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Wir konnten uns gegenseitig nicht verletzen. Matthew stieß mich weg, streckte die Hand aus und ergriff den Stahlpfosten einer Straßenlaterne. Er riss ihn aus seinem Betonsockel, dass das gezackte Ende Drähte und Funken hinter sich herzog. Er holte aus und schwang den Pfosten wie einen Baseballschläger, und ich konnte mich nicht schnell genug bewegen, um ihm auszuweichen. Der schwere Stahl krachte in meine Rippen, riss mich von den Füßen und ließ mich durch die Luft fliegen. In einigen Metern Entfernung kam ich unsanft wieder auf, überschlug mich ein paarmal und war sofort wieder auf den Füßen, unverletzt, nicht einmal schwer atmend.

Wir legten wieder los, wüteten die Straße auf und ab, zerschmetterten alles, womit wir in Berührung kamen, außer uns selbst. Wir schlugen mit allem um uns, was uns in die Finger kam, hämmerten einander durch Mauern, demolierten die Straße von einem Ende zum anderen. Glas zerbrach, Feuer brachen aus und Gebäude stürzten ein, und wir merkten es nicht einmal. Wir kämpften wie Götter, die achtlos durch die Pappmascheewelt bloßer Sterblicher trampelten.

Zum Schluss ging uns der Platz aus, und wir gelangten an die Barrikade, die am Straßenende errichtet worden war. Hinter einer Reihe von Stahlstangen, zwischen die Stacheldraht gespannt war, stand ein halbes Dutzend Polizisten, die das Ganze aus der Deckung ihrer geparkten Wagen heraus beobachteten. Hinter ihnen hatte sich eine Menge neugieriger Zuschauer zusammengefunden, angezogen von dem Krach. Sie alle beobachteten in sprachlosem Entsetzen, wie Matthew und ich uns direkt vor ihnen prügelten, dass die Fetzen flogen, so gefangen in unserem gerechten Zorn, dass es uns völlig schnuppe war, ob die Rüstung in der Öffentlichkeit zu sehen war oder nicht.

Die Polizisten und die Schaulustigen stoben auseinander, als Matthew und ich in und durch die Barriere krachten; der Stacheldraht riss augenblicklich und bot unserer gepanzerten Stärke nicht mehr Widerstand als Nebel. Wir waren jetzt außerhalb der Sperrzone, wo jeder uns sehen konnte, und die Schreie ließen mich wieder zu mir kommen. Ich versuchte klein beizugeben, aber Matthew war zu weit gegangen, um jetzt aufzuhören. Er hob eins der Polizeiautos hoch, als ob es nichts wöge, und warf es nach mir. Ich duckte mich, und es segelte an mir vorbei und krachte in eine Ladenfront. Ich ergriff ein in der Nähe geparktes Auto und warf es nach Matthew. Er wich nicht von der Stelle, und die vordere Hälfte des Autos wurde wie eine Ziehharmonika zusammengedrückt, als sie gegen seine reglose Gestalt prallte. Unvermittelt explodierte der Wagen in einem sich ausdehnenden goldgelben Flammenball. Die näher stehenden Gebäude fingen Feuer, und die starke Hitze brachte die Luft zum Flimmern. Und Matthew kam aus dem Herzen des Feuerballs herausspaziert, streifte lodernde Wrackteile von sich ab und war völlig unversehrt. Die Leute rannten jetzt davon, hysterisch schreiend, und die Polizisten hingen an ihren Funkgeräten und schrien mit Fistelstimmen nach bewaffneter Verstärkung.

Ich sah Matthew an in seinem Gold, und die Nackenhaare sträubten sich mir. Hatten die Leute mich so gesehen? Dieses schreckliche, unmenschliche Wesen?

Während ich da stand, starr vor Erkenntnis, hob Matthew noch einen Wagen auf und ließ ihn auf mich herabkrachen, brachte mich aus dem Gleichgewicht und warf mich um. Er stemmte sich mit all seiner Kraft auf das Auto und versuchte, mich auf dem Boden festzunageln, aber ich drückte einfach zurück, und das Metall des Autos zerriss wie ein Papiertaschentuch unter unserer gepanzerten Stärke. Ich erhob mich inmitten von Fahrzeugtrümmern, und wir warfen die demolierten Teile zur Seite, um wieder aufeinander loszugehen. Im Hintergrund waren immer noch Leute am Schreien; sie hörten sich wie Tiere an, verrückt gemacht von etwas, was sie nicht verstehen konnten. Das Feuer breitete sich aus. Mir schoss der Gedanke durch den Kopf, dass die Familie es verdammt schwer haben würde, das hier zu vertuschen.

