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Der Senator war schockiert. »Wäre es denn nicht möglich,

daß sie bloß .«

»Nein. Ich habe Oliver angerufen. Er - er hat es nicht bestreiten können. Ich habe beschlossen, Lexington zu verlassen. Ich fliege nach Paris.«

»Bist du sicher, das Richtige zu .«

»Absolut sicher.«

Und am nächsten Morgen war Jan auf und davon.

Der Senator ließ Oliver zu sich kommen. »Ich bin von Ihnen enttäuscht, Sohn.«

Oliver holte tief Luft. »Die Sache von gestern tut mir leid, Todd. Es war - es passierte einfach so. Ich hatte ein paar Gläschen getrunken, und dann hat sich diese Frau an mich herangemacht und - nun ja, es war eben schwer, nein zu sagen.«

»Das kann ich verstehen«, sagte der Senator teilnahmsvoll. »Sie sind schließlich ein Mann, nicht wahr?«

Olivers Lächeln verriet Erleichterung. »Genau. Es wird nie wieder passieren. Ich kann Ihnen versichern ...«

»Trotzdem. Es ist wirklich schade, denn Sie hätten einen guten Gouverneur abgegeben.«

Die Farbe wich aus Olivers Gesicht. »Was ... was sagen Sie da, Todd?«

»Bitte, Oliver, es würde doch irgendwie ein schiefes Licht auf mich werfen, wenn ich Sie nach diesem Vorfall weiterhin unterstütze, nicht wahr? Ich meine, überlegen Sie mal, was Jan empfinden muß .«

»Was hat denn das Gouverneursamt mit Jan zu tun?«

»Ich habe allen erzählt, es bestünden gute Aussichten, daß der nächste Gouverneur mein Schwiegersohn sein würde. Da Sie nun aber nicht mein Schwiegersohn werden, na ja, werde ich meine Pläne eben ändern müssen, nicht wahr?«

»Seien Sie vernünftig, Todd. Sie können doch nicht ...«

Das Lächeln schwand vom Gesicht des Senators. »Maßen Sie sich bitte niemals an, mir erklären zu wollen, was ich tun kann und was nicht, Oliver. Ich kann etwas aus Ihnen machen, ich kann Sie aber auch genausogut vernichten!« Das Lächeln kehrte zurück. »Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich hege keinerlei persönliche Ressentiments gegen Sie. Ich wünsche Ihnen nur das Beste.«

Es verschlug Oliver für einen Moment die Sprache. »Verstehe.« Er stand auf. »Ich ... es tut mir leid.«

»Mir auch, Oliver. Es tut mir wirklich leid.«

Kaum war Oliver fort, ließ der Senator Peter Tager zu sich kommen. »Wir brechen den Wahlkampf ab.«

»Jetzt den Wahlkampf abbrechen? Warum? Wir haben es so gut wie geschafft. Den jüngsten Umfragen zufolge .«

»Tun Sie einfach, was ich Ihnen sage. Sagen Sie Olivers sämtliche Auftritte ab. Soweit es uns angeht, ist er nicht mehr im Rennen.«

Zwei Wochen später zeigten die Umfragen einen Rückgang von Oliver Russells Popularitätswerten. Nach und nach verschwanden seine Plakattafeln; die Wahlkampfspots in Fernsehen und Rundfunk waren storniert worden.

»Gouverneur Addisons Umfragewerte steigen. Falls wir einen neuen Kandidaten suchen, sollten wir uns beeilen«, meinte Peter Tager.

Der Senator war in Gedanken versunken. »Wir haben viel Zeit. Wir sollten diese Sache zu Ende spielen.«

Es war wenige Tage später, daß Oliver Russell die Werbe-und Public-Relations-Agentur Bailey & Tomkins aufsuchte und bat, seinen Wahlkampf zu managen. Jim Bailey machte ihn mit Leslie bekannt, und Oliver war sofort von ihr angetan. Sie war nicht nur schön; sie war auch intelligent und teilnahmsvoll; und sie glaubte an ihn. Bei Jan hatte er manchmal eine gewisse Unnahbarkeit gespürt. Bei Leslie erging es ihm völlig anders. Sie war warmherzig und einfühlsam; da war es nur natürlich, sich in sie zu verlieben. Gelegentlich ging es Oliver durch den Sinn, was er mit Jan verloren hatte. »Es ist

nur der erste Schritt. Sie dienen eine Amtszeit als Gouverneur - oder auch zwei -, und danach, ich verspreche es Ihnen, bringen wir Sie ins Weiße Haus.«

Zum Teufel damit. Ich kann auch ohne das alles glücklich sein, redete Oliver sich ein. An und ab konnte er aber nicht umhin, an die schöne Zukunft zu denken, die ihm offengestanden hatte.

