Выбрать главу

»Versuche es«, flüsterte Ender. »Ich bin nicht mehr der verängstigte kleine Junge.«

»Aber du bist auch kein Gegner für mich«, sagte Peter. »Du warst es nie und wirst es niemals sein. Du hast zu viel Herz. Du bist wie Valentine. Du zuckst davor zurück, das zu tun, was getan werden muß. Das macht dich weich und schwach. Dadurch kann man dich leicht vernichten.«

Ein plötzlicher Lichtblitz. Doch noch der Tod im Außen-Raum? Hatte Jane das Muster in ihrem Geist verloren? Explodierten sie, oder stürzten sie in eine Sonne?

Nein. Es war die sich öffnende Tür. Es war das Licht des Lusitania-Morgens, das in die relative Dunkelheit im Schiffsinneren fiel.

»Kommt ihr heraus?« rief Grego und steckte den Kopf ins Schiff. »Seid ihr…«

Dann sah er sie. Ender bemerkte, wie er stumm zählte.

»Nossa Senhore«, flüsterte Grego. »Woher zum Teufel kommen die denn?«

»Aus Enders total verkorkstem Kopf«, sagte Peter.

»Aus alten und zärtlichen Erinnerungen«, sagte die neue Valentine.

»Hilf mir mit den Viren«, sagte Ela.

Ender streckte die Hand nach ihnen aus, doch sie gab sie Miro. Sie erklärte es ihm nicht, wandte einfach den Kopf ab, doch er verstand. Was ihnen im Außen zugestoßen war, war zu seltsam, als daß sie es akzeptieren konnte. Wer auch immer Peter und diese junge, neue Valentine sein mochten, es sollte sie nicht geben. Miros Schöpfung eines neuen Körpers für ihn ergab Sinn, auch wenn es schrecklich gewesen war, den alten Körper zu einem vergessenen Nichts zerfallen zu sehen. Elas Konzentration war so groß gewesen, daß sie außer den Reagenzgläsern, die sie zu diesem Zweck mitgenommen hatte, nichts geschaffen hatte. Doch Ender hatte zwei ganze Menschen heraufbeschworen, die auf ihre Weise jeweils anrüchig waren – die neue Valentine, weil sie die echte verhöhnte, die sicherlich draußen vor der Tür wartete. Und Peter gelang es mühelos, anrüchig zu sein, während er erst langsam zu der Hochform dessen auflief, was ihn gleichzeitig so gefährlich wie auch charismatisch machte.

»Jane«, flüsterte Ender. »Jane, bist du da?«

»Ja«, antwortete sie.

»Hast du das alles gesehen?«

»Ja«, antwortete sie.

»Verstehst du es?«

»Ich bin sehr müde. Ich war noch nie müde. Ich habe noch nie etwas so Schweres getan. Es hat meine gesamte… meine gesamte Aufmerksamkeit auf einmal beansprucht. Und zwei weitere Körper, Ender. Mich dazu zu bringen, sie in das Muster einzufügen – ich weiß nicht, wie ich das geschafft habe.«

»Ich wollte es nicht.«

Aber sie antwortete nicht.

»Kommst du nun, oder was?« fragte Peter. »Die anderen sind alle schon zur Tür hinaus. Mit all diesen kleinen Urinfläschchen.«

»Ender, ich habe Angst«, sagte die junge Valentine. »Ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll.«

»Ich auch nicht«, erwiderte Ender. »Gott verzeihe mir, falls ich dir irgendwie weh tue. Ich hätte dich niemals zurückgebracht, um dir weh zu tun.«

»Ich weiß«, sagte sie.

»Nein«, sagte Peter. »Der nette alte Ender beschwört eine mannbare junge Frau aus seinem Gehirn herauf, die genau aussieht wie seine Schwester im Teenageralter. Ender, alter Junge, sind deiner Verderbtheit denn keine Grenzen gesetzt?«

»Lediglich ein schändlich kranker Geist würde an so etwas auch nur denken«, murmelte Ender.

Peter lachte.

Ender nahm die junge Val an der Hand und führte sie zur Tür hinaus. Er fühlte, wie ihre Hand schwitzte und zitterte. Sie fühlte sich so echt an. Sie war echt. Und doch konnte er, kaum daß er auf der Schwelle stand, die echte Valentine sehen, in mittlerem Alter, nicht mehr jung, doch noch immer die anmutige, wunderschöne Frau, die er all diese Jahre lang gekannt und geliebt hatte. Das ist die wahre Schwester, die, die ich so liebe wie mich selbst. Was hatte dieses junge Mädchen in meinem Geist zu suchen?

