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»Papa?«

»Ja?«

»Kommst du noch mal?«

Marc geht hinein, ich witsche hinterher. Die Lampe neben Luisas Bett ist eingeschaltet und wirft einen runden hellen Kreis auf Luisa. Die liegt in ihrem Bett und hat ziemlich kleine Äuglein. Kein Wunder, muss sie doch auch todmüde sein. Marc kniet sich neben ihr Bett und streicht ihr über den Kopf.

»Kannst du nicht schlafen?«

Luisa schüttelt den Kopf. »Nein, nicht richtig.« Ihrer Stimme kann ich anhören, dass sie über irgendetwas nachdenkt. »Papa, bist du mir sehr böse?«

»Nein, ich mache mir nur Gedanken, was in letzter Zeit bei uns schiefgelaufen ist. Und natürlich, ob du hier unglücklich bist und ich daran etwas ändern kann.«

»Weißt du, ich habe mich so auf mein Geschwisterchen gefreut. Aber seitdem Henri da ist, habe ich das Gefühl, dass ich gar nicht mehr dazugehöre. Ich dachte, wir werden wieder eine richtige Familie: Du, Caro, Henri, Herkules und ich. Eben die richtige Familie Wagner, das wollte ich. Aber es ist ganz anders gekommen.«

Marc sagt erst einmal nichts dazu, dann seufzt er.

»Mein Mäuschen, du hast vollkommen Recht. Das tut mir sehr leid. Weißt du, so ein Baby ist ganz schön anstrengend, aber natürlich hätte ich mich trotzdem besser um dich kümmern müssen. Und ich schwöre dir, ich werde mich bessern! Und da ist mir auch gerade eine gute Idee gekommen, wie wir noch mehr Familie werden. Großes Indianerehrenwort.« Er hebt die rechte Hand hoch.

»Echt? Welche denn?«

»Das wird noch nicht verraten. Dafür muss ich erst noch etwas klären.«

»Na gut.«

»Ich habe aber auch noch eine Frage.« Marc zögert einen Moment, bevor er weiterspricht. »Willi hat mir am Telefon erzählt, dass ihr auf dem Weg nach München wart. Sag mal ehrlich – möchtest du lieber wieder bei Mama wohnen?«

Luisa schweigt, dann holt sie tief Luft. Oje, oje, ich hoffe nicht! Denn ich möchte auf keinen Fall ohne meine Freundin Luisa leben, aber zu der doofen Sabine will ich auch nicht ziehen. Ich hüpfe vom Boden hoch auf Luisas Bett und beginne vorsichtshalber, sehr mitleiderregend zu jaulen. Luisa erschreckt sich erst, aber dann kichert sie, streckt ihre Hand aus und krault mich hinter den Ohren. Nur Marc schüttelt tadelnd den Kopf. Klar, Hunde im Bett passen ihm genauso wenig wie auf der Designer-Couch. Aber da muss er jetzt durch. Es gilt schließlich, Schlimmeres zu verhindern.

»Hoppla, Herkules, wo kommst du denn auf einmal her? Guck mal, Papa! Ich kann gar nicht zu Mama ziehen. Die mag doch keine Hunde – und was wird dann aus Herkules? Den kann ich schließlich nicht alleine hierlassen.«

Meine Rede! Nur Marc scheint das zu wundern, jedenfalls zieht er die Augenbrauen hoch.

»Ach so, Herkules kann nicht mit. Stimmt. Und das ist der einzige Grund hierzubleiben?«

Luisa grinst und nickt.

»Klar.« Pause. Dann gibt sie Marc blitzschnell einen Kuss. »Na, fast der einzige. Ein bisschen habe ich auch ganz doll Heimweh nach euch gehabt, als ich mit Willi unterwegs war.«

Marc lächelt und streicht ihr wieder über den Kopf.

»Na, da habe ich ja noch mal Glück gehabt, dass Herkules hier wohnt und du ein bisschen ganz doll Heimweh hattest.« Er steht vom Bett auf. »Schlaf schön, Luisa. Und du, Herkules, kommst jetzt mal mit raus.«

Okay. Mich zieht es sowieso in mein bequemes Körbchen. Herrlich – endlich schlafen! Luisa löscht ihr Licht, und Marc und ich verlassen das Zimmer. Noch ehe ich allerdings mein ruhiges Plätzchen erreiche, kommt uns Caro mit Henri auf dem Arm entgegen. Och nee, hoffentlich schläft der heute Nacht anständig, ich bin wirklich stehend k. o.!

»Und, ist sie endlich eingeschlafen?«, will Carolin von Marc wissen.

