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»Werden die anderen denn nichts dagegen haben, wenn wir ohne sie anfangen?«, wandte ich vorsichtig ein. Ich war mir nicht sicher, was ich hier vorzufinden gedacht hatte, aber Bert gehörte todsicher nicht dazu.

»Aber keineswegs werden sie was dagegen haben! Sie wurden bereits erwartet, mein Herr; wir haben uns alle darauf gefreut, dass Sie hier aufkreuzen! Was wir alles vollbringen könnten mit einem Drood an unserer Seite! Und, um ehrlich zu sein, wir könnten ein bisschen frisches Blut in der Gruppe gebrauchen. Ganz zu schweigen von jemandem mit einem Hang dazu, die Dinge auch wirklich zu erledigen, statt nur herumzusitzen und darüber zu reden. Ich schwöre Ihnen, wir würden mittlerweile diese Welt beherrschen, wenn die Ausschussmitglieder nur dann und wann die Köpfe aus den Ärschen kriegen würden!«

Er steuerte den hinteren Teil der Kirche an, die Hände in den Taschen seines Kittels, die Zigarette immer noch lässig im Mundwinkel. Ich ging ihm hinterher und hatte dabei ein wachsames Auge auf Überraschungsangriffe oder sich verändernde Realitäten, aber alles schien sehr ruhig und friedlich.

»Also«, sagte ich beiläufig, »was ist denn diese wichtige Arbeit, die Sie hier machen, Bert?«

»Wir besiegen den Teufel, Tag für Tag.« Zum ersten Mal klang Bert völlig ernst. »Er ist es nämlich, der diese Welt regiert, nicht Gott. Gott hat schon längst nichts mehr zu sagen. Ich meine, Sie brauchen sich doch bloß mal umzuschauen, um es selbst zu sehen. So war die Welt eigentlich nicht gedacht. Nicht dieses … Durcheinander. Wir sollten eigentlich im Paradies leben. Aber irgendetwas ist vor langer Zeit geschehen, und seit jener Zeit treibt der Teufel seine Spielchen mit der Menschheit, der Scheißkerl. Erzählt uns Lügen, treibt uns zur Verzweiflung, foltert uns jeden Tag mit falschen Hoffnungen, unmöglichen Ambitionen und Chancen, die er uns im letzten Moment wegschnappt. Warum stoßen guten Menschen schlimme Dinge zu? Warum werden schlechte Menschen reich? Weil der Typ, der die Verantwortung hat, sich einen Spaß daraus macht, deshalb! Er macht uns diese Welt zur Hölle, aus lauter Jux und Tollerei. Manche sagen, der dickste Bär, den der Teufel uns jemals aufgebunden hat, war uns glauben zu machen, dass Liebe real ist …«

»Oh!«, sagte ich. Mir fiel nichts ein, was ich sonst hätte sagen können, außer vielleicht: Haben Sie in jüngster Zeit irgendwelche Medikamente abgesetzt?

»Aber Stück für Stück ändern wir die Welt, die der Teufel erschaffen hat«, fuhr Bert vergnügt fort. »Schreiben die Realität neu und machen die Welt zu etwas Schönerem und Gerechterem. Wir stehlen die Welt zurück, Schritt für Schritt, und machen sie zu etwas, das es wert ist, darin zu leben. Wir gehen alle nach Hause - ins Paradies. Deshalb haben die Gründungsmitglieder diesen Ort zu unserem Hauptquartier erkoren: Jahrhunderte angesammelten Glaubens und heiliger Ideale helfen dabei, dass der Teufel nicht merkt, dass wir hier sind.«

»Der Teufel hat also nicht immer die Welt beherrscht?«, fragte ich vorsichtig. »Früher einmal hat Gott das Sagen gehabt?«

»O ja! … Es heißt, der Teufel hat Gott die Kontrolle über die Welt entrissen, nachdem er die Römer überredet hatte, Christus zu kreuzigen. Der Sohn Gottes sollte eigentlich nie sterben! Er war dazu vorgesehen, auf immer bei uns zu bleiben und uns zu lehren, wie man ein anständiges Leben führt. Aber als er tot war, schlich sich der Teufel hinein und stahl die Schöpfung vom Schöpfer. Und seitdem haben wir den Scheißkerl am Hals. Er vermasselt die Leben aller, in seiner ganz privaten Folterkammer, nur so aus Spaß. Hier entlang, mein Herr. Vorsicht, Stufe!«

Bert führte mich hinten aus der Kirche heraus und in einen großen Vorraum, der vollgestopft mit Männern und Frauen war, die um lange Tische herum saßen. Alle trugen leuchtend rote Roben samt Kapuzen. Sie lasen Zeitungen, Illustrierte und Bücher und machten sich sorgfältige Notizen in ihren Laptops. Ein paar sahen auf und nickten Bert zu, bevor sie sich wieder ihrer Arbeit widmeten. Regale säumten alle vier Wände, vollgepackt mit Büchern und gebundenen Magazinen vom Boden bis zur Decke.

