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»Na, das ist doch mal ein Name, der Vertrauen einflößt!«

»Willst du ihn kennenlernen oder nicht?«

»Hat er drei Freunde, die Wasserratte, Kröterich und Dachs heißen?«, erkundigte ich mich hoffnungsvoll.

Molly seufzte. »Das ist die Rache dafür, dass ich dich mit Mr. Stich bekannt gemacht habe, stimmt's?«

»Nein, ehrlich, ich kann es kaum erwarten, Herrn Maulwurf in seinem Loch zu besuchen.«

Sie sah mich an. »Dein Arm ist schlimmer geworden, oder?«

»Ja. Lass uns aufbrechen.«

Molly beschwor ein weiteres Raumportal, wobei tiefe Falten der Konzentration auf ihre Stirn traten. Der Vorgang schien diesmal länger zu dauern, und der Schweiß lief ihr in Strömen übers Gesicht. Vor uns waberte und wirbelte die Luft und rotierte um eine unsichtbare Achse, wie Wasser, das in einem Abfluss verschwindet. Sie zog uns von der Hügelkuppe und in sich selbst hinein, und wir waren wieder auf der Reise.

* * *

Als Molly und ich wieder erschienen, befanden wir uns in einer Toilettenkabine. Es war sehr beengt; wir standen dicht zusammengedrängt, Auge in Auge. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte ich mir vielleicht einen Moment genommen, um es zu genießen, aber augenblicklich steckte ich leider mit einem Bein in der Kloschüssel fest.

»Oh, Scheiße!«, sagte Molly.

»Das will ich jetzt nicht weiter vertiefen!«, antwortete ich, während ich mich bemühte, meinen Fuß aus der Schüssel zu bekommen. »Darf ich dich so verstehen, dass wir uns nicht dort befinden, wo wir eigentlich sein sollten?«

»Natürlich nicht! Aber es hätte schlimmer kommen können.«

»Oh, Scheiße!«, sagte ich.

»Was?«

»Allem Anschein nach hat der vorherige Benutzer nicht gespült. Würdest du bitte einatmen, damit ich meinen Fuß rauskriegen kann?«

Wir bemühten uns eine Zeit lang gemeinsam, knallten dabei laut gegen die Kabinenseiten, und endlich gelang es mir, meinen Fuß mit einem Ruck zu befreien. Der untere Teil meines Hosenbeins war klatschnass, und ich wollte gar nicht erst darüber nachdenken, wovon. Ich funkelte Molly an.

»Der heutige Tag fing mit einem Messer an meiner Kehle an und hat es trotzdem geschafft, stetig bergab zu führen! Wo zum Teufel sind wir?«

»Bahnhof Paddington.«

»Wirklich? Den hatte ich irgendwie größer in Erinnerung!«

»Dummkopf! Wir sind in der Damentoilette in Paddington. Was bedeutet … jemand hat versucht, meinen Portalzauber abzufangen.«

Aus der Kabine zu kommen bedurfte einiger Kooperation und eines gewissen Ausmaßes an roher Gewalt, da die Tür sich nach innen öffnete, aber schließlich ergossen wir uns in den Haupttoilettenbereich. Ein halbes Dutzend Frauen hörte auf, ihre Kleider zu richten und ihr Make-up auszubessern und starrte uns an. Molly starrte wütend zurück.

»Komm schon, erzähl mir nicht, dass du nie daran gedacht hast, es in einer Kabine zu tun!«

»Ich komme mir wie so eine Schlampe vor!«, antwortete ich. »Versprichst du mir, dass du mir den Hintern versohlst, wenn wir nach Hause kommen, Herrin?«

Das halbe Dutzend Frauen konnte nicht schnell genug aus der Toilette kommen. Ich grinste Molly an, aber sie war nicht in der Stimmung.

»Also schön«, sagte ich. »Auf einer Skala von eins bis zehn, wie schlimm ist das hier?«

»Oh, ich glaube, das hier geht ganz hoch bis zur Elf. Jemand muss versucht haben, die Koordinaten meines Zaubers aufzuheben, um uns an einem Bestimmungsort seiner Wahl ankommen zu lassen. Wo er oder sie uns in Empfang nehmen könnten. Aber da ich nun mal das geschickte paranoide kleine Wesen bin, das ich bin, habe ich schon vor langer Zeit meinen Zauber vorprogrammiert, um auf eine solche Eventualität vorbereitet zu sein, sodass er mich beim ersten Anzeichen für Einmischung von außen an einem vorher festgelegten Notankunftspunkt absetzt.«

»Gott, ich liebe es, wenn du technisch redest!«

»Halt die Klappe! Ich habe mich für diesen Ort entschieden, weil eine Toilettenkabine eine der wenigen Stellen ist, wo man aus dem Nichts auftauchen kann, ohne bemerkt zu werden. Muss ich wirklich hinzufügen, dass ich nicht an zwei Personen dachte, als ich diesen Ankunftspunkt auswählte?«

»Wieso Paddington?«, wollte ich wissen.

