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Er ging zum Essen ans Ufer und rief aus einer öffentlichen Telefonzelle den Anrufannahmedienst an, den er in den seltenen Fällen seiner Abwesenheit benutzte. Die meisten Anrufe waren wie gewöhnlich von verstimmten Lesern der Voice eingegangen. Angebote oder auch nur Interessensbekundungen von Leuten, die ihm einen Job geben konnten, waren nicht dabei.

In Oxford kaufte er wie gewöhnlich jede Lokalzeitung und jedes Londoner Blatt, das er in die Finger bekommen konnte, und kehrte auf sein Boot zurück.

Es war an einem Dienstag. Er war acht anspruchslose Tage lang den Fluß hinuntergefahren und würde in zwei weiteren Tagen ohne jede Mühe das Restaurant erreichen, in dem er seine Dinnerverabredung mit den Konzernbesitzern hatte. Jetzt, so schien es, hing vieles davon ab, was sie von ihm hielten. Er las ihre Zeitungen zuerst.

Es waren zwei Zeitungen, die Blondel News und der Daily Troubadour, jeweils in zwei Teile unterteilt, wobei Sport, Kunst und Finanzen an zweiter Stelle kamen.

Er wußte natürlich, daß beide Zeitungen als seriöse Blätter ihre Verantwortung ernst nahmen und nur selten eine entblößte Brust zeigten. Er wußte auch, daß die erbitterten Nahkämpfe um Marktanteile sie veranlaßt hatten, Sonn-tagsausgaben mit ein wenig mehr Flitter aus der Taufe zu heben. Er kam zu dem Schluß, daß die Dienstagsausgabe des Troubadour langweilig sei, und er entdeckte, daß dieselbe Story (identische Absätze) unverzeihlicherweise auf zwei verschiedenen Seiten abgedruckt war. Er fühlte sich nicht im mindesten entmutigt, sondern verspürte eher das Verlangen, den Troubadour bei seinem selbstgefälligen Schlendrian zu packen und ordentlich durchzuschütteln.

Als er später behaglich flußabwärts im Halbschatten einer anmutigen Weide saß, las er mit sorgsam unter Verschluß gehaltenen Gefühlen die Cotswold Voice vom Tage, ebenfalls eine Dienstagsausgabe. Die beiden Ausgaben der vergangenen Woche, die er in Pubs flußaufwärts gelesen hatte, hatten beide noch seine eigene, unverkennbare Handschrift getragen. Diese Dienstagsausgabe, die dritte unter der Herrschaft des neuen Besitzers, war voll und ganz in den Stil der alten Cotswold Voice zurückgefallen, aus Zeiten, bevor der junge da V. Williams die Zeitung in die Finger bekam.

Bill Williams seufzte.

Der Rennsportredakteur der Cotswold Voice vermißte den kleinen, armseligen Rotstiftteufel schon empfindlich (wie er es ausdrückte).

Der neue Chefredakteur, ein großer Mann mit schikanösem Temperament, hatte ihm unverzüglich eröffnet, daß die Voice in Zukunft einen zentral verfaßten Meinungsbeitrag als Leitartikel auf der Rennseite haben wolle. Die Beiträge des gegenwärtigen Rennsportredakteurs würden an zweiter Stelle kommen, und ja, da es noch immer keine großartigen frischen Neuigkeiten zu geben scheine, dürfe er — wenn auch ungern — in dieser Woche einen weiteren Artikel über Dennis Kinser und seine Eignergemeinschaf-ten schreiben, immer vorausgesetzt, daß die Voice selbst es für sich als Erfolg verbuchen konnte, Kinsers Karriere als Trainer gefördert zu haben. Danach würde der Rennsportredakteur keine weiteren Features mehr schreiben, sondern sich darauf konzentrieren, seinen Lesern Renntips zu geben.

Der bekümmerte Rennsportredakteur rief Dennis Kinser an, und gemeinsam kochten er und Dennis Kinser, Anstifter und Angestifteter, einen von Grund auf falschen Bericht über den neuen Trainer zusammen, bei dem aufgeregte Möchtegerngemeinschaftseigner Schlange standen, damit er ihre Pferde übernehme, was selbstverständlich auf die begeisterte Unterstützung von seilen der Cotswold Voice zurückzuführen sei.

Der neue Chefredakteur quittierte den Artikel mit einem weisen Nicken und zeichnete ihn zur Veröffentlichung ab. Der Ex-Chefredakteur schüttelte den Kopf und glaubte, da er seinen Rennsportredakteur kannte, kein einziges Wort von dessen Erguß, den er sich in einer Bar flußaufwärts zu Gemüte führte.