»Dies ist der Ort, wo wir die Welt studieren«, erklärte Bert würdevoll. »Durch ihre Medien, ihre Geschichtsbücher und jeden aktuellen Kommentar. Es gibt noch ein anderes Zimmer, wo sie nichts machen als jeden einzelnen Nachrichtensender zu schauen, den ganzen Tag lang. Diese Leute müssen wir regelmäßig auswechseln, sonst fangen sie an, Verschwörungstheorien zu entwickeln, und ehe man sich's versieht, hat man ein Schisma auf dem Hals. Und selbstverständlich wäre da noch unser weitreichendes Netz von Anhängern und Mitläufern, das sich über die ganze Welt erstreckt und uns darüber auf dem Laufenden hält, was wirklich los ist. Wenn Sie wüssten, was Bill Gates als Nächstes vorhat, würden Sie sich vor Angst in die Hosen machen! Wir sind ständig auf der Suche nach jenem kritischen Faktor, jenem Schlüsselmoment, wo das Umstoßen von einem kleinen Dominostein alle anderen umkippt … Kommen Sie, kommen Sie; es gibt noch viel mehr zu sehen!«

Er führte mich über eine lange, hölzerne Wendeltreppe, die besorgniserregend unter unserem Gewicht knarrte, nach unten, bis wir schließlich in einer Steinkammer mit niedriger Decke tief unter der Kirche herauskamen, die voller blubbernder Chemikalienbottiche stand, die fast so hoch wie ich und sehr viel breiter waren. Grellbunte Flüssigkeiten wallten aus den Bottichen und durch scheinbar Meilen von dicken Rockleitungen aus Gummi, die an Wände und Decke geklammert waren. Überall gab es Messgeräte und Ventile und Räder und einige ziemlich primitive Filteranlagen. Ich hatte schon Destillierapparate gesehen, die komplizierter waren. Bert huschte in der Kammer hin und her, fuhrwerkte an den Apparaturen herum, verstellte hier ein Ventil und drehte dort an einem Rad. Er klopfte mit einem Fingerknöchel auf einen Druckmesser, rümpfte die Nase über die Anzeige und drehte sich dann um, um mir stolz zuzulächeln.

»Es ist eine sehr empfindliche Anordnung«, verriet er mir, indem er einen in der Nähe stehenden Bottich liebevoll tätschelte. »Muss natürlich ständig überwacht werden. Die Gründer haben das alles konstruiert, vor Jahren, und sie lassen nicht zu, dass ich etwas ändere. Auch wenn sie viel zu durchgeistigt sind, um selbst regelmäßig hier runterzukommen und sich die Hände schmutzig zu machen. Nicht dass ich wollte, dass sie an den Sachen herumpfuschen, jetzt, wo ich es gerade geschafft habe, dass alles richtig läuft.«

Er blickte mich erwartungsvoll an. Ich hatte keinen Schimmer, was ich über seine feine Anordnung sagen sollte, also nahm ich Zuflucht zu einer anderen Frage, die mich beschäftigte.

»Wenn die Heiligkeit der Kirche ausreicht, um Sie vor dem Teufel zu verbergen, wozu brauchen Sie dann noch den Unsicherheitszauber?«

Bert wirkte ausgesprochen enttäuscht von mir, machte aber unermüdlich weiter und antwortete. »Es handelt sich nicht direkt um einen Zauber als solchen; es ist eigentlich mehr das, was man als eine Nebenwirkung bezeichnen würde. Kommt vom Roten König, unten im Traumraum. Oder Professor Redmond, wie er früher hieß. Wir nennen ihn den Roten König nach der Figur in Alice hinter den Spiegeln. Kennen Sie den noch? Er lag in einem tiefen Schlaf und träumte, und alle hatten Angst, ihn zu wecken, denn sie glaubten, dass er die Welt träumte und alles darin. Würde er also aufwachen, würden sie alle aufhören zu existieren. Möchten Sie ihn gerne kennenlernen? Normalerweise geben wir nicht vor Besuchern mit ihm an, aber andererseits sind Sie ja jemand Besonderes, nicht wahr?«