»Halbwegs. Was ist mit Henri?«

»Schläft schlecht. Der hat die ganze Unruhe der letzten Tage bestimmt auch bemerkt. Vielleicht hatte er eben auch Angst, dass deine Ex ihn fallen lässt – böse genug angeguckt hat sie ihn ja.« Sie gähnt. »Ich trage ihn einfach noch ein bisschen rum, vielleicht schläft er dann fester ein.«

»Ich begleite dich. Ich wollte dich sowieso noch etwas fragen. Mir ist da heute eine Idee gekommen.« Mist! Eben war ich noch so müde – aber jetzt siegt meine Neugier. Von welcher Idee redet Marc?

»Meinst du, dass sich Luisa wieder beruhigt?«

Marc nickt. »Ich glaube schon. Aber ich denke, wir müssen darauf achten, dass unsere neue Familie richtig gut zusammenwächst. Gerade Luisa hat das in letzter Zeit vermisst.«

»Ja, das kann ich verstehen. Ich habe auch irgendwie das Gefühl, dass wir ›Familie sein‹ noch ein bisschen üben müssen. Klar, ich bin momentan sehr erschöpft, trotzdem bekomme ich ein sehr schlechtes Gewissen, wenn ich daran denke, dass wir Luisa offenbar zu wenig beachtet haben. Das darf uns nicht mehr passieren!«

Gemeinsam wandern die beiden ins Wohnzimmer. Mittlerweile gibt Henri schnorchelnde, regelmäßige Geräusche von sich. Offenbar ist er richtig eingeschlafen. Hurra! Ruhe! Caro setzt sich ganz, ganz vorsichtig auf das Sofa, Marc setzt sich neben sie.

»So. Dann erzähl mal von deiner tollen Familienidee.«

»Im Grunde genommen hattest du den gleichen Gedanken schon vor einigen Wochen: Also – was haben die meisten Familien gemeinsam?«

»Marc, bitte keine Ratespiele. Ich bin völlig fertig. Worauf willst du hinaus?«

»Na, einen gemeinsamen Namen. Die meisten Familien haben einen gemeinsamen Nachnamen. Und da dachte ich, es wäre doch schön, wenn du und Henri und Luisa gleich heißen würdet. So wie ich. Was hältst du davon?«

Caro schaut ihn an und zieht die Stirn kraus.

»Marc, ist das ein sehr komplizierter Weg, mich zu fragen, ob ich dich heiraten will?«

Marc grinst.

»Äh – ja!«

»Wie kommst du denn ausgerechnet jetzt darauf?«

»Weißt du, Luisa hat eben etwas Bemerkenswertes gesagt: Sie möchte, dass wir eine richtige Familie Wagner sind. Und das wäre doch ein Anfang. Also – was sagst du?«

Caro lächelt.

»Ich werde darüber nachdenken.«

Menschen! Nicht immer nachdenken, einfach auch mal machen! Meinen Segen habt ihr jedenfalls. Und nun endgültig ab ins Körbchen!

DANK AN …

… ich könnte fast sagen, die üblichen Verdächtigen:

meine Agentin Bettina Keil, die als Erstleserin einiges aushalten musste (»Also, du findest es wirklich gut?« »Ja.« »Ganz bestimmt?« »Ja.« »Aber hätte ich nicht besser, also zum Beispiel an dieser einen Stelle…« »Na ja, also wenn du meinst …« »Aha, du findest es also doch nicht gut!«) und trotzdem tapfer ein Kapitel nach dem nächsten entgegengenommen hat…

meinen Mann Bernd, der in der akuten Schreibphase sämtliche Elternabende, Lehrergespräche, Ponyhofbesuche und was noch so alles des Weges kam, alleine besucht hat… nicht zu vergessen die Weihnachtsfeiern. Und es waren viele Weihnachtsfeiern.

meine Schwester Wiebke, die überhaupt an allem schuld ist, denn ohne sie hätte ich nie angefangen, Bücher zu schreiben. Die zudem Namensspenderin von Herkules und unserem Hund Elmo ist und Letzterem auch eine Herberge gewährt, wenn hier wieder alles drunter und drüber geht. Selbst wenn er dann auf ihr Sofa pinkelt. Mittlerweile ist Wiebke eben eine wahre Tierfreundin!

meine Freundinnen Alexandra Fröhlich und Steffi von Wolff, die in Schaffenskrisen immer ein paar gut gekühlte Flaschen Bier (Alex) oder ebenfalls gut gekühlten Weißwein (Steffi) parat hatten, die guten kollegialen Ratschläge und Hilfen nicht zu vergessen…

Iris Kirschenhofer, die Dackelmutter im Geiste. Früher meine Lektorin, jetzt einfach meine Freundin – wie gut, dass sich unsere Wege gekreuzt haben!

Eine Neuerung gibt es aber doch – betreut wurden Herkules und ich im Lektorat erstmalig von Barbara Heinzius. Und was soll ich sagen – wo nimmt Random House nur immer die tollen Lektoren her? Barbara, es hat sehr viel Spaß gemacht, mit dir zu arbeiten! Du bist wirklich eine akribische, aber liebevolle Leserin – eine tolle Mischung! Ich hoffe, wir beide haben noch ganz oft das Vergnügen!