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Agent den Vorschlag: »Hierfür werden wir Siegerinnen von Schönheitswettbewerben einspannen.«

»Ich bitte um Verzeihung«, warf Leslie mit unsicherer Stimme ein, »aber so eine Werbung hat es, glaube ich, bereits gegeben. Warum setzen wir hier eigentlich nicht besonders hübsche Flugbegleiterinnen aus aller Welt ein, um zu demonstrieren, daß unsere Kosmetikseife universal ist?«

Von da an fragten die Kollegen bei Arbeitssitzungen Leslie um ihre Meinung zu Projektideen.

Ein Jahr später war sie zur Werbetextassistentin avanciert; zwei Jahre danach wurde sie PR-Agentin mit Zuständigkeit für Werbung sowie für Öffentlichkeitsarbeit.

Oliver Russells Wahlkampf zu managen, das bedeutete für Leslie die erste wirklich große Aufgabe bei der Agentur. Als zwei Wochen nach Oliver Russells Antrittsbesuch Bailey darauf hinwies, daß es eventuell ratsam wäre, Russell als Klienten aufzugeben, weil er nicht in der Lage sei, das übliche Agentenhonorar zu zahlen, überredete Leslie ihn nicht zuletzt deshalb, an Russell festzuhalten.

»Betrachten Sie's als Wohltätigkeitsposten - als Arbeit für einen guten Zweck«, sagte sie.

Bailey musterte sie einen Augenblick lang nachdenklich. »Einverstanden.«

Leslie saß neben Oliver Russell auf einer Bank im Triangle Park. Es war ein kühler Herbsttag; vom See her wehte eine leichte Brise herüber. »Ich hasse die Politik«, erklärte Oliver Russell.

Leslie schaute ihn verblüfft an. »Aber warum sind Sie dann -

«

»Weil ich das System ändern möchte, Leslie. In seiner bestehenden Form wird es beherrscht von Lobbyisten und Großunternehmen, die die falschen Leute an die Macht bringen und diese Leute dann völlig in der Hand haben. Da gäbe es so viel zu tun!« Seine Stimme klang leidenschaftlich. »Die politisch Verantwortlichen haben unser Land zu einem Altherrenverein heruntergewirtschaftet. Sie verfolgen in erster Linie eigene Interessen, statt sich um das Wohl des Volkes zu kümmern. Das ist einfach nicht in Ordnung. Ich werde alles tun, um diesen Mißstand zu korrigieren.«

Als Leslie Olivers weiteren Ausführungen zuhörte, dachte sie: Er könnte tatsächlich eine Wende herbeiführen. Er hatte etwas ausgesprochen Zwingendes und Mitreißendes an sich. Es war allerdings so, daß sie einfach alles an ihm aufregend fand. Solche Anteilnahme hatte sie bisher noch für keinen Mann empfunden, und es war eine berauschende Erfahrung. Sie hatte allerdings keine Ahnung, welche Gefühle er für sie hegte. Verdammt, dachte sie, er ist immer nur der perfekte Gentleman. Es kam Leslie so vor, als ob an der Bank alle paar Minuten Leute stehenblieben, um Oliver die Hand zu schütteln und alles Gute zu wünschen; und die vorbeikommenden Frauen hätten Leslie offenbar am liebsten mit Blicken vergiftet. Wahrscheinlich ist er mit denen allen ausgegangen, dachte Leslie. Wahrscheinlich ist er mit allen im Bett gewesen. Na schön, das geht mich nichts an.

Es war ihr zu Ohren gekommen, daß er bis vor kurzem mit der Tochter eines Senators befreundet gewesen war; sie überlegte, was da wohl schiefgegangen sein mochte. Das geht mich jedoch ebensowenig etwas an.

Es war einfach nicht zu übersehen, daß Olivers Wahlkampf schlecht lief. Ohne Geld zur Bezahlung von Wahlkampfhelfern, ohne politische Werbespots im Fernsehen, Radio und Zeitungen war es ihm schlicht unmöglich, Gouverneur Cary Addison Paroli zu bieten, dessen Gesicht im ganzen Lande allgegenwärtig schien. Es gelang Leslie zwar, zu erreichen, daß Oliver auf Firmenausflügen, in Fabriken und auf Dutzenden von Gesellschaftsereignissen in Erscheinung trat; ihr war jedoch bewußt, daß dergleichen Auftritte eher nebensächlich waren. Sie fand es frustrierend.

»Haben Sie schon die jüngsten Umfrage-Ergebnisse gesehen?« fragte Bailey. »Ihr Junge fällt ins Leere.«

Nicht, soweit es in meiner Macht steht, dachte Leslie.

Leslie und Oliver waren zum Abendessen ins Cheznous gegangen. »Es klappt nicht, stimmt's?« fragte Oliver leise.

