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Antwort. Als er schließlich den Mut aufbrachte, um sie anzurufen, hatte sie die Nachricht bereits durch die Presse erfahren, und er kam sich noch mieser vor.

Am Tag der Heimkehr des frischvermählten Paares nach Lexington kam Olivers Wahlkampf wieder voll auf Touren. Peter Tager hatte alles in Bewegung gesetzt; Oliver war erneut allgegenwärtig - im Fernsehen, im Rundfunk, in den Zeitungen. Er sprach zu einer riesigen Menschenmenge im Kentucky Kingdom Thrill Park und hielt eine Wahlversammlung in der Autofabrik Toyota in Georgetown. Er sprach im siebentausend Quadratmeter großen Einkaufszentrum von Lancaster. Und das war nur der Anfang.

Peter Tager machte es möglich, daß Oliver in einem speziellen Wahlkampfbus den gesamten Bundesstaat Kentucky bereiste. Der Bus fuhr von Georgetown bis hinunter nach Stanford, mit Stops in Frankfort ... Versailles .Winchester ... Louisville. Oliver sprach auf dem Kentucky-Messegelände und im Ausstellungscenter, wo ihm zu Ehren in einem großen Kessel über einem offenen Feuer burgoo, das traditionelle Kentucky-Eintopfgericht aus Huhn, Kalbs-, Rind-, Lamm- und Schweinefleisch mit vielen frischen Gemüsen, gekocht wurde.

Olivers Umfragewerte stiegen unentwegt. Es hatte lediglich eine einzige Unterbrechung in seinem Wahlkampf gegeben: seine Hochzeit, wo der Anblick der in der hintersten Kirchenbank stehenden Leslie bei ihm ein ungutes Gefühl ausgelöst hatte. Er beriet sich mit Peter Tager.

»Sie glauben doch nicht, daß Leslie etwas unternehmen würde, was mir schaden könnte?«

»Sicher nicht. Und selbst wenn sie Ihnen schaden wollte -was könnte sie denn tun? Die Frau können Sie vergessen.«

Tager hatte recht. Die Dinge entwickelten sich bestens, und es gab keinerlei Anlaß zur Besorgnis. Nun würde ihn nichts,

aber auch gar nichts mehr aufhalten können.

In der Wahlnacht saß Leslie in ihrer Wohnung mutterseelenallein vor dem Fernseher und verfolgte die Ergebnisse. Olivers Vorsprung wuchs mit jedem weiteren, ausgezählten Wahlkreis. Genau fünf Minuten vor Mitternacht war es schließlich soweit: Der noch amtierende Gouverneur Addison trat vor die Kameras, um seine Wahlniederlage einzugestehen. Leslie schaltete den Fernseher aus. Sie erhob sich und atmete einmal tief durch.

Weep no more, my Lady. Oh, weep no more today!

We will sing one song for the old Kentucky home. For the old Kentucky home far away.

Jetzt war der Zeitpunkt gekommen.

3

Senator Todd Davis war an diesem Morgen sehr beschäftigt. Er war zur Teilnahme an einer Auktion von Vollblutpferden aus der amerikanischen Hauptstadt in Louisville eingeflogen.

»Man muß die Blutlinien pflegen«, meinte er zu Peter Tager, als die beiden die herrlichen Tiere musterten, die eines nach dem anderen auf die Koppel geführt wurden. »Auf die Blutlinien kommt's an, Peter.«

Soeben wurde eine wunderschöne Stute in die Mitte der Koppel geführt. »Sail Away«, erklärte Senator Davis. »Eine Stute, die ich unbedingt haben muß.«

Sofort setzte ein lebhaftes Bieten ein, doch zehn Minuten später war Sail Away in den Besitz von Senator Davis übergegangen.

Das Mobiltelefon läutete. Peter Tager nahm ab. »Ja?« Er horchte kurz, bevor er sich dem Senator zuwandte. »Leslie Stewart. Wollen Sie mit ihr reden?«

Senator Davis zog die Stirn in Falten, zögerte einen Augenblick, dann nahm er Tager das Telefon aus der Hand.

»Miss Stewart?«

»Entschuldigen Sie die Störung, Senator Davis, aber könnte ich Sie vielleicht treffen? Ich muß Sie um einen Gefallen bitten.«

»Das könnte schwierig werden. Ich fliege bereits heute abend nach Washington zurück und .«

»Ich könnte ja herüberkommen und mich dort mit Ihnen treffen. Es ist wirklich wichtig.«

Senator Davis zögerte einen Augenblick. »Nun, wenn es Ihnen so wichtig ist, junge Dame, dann werde ich selbstverständlich Zeit für Sie finden. Ich werde in wenigen Minuten zu meiner Farm aufbrechen. Möchten Sie mich dort treffen?«

