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»Sie glauben nicht, daß es ein Unfall war?«

»Nein, zu viele Ungereimtheiten.«

Tom dachte einen Moment nach. »Okay. Ich werde es organisieren.«

»Danke. Hier, die Adresse. Ich werde das Kamerateam dort treffen. Ich gehe noch rasch nach Hause, mich umziehen.«

Beim Betreten ihrer Wohnung hatte Dana plötzlich das dumpfe Gefühl, daß irgend etwas nicht stimmte. Es war ein sechster Sinn, den sie in Sarajevo entwickelt hatte, ein Warnsignal. In dieser Wohnung war ein Fremder gewesen. Sie ging langsam durch die ganze Wohnung, überprüfte sämtliche Schränke. Da fehlte nichts. Es ist nur meine Phantasie, sagte sich Dana. Aber sie glaubte es selber nicht.

Als Dana beim Haus von Carl Gormans Schwester eintraf, war der übertragungswagen schon angekommen und war weiter unten an der Straße geparkt. Er war ein riesiger Lkw mit einer großen Antenne auf dem Dach und einer vollständigen elektronischen Ausrüstung drinnen. Der Toningenieur Andrew Wright und der Kameramann Vernon Mills hatten bereits auf Dana gewartet.

»Wo machen wir das Interview?« fragte Mills.

»Ich möchte es im Hausinnern machen. Ich gebe Bescheid, wenn wir soweit sind.«

»Einverstanden.«

Dana begab sich zur Haustür und klopfte. Marianne Gorman öffnete. »Ja?«

»Ich bin ...«

»Oh! Ich kenne Sie doch vom Fernsehen.«

»Richtig«, sagte Dana. »Könnten wir uns einen Augenblick unterhalten?«

Marianne Gorman zögerte. »Ja. Kommen Sie herein.« Dana folgte ihr ins Wohnzimmer.

Marianne Gorman bot ihr einen Stuhl an. »Sie sind wegen meines Bruders da, nicht wahr? Es war Mord. Ich weiß es.«

»Wer hat ihn getötet?«

Marianne Gormann schaute weg. »Das weiß ich nicht.«

»Haben Sie Besuch von Frank Lonergan bekommen? Hat er Sie sprechen wollen?«

Die Frau kniff die Augen zusammen. »Er hat mich reingelegt. Ich hatte ihm gesagt, wo er meinen Bruder finden könnte und .« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Und nun ist Carl tot.«

»Worüber hat Lonergan denn mit Ihrem Bruder sprechen wollen?«

»Er hat behauptet, daß er vom Finanzamt käme.«

Dana sah ihr in die Augen. »Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich ein kurzes Fernsehinterview mit Ihnen mache? Daß sie ein paar Worte zur Ermordung Ihres Bruders sagen und was Sie über die Kriminalität in dieser Stadt denken.«

Marianne Gorman nickte. »Ich denke, das geht in Ordnung.«

»Ich danke Ihnen.« Dana ging zur Haustür, öffnete und gab Vernon Mills ein Zeichen. Er nahm seine Kameraausrüstung und kam zum Haus herüber; Andrew Wright folgte.

»Ich habe so etwas aber noch nie gemacht«, sagte Marianne.

»Sie haben keinen Grund, nervös zu sein. Es wird nur wenige

Minuten dauern.«

Vernon kam mit der Kamera ins Wohnzimmer. »Wo möchten Sie das Interview führen?«

»Hier im Wohnzimmer.« Dana deutete mit dem Kopf zu einer Ecke. »Sie können die Kamera dort aufbauen.«

Vernon brachte die Kamera in Position und kehrte wieder zu Dana zurück. Er heftete den beiden Frauen ein winziges Mikrofon an die Jacke. »Sie können es anschalten, wenn Sie soweit sind.«

»Nein!« Marianne Gorman wehrte plötzlich ab. »Moment mal! Es tut mir leid. Ich ... das kann ich nicht machen.«

»Warum nicht?« fragte Dana.

»Es . weil es gefährlich ist. Könnte . könnte ich Sie allein sprechen?«

»Ja.« Sie schaute zu Vernon und Wright hinüber. »Lassen Sie die Kamera hier. Ich werde Ihnen Bescheid geben.«

Vernon nickte. »Wir werden im großen Wagen sein.«

Dana konzentrierte sich auf Marianne Gorman. »Warum ist es für Sie gefährlich, im Fernsehen aufzutreten?«

»Ich will nicht, daß sie mich sehen«, sagte Marianne zögernd.

