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»Und was bekomme ich dafür als Gegenleistung?« fragte Leslie.

»Ich liefere Ihnen den Präsidenten der Vereinigten Staaten auf dem Tablett. Die Justizministerin hat soeben wegen Mordes einen Haftbefehl gegen ihn beantragt.«

Ein heftiges Atmen am anderen Ende der Leitung. »Fahren Sie fort.«

Leslie Stewart redete so schnell, daß Matt Baker kein Wort verstehen konnte. »Um Gottes willen, nun beruhigen Sie sich doch«, sagte er. »Was wollen Sie mir denn erzählen?«

»Der Präsident! Wir haben ihn am Wickel, Matt! Ich habe gerade mit Senator Todd Davis gesprochen. Der Oberste Richter vom Bundesgericht, der Polizeipräsident, der Direktor des FBI und die amerikanische Justizministerin befinden sich gegenwärtig im Amtszimmer des Präsidenten - mit einem Haftbefehl gegen ihn wegen Verdachts auf Mordes. Es gibt einen Haufen Beweise gegen ihn, Matt, und er hat kein Alibi. Das ist die Sensationsgeschichte des Jahrhunderts!«

»Das können Sie aber nicht veröffentlichen.«

Sie schaute ihn erstaunt an. »Was wollen Sie damit sagen?«

»Leslie, solch eine Story ist zu groß, um sie so einfach ... ich meine, da müssen erst einmal die Fakten überprüft und nochmals überprüft werden .«

»Und dann werden sie so lange überprüft, bis das Ganze bereits als Schlagzeile in der Washington Post steht? Nein, danke. So eine Chance werde ich mir nicht entgehen lassen.« »Sie können den Präsidenten der Vereinigten Staaten nicht des Mordes beschuldigen, ohne .«

Leslie grinste. »Das werde ich auch nicht, Matt. Wir müssen jetzt gar nichts weiter tun, als die Tatsache veröffentlichen, daß es einen Haftbefehl gegen ihn gibt. Das reicht, um ihn zu vernichten.«

»Senator Davis ...«

». liefert seinen eigenen Schwiegersohn ans Messer. Er hält den Präsidenten für schuldig. Er hat es mir selbst gesagt.«

»Das ist nicht ausreichend. Wir werden die Sache zuerst einmal verifizieren .«

»Bei wem denn - bei Katharine Graham? Haben Sie den Verstand verloren! Wir bringen die Geschichte jetzt gleich, damit sie uns nicht entgeht.«

»Ich kann Ihnen das nicht durchgehen lassen, nicht ohne vorherige Verifizierung .«

»Wissen Sie eigentlich, mit wem Sie reden? Das ist hier meine Zeitung, und ich mache damit, was ich will.«

Matt Baker stand auf. »Das ist unverantwortlich. Ich werde es nicht erlauben, daß einer von meinen Journalisten diese Story schreibt.«

»Ihre Journalisten brauchen sie auch gar nicht zu schreiben. Ich werde sie selbst verfassen.«

»Wenn Sie das tun, Leslie, kündige ich. Und zwar unwiderruflich.«

»Nein, Matt, Sie werden mich nicht verlassen. Wir beide, Sie und ich, werden uns den Pulitzerpreis teilen.« Sie beobachtete, wie er sich auf dem Absatz umdrehte und den Raum verließ. »Sie werden schon wieder zurückkommen.«

Leslie drückte die Taste der Gegensprechanlage. »Lassen Sie Zoltaire rufen.«

Sie schaute ihm in die Augen. »Ich brauche mein Horoskop für die nächsten vierundzwanzig Stunden«, erklärte sie ihm.

»Ja, Miss Stewart, sehr gern.« Er nahm eine kleine Epheme-ride, die Bibel der Astrologen, aus seiner Tasche und schlug sie auf. Er studierte die Stellung der Sterne und Planeten. Seine Augen wurden groß.

»Was ist?«

Zoltaire blickte auf. »Ich . da scheint sich gegenwärtig etwas sehr Wichtiges zu ereignen.« Er zeigte auf die Ephemeride. »Schauen Sie. Der transitive Mars bewegt sich drei Tage lang über Ihrem neunten Haus im Pluto, indem er ein Quadrat bildet zu Ihrem .«

»Das ist uninteressant«, unterbrach ihn Leslie ungeduldig. »Lassen Sie uns gleich zum Wesentlichen übergehen.«

Er schien verwirrt. »Zum Wesentlichen? Ach so, ja.« Er schaute erneut in das Buch. »Da bereitet sich ein großes Ereignis vor, und Sie stehen mittendrin. Sie werden noch viel berühmter werden, als sie jetzt schon sind, Miss Stewart. Ihr Name wird aller Welt bekannt sein.«

Leslie empfand ein Gefühl von unbändiger Euphorie. Die ganze Welt würde ihren Namen feiern. Sie sah sich bei den Feiern zur Preisverleihung; der Redner verkündete: »Und jetzt die Empfängerin des diesjährigen Pulitzerpreises für die bedeutendste Reportage in der Geschichte des Journalismus. Ich präsentiere Ihnen Miss Leslie Stewart.« Es gab stehende Ovationen, der Beifall war ohrenbetäubend.