»Ausgezeichnet.«

»Dann erwarte ich Sie in einer Stunde.«

»Danke.«

Davis drückte die Schluss-Taste und drehte sich zu Tager um. »Ich habe sie falsch eingeschätzt. Ich hatte sie für klüger gehalten. Geldforderungen hätte sie vor der Hochzeit von Jan und Oliver stellen müssen.« Er wirkte nachdenklich, aber nur ganz kurz; dann machte sich auf seinem Gesicht ein zufriedenes Grinsen breit. »Den Teufel werde ich tun.«

»Worum geht's, Senator?«

»Mir ist soeben klar geworden, was es mit dieser dringenden Sache auf sich hat: Miss Stewart hat plötzlich entdeckt, daß sie von Oliver schwanger ist und deshalb eine kleine finanzielle Unterstützung braucht. Der älteste Trick der Welt.«

Eine Stunde später fuhr Leslie in Dutch Hill, der Farm des Senators, vor, wo am Eingang des Hauptgebäudes ein Wachmann stand. »Miss Stewart?«

»Ja.«

»Senator Davis erwartet Sie bereits. Bitte folgen Sie mir.« Er begleitete Leslie ins Innere des Hauses, wo ein breiter Flur zu einer großen, von Büchern überquellenden, holzgetäfelten Bibliothek führte. Dort saß Senator Davis an seinem Schreibtisch und blätterte in einem Buch. Als Leslie eintrat, hob er den Kopf und stand auf.

»Schön, Sie zu sehen, meine Liebe. Nehmen Sie doch bitte Platz.«

Leslie setzte sich.

Der Senator hielt das Buch in der Hand hoch. »Faszinierend. Eine Aufstellung mit allen Siegern vom ersten bis zum letzten Derby. Kennen Sie den Namen des Siegers im ersten Kentucky Derby?«

»Nein.«

»Aristides, im Jahre 1875. Aber Sie sind ja nicht hier, um mit mir über Pferde zu plaudern.« Er legte das Buch beiseite. »Sie wollten mich um einen Gefallen bitten.«

Er überlegte, wie sie die Sache wohl formulieren würde. Ich habe gerade herausgefunden, daß ich von Oliver ein Baby erwarte, ich weiß nicht, was ich machen soll ... Ich will ja keinen Skandal auslösen, aber ... Ich bin bereit, das Baby aufzuziehen, nur fehlt mir dazu das nötige Geld ...

»Kennen Sie Henry Chambers persönlich?« fragte Leslie.

Der völlig überraschte Senator blinzelte. »Ob ich ... Henry? Ja, natürlich kenne ich ihn. Warum?«

»Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir ein Empfehlungsschreiben an ihn mitgeben könnten.«

Senator Davis musterte sie mit einem erstaunten Blick, während er sich gedanklich auf die neue Situation einstellte. »Ist das der Gefallen, um den Sie mich bitten? Daß ich Sie mit Henry Chambers bekanntmache?«

»Ja.«

»Er wohnt aber leider nicht mehr hier, Miss Stewart. Er lebt in Phoenix, Arizona.«

»Ich weiß. Deshalb komme ich ja zu Ihnen. Ich reise nämlich morgen früh nach Phoenix und hatte gedacht, daß es schöner wäre, wenn ich dort wenigstens einen Menschen kennen würde.«

Senator Davis musterte sie kritisch, weil sein Instinkt ihm sagte, daß da irgend etwas im Busch war, das er nicht begriff

Die folgende Frage formulierte er mit größtem Bedacht. »Wissen Sie irgend etwas über Henry Chambers?«

»Nein. Nur daß er aus Kentucky stammt.«

Er suchte nach der richtigen Entscheidung. Sie ist eine schöne Frau, dachte er, Henry wird es mir bestimmt danken. »Ich rufe ihn an.«

Fünf Minuten später hatte er Henry Chambers in der Leitung.

»Henry, hier Todd. Du wirst es mit Bedauern hören, aber ich habe heute morgen Sail Away erworben. Ich weiß doch, daß du ein Auge auf die Stute geworfen hattest.« Er schwieg, hörte einen Moment zu und lachte. »Und ob ich dir das zutraue! Und du hast schon wieder eine Scheidung hinter dir, wie ich höre. Eigentlich schade. Ich hatte Jessica gern.«

Und so zog sich das Gespräch noch ein paar Minuten lang hin, bis Senator Davis erklärte: »Hör zu, Henry, ich werde dir einen guten Dienst erweisen. Eine Freundin von mir kommt morgen in Phoenix an, und weil sie dort keine Menschenseele kennt, wäre ich dir dankbar, wenn du dich ihrer ein bißchen annehmen würdest . Wie sie aussieht?« Er schaute Leslie an und lächelte. »Sie sieht nicht mal schlecht aus. Aber komm mir bloß nicht auf falsche Gedanken.«