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Dick und scharlachrot ergoss er sich in das Becken vor der Quelle und verwandelte es in einen brodelnden, blutigen Kessel. Die Tiere, die ruhig geäst hatten, brüllten vor Pein. Ihre Körper wurden zu heller, grauer Asche, die sich wie eine schauerliche Decke über die Quelle legte – doch nur einen Moment, dann wurde sie von den roten Wogen verschlungen.

Noch ein weiteres fürchterliches Geräusch erfüllte Drek’Thars Ohren, und er erkannte, dass es sein eigener Schmerzensschrei war. Er blickte an seiner braunen Haut hinab, dann durch sie hindurch, vorbei an Muskeln und Knochen, bis er die Adern sehen konnte, die seinen gesamten Körper durchzogen. Doch sie transportierten kein Blut, sondern Feuer, weiß und gelb und orange.

Sein rauer, qualvoller Schrei setzte sich fort, riss ihm die Kehle auf … dann öffnete er die Augen, und um ihn war nur noch Dunkelheit.

„Wach auf, Drek’Thar!“ Die Stimme klang ruhig, vertraut – Palkar. Einen Moment lang war der alte Schamane noch verwirrt, weil er nicht länger sehen konnte, und er glaubte, dass die blutigen Tränen des Altvaterberges ihm die Augen ausgebrannt hätten. Doch dann kehrte die Erinnerung an den Wolf zurück.

Er setzte sich auf, tastete wild nach Palkars Hand und packte sie fest.

„Hol Durotan her“, krächzte er. „Sofort!

Drek’Thar war stets eine weise und beruhigende Präsenz, wenngleich er auch zugab, dass er in jungen Jahren oft wagemutig gewesen war – was ihn schließlich sein Augenlicht gekostet hatte. Doch ihn jetzt zu sehen, wie er zitternd nach Durotan griff und dabei einen Schwall von Worten ausstieß, so schnell, wie er sie denken konnte … das erschütterte den jungen Häuptling bis ins Mark.

Er ergriff die umhertastenden Hände, um sie zu beruhigen, und versuchte, möglichst ruhig zu klingen, als er sprach. „Drek’Thar, ich bin es, Durotan. Atme tief durch, alter Freund, und dann sag mir, was du gesehen hast.“

Durotan hatte Geyah mitgebracht, und sie lauschten mit wachsender Sorge, während die Worte nur so aus dem Schamanen hervorquollen, ähnlich dem bizarren, blutigen Strom, der in seinem Traum aus dem zerklüfteten Gesicht des Altvaterberges gequollen war. Das Bild hatte keinerlei Bedeutung für den jungen Häuptling, aber dennoch jagte es ihm einen kalten Schauder über den Rücken.

„Was, denkst du, hat das zu bedeuten?“, fragte Geyah.

Drek’Thar schüttelte den Kopf. Er zitterte noch immer, wie Durotan feststellte. „Es ist eine Warnung, soviel ist sicher. Eine Warnung vor der Quelle!“

„Aber wir dachten alle, sie wäre ein gutes Zeichen“, entgegnete der jüngere Orc. Seine Stirn furchte sich vor nervöser Verwirrung.

„Ich weiß nicht, ob sie es jemals war, aber jetzt ist sie jedenfalls nur noch Blut und Asche und Tod“, sagte Drek’Thar. Er neigte Durotan sein blindes Gesicht entgegen. „Der Klan muss von hier fortgehen, solange noch Zeit dafür ist!“

„Fortgehen?“ Geyah starrte ihn an. „Wir können nicht fortgehen! Der Frostfeuergrat war schon immer die Heimat der Frostwölfe! Die Geister selbst gaben uns den Steinernen Sitz. Der Altvaterberg hat über uns gewacht, solange es unseren Klan gibt. Unsere Wurzeln liegen hier!“

„Es waren Wurzeln, die mich in meiner Vision an der Flucht hinderten“, erinnerte Drek’Thar sie. „Es waren Wurzeln, die mich verdammten.“

Bei diesen Worten stellten sich die Haare an Durotans Nacken und Armen auf. Er dachte nur selten darüber nach, wie es wohl sein musste, ein Schamane zu sein, und wenn er es tat, dann beneidete er sie oft um ihre tiefe Verbindung mit den Geistern. Doch als er Drek’Thar nun mit wachsendem Grauen lauschte, war er zum ersten Mal dankbar dafür, dass er nicht mit einer solchen Verbindung gesegnet war.

