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»Ich liebe es, wenn eine Frau unanständige Sachen sagt!«, entgegnete ich.

Wir beugten uns zueinander hin, als der Annäherungsalarm des Hausboots losging, ein geräuschloses karminrotes Licht, das die Kajüte erfüllte. Ich bedeutete Molly mit einer eindringlichen Geste, still zu sein, und stand schnell auf, um den CD-Spieler auszuschalten. Draußen heulte der Wind mit einer Stimme, die nicht ganz allein seine war. Mit einer scharfen Gebärde brachte ich das karminrote Warnlicht zum Erlöschen und ließ mich wieder neben Molly fallen. Ich brachte meinen Mund dicht an ihr Ohr.

»Nicht bewegen, nicht sprechen, mach gar nichts! Da draußen ist etwas. Und mein Sicherheitsalarm würde nicht so aufleuchten, wenn es nicht etwas wirklich Fieses in der näheren Umgebung wäre.«

»Das nach uns sucht?«, fragte Molly nahezu unhörbar.

»Höchstwahrscheinlich. Aber es ist nicht meine Familie; das würde einen ganz anderen Alarm auslösen.«

»Hast du irgendwelche Waffen an Bord?«

»Nein. Und auch keine Verteidigungssysteme. Das ist ja der Gedanke, der hinter diesem Boot steckt: Hier gibt es nichts, was irgendwie Aufmerksamkeit erregen könnte, nichts, was irgendein Feind spüren könnte. Es ist praktisch gar nicht existent.«

Wir lauschten dem tobenden Wind. Die Kajüte hob und senkte sich jetzt stoßweise, denn etwas wühlte das Wasser auf. Die Temperatur fiel jäh ab. Mein Atem dampfte in der Luft und vermischte sich mit dem von Molly.

»Was glaubst du, was es ist?«, wisperte Molly.

»Könnten alle möglichen richtig bösen Wesen sein. Ich habe mir im Lauf meiner Karriere einige ernst zu nehmende Feinde gemacht. Wahrscheinlich denken sie, dass ich jetzt, wo meine Familie mich verstoßen hat, verwundbar bin.«

»Aber du hast deine Rüstung und ich habe meine Zaubersprüche …«

»Nein. Wenn wir unsere Position verraten, werden wir uns wieder auf die Flucht begeben müssen, und mir gehen allmählich die sicheren Verstecke aus. Halt den Kopf unten und bleib dicht bei mir! Die bloße Nähe zu meinem Torques müsste dich ebenfalls verbergen.«

Wir saßen schweigend zusammen, während das Hausboot schlingerte und stampfte und der Wind wie ein lebendiges Wesen heulte. Eine nach der anderen flackerten die Sturmlaternen und erloschen, sodass eine zunehmende Düsterkeit die Kajüte erfüllte, als ob etwas ganz in der Nähe sei, das Licht und Wärme nicht ertragen konnte. Ich konnte die Präsenz von etwas schrecklich anderem spüren, das unerbittlich heranrückte, etwas Bösem und Scheußlichem, wie ein Stachel in meiner Seele. Ich zitterte inzwischen und Molly ebenso, und das nicht nur vor der bitteren Kälte, die die Kajüte durchdrang. Etwas suchte nach uns, etwas, was für unsere Körper und unsere Seelen gefährlich war, und es war gefährlich nahe. Ich nahm Molly in die Arme und sie klammerte sich an mich. Ob ich sie festhielt, um sie näher an den Torques heranzubringen oder einfach nur aus dem verzweifelten Bedürfnis nach menschlicher Berührung heraus, konnte ich nicht sagen.

Ich hätte hochrüsten können. Ich war mir ziemlich sicher, dass meine Rüstung mich vor dem beschützen würde, was draußen lauerte. Aber der Einsatz so starker Magie hätte meine Position sofort verraten. Und Molly wäre schutzlos geblieben.

Schließlich bewegte sich die Präsenz draußen weiter, und die Nacht wurde wieder normal. Der Wind ließ nach, bis er nur noch ein Raunen war, und das Hausboot hörte auf zu schaukeln, als das Wasser sich beruhigte. Die Sturmlaternen gingen plötzlich wieder an, eine nach der anderen, und langsam füllten Licht und Wärme wieder die Kajüte. Molly fing an, sich von mir loszumachen, und ich gab sie sofort frei. Sie schüttelte langsam den Kopf und streckte sich dann theatralisch.