»Es ist ein zentraler Londoner Bahnhof, von dem aus ständig Züge irgendwohin fahren. Man kann sich einfach willkürlich einen aussuchen, aufspringen und spurlos verschwinden. Und jetzt lass uns zusehen, dass wir hier rauskommen! Die Einzigen, die mächtig genug sind, einen Portalzauber abzufangen, dürften Zauberer der obersten Spielklasse sein. Das könnte heißen, deine Familie.«

»Wieso nicht das Manifeste Schicksal?«, wandte ich ein, einfach nur, um zu widersprechen.

»Du hast Truman doch gehört. Sie vertrauen der Wissenschaft, nicht der Zauberei. Leute meiner Art sind nur als Mitläufer geduldet. Was mich allerdings interessiert, ist, wie deine Familie wissen konnte, dass du jetzt mit mir unterwegs bist.«

Ich zuckte die Schulter. »Wahrscheinlich haben wir Agenten tief im Inneren des Manifesten Schicksals. Wir haben überall Leute, in allen möglichen Organisationen, damit wir nicht überrascht werden, wenn sie irgendetwas Übles versuchen. Was denkst du denn, wie wir sonst alles wissen könnten, was vor sich geht?«

Molly schaute mich an. »Und mir das früher zu erzählen, ist dir nicht eingefallen?«

»Entschuldige; ich dachte, du wüsstest, wie meine Familie operiert. Außerdem war ich abgelenkt. Gerade in jüngster Zeit geht mir so einiges durch den Kopf.«

»Gibt es sonst noch etwas, was ich wissen sollte?«

»Irgendwas gluckst in meinem Schuh.«

»Ich hätte dich erstechen sollen, als du noch geschlafen hast!«, sagte Molly.

* * *

Wir begaben uns nach oben und in den eigentlichen Bahnhofsbereich hinaus. Der weite offene Platz war voller Menschen, die geschäftig hin und her eilten, als hinge ihr Leben davon ab, oder einfach nur wie Schafe herumstanden und mit leeren Blicken auf die wechselnden Anzeigen der Informationsbildschirme starrten. Zugmotoren dröhnten laut, Leute sprachen laut in Handys, wobei sie sich alle Mühe gaben auszusehen, als ob ihre Gespräche lebenswichtig wären, und hin und wieder schmetterten die Bahnhofslautsprecher eine ohrenbetäubende, aber völlig unverständliche Verlautbarung in die Menge.

Ich entspannte mich ein wenig. Ich mochte Menschenmengen. In einer Menschenmenge kann man sich immer irgendwo verstecken. Molly und ich taten, als ob wir die Speisekarte einer nahe gelegenen Imbissbude studieren würden, während wir uns verstohlen umschauten. Alles schien völlig normal. Zwei bewaffnete Polizisten schlenderten vorbei, schwer beladen mit kugelsicheren Westen und Dienstausrüstung, und hielten Ausschau nach alltäglichen Problemen. Für Molly und mich interessierten sie sich nicht. Sie wussten nicht einmal, dass Leute wie Molly und ich existierten, die Glückspilze.

»Dieser Ort gefiel mir vor seiner Renovierung deutlich besser«, sagte ich zu Molly. »Früher gab es hier ein Restaurant, wo man Chili con Carne und Pommes frites und Bohnen und Speck und Würste bestellen und so hoch auftürmen lassen konnte, wie man mochte. Tja, das war mal eine ordentliche Mahlzeit! Ich habe immer Cholesterin-Spezial dazu gesagt; man konnte spüren, wie die Arterien sich verhärteten, wenn man es bloß ansah!«

Molly betrachtete mich mit einem Widerwillen, der hart an Ekel grenzte. »Ich bin erstaunt, dass dein Herz nicht explodiert ist!«

»Ich habe schon immer gern gefährlich gelebt. Apropos, dreh dich nicht zu schnell um, aber sieh dir mal die beiden Typen an, die von vier Uhr kommen! Ich glaube, wir sind erkannt worden.«

»Schon? Verflucht!« Molly riskierte einen verstohlenen Blick in die Richtung, die ich ihr zu verstehen gegeben hatte. Zwei Männer in anonymen dunklen Anzügen kamen mit entschlossenen Schritten auf uns zu, wobei sie die Hände vors Gesicht hielten und mit ihren Handgelenken sprachen. Entweder hatten sie Funkgeräte im Ärmel, oder sie waren ein Fall fürs Fröhliche Delirium. Molly blickte finster drein. »Das könnten auch Polizisten in Zivil sein …«