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Oliver nahm Jans Worte in sich auf, beobachtete sie. Er fand, daß sie sich als First Lady phantastisch bewährt hatte. Sie hatte sich bei wichtigen Wohltätigkeitsorganisationen engagiert und sich für eine Reihe von großen sozialen Anliegen stark gemacht. Sie war liebenswert, intelligent, und sie hatte ein Herz für Menschen . Oliver hatte das Gefühl, ihr zum erstenmal gegenüberzusitzen. Warum habe ich mich eigentlich herumgetrieben? fragte er sich. Ich habe doch alles, was ich brauche. »Wird deine Sitzung heute abend lang dauern?« »Nein«, sagte Oliver, und er sprach ganz langsam. »Ich werde sie absagen. Ich bleibe zu Hause.«

An diesem Abend schliefen die beiden seit vielen Wochen wieder einmal miteinander; und Oliver empfand es als wundervolles Erlebnis. Ich werde Peter den Auftrag geben, das Apartment abzustoßen, sagte er sich am folgenden Morgen.

Am nächsten Morgen fand er folgende Notiz auf seinem Schreibtisch vor.

Sie sollten wissen, daß ich ein richtiger Fan von Ihnen bin und nie etwas tun würde, das Ihnen schaden könnte. Am 15. Oktober war ich zufällig in der Garage vom Hotel Monroe Arms und sehr erstaunt, Sie dort zu sehen. Als ich am nächsten Tag in der Zeitung vom Mord an dem Mädchen las, wurde mir klar, warum Sie zum Lift zurückgegangen waren, um Ihre Fingerabdrücke von den Schaltern abzuwischen. Ich bin sicher, daß ich bei allen Zeitungen auf Interesse an meiner Geschichte stoßen würde und viel Geld bekommen könnte. Wie ich schon gesagt habe, bin ich aber ein Fan von Ihnen. Ich möchte bestimmt nichts tun, um Ihnen zu schaden. Ich könnte allerdings eine finanzielle Zuwendung gut gebrauchen, und falls Sie daran interessiert sind, würde die Sache unter uns bleiben. Ich werde mich in einigen Tagen wieder melden, während Sie darüber nachdenken.

Mit den besten Grüßen ein Freund

»Mein Gott«, sagte Sime Lombardo leise. »Nicht zu fassen. Wie ist das hier angekommen?«

»Mit der Post«, erwiderte Peter Tager. »Es war an den Präsidenten addressiert - mit dem Vermerk >persönlich<.

»Es könnte irgend so ein Verrückter sein, der es einfach mal versucht .«

»Wir dürfen kein Risiko eingehen, Sime. Ich glaube natürlich auch nicht, daß diese Geschichte wahr ist. Aber wenn davon auch nur der Hauch eines Gerüchts an die Öffentlichkeit käme, wäre der Präsident erledigt. Wir müssen ihn unbedingt schützen.« »Und wie?«

»Als erstes müssen wir herausfinden, wer diese Nachricht geschickt hat.«

Peter Tager befand sich im Hauptquartier des FBI zwischen 10th Street und Pennsylvania Avenue, wo er sich mit Special Agent Clay Jacobs unterhielt. »Sie sagten, es sei dringend, Peter?«

»Ja.« Peter Tager öffnete eine Aktentasche, holte ein Blatt Papier heraus und schob es über den Schreibtisch. Clay Jacobs

nahm es in die Hand und las laut vor. »Sie sollten wissen, daß ich ein richtiger Fan von Ihnen bin. Ich werde mich in einigen Tagen wieder melden, während sie darüber nachdenken.«

Alle Sätze zwischen dem ersten und dem letzten Satz waren eliminiert worden.

Jacobs hob den Kopf. »Was ist das?«

»Eine Angelegenheit der höchsten Sicherheitsstufe«, betonte Peter Tager. »Der Präsident hat mich darum gebeten, den Absender herauszufinden. Er möchte Sie bitten, das Papier nach Fingerabdrücken zu untersuchen.«

Clay studierte das Blatt noch einmal und zog die Stirn in Falten. »Das ist aber eine ungewöhnliche Anfrage, Peter.«

»Wieso?«

»An dieser Geschichte ist irgend etwas faul.«

»Der Präsident bittet Sie lediglich, für ihn den Namen des Absenders herauszufinden.«

»Vorausgesetzt, daß seine Fingerabdrücke auf dem Blatt sind.«

»Warten Sie hier auf mich.« Jacobs stand auf und verließ das Büro.

Peter Tager schaute aus dem Fenster und dachte über den Brief und die möglichen, furchtbaren Konsequenzen nach.

Nach exakt sieben Minuten kehrte Clay Jacobs zurück.

»Sie haben Glück«, sagte er.

