Выбрать главу

»Mr. Lonergan ist tot, Mr. Robinson. Ich hätte einfach nur gern ein paar Informationen.«

Jeremy Robinson schüttelte den Kopf. »Ich weiß nichts.«

»Was haben Sie Mr. Lonergan erzählt?«

Robinson seufzte. »Er hat mich um die Adresse von Carl Gorman, meinem Empfangschef, gebeten.«

»Hat Mr. Lonergan ihn aufgesucht?«

»Ich habe keine Ahnung.«

»Ich hätte gerne diese Adresse.«

Jeremy schaute sie kurz an und seufzte erneut. »Also gut. Er wohnt bei seiner Schwester.«

Einige Minuten später hielt Dana die Adresse in den Händen. Robinson sah ihr nach, als sie das Hotel verließ, dann nahm er den Hörer ab und rief das Weiße Haus an.

Er fragte sich, warum man sich im Weißen Haus so sehr für den Fall interessierte.

Chris Colby, der Computerspezialist des Morddezernats, kam mit einer Diskette in der Hand zu Detective Reese. Er zitterte vor Erregung.

»Was haben Sie herausbekommen?« fragte Detective Reese.

Chris Colby holte tief Luft. »Sie werden ausflippen. Hier haben Sie einen Ausdruck vom Inhalt der Diskette.«

Als Detective Reese zu lesen begann, trat ein Ausdruck ungläubigen Staunens auf seine Züge. »Heilige Muttergottes«, sagte er, »das muß ich Captain Miller zeigen.«

Nach der Lektüre des Ausdrucks schaute Captain Otto Miller Detective Reese an. »Ich ... so etwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gelesen.«

»So etwas hat es überhaupt noch nie gegeben«, betonte De-tective Reese. »Und was machen wir nun damit?«

»Ich denke«, sagte Captain Miller gedehnt, »daß wir diesen Text der Justizministerin übergeben sollten.«

Alle waren im Büro von Justizministerin Barbara Gatlin versammelt: der FBI-Direktor Scott Brandon, Dean Bergstrom als Polizeipräsident von Washington, der CIA-Direktor James Frisch und Edgar Graves in seiner Eigenschaft als Oberster Richter des Bundesgerichts.

»Ich habe Sie zu mir gebeten, Gentlemen«, begann Barbara Gatlin, »weil ich Ihren Rat brauche. Ganz offen gesagt, ich weiß nicht, wie ich in dieser Angelegenheit vorgehen soll. Wir sehen uns einer wirklich einzigartigen Situation gegenüber. Frank Lonergan war Reporter bei der Washington Tribune. Zum Zeitpunkt seiner Ermordung befand er sich in der Recherche über die Hintergründe des Mordes an Chloe Houston. Ich werde Ihnen jetzt die Abschrift des Inhalts einer Diskette vorlesen, die die Polizei in Lonergans Wagen gefunden hat.« Sie blickte auf den Computerausdruck und begann laut zu lesen:

»Ich habe Grund zu der Annahme, daß der Präsident der Vereinigten Staaten mindestens einen Mord begangen hat und in vier weitere Morde verwickelt ist .«

»Was?« stieß Scott Brandon hervor.

»Lassen Sie mich fortfahren.« Sie las weiter.

»Die folgenden Informationen habe ich von verschiedenen Quellen erhalten. Leslie Stewart, die Besitzerin und Verlegerin der Washington Tribune, ist bereit, unter Eid auszusagen, daß Oliver sie bei einer Gelegenheit zur Einnahme einer illegalen Droge, flüssiges Ecstasy, zu überreden versuchte.

Als Oliver Russell für das Amt des Gouverneurs von Kentucky kandidierte, drohte ihm die Rechtsgehilfin Lisa Burnette, die dort im Capitol tätig war, mit einer Klage wegen sexueller Belästigung. Russell hat gegenüber einem Anwaltskollegen erklärt, daß er mit ihr sprechen würde. Am nächsten Tag wurde Lisa Burnettes Leiche im Kentucky River aufgefunden. Sie war an einer Überdosis von flüssigem Ecstasy gestorben.

Die Sekretärin des damaligen Gouverneurs Russell, Miriam Friedland, wurde an einem Abend bewußtlos auf einer Parkbank gefunden. Sie lag im Koma, das durch flüssiges Ecstasy verursacht worden war. Die Polizei wartete darauf, daß sie wieder aus dem Koma aufwachen würde, um sie dann zu befragen, wer ihr die Droge gegeben hatte. Oliver Russell rief im Krankenhaus an und machte den Vorschlag, Miriam Friedlands Life-Support-Systems auszuschalten. Miriam Friedland starb, ohne je aus dem Koma zu erwachen.