»Gott, bin ich müde! Komm nicht auf dumme Gedanken, Eddie! Wir sind Verbündete in diesem Fall, mehr nicht!«

»Natürlich«, sagte ich. »Ich brauche etwas Schlaf. Hättest du gern eine heiße Schokolade, ehe wir uns hinhauen?«

»Heiße Schokolade klingt sehr gut«, antwortete sie. »Aber wo genau hauen wir uns hin? Wie viele Betten hast du hier?«

»Nur das eine«, erklärte ich, »im Schlafzimmer am anderen Ende. Du kannst dort übernachten, und ich lege mir ein paar Decken auf den Boden hier.«

»Mein perfekter edler Ritter!«, sagte Molly lächelnd.

Ich bereitete uns in der winzigen Schiffsküche zwei Becher dampfend heißer Schokolade zu, und wir saßen noch eine Weile zusammen und sprachen über nichts Besonderes. Einfach abspannen nach einem langen, harten Tag. Schließlich begannen wir beide zu gähnen, Molly fielen die Augen zu, und sie schlief mitten auf der Couch ein. Ich rettete den Becher aus ihren langsam erschlaffenden Fingern und stellte ihn zur Seite. Der Schlaftrunk, den ich ihr in den Becher getan hatte, hatte ausgezeichnet gewirkt, verschleiert vom intensiven Geschmack der Schokolade. Es war nicht so, als ob ich ihr gänzlich misstraut hätte, aber wir hatten schon zu oft versucht, uns gegenseitig umzubringen, und ich musste mich sicher fühlen können, während ich schlief.

Ich hob Molly hoch und trug sie in das kleine abgetrennte Schlafzimmer am anderen Ende des Hausboots. Vorsichtig breitete ich sie auf dem Bett aus und knöpfte ein paar Knöpfe an ihrem Hals auf. Sie bewegte sich träge im Schlaf und murmelte wie ein träumendes Kind. Ich fing an, ein paar Extradecken auszusortieren, aber ich war einfach zu müde. Und das Bett bot massig Platz für zwei. Ich streckte mich neben ihr aus. Molly schnarchte bereits leise. Bestimmt würde sie mir ein paar harte Worte zu sagen haben, wenn sie morgen früh aufwachte … aber das konnte warten.

Mein Bett passte mir wie angegossen, und Schlafen hatte sich noch nie so gut angefühlt.

Kapitel Vierzehn

Fröhliches Delirium

Ich träumte. Eine große Stimme sprach in meinem Verstand; sie sagte: Ich kann dir helfen, wenn du mich nur lässt. Es gibt keine Grenzen für das, was wir gemeinsam erreichen könnten, du und ich. Ich bin die Antwort auf all deine Fragen und auf all deine Probleme. Hör einfach auf, mich zu bekämpfen!

Ich wollte der Stimme glauben. Ich wollte es wirklich. Aber ich war noch nie dazu fähig gewesen, irgendwem außer mir zu vertrauen. Dafür hatte schon die Familie gesorgt.

* * *

Ich erwachte mit einem Messer an meiner Kehle. Molly saß rittlings auf meiner Brust, und das nicht auf angenehme Art. Sie hatte sich dicht über mich gebeugt, und die Schneide ihres Dolchs drückte gerade so fest gegen meinen Hals, dass sie die Haut verletzte. Es tat weh, obwohl es eher irritierend als schmerzlich war, aber ich konnte spüren, wie das Blut langsam an der Seite meines Halses heruntertröpfelte. Ich entschied mich dafür, ganz still zu liegen. Mollys Gesicht hing direkt über meinem und war rot vor Wut, doch ihre Augen waren kalt wie Eis. Im Augenblick war ihre Hand sehr ruhig, und die rasiermesserscharfe Klinge ruhte genau über meinem Adamsapfel. Und ich hatte gerade so einen angenehmen Traum gehabt! Ich schenkte Molly mein allerbestes höfliches Lächeln.

»Guten Morgen, Molly! Gut geschlafen?«

»Du hast mich unter Drogen gesetzt, du Schwein! Hast du etwa gedacht, ich würde es nicht merken? Und du hast im selben Bett wie ich geschlafen nach all dem Unsinn von wegen Decken auf dem Boden!«

»Ja«, bestätigte ich vorsichtig. »Ich habe im selben Bett wie du geschlafen - Betonung auf dem Wort geschlafen. Du musstest dich richtig ausschlafen, und ich ebenso, also habe ich einfach … ein bisschen nachgeholfen.«

Mollys finsterer Gesichtsausdruck wurde noch finsterer, geradezu gefährlich. »Du hast mir Drogen verpasst! Erwartest du allen Ernstes, dass ich dir je wieder vertraue? Du hättest alles Mögliche mit mir anstellen können, während ich schlief!«