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Während Kriegk völlig in Anspruch genommen war, eilte ich hinüber zu den Trümmern, um nach Mr. Stich zu suchen, aber er erhob sich bereits, gänzlich unversehrt, und bürstete sich pedantisch den Staub von Rock und Abendmantel. Er bückte sich, um seinen Zylinder wieder an sich zu nehmen, und setzte ihn sich lässig wieder auf. Er mochte der schlimmste Serienmörder der Geschichte sein, aber der Mann hatte Stil. Er blickte um sich auf die Reihe der Betonpferche und schüttelte bestimmt den Kopf.

»Nein. Dafür will ich nicht stehen. Mir sind die Freuden des Leidens und Niedermetzelns nicht unbekannt, Edwin, aber das hier … Es gibt ein paar Sachen, die ein Gentleman einfach nicht macht!«

Und er ging mit mir zwischen den Zellen hindurch und half die zu befreien, die sich nicht selbst befreien konnten. Die Werwölfe und die Vampire und dergleichen. Es ging mir gegen den Strich, solche bösartigen und tödlichen Kreaturen zu befreien, nachdem ich sie jahrelang gejagt und getötet hatte, aber ich konnte sie nicht hier lassen. Für die Öfen. Wie Mr. Stich gesagt hatte: Manche Dinge gehen einfach zu weit.

Das Dämonenhalbblut ließen wir natürlich, wo es war. Wir waren ja nicht blöd.

Wir kamen von den Betonpferchen zurück und stellten fest, dass Solomon Kriegk immer noch stand, umringt von den Körpern der Toten und Gefallenen. Das Blumenmädchen warf sich auf ihn und schrie etwas Obszönes auf Altwalisisch. Atomare Kräfte brachen aus der Narbenstirn des Golems, trafen das Blumenmädchen und sprengten sie in einem Schauer von Rosenblättern in die Luft. Die Blätter wirbelten in schnellen Kreisen in der Luft, und dann verwandelten sie sich, wurden zu einem Rasiermessersturm aus tausend schneidenden Eulenkrallen. Sie trafen Solomon Kriegk wie ein tödlicher Hagelsturm, zerrten und rissen an seinem bleichen Fleisch, aber noch immer hielt er stand und wollte nicht fallen. Ich hätte ihn vielleicht bewundert, wenn ich ihn nicht so sehr gehasst hätte. (Die Öfen werden niemals kalt …) Schließlich brach der Rasiermessersturm zusammen, erschöpft, und ich ging vorwärts, um mich mit dem Golem mit dem Atomgehirn zu schlagen. Ich musste jemanden bestrafen für das, was hier getan worden war, und er kam mir gerade recht. Ich gebe mir ja alle Mühe, aber manchmal bin ich kein sehr netter Mensch.

Die Geschöpfe der Nacht wichen zurück, als ich durch ihre Mitte schritt. Sie erkannten die goldene Rüstung. Solomon sah mich kommen und lächelte wieder. Sein Gesicht hing nach dem Angriff des Blumenmädchens in Fetzen von zerkratzten und eingeschnittenen Knochen herab und ein Auge war nur noch eine leere rote Höhle, aber dennoch lächelte er. Er gab sich erst gar nicht mit seinem eingebauten Maschinengewehr oder dem Flammenwerfer ab. Trat einfach vor und versetzte mir einen Faustschlag, hinter dem seine ganze mechanisierte Stärke steckte. Ich hörte, wie die Knochen in seiner Hand brachen, als seine Faust harmlos von meiner goldenen Maske abglitt. Ich packte seinen Arm mit beiden Händen, bevor er ihn zurückziehen konnte, und zerbrach ihn über meinem Knie wie ein Stück Reisig. Zertrümmerte Technologiesplitter flogen aus der klaffenden Wunde. Solomon Kriegk grunzte einmal, aber das war alles. Ich ließ seinen Arm los und packte seinen Kopf und zog ihn nach vorn und herunter. Er kämpfte mit seiner ganzen sagenhaften Stärke gegen mich an, aber es war nicht genug. Atomare Kräfte schimmerten und zischten in der Luft, als er sich verzweifelt abmühte, einen Angriff zusammenzubringen. Ich riss ihm ohne viel Federlesens entlang der alten vernarbten Naht den oberen Teil des Kopfs ab, griff mit der anderen Hand hinein und zerrte sein Atomgehirn heraus.