Tagers Herz begann schneller zu schlagen. »Sie haben etwas gefunden?«

»Ja.« Jacobs gab Tager ein Stück Papier. »Der Mann, den Sie suchen, war vor etwa einem Jahr an einem Verkehrsunfall beteiligt. Sein Name ist Carl Gorman. Er arbeitet an der Rezeption des Hotels Monroe Arms.« Er musterte Tager noch einmal mit einem prüfenden Blick. »Gibt es vielleicht noch etwas, das Sie mir in diesem Zusammenhang mitteilen könnten?«

»Nein«, antwortete Peter Tager, »gibt es nicht.«

»Frank Lonergan auf Leitung drei, Miss Stewart. Es eilt, sagt er.«

»Ich nehme das Gespräch an.« Leslie hob den Hörer ab und drückte eine Taste. »Frank?«

»Sind Sie allein?«

»Ja.«

Sie hörte, wie er einmal tief durchatmete. »Okay. Fangen wir an.« Er sprach volle zehn Minuten lang, ohne daß sie ihn auch nur ein einziges Mal unterbrochen hätte.

Leslie Stewart eilte zu Matt Baker. »Wir müssen etwas besprechen, Matt.« Sie setzte sich vor seinen Schreibtisch. »Wenn ich Ihnen nun sagen würde, daß Oliver Russell in den Mord an Chloe Houston verwickelt ist ...?«

»Würde ich zunächst einmal vermuten, daß Sie paranoid sind oder den Verstand verloren haben.«

»Frank Lonergan hat gerade angerufen. Er hat mit Gouverneurin Houston gesprochen, die nicht daran glaubt, daß Paul Yerby ihre Tochter ermordet hat. Außerdem hat Frank auch mit Paul Yerbys Eltern gesprochen, und die können es sich auch nicht vorstellen.«

»Das hätte ich auch nicht von ihnen erwartet«, meinte Matt Baker. »Wenn das Ihr einziges Verdachtsmo...«

»Das ist bloß der Auftakt. Frank ist ins Leichenschauhaus gegangen und hat dort mit dem Coroner gesprochen. Helen Chuan hat ihm erklärt, der Gürtel des Jungen sei dermaßen festgezurrt gewesen, daß man ihn am Hals losschneiden muß-te.«

Nun hörte Matt schon aufmerksamer zu. »Und ...?«

»Frank hat Yerbys Sachen abgeholt, und darunter befand sich auch der Gürteclass="underline" Er war nicht zerschnitten.«

Matt Baker holte tief Luft. »Wollen Sie mir damit weismachen, daß der Junge ermordet worden ist und daß dieser Mord vertuscht wurde?«

»Ich will Ihnen überhaupt nichts weismachen. Ich berichte einfach nur Fakten. Oliver Russell hat mich einmal zu bewegen versucht, Ecstasy zu nehmen. Während seines Wahlkampfes fürs Amt des Gouverneurs starb eine Anwaltsgehilfin an Ecstasy, und als er Gouverneur war, wurde seine Sekretärin in einem Park im Ecstasy-Koma aufgefunden. Lonergan hat erfahren, daß Oliver dem Krankenhaus den Vorschlag gemacht hat, daß man sie von den lebenserhaltenden Apparaturen abnehmen sollte.« Leslie beugte sich vor. »In der Nacht des Mordes an Chloe Houston wurde aus der Imperial Suite im Weißen Haus angerufen. Frank hat die Telefonunterlagen des Hotels eingesehen, aber das Blatt für den fünfzehnten Oktober fehlte. Die Terminsekretärin des Präsidenten hat Lonergan mitgeteilt, am betreffenden Abend hätte der Präsident ein Treffen mit General Whitman gehabt, aber es gab kein derartiges Treffen. Frank hat mit Gouverneurin Houston gesprochen, die ihm erklärte, daß Chloe an einer Führung durchs Weiße Haus teilgenommen und einen Termin beim Präsidenten gehabt hatte.«

Langes Schweigen. »Wo befindet Frank Lonergan sich in diesem Moment?« fragte Matt Baker.

»Er spürt Carl Gorman auf, den Empfangschef, der die Buchung der Imperial Suite angenommen hat.«

»Bedaure«, sagte Jeremy Robinson, »aber wir geben keine Informationen über unsere Angestellten.«

Frank Lonergan ließ nicht locker. »Ich bitte doch nur um seine Privatadresse, damit ich ihn .«

»Das würde Ihnen auch nicht weiterhelfen, denn Mr. Gorman ist in Urlaub gefahren.«

Lonergan seufzte. »Das ist wirklich ein Jammer. Ich hatte gehofft, daß er ein paar weiße Flecken füllen könnte.«

»Weiße Flecken?«

»Ja. Wir planen eine große Reportage über den Tod der Tochter von Gouverneurin Houston in Ihrem Hotel. Aber ohne