Geyah blickte ihn an. „Dies ist unsere Heimat, Durotan“, wiederholte sie. „Es könnte sein, dass Drek’Thar die Vision falsch deutet. Der Frühling hat uns nur Gutes gebracht. Würdest du alles zurücklassen, was wir seit Generationen kennen, nur, weil jemand einen Traum hatte?“

„Du kränkst mich, Geyah“, murmelte Drek’Thar. „Glaub mir, ich würde mich freuen, wenn das alles nur ein Irrtum wäre.“

Innerlich zerrissen ging Durotan in die Hocke. Die zwei Orcs, die vor ihm standen, waren beide weise und genossen verdientermaßen seinen Respekt und den Respekt des Klans. Sie beide beriefen sich auf uralte Traditionen. Nie zuvor hatte die Bürde, Häuptling zu sein, schwerer auf ihm gelastet als in diesem Moment. Er liebte seine Mutter und vertraute ihr, aber Drek’Thar konnte mit den Geistern sprechen, und letztlich war es die Dringlichkeit und die nackte, zermalmende Gewissheit in den Worten des Schamanen, die ihn zu einer Entscheidung kommen ließen.

„Mutter“, sagte er leise. „Geh zu Orgrim. Er soll Drakas Karte holen, auf der sie die Zuflucht der Draenei verzeichnet hat. Wir werden unsere Heimat verlassen. Falls Drek’Thar sich irrt, werden wir zurückkehren. Dann haben wir nichts weiter verloren als Zeit. Aber falls er recht hat, und wir bleiben …“ Er konnte den Satz nicht einmal beenden.

Geyah bedachte ihren Sohn mit einem gequälten, wütenden Blick. Ihre Lippen verzerrten sich hinter ihren Hauern, aber schließlich nickte sie abgehackt. „Du bist mein Häuptling“, erklärte sie steif und ging davon, um seinen Befehl auszuführen.

Durotan saß noch eine Weile bei Drek’Thar, bis er sicher war, dass der alte Orc jedes erschreckende Detail seiner Vision mit ihm geteilt hatte, dann wies er Palkar an, alles für den Aufbruch vorzubereiten. Als er anschließend die Schamanenhütte verließ, sah er Orgrim mit einer Gruppe von Frostwölfen diskutieren.

„Wir respektieren Drek’Thar, aber könnte es nicht vielleicht nur ein Traum gewesen sein?“, fragte Grukag.

„Wir brauchen Zeit, um all die Fässer mit Korn und Pökelfisch zu transportieren“, sagte Gurlak entschlossen. „Darauf sollten wir uns als Erstes konzentrieren.“

„Nein“, widersprach Nokrars Stimme. „Zuerst brauchen wir unsere Waffen. Wenn wir unsere Heimat verlassen, müssen wir uns verteidigen können.“

Zorn kochte in Durotan hoch, so rot und brodelnd wie der Fluss, den Drek’Thar beschrieben hatte. Er trat vor, aber bevor er auch nur ein Wort sagen konnte, erklang jenseits der Gruppe Drakas Stimme.

„Euer Häuptling hat euch Befehle gegeben!“, rief sie. „Seit wann murmeln die Frostwölfe vor sich hin und missachten ihren Anführer, als wären sie kleine Wolfswelpen, die mit ihren Milchzähnen nacheinander schnappen? Es steht euch nicht zu, den Häuptling zu hinterfragen. Ich war zwei Jahre fort, aber das weiß sogar ich.“

Selbst in diesem Augenblick aufgebrachter Temperamente erfüllte Drakas Vehemenz ihn mit einem aufkeimenden Gefühl der Wärme. Nie war er einer Frau begegnet, die eine würdigere Partnerin abgeben würde; tatsächlich fragte er sich, ob er ihr vielleicht nicht würdig wäre.

„Hier bin ich“, sagte er laut und trat in den Feuerschein, damit alle ihn sehen konnten. „Ich bin Durotan, Sohn von Garad, Sohn von Durkosh. Die Geister haben mich akzeptiert, und ihr ebenfalls. Jetzt haben sie dem weisesten, erfahrensten Schamanen eine Warnung geschickt, die womöglich unser Leben retten wird. Und da höre ich, dass meine Befehle in Zweifel gezogen werden?“

Niemand antwortete. Er blickte Orgrim an und nickte, woraufhin sein Freund die Faust hochreckte. „Krieger und Jäger, zu mir. Wir werden unsere Waffen vorbereiten.“

„Ich werde mit denen sprechen, die das Getreide geerntet und Fleisch und Fisch getrocknet haben“, erklärte Draka.

„Ich kümmere mich um die Kinder“, sagte Geyah. „Wer mir dabei helfen will, soll zu mir kommen. Wir bringen sie in meine Hütte und passen auf sie auf, während …“