»Wer soll Sie nicht sehen?«

Marianne schluckte. »Carl hat etwas gemacht . das er nicht hätte tun dürfen. Das ist der Grund, warum er ermordet wurde. Und die Männer, die ihn umgebracht haben, werden auch mich zu töten versuchen.« Sie zitterte am ganzen Körper.

»Was hat Carl denn getan?«

»O mein Gott«, murmelte Marianne. »Und ich hatte ihn angefleht, es nicht zu tun.«

»Was nicht zu tun?« Dana ließ nicht locker.

»Er ... er hat einen Erpresserbrief geschrieben.«

Dana schaute sie erstaunt an. »Einen Erpresserbrief?«

»Ja. Sie müssen mir glauben. Carl war ein anständiger Mensch. Nur daß er ... er hatte eine Schwäche für kostbare

Sachen, und bei seinem Gehalt konnte er natürlich nicht so leben, wie er es gern getan hätte. Ich konnte ihn nicht davon abbringen. Wegen dieses Briefes ist er ermordet worden. Ich weiß es genau. Sie haben ihn gefunden, und jetzt wissen sie auch, wo ich bin. Sie werden mich umbringen.« Sie war in Schluchzen ausgebrochen. »Ich . ich weiß gar nicht, was ich machen soll.«

»Erzählen Sie mir von dem Brief.«

Marianne Gorman holte tief Luft. »Mein Bruder wollte in Ferien fahren. Er hatte aber eine Jacke vergessen, die er in die Ferien mitnehmen wollte, und ging deswegen noch einmal ins Hotel zurück. Er hat seine Jacke geholt und saß bereits wieder in seinem Wagen in der Garage, als die Tür des Privatlifts zur Imperial Suite aufging. Carl hat mir erzählt, daß er einen Mann herauskommen sah und überrascht war, diesen Mann dort zu sehen. Er war aber noch viel erstaunter, als dieser Mann wieder in den Lift zurückkehrte und seine Fingerabdrücke an den Knöpfen abwischte. Carl konnte sich keinen Reim darauf machen, was da vorging. Und dann . am nächsten Tag hat er in der Zeitung von dem Mord an diesem armen Mädchen gelesen und plötzlich gewußt, daß dieser Mann der Mörder des Mädchens war.« Sie zögerte. »Da hat er dann den Brief ans Weiße Haus geschickt.«

»Ans Weiße Haus?« fragte Dana ungläubig.

»Ja.«

»Wem hat er den Brief geschickt?«

»An den Mann, den er in der Garage gesehen hatte. Sie wissen schon ... der mit der schwarzen Augenklappe: Peter Tager.«

22

Er konnte den Verkehrslärm von der Pennsylvania Avenue vor dem Weißen Haus durch die Bürowände hören und wurde sich wieder seiner Umgebung bewußt. Er ließ noch einmal alle Entwicklungen Revue passieren, und er war zufrieden, daß er sich in Sicherheit befand. Oliver Russell würde wegen Morden verhaftet werden, die er nicht begangen hatte; dann würde der Vizepräsident Melvin Wicks der neue Präsident werden, und es würde Senator Davis nicht schwerfallen, Vizepräsident Wicks unter Kontrolle zu haben. Und es gibt absolut nichts, wodurch man mich mit einem der Todesfälle in Verbindung bringen könnte, dachte Tager.

An diesem Abend fand eine Gebetsstunde statt, auf die Peter Tager sich schon freute. Es war eine Gruppe, die ihm gern zuhörte, wenn er über das Thema Religion und Macht sprach.

Peter Tager hatte sich seit seinem vierzehnten Lebensjahr für Mädchen interessiert; Gott hatte ihm eine außergewöhnlich starke Libido geschenkt. Peter hatte befürchtet, daß der Verlust des einen Auges ihn für das andere Geschlecht unattraktiv gemacht hätte, statt dessen fanden die Mädchen seine Augenklappe interessant. Außerdem hatte Gott Peter die Gabe der Überzeugung verliehen; er verstand sich darauf, bescheidene junge Mädchen in Autofonds, Scheunen und Betten zu locken. Zu seinem großen Bedauern hatte er jedoch eines dieser Mädchen geschwängert und sie notgedrungen heiraten müssen. Sie gebar ihm zwei Kinder. Die Familie hätte ihm zu einer großen Last werden können, aber sie erwies sich dann als wunderbare Fassade für seine außerehelichen Aktivitäten. Er hatte ernsthaft erwogen, Geistlicher zu werden; dann hatte er jedoch Senator Todd Davis kennengelernt, und sein Leben hatte sich völlig geändert. Er hatte ein neues und viel größeres Forum entdeckt: die Politik.