»Wir haben ja noch viel Zeit«, meinte Leslie beruhigend. »Wenn die Wähler Sie erst einmal entdecken ...«

Oliver schüttelte den Kopf. »Ich habe die UmfrageErgebnisse natürlich auch gesehen. Sie sollten wissen, wie dankbar ich Ihnen für all Ihre Bemühungen in meiner Sache bin, Leslie. An Ihnen liegt's bestimmt nicht. Sie haben großartig gearbeitet.«

Sie schaute ihn über den Tisch an und dachte: Er ist der bewundernswerteste Mann, dem ich je begegnet bin, und ich kann nichts für ihn tun. Sie hätte ihn am liebsten in die Arme genommen und getröstet. Ihn getröstet - getröstet? Wem will ich da wohl Sand in die Augen streuen?

Sie machten sich gerade daran, aufzustehen und zu gehen, als ein Herr und eine Dame mit zwei kleinen Mädchen auf ihren Tisch zusteuerten.

»Oliver! Wie geht's?« Eine schwarze Augenklappe verlieh dem gepflegten Mann um die Vierzig das Aussehen eines liebenswerten Piraten.

Oliver erhob sich und streckte ihm die Hand entgegen. »Hallo, Peter. Darf ich Sie mit Leslie Stewart bekanntmachen? Leslie - Peter Tager.«

»Hallo, Leslie.« Tager machte eine Kopfbewegung in Richtung seiner Familie. »Meine Frau Betsy, und hier ist unsere Elizabeth, und dieses Mädchen ist unsere Tochter Rebecca.«

In seiner Stimme schwang großer Stolz mit.

Peter Tager wandte sich Oliver zu. »Ich bedaure zutiefst, was geschehen ist. Wirklich. Ich habe es widerstrebend getan. Ich

hatte keine Wahl.«

»Ich verstehe, Peter.«

»Wenn ich eine Möglichkeit gesehen hätte, um es zu .«

»Es ist schon in Ordnung. Kein Problem.«

»Sie wissen doch, daß ich persönlich Ihnen bestes Gelingen wünsche.«

Auf dem Heimweg fragte Leslie: »Wovon hat er überhaupt gesprochen?«

Oliver wollte etwas sagen, hielt sich dann aber zurück. »Ach, das ist inzwischen völlig bedeutungslos.«

Leslie wohnte in einer adretten Einzimmerwohnung im Stadtteil Brandywine. Der Wohnblock war bereits in Sichtweite, als Oliver mit einem gewissen Zögern meinte: »Ich weiß, daß Ihre Agentur mich fast kostenlos betreut, Leslie. Ganz offen gesagt - ich glaube, Sie verschwenden Ihre Zeit. Es wäre wohl besser, wenn ich das Rennen einfach aufgeben würde.«

»Nein.« Sie war selbst überrascht von der Heftigkeit ihres Tons. »Sie dürfen jetzt nicht aufgeben. Wir werden schon noch einen Weg finden, damit Sie doch noch siegen.«

Oliver wandte den Kopf, um sie lange zu betrachten. »Es bedeutet Ihnen wirklich etwas, nicht wahr?«

Lese ich in diese Frage zu viel hinein? »Ja«, erwiderte sie leise, »es bedeutet mir wirklich etwas.«

Vor dem Wohnblock holte Leslie einmal tief Luft. »Möchten Sie mit hochkommen?«

Er schaute sie eine Zeitlang an, bevor er antwortete. »Ja.«

Später wußte sie nicht mehr, wer den ersten Schritt getan hatte, da konnte sie sich nur noch erinnern, wie sie sich gegenseitig entkleidet und einander in den Armen gelegen hatten; das Liebesspiel war von einer ungestümen, wilden Ungeduld gewesen, bevor sie jegliches Zeitgefühl verloren halten und langsam und unbeschwert in einer rhythmischen Ekstase verschmolzen. Etwas so Wunderbares hatte Leslie noch nie

erlebt.

Sie blieben die ganze Nacht über zusammen; es war eine unvergeßliche Nacht. Oliver war unersättlich, im Nehmen wie im Geben; er konnte einfach kein Ende finden. Er war wie ein Tier, und Leslie dachte, o mein Gott, wie ich selbst auch.

Beim morgendlichen Frühstück - es gab Orangensaft, Rühreier, Toast und Speck - sagte Leslie: »Am Freitag wird am Green River Lake ein Picknick stattfinden, Oliver, an dem viele Leute teilnehmen werden. Ich werde es so einrichten, daß du dort eine Rede hältst, und wir werden einen Radiowerbespot kaufen, damit deine Anwesenheit allen bekannt wird. Dann werden wir .«