Olivers Hochzeit mit Leslie Stewart stand kurz bevor, als Senator Davis Tager zu sich rufen ließ.

»Wir haben ein Problem, Peter. Wir können es nicht dulden, daß Oliver seine politische Karriere wegen der Ehe mit einem Fräulein Namenlos wegwirft.«

Peter Tager runzelte die Stirn. »Ich wüßte nicht, wie Sie das jetzt noch verhindern könnten, Senator. Der Hochzeitstermin steht.«

Senator Davis dachte kurz nach und rief seine Tochter in Paris an. »Jan, ich habe eine schreckliche Neuigkeit für dich. Oliver heiratet.«

Langes Schweigen. »Ich ... ich habe davon gehört.«

»Das Traurige an dieser Geschichte ist nur, daß er diese Frau überhaupt nicht liebt. Ich weiß es von ihm selbst, daß er sie aus Enttäuschung heiratet, weil du ihn verlassen hast. Er liebt dich nach wie vor.«

»Das hat Oliver gesagt?«

»Hundertprozentig. Es ist schlimm, was er sich da selber antut. Und in gewisser Weise bist du's, die ihn dazu zwingt, Baby. Er ist einfach zerbrochen, nachdem du ihn verlassen hast.«

»Vater, ich ... ich hatte ja keine Ahnung.«

»Einen so unglücklichen Mann hab ich mein Lebtag nicht gesehen.«

»Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«

»Liebst du ihn denn noch immer?«

»Ich werde ihn immer lieben. Ich habe einen furchtbaren Fehler begangen.«

»Also, dann ist es ja vielleicht noch nicht zu spät.«

»Aber er heiratet doch.«

»Honey - warum warten wir's nicht ab? Mal sehen, was sich tut. Vielleicht kommt er ja wieder zur Vernunft.«

Als Senator Davis auflegte, fragte Peter Tager: »Was haben Sie vor, Senator?«

»Ich?« sagte Senator Davis in aller Unschuld. »Überhaupt nichts. Ich bringe bloß ein paar Sachen wieder ins Lot, damit alles seine Richtigkeit hat. Ich werde mal ein Wörtchen mit Oliver reden.«

Am Nachmittag saß Oliver Russell in Senator Davis' Büro.

»Ich bin froh, Sie zu sehen, Oliver. Danke, daß Sie vorbeigekommen sind. Sie sehen blendend aus.«

»Danke, Todd, Sie aber auch.«

»Na ja, man wird älter. Aber man tut, was man kann.«

»Sie wollten mich sprechen, Todd?«

»Ja, Oliver. Nehmen Sie Platz.«

Oliver ließ sich auf einem Stuhl nieder.

»Ich brauche Ihre Hilfe bei einem juristischen Problem, das mir in Paris zu schaffen macht. Eines von meinen dortigen Unternehmen steckt in Schwierigkeiten, und nun steht auch noch eine Aktionärsversammlung bevor. Würden Sie daran bitte für mich teilnehmen?«

»Sehr gern. Wann findet die Versammlung statt? Ich werde im Terminkalender nachsehen und .«

»Bedaure, Sie würden gleich heute nachmittag abfliegen müssen.«

Oliver schaute ihn entgeistert an. »Heute nachmittag?«

»Es ist mir sehr unangenehm, so kurzfristig über Sie verfügen zu müssen, aber ich habe es selbst gerade erst erfahren. Mein Flugzeug erwartet Sie am Flughafen. Könnten Sie es möglich machen? Die Sache ist mir sehr wichtig.«

Oliver überlegte. »Ich werde es irgendwie versuchen.«

»Ich weiß es zu schätzen, Oliver. Ich habe ja gewußt, daß ich mich auf Sie verlassen kann.« Er beugte sich vor. »Ich bin sehr betroffen von Ihrem Mißgeschick. Sie haben die neuesten Umfragen gesehen?« Er seufzte. »Sie sind leider ganz tief nach unten gefallen.«

»Ich weiß.«

»Es würde mich ja weniger bedrücken, nur . « Er brach mitten im Satz ab.

»Nur ...?«

»Nur daß Sie eben ein guter Gouverneur geworden wären. Ihre Zukunftsperspektive hätte glänzender gar nicht sein können. Sie würden über Geld verfügt haben . und über Macht. Gestatten Sie mir eine Bemerkung über Geld und Macht, Oliver. Dem Geld ist es völlig gleichgültig, wem es gehört. Ein Penner kann es in der Lotterie gewinnen, es kann durch eine Erbschaft einem Volltrottel zufallen, oder ein Gewaltverbrecher kann es bei einem Banküberfall an sich bringen. Aber die Macht - mit der Macht ist das eine andere Geschichte. Macht haben heißt die Welt besitzen. Wenn Sie Gouverneur dieses Staates würden, hätten Sie potentiell Ein-fluß