»Miss Stewart ...«

Leslie schüttelte den Traum ab.

»Sonst noch etwas?«

»Nein«, sagte Leslie. »Ich danke Ihnen, Zoltaire. Das ist genug.«

An diesem Abend las Leslie eine Kopie des von ihr persönlich verfaßten Berichts. Die Schlagzeile lautete: Haftbefehl wegen Mordverdachts gegen Präsident Russell

ausgestellt. Präsident muss sich auch in Ermittlungen

von fünf Todesfällen zum Verhör stellen.

Leslie paßte ihren Text in die Spalte und wandte sich an ihren geschäftsführenden Redakteur Lyle Banister. »Lassen Sie drucken«, sagte sie. »Bringen Sie's als Extraausgabe heraus. Es muß in einer Stunde im Straßenverkauf sein. wte kann es gleichzeitig senden.«

Lyle Bannister zögerte. »Sind sie nicht doch der Meinung, daß Matt Baker noch einen Blick darauf werfen .«

»Das ist hier nicht seine Zeitung, sie gehört mir. Lassen Sie drucken. Sofort.«

»Jawohl, Ma'am.« Er griff nach dem Telefon auf Leslies Schreibtisch und wählte eine Nummer. »Wir bringen es.«

Um 19 Uhr 30 bereiteten Barbara Gatlin und die übrigen Mitglieder der Delegation sich auf die Rückkehr zum Weißen Haus vor. »Ich hoffe inständigst,«, meinte Barbara Gatlin, »daß es nicht notwendig wird, den Haftbefehl gegen den Präsidenten zu verwenden. Seien Sie jedoch darauf vorbereitet.«

Eine halbe Stunde später kündigte Olivers Sekretärin die Justizministerin und die übrigen Herren an.

»Schicken Sie sie zu mir herein.«

Oliver war blaß, als er sie ins Oval Office einmarschieren sah. Jan stand neben ihm und hielt seine Hand.

»Sind Sie jetzt bereit, Mr. President«, begann Barbara Gatlin, »uns auf unsere Fragen Antwort zu geben?«

Oliver nickte. »Ich bin bereit.«

»Mr. President - hatte Chloe Houston am fünfzehnten Oktober einen Termin bei Ihnen?«

»Sie hatte einen Termin.«

»Und haben Sie das Mädchen empfangen?«

»Nein. Ich mußte den Termin absagen.«

Der Anruf war kurz vor fünfzehn Uhr gekommen. »Darling, ich bin's. Ich bin so einsam ohne dich. Ich befinde mich jetzt im Pförtnerhaus in Maryland. Ich sitze nackt am Rand des Swimmingpools.«

»Da müssen wir gemeinsam etwas unternehmen.«

»Wann kannst du kommen?«

»Ich werde in einer Stunde bei dir sein.«

Oliver stellte sich vor die Gruppe. »Wenn das, was ich Ihnen jetzt mitteilen werde, aus diesem Büro je an die öffentlichkeit gelangte, so würde es dem amerikanischen Amt des Präsidenten und unseren Beziehungen mit einem anderen Land einen irreparablen Schaden zufügen. Ich handle nur mit größtem inneren Widerstreben. Doch Sie lassen mir ja keine andere Wahl.«

Oliver ging, gefolgt von den staunenden Blicken der Anwesenden, zu einer Nebentür, die zu einem gemütlichen kleinen Raum führte, und machte die Tür auf. Sylvia Picone betrat den Raum.

»Diese Dame ist Sylvia Picone, die Gemahlin des italienischen Botschafters. Am fünfzehnten Oktober sind Mrs. Picone und ich von vier Uhr nachmittags bis um zwei Uhr früh am nächsten Morgen in ihrem Pförtnerhaus in Maryland zusammengewesen. Ich weiß nicht das geringste von dem Mord an Chloe Houston noch von einem der übrigen Todesfälle.«

21

Dana betrat Tom Hawkins' Büro. »Tom. Ich bin einer interessanten Sache auf der Spur. Unmittelbar vor seiner Ermordung ist Frank Lonergan zur Wohnung von Carl Gorman hinausgefahren - Gorman hat an der Rezeption des Hotels Monroe Arms gearbeitet. Er kam bei einem mutmaßlichen Schiffsunglück ums Leben. Er hat bei seiner Schwester gewohnt. Ich würde gern mit einem Kamerateam hinausfahren und einen Bericht für die heutigen Zehn-Uhr-Nachrichten machen.«