Einen Moment lang hielt ich es in meiner goldenen Hand und musterte es, jenen ekelhaften Triumph Kalter-Krieg-Technologie, und dann ließ ich es fallen und stampfte darauf. Das Gehirn zersprang in tausend Stücke, und Solomon Kriegs leerer Körper fiel zuckend auf den Boden. Ich ging weg, und die Geschöpfe der Nacht fielen über den Körper her, rissen ihn in Stücke, rasend vor Wut und Rachgier.

Und das war der Moment, als sich vor uns in der Luft ein Raumportal öffnete und eine Armee schwarz uniformierter Soldaten des Manifesten Schicksals herausgeströmt kam, die, sobald sie uns erblickten, mit Automatikwaffen das Feuer eröffneten. Kugeln prallten von meiner Rüstung ab, aber ich konnte nicht jeden abschirmen. Rings um mich fielen schreiend und sterbend gerade erst befreite Gefangene. Ich ließ goldene Stacheln auf meinen gepanzerten Fäusten wachsen und stürmte mitten unter die ankommenden Soldaten. Ich streckte Männer und Frauen nieder, während sie ihr Bestes gaben, mich zu töten, und sie standen nicht wieder auf. Aber immer mehr Soldaten ergossen sich aus dem Portal, die Gesichter brennend mit der Wildheit der wahren Fanatiker. Ich brach Köpfe und Hälse und schleuderte Männer und Frauen mit tödlicher Gewalt durch die Luft, aber immer noch mehr von ihnen strömten an mir vorbei wie ein Fluss um einen einzelnen Felsen.

Ich kämpfte weiter. Es war ein gutes Gefühl, sie niederzustrecken. Das Manifeste Schicksal hatte mich verraten, indem es nicht die Hoffnung war, die ich so verzweifelt brauchte.

Mr. Stich trat vor und stellte sich an meine Seite; in seiner Hand glänzte durstig ein langes Skalpell. Nichts, was die Soldaten machten, konnte ihm etwas anhaben, und mit eleganter Geringschätzung mähte er alle nieder, die in seine Reichweite kamen. Wie er so inmitten von Blut und Gemetzel stand, war er endlich in seinem Element. Geschöpfe der Nacht, verletzt und geschwächt wie sie waren, kämpften grimmig mit den schwarz gekleideten Soldaten, und überall war Blut und Schreien. Schritt für Schritt hielten wir den Vormarsch der Soldaten auf, und Schritt für Schritt trieben wir sie zurück. Vielleicht weil ihr Fanatismus unserer Wut nicht ebenbürtig war. Wir drängten vorwärts, über ihre Toten und über unsere, bis schließlich die letzten Soldaten kehrtmachten und zurück durch das Raumportal flohen und es von ihrer Seite aus geschlossen wurde.

Ich stand in meiner blutbespritzten Rüstung zwischen den Toten und hob triumphierend eine dornige Faust. Und überall um mich herum heulten die Geschöpfe der Nacht ihren Triumph und meinen Namen.

Molly schrie immer wieder meinen Namen, bis ich endlich die Faust senkte und sie ansah. »Eddie! Wir müssen hier raus! Truman hat mit Sicherheit Notfallpläne für den Fall eines Massenausbruchs, und ich glaube wirklich nicht, dass wir hier sein wollen, wenn er sie in die Tat umsetzt.«

Ich nickte und schritt zu ihr hinüber, wobei ich schwarz uniformierte Leichen aus dem Weg trat. Blut tropfte zäh von meinen Händen, als ich die Dornen verschwinden ließ. Meine Atmung verlangsamte sich und mein Kopf wurde klar. Mr. Stich ging neben mir ohne einen Tropfen Blut auf seiner eleganten Kleidung.

»Ich weiß, dass Sie Truman tot haben wollen«, sagte Molly. »Das will ich auch. Aber wir haben im Augenblick keine Möglichkeit, an ihn heranzukommen.«

»Einverstanden«, stimmte ich ihr zu. »Seine Zeit wird kommen. Irgendwelche Vorschläge, was wir als Nächstes machen?«

»Ich öffne selbst ein Raumportal, und wir alle machen, dass wir hier rauskommen und zerstreuen uns in der Nacht.«

»Klingt nach einem Plan für mich«, sagte ich. »Wo ist das Blumenmädchen?«

»Oh, die wird sich wieder zusammensetzen im Lauf der nächsten paar Tage, irgendwo, wo sie sich sicher fühlt.« Sie blickte Mr. Stich an. »Kann ich mich darauf verlassen, dass Sie sich um Ute kümmern? Ich muss bei Drood bleiben. Wir haben Rachepläne zu schmieden.«