Matthew stürmte direkt auf mich zu. Ich wartete bis zum letzten Moment und machte dann einen Schritt zur Seite. Er stolperte an mir vorbei, kurzfristig aus der Balance gebracht, und streckte einen Arm aus, um sich an der Hauswand vor ihm abzustützen. Ich nahm meine tragbare Tür heraus und klatschte sie aufs Mauerwerk, und er fiel durch die neue Öffnung ins Gebäudeinnere. Ich riss die Tür ab und sperrte ihn im Inneren ein. Und dann setzte ich meine gepanzerte Kraft ein, um das ganze verdammte Gebäude auf ihn herunterzuziehen.

Tonne um Tonne von Ziegeln und Steinen und Beton donnerten herunter und häuften sich auf Matthew auf. Die Erde bebte unter der Gewalt des Aufpralls, und die Straße füllte sich mit Rauch. Ich wartete eine Zeit lang, angespannt und bereit, doch nichts geschah, außer dass sich der große Schutthaufen langsam setzte. Ich lachte den guten besiegten Matthew still und leise aus. Die Rüstung würde ihn selbst hiervor geschützt haben, aber dennoch würde er eine ganze Weile brauchen, um sich wieder herauszugraben. Und ich war fest entschlossen, längst weg zu sein, wenn es so weit war.

Ich nahm eins der verlassenen Polizeiautos. Die Beamten hatten sich so schnell zurückgezogen, dass sie sogar die Schlüssel in der Zündung gelassen hatten. Ich fuhr weg, rüstete unterdessen ab, und bog in eine Seitenstraße ein, als ich die herannahenden Sirenen der Löschfahrzeuge und Polizeiwagen hörte. Ich war nicht in der Stimmung für irgendwelche weitere Konfrontationen. Schon bald hatte ich mich wieder in den Hauptverkehrsstrom Londons eingereiht und fuhr ruhig und achtsam dahin, und niemand sah zweimal nach mir. Keiner sieht nach einem Polizeiauto, wenn es nicht unbedingt sein muss. Ich hielt den Wagen so bald es ging an und entfernte mich zu Fuß von ihm. Wieder einmal war Shaman Bond nur ein Gesicht in der Menge, niemand Besonderes, nichts, wonach man sich umdrehte. Meine Tarnidentität war der einzige wirkliche Schutz, der mir noch geblieben war. Niemand in der Familie kennt meinen Rufnamen. Sie haben mich nie danach gefragt. Es hat sie nie interessiert.

Ich steuerte wieder auf die U-Bahn zu. Ungeachtet der möglichen Folgen - jetzt gab es nur noch einen Menschen, zu dem ich gehen konnte, um Hilfe und Antworten zu erhalten. Die eine Person, bei der die Matriarchin sicher sein würde, dass ich mich ihr nie nähern würde: Die wilde Hexe Molly Metcalf. Mein Auftauchen sollte sie eigentlich nicht allzu wütend machen; es war Monate her, seit wir das letzte Mal versucht hatten, uns gegenseitig umzubringen.

Wissen Sie, manchmal könnte ich schwören, das ganze Universum wird nur von Ironie in Gang gehalten.

Kapitel Elf

Good Golly Miss Molly

Man hört viele Geschichten über Molly Metcalf. Wie sie einmal einem Gespenst solche Angst einjagte, dass es aus dem Haus floh, in dem es umgegangen war. Wie sie Aliens entführte, um seltsame Versuche an ihnen durchzuführen. Wie sie einmal den Teufel höchstpersönlich beschwor, nur um ihm einen endlosen Schwall von Klopf-Klopf-Witzen zu erzählen. Am beunruhigendsten an diesen Geschichten ist, dass viel zu viele davon wahr sind. Aber das ist eben die wilde Hexe Molly Metcalf: Freigeist der Anarchie, Hawkwind-Fan und Königin aller wilden Orte. Feindin der Drood-Familie und allem, wofür sie stehen.

Irgendwie hatte ich das bestimmte Gefühl, dass dieses Treffen nicht reibungslos ablaufen würde.

* * *

Aber da war ich nun, auf der Flucht in London, versteckte mich im Nebel und hielt mich an die dunkleren und schmutzigeren Seitenstraßen, weil ich es mir nicht leisten konnte, von alten Feinden oder Freunden gesehen zu werden. Benutzte die geheimen Abkürzungen und unterirdischen Wege, von denen normale Leute nie etwas erfahren. Steuerte widerstrebend auf die einzige verbliebene Person los, die mir vielleicht einen Ausweg aufzeigen konnte aus dem Schlamassel, in dem ich steckte. Meine älteste und grimmigste Feindin, mein genaues Gegenteil in jeder Hinsicht: Molly Metcalf. Süß, zierlich und überwältigend feminin, hatte Molly sich auf verbotene alte Zaubereien spezialisiert, die sie mit viel Leidenschaft und nicht wenig Querdenken anwandte.