Bill Williams glitt in zwei Tagen von Oxford zu dem Treffpunkt hinunter, einem Restaurant am Flußufer — das einfallsreicherweise den Namen Mainstream Mile trug —, und vertäute im Licht der Spätnachmittagssonne seinen Kahn am Anleger. Er gab seinem Restaurantkritiker sofort recht, daß der Speisesaal von Mainstream Mile zumindest vom Wasser aus einer der schönsten an der Themse war, mit Tischen, die hinter einer Glaswand auf Terrassen standen, so daß die Gäste einen erstklassigen Blick auf das Treiben auf dem Fluß hatten.

Zwischen dem Gebäude und dem Fluß befand sich ein kleiner Rosengarten, durch den sich vom Pier aus ein Pfad nach oben schlängelte. Als Bill Williams am Anleger stand und sich nach seiner langen Reise in seinen Jeans und seinem T-Shirt reckte und die Glieder ausschüttelte, kam ein junger, mit einem dunklen Anzug angetaner Mann ebendiesen Pfad hinuntergelaufen. Mit blasierter Miene forderte er den Besucher auf, unverzüglich wieder zu gehen, da er nicht willkommen sei.

«Wie bitte«, sagte Bill Williams, der das für einen Scherz hielt.»Wie meinen Sie das, ich soll wieder gehen?«

«Der Speisesaal ist für heute abend vollkommen ausgebucht.«

«Oh«, lachte Bill Williams,»dann ist ja alles in Ordnung.

Ich habe vor zwei Wochen einen Tisch für heute abend reservieren lassen.«

«Das ist unmöglich!«Die blasierte Miene des jungen Mannes bekam ihre ersten Risse.»Das kann nicht sein. Wir akzeptieren keine Boote.«

Bill Williams sah sich ungläubig um. Dann sagte er:

«Dieses Restaurant heißt Mainstream Mile. Es liegt am Ufer der Themse. Es hat einen öffentlichen Anleger, an dem ich, wie Sie sehen, ordnungsgemäß festgemacht habe. Wie können Sie da behaupten, Sie würden keine Boote akzeptieren?«

«Weil das die Regel des Hauses ist.«

Bill Williams büßte mehr als die Hälfte seiner guten Laune ein.»Dann sagen Sie dem Haus«, erwiderte er nachdrücklich und tippte dem jungen Mann dabei mit dem Zeigefinger auf die Brust,»daß ich vor zwei Wochen einen Tisch hier habe reservieren lassen und mir niemand irgend etwas davon gesagt hat, daß Boote nicht akzeptiert würden.«

Die Redaktion der Cotswold Voice wäre nie so töricht gewesen, Einwände zu erheben, wenn Williams einen seiner Anfälle von gerechtem Zorn erlitt. Der junge Mann trat nervös den Rückzug an und sagte:»Auf welchen Namen?«

«Williams. Vier Personen. Acht Uhr. Ich treffe meine drei Gäste um halb acht, hier in der Bar. Und Sie gehen jetzt nach oben und erklären das dem Haus.«

Mrs. Robin Dawkins fuhr von London aus mit schlechter Laune nach Nordwesten, und diese Laune verschlechterte sich noch, weil die untergehende Sonne ihr direkt in die Augen schien.

Neben ihr saß F. Harold Field und hinter ihr Russell Maudsley, der sich auf dem Rücksitz angeschnallt hatte. Wenn es nach Mrs. Dawkins gegangen wäre, hätte nicht sie selbst, sondern der Chauffeur der Gesellschaft bei dieser höchst ärgerlichen Expedition am Steuerrad des firmeneigenen Daimlers gesessen, aber sie war mit der vernünftigen Begründung überstimmt worden, daß die Diskretion des Chauffeurs große Löcher aufwies, wenn man ihm nur genug Bares in Aussicht stellte.

Mrs. Robin Dawkins, Mr. F. Harold Field und Mr. Russell Maudsley besaßen gemeinschaftlich den Zeitungskonzern The Lionheart News Group. Alle drei waren sie knallharte Rechner. Alle drei waren sie fünfzig, gerissen und besorgt. Die Absatzzahlen sämtlicher Zeitungen waren wegen des Fernsehens gesunken, aber in ihrem Falle schlimmer als bei den meisten anderen. Der Vorstand lag sich ständig in den Haaren. Jeder der drei Eigner hatte eine starke Abneigung gegen die beiden anderen, und es waren die ständigen Fehden zwischen ihnen, die zu der letzten katastrophalen Ernennung eines Chefredakteurs für den Daily Troubadour geführt hatten.