Chloe Houston kam durch eine Überdosis von flüssigem Ecstasy ums Leben. Ich habe erfahren, daß am Abend ihres Todes von der Suite des Hotels aus im Weißen Haus angerufen wurde. Als ich zur Überprüfung meiner Information in den Telefonunterlagen des Hotels nachsuchte, fehlte das entsprechende Blatt für diesen Tag.

Mir wurde mitgeteilt, daß der Präsident an diesem Abend an einer Sitzung teilgenommen habe. Ich stellte jedoch fest, daß diese Sitzung abgesagt worden war. Niemand weiß, wo der Präsident sich an diesem Abend aufgehalten hatte.

Paul Yerby wurde des Mordes an Chloe Houston verdächtigt und in Haft genommen. Am folgenden Morgen wurde Yerby in seiner Zelle erhängt aufgefunden. Er hatte angeblich Selbstmord begangen und sich mit dem eigenen Gürtel erhängt. Als ich dann jedoch auf der Polizeistation seine persönlichen Sachen überprüfte, befand sich darunter auch der unversehrte Gürtel.

Durch einen Freund beim FBI habe ich erfahren, daß dem Weißen Haus ein Erpresserbrief zugegangen ist. Präsident Russell beauftragte das FBI, den Brief auf Fingerabdrücke zu untersuchen. Der größte Teil des Briefes war mit weißer Farbe unkenntlich gemacht worden; das FBI konnte den Text jedoch mit Hilfe eines Infraskops entziffern.

Die Fingerabdrücke auf dem Brief wurden als die von Carl Gorman identifiziert. Gorman arbeitete als Empfangschef im

Hotel Monroe Arms und war vermutlich die einzige Person, der die Identität jenes Individuums bekannt war, das die Suite gebucht hatte, wo das Mädchen ermordet wurde. Er war zum Angeln verreist. Sein Name war jedoch dem Weißen Haus bekannt geworden. Als ich bei dem Angelplatz ankam, war er kurz zuvor ums Leben gekommen, angeblich bei einem Unfall.

Zwischen diesen Morden bestehen zu viele Verbindungen, um sie noch als Zufälle betrachten zu können. Ich setze meine Nachforschungen fort, aber, um die Wahrheit zu sagen, ich habe Angst. Für den Fall, daß mir etwas zustoßen sollte, habe ich dies hier zu Protokoll gegeben. Weitere Informationen später.«

»Großer Gott«, rief James Frisch aus. »Wie ... furchtbar.«

»Ich kann es nicht glauben.«

»Lonergan hat es geglaubt«, wandte Justizministerin Gatlin ein, »und ist wahrscheinlich ermordet worden, damit diese Informationen nicht an die Öffentlichkeit gelangen.«

»Und was unternehmen wir nun?« fragte Richter Graves. »Wie kann man den Präsidenten der Vereinigten Staaten befragen, ob er ein halbes Dutzend Menschen ermordet hat?«

»Eine gute Frage. Ihn unter Anklage stellen? Ihn verhaften? Ihn ins Gefängnis werfen?«

»Bevor wir irgend etwas unternehmen«, erklärte die Justizministerin, »sollten wir meiner Meinung nach dieses Protokoll dem Präsidenten persönlich vorlegen und ihm Gelegenheit zu einer Stellungnahme geben.«

Es ertönte ein beifälliges Murmeln.

»Inzwischen lasse ich einen Haftbefehl für ihn aufsetzen. Nur für den Fall, daß es sich als notwendig erweisen sollte.«

Ein im Raum anwesender Herr dachte: Ich muß Peter Tager davon in Kenntnis setzen.

Peter Tager legte den Hörer auf und dachte lange über das nach, was ihm soeben mitgeteilt worden war. Er stand auf und ging über den Korridor zum Büro von Deborah Kanner. »Ich muß den Präsidenten sprechen.«

»Er befindet sich in einer Sitzung. Wenn Sie ...«

»Ich muß ihn jetzt sofort sprechen, Deborah. Es ist dringend.«

Sie bemerkte den Ausdruck auf seinem Gesicht. »Nur einen Augenblick, bitte.« Sie nahm das Telefon und drückte eine Taste. »Verzeihen Sie die Unterbrechung, Mr. President. Mr. Tager steht neben mir und erklärt, daß er sie unbedingt sprechen muß.« Sie hörte kurz zu. »Ich danke Ihnen.« Sie legte den Hörer zurück und drehte sich zu Tager um. »In fünf Minuten.«

Fünf Minuten später war Peter Tager im Oval Office allein mit Präsident Russell.

»Was ist denn so wichtig, Peter?«