbuch zu schreiben, was immer ihm das auch bringen mochte, während sein Kollege nach vorn kam, um mich zu befragen. Ich schenkte ihm ein nettes, freundliches Lächeln.

»Wieso ist dieser Abschnitt der Autobahn gesperrt?«, fragte ich unschuldig, indem ich meine Frage anbrachte, bevor er mich auffordern konnte, mich auszuweisen, wonach mir absolut nicht der Sinn stand.

»Scheint, als habe es einen Unfall mit Chemieverseuchung gegeben, Sir. Sehr ernste Sache, ist mir gesagt worden. Sind Sie sicher, dass Sie nichts gesehen haben, Sir? Dieser ganze Abschnitt der M4 ist offiziell zur Gefahrenstelle erklärt worden.«

»Nun, ja«, meinte ich und gestattete mir ein erneutes Lächeln. »Stellenweise habe ich es tatsächlich als recht gefährlich empfunden …«

Dem Polizeibeamten gefiel das Lächeln gar nicht. »Ich denke, Sie sollten besser eine Weile hier bei uns bleiben, Sir. Ich bin sicher, meine Vorgesetzten werden Ihnen auf dem Revier ein paar detailliertere Frage stellen wollen. Und die Gefahrgutleute werden sich davon überzeugen wollen, dass Sie nichts Gefährlichem ausgesetzt gewesen sind.« Er hielt inne: Ich war wieder am Lächeln. Er blickte mich frostig an. »Dies ist eine sehr ernste Angelegenheit, Sir. Bitte treten Sie von Ihrem Fahrzeug weg. Ich muss Ihren Ausweis sehen.«

»Nein, müssen Sie nicht«, sagte ich. Ich zog meinen Repetiercolt aus dem Schulterhalfter. Sofort streckte der Polizeibeamte beide Hände in die Luft, die Handflächen nach außen, um zu zeigen, dass sie leer waren. Sein Kollege stürzte nach vorn, und ich hob den Revolver ein kleines bisschen.

»Bleib, wo du bist, Les, und sei kein Narr!«, sagte der andere Beamte. »Denk an deine Ausbildung!«

»Es könnte eine Nachbildung sein!«, erwiderte Les, blieb aber zurück, nicht ohne mich weiter finster anzublicken.

Ich zielte beiläufig auf den Streifenwagen, und der Colt schoss alle vier Reifen platt. Die kleine Schar der Fahrer bei den Kegeln schrie erschrocken und beunruhigt auf. In England sind die Leute nicht an Feuerwaffen gewöhnt, was ich im Großen und Ganzen gutheiße. Ich bedeutete den beiden Polizeibeamten, die Pylonen von der Straße zu entfernen, und langsam und widerwillig gehorchten sie. Dabei behielt ich sie scharf im Auge und sorgte dafür, dass sie dicht zusammenblieben, sodass ich sie beide mit dem Colt in Schach halten konnte. Ich hatte nicht vor, irgendjemanden zu erschießen, aber das brauchten sie nicht zu wissen. Die Menge der Fahrer fing an, unruhig zu werden. Ich musste los, bevor einer auf den Gedanken kam, den Helden zu spielen und eine Dummheit machte. Unschuldige Zuschauer können einem manchmal ganz schön auf die Eier gehen. Ich wich zurück und schob mich hinter das Lenkrad des Hirondels. Ich brach gerade die erste Regel des Frontagenten: Ich fiel auf. Deshalb im Zweifelsfall die Sache verworren gestalten.

»Richten Sie Ihrer dekadenten Regierung aus, dass die Tasmanische Separatistische Allianz in Bewegung ist!«, verkündete ich bombastisch. »Die Unterdrücker werden gezwungen sein, sich vor unserem erhabenen Dogma zu verneigen! Alle Delfine sollen befreit und kein Pinguin mehr gezwungen werden, Zigaretten zu rauchen!«

Was ihnen Stoff zum Nachdenken geben sollte. Bis sie sich darauf einen Reim gemacht und dann noch mehr Zeit damit vergeudet hätten, eine Terroristengruppe (und ein Nummernschild) aufzuspüren, die in Wirklichkeit gar nicht existierten, sollte mir Zeit im Überfluss bleiben, um unterzutauchen. Den Hirondel würde ich aufgeben müssen. Er war zu sichtbar, zu auffällig geworden. Missmutig brachte ich den Motor auf Touren und brauste an den Polizeibeamten, der Fahrerschar und der langen Schlange wartender Fahrzeuge vorbei. Ich musste nach London, und das schnell. Einige Leute beugten sich aus ihren Autofenstern und versuchten, mich mit ihren Handys zu fotografieren. Ich lächelte ihnen entgegenkommend zu, sicher in dem Wissen, dass mein Torques mich vor sämtlichen Formen der Überwachung, ob wissenschaftlicher oder magischer Natur, verbarg. Wie sonst könnten Agenten im Außendienst wie ich in einer Welt operieren, in der einen ständig jemand beobachtet?