Grego und Ela mußten genug gesagt haben, daß die Leute wußten, daß etwas Seltsames geschehen war. Und als Miro das Schiff verlassen hatte, gesund und lebhaft, mit klarer Aussprache und so freudig erregt, daß er fast gesungen hätte – das mußte wirklich zu einiger Aufregung geführt haben. Ein Wunder. Es gab Wunder dort draußen, wo auch immer das Schiff gewesen war.

Doch als Ender herauskam, verstummte die Menge. Nur wenige hätten das junge Mädchen, das bei ihm war, auf den ersten Blick als Valentine in ihrer Jugend erkannt – keiner von ihnen hatte sie damals gekannt. Und keiner außer Valentine würde Peter Wiggin im kräftigen jungen Mannesalter erkennen; bei den Bildern in den Geschichtswerken handelte es sich normalerweise um Holos, die erst spät in seinem Leben aufgenommen worden waren, als sich die billige Holographie endlich durchgesetzt hatte.

Doch Valentine erkannte sie. Ender stand vor der Tür, die junge Val neben ihm Peter direkt hinter ihm, und Valentine erkannte sie beide. Sie trat vor, von Jakt weg, bis sie direkt vor Ender stand.

»Ender«, sagte sie. »Lieber, gequälter Junge, das hast du geschaffen, als du an dem Ort warst, an dem du alles erschaffen kannst, was du willst?« Sie streckte die Hand aus und berührte die junge Ausgabe von ihr selbst an der Wange. »So wunderschön«, sagte sie. »Ich war nie so schön, Ender. Sie ist perfekt. Sie ist alles, was ich sein wollte, aber niemals war.«

»Bist du nicht froh, mich zu sehen, Val, meine liebste Demosthenes?« Peter drängte sich zwischen Ender und der jungen Val hindurch. »Hast du nicht auch an mich zärtliche Erinnerungen? Bin ich nicht schöner, als du dich an mich erinnerst? Ich freue mich bestimmt, dich zu sehen. Du hast so viel aus der Persona gemacht, die ich für dich geschaffen habe. Demosthenes. Ich habe dich geschaffen, und du hast mir nicht einmal dafür gedankt.«

»Danke, Peter«, flüsterte Valentine. Sie sah wieder zu der jungen Val. »Was wirst du mit ihnen machen?«

»Mit uns machen?« sagte Peter. »Es steht ihm nicht zu, etwas mit uns zu machen. Er hat mich vielleicht zurückgeholt, aber jetzt bin ich mein eigener Herr, wie ich es schon immer war.«

Valentine drehte sich wieder zu der Menge um, die noch immer von Erstaunen über die seltsamen Ereignisse erfüllt war. Schließlich hatten die Leute gesehen, wie drei Personen das Schiff bestiegen, hatten gesehen, wie es verschwand und keine sieben Minuten später an genau derselben Stelle wieder auftauchte – doch anstatt drei Personen waren fünf ausgestiegen, und zwei davon waren Fremde. Natürlich waren die Leute geblieben, um zu gaffen.

Aber heute würde keiner mehr eine Antwort bekommen. Abgesehen vielleicht, was die wichtigste Frage von allen betraf. »Hat Ela die Reagenzgläser ins Labor gebracht?« sagte sie. »Machen wir der Versammlung ein Ende und sehen nach, was Ela im Außen-Raum für uns geschaffen hat.«

Kapitel 17

Enders Kinder

›Armer Ender. Jetzt laufen seine Alpträume auf ihren eigenen zwei Beinen um ihn herum.‹

›Er hat auf eine seltsame Methode zurückgegriffen, schließlich doch noch Kinder zu bekommen.‹

›Du bist diejenige, die Aiuas aus dem Chaos ruft. Wie hat er Seelen für diese Menschen gefunden?‹

›Wieso kommst du auf den Gedanken, daß er dies getan hat?‹

›Sie gehen umher. Sie sprechen.‹

›Der Mann namens Peter kam zu dir und sprach mit dir, nicht wahr?‹

›Der arroganteste Mensch, der mir je begegnet ist.‹

›Wieso wurde er wohl mit der Fähigkeit geboren, die Sprache der Vaterbäume sprechen zu können?‹

›Ich weiß es nicht. Ender hat ihn geschaffen. Wieso sollte er ihn ohne Sprachfähigkeit schaffen?‹