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Er lachte herzlich. „Durotan hat seine Partnerin weise gewählt.“

„Allerdings.“

„Nun“, meinte er. „Noch ist niemand vom Herumsitzen und Klingenschärfen gestorben. Insofern würde ich sagen, ich bin ein ausgezeichneter Häuptling.“ Er schwang den neu umwickelten Schicksalshammer, um zu testen, wie viel Halt das Leder seinen großen, schwieligen Fingern bot. „Aber ich verspüre diesen Drang, etwas zu tun. Zu kämpfen. Und wenn ich nur ein paar Felsen zerschmettere.“

„Felsen?“ Draka täuschte Schrecken vor. „Wahrlich, du würdest einen ausgezeichneten Häuptling abgeben, wenn du dich sogar einem so mächtigen Feind stellst. Ich verspreche auch, ein Lok’vadnod zu singen, falls du nicht aus dieser Schlacht zurückkehrst …“

Ein tiefes Knurren unterbrach sie. Eis hatte den Kopf gehoben und die Ohren nach vorne gelegt. Draka stand auf, schirmte die Augen gegen die grelle Sonne ab und blickte in die Richtung, in die auch der Wolf starrte. Am Horizont war ein verschwommener Fleck zu erkennen.

Durotan konnte es nicht sein; die Wölfe hätten seinen Geruch erkannt, und falls sie überhaupt auf ihn reagierten, dann, indem sie ihn und seine Gruppe willkommen hießen. Nein, das war jemand anderes.

Vielleicht würde Orgrim früher als gedacht eine Antwort auf seine Frage bekommen, ob er die Frostwölfe anführen konnte.

28

Inzwischen waren auch anderen die fernen Gestalten aufgefallen. Kurz darauf waren alle Frostwölfe auf den Beinen und riefen ihre unruhigen Wölfe zu sich. Draka erwartete, dass Orgrim sofort den Befehl zum Angriff geben würde, ohne sich erst zu vergewissern, wer – oder was – da näher rückte. Doch er überraschte sie.

„Lugar“, dröhnte er. „Krogan – ihr reitet mit mir!“ Er rief nach Beißer, und sein Wolf eilte mit gefletschten Zähnen herbei. Er schien bereits auf den Kampf zu brennen. Draka wollte gerade auf Eis’ Rücken steigen, als Orgrims Stimme sie zurückhielt. „Du bleibst hier“, befahl er. „Schütze dich und dein Kind.“

Sie wirbelte zu ihm herum. „Ich bin ein Frostwolf! Es ist eine Ehre, für meinen Klan zu kämpfen – und für ihn zu sterben, falls es sein muss!“

„Durotan sieht das anders, und ich ebenfalls. Was immer da draußen ist, ich würde mich ihm lieber alleine stellen, als meinem Häuptling erklären zu müssen, dass ich seine schwangere Frau in die Schlacht reiten ließ. Ich werde nicht zulassen, dass dir oder dem Kind etwas zustößt, Draka, nicht, solange ich es irgendwie verhindern kann. Das ist mein letztes Wort. Ich zweifle nicht an deinem Können, aber überlass diesmal jemand anderem deinen Platz in der vordersten Reihe.“

Sie brüllte vor frustriertem Zorn, musste sich jedoch eingestehen, dass er recht hatte. Jedes Klanmitglied würde sein Leben geben, um ihr ungeborenes Kind zu schützen, aber sie selbst konnte dieses Opfer nicht darbringen. Mit einem Fluch griff sie nach Pfeil und Bogen. Als sie in der Nähe einen kleinen, runden Schild erblickte, zuckte eine Idee durch ihren Kopf. Kurzentschlossen griff sie nach dem Schild und schnallte ihn vor ihren angeschwollenen Bauch.

„So, mein Kleines“, hauchte sie. „Jetzt bist du geschützt.“ Anschließend sprang sie auf ihren Wolf und lenkte ihn mit ihren muskulösen Beinen in einem Bogen auf die näherkommende Bedrohung zu, sodass sie sich schräg hinter Orgrim und seinen Kriegern befand. Da schrie der stellvertretende Häuptling etwas, das ihr das Mark in den Knochen gefrieren ließ.

Rotläufer!

Einen Augenblick lang konnte sie nicht atmen. Auf einer unterbewussten Ebene hatte sie stets gewusst, dass die Rotläufer sie verfolgen würden. In ihren Träumen durchlebte sie immer wieder den grauenvollen Moment, als sie Nokrars Leiche gefunden hatten – ein Anblick, der sich in ihr Gehirn eingebrannt hatte. Sie hätte sich nie gewünscht, dass diese Monster ihr Lager angriffen, aber nun, da es geschah, sah sie eine Gelegenheit, diese Erinnerung ein für alle Mal aus ihrem Geist zu tilgen. So, wie wir sie vom Angesicht der Welt tilgen werden, dachte sie grimmig, und der Schauder der Furcht verwandelte sich in brennende, erwartungsvolle Kampfeslust.

Ein kurzer Blick zeigte ihr, dass die Rotläufer den Frostwölfen zahlenmäßig mindestens drei zu eins überlegen waren. Doch sie hatten keine Wölfe, und sie griffen die letzte Bastion eines Klans an, der nichts mehr zu verlieren hatte. Drakas Lippen verzerrten sich hinter ihren Hauern zu einem Lächeln, und sie trieb Eis zu einem stürmischen Sprint an. Gleichzeitig legte sie einen Pfeil an die Sehne, hob den Bogen und schoss.

Der erste Pfeil traf einen Rotläufer ins Auge und sandte ihn zu Boden. Der zweite durchbohrte eine ungeschützte Kehle. Die Getroffene fiel auf die Knie, die Hände vor die Wunde gepresst, und kippte dann vornüber. Draka fiel auf, dass diese Orcs im Vergleich zu den anderen Rotläufern, denen sie bislang begegnet waren – und auch im Vergleich zu ihren eigenen ausgezehrten Leibern –, extrem muskulös wirkten. Auch bewegten sie sich schnell und ohne jedes Zeichen der Ermüdung. Hatten sie hier etwa so viel Nahrung gefunden, um ihren abscheulichen Hunger zu stillen?

Draka hörte ein Geräusch wie von einem wütenden Insekt, als ein Pfeil an ihr vorbeisurrte, und sie verfluchte sich. Ihr Zorn war so groß, dass sie sich davon hatte ablenken lassen. Falls die Rotläufer auch Bogenschützen in ihren Reihen hatten, musste sie vorsichtiger sein – und versuchen, sie schnell auszuschalten.

Sie senkte den Bogen und lenkte Eis in einen weiten Bogen, um sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen. Wie nicht anders zu erwarten, schlug sich Orgrim wacker gegen die angreifende Horde. Draka wusste, dass man sich ganz auf seine Waffe einstellen und seine Schwünge möglichst weit gestalten musste, wenn man mit einem Hammer kämpfte. Es sah beinahe wie ein Tanz aus, als Orgrim mit seinem Körper dem Pfad des Schicksalshammers folgte. Er hatte gar keine andere Wahl, als in ständiger Bewegung zu bleiben, wenn er nicht über die Leichen stolpern wollte, die er vor sich auftürmte.

Einige der Krieger, die mit ihm vorgeritten waren, lagen erschlagen auf dem Boden, und Draka zählte nicht weniger als drei tote Wölfe, deren weißes Fell mit purpurnem Blut befleckt war. Auch von den überlebenden Reitern waren die meisten bereits verwundet, wie sie sah, als sie mit zusammengezogenen Brauen erneut den Bogen anlegte und ein neues Ziel suchte.

Ein Rotläufer kämpfte sich direkt auf Orgrim zu. Er überragte jeden anderen Orc auf dem Schlachtfeld um einen ganzen Kopf, und er bewegte sich mit unerbittlicher Zielstrebigkeit. Sein Schädel war kahlgeschoren, abgesehen von einem blutverkrusteten Zopf, der bei jeder Bewegung hin und her schwang. Er trug nur ein Minimum an zusammengewürfelten Rüstungsteilen, sodass seine ebenfalls blutbeschmierte mächtige Brust und seine kräftigen Arme nackt blieben. Auf Draka hatte es den Anschein, als würde ihn überhaupt nicht interessieren, wer ihn angriff. Hält er sich etwa für unbesiegbar?, überlegte sie. Nun, Orgrim wird ihn schnell vom Gegenteil überzeugen.

Der Häuptling dieses degenerierten Klans – Draka war überzeugt, dass er ihr Anführer war – trug zwei Äxte in den Händen, und er hackte damit nach links und rechts, während er immer wieder den Kopf drehte, um Orgrim nicht aus den Augen zu verlieren. Draka hätte ihn nur zu gern mit Pfeilen gespickt, aber das chaotische Durcheinander des Nahkampfs verwehrte ihr ein freies Schussfeld, und sie knurrte frustriert.

Der Rotläufer schlug schnell, brutal und doch fast beifällig zu, und eine Kriegerin der Frostwölfe heulte auf. Sie hielt sich den Schwertarm, und Blut quoll zwischen ihren Fingern hervor, doch obwohl sie in diesem Zustand leichte Beute darstellte, nutzte der Rotläufer seinen Vorteil nicht aus. Stattdessen verpasste er der verwundeten Kämpferin nur einen Tritt in den Bauch. Drakas Körper versteifte sich vor Mitgefühl, und sie dachte an das kleine Leben, das sie in ihrem Bauch trug. Die Orc-Frau stolperte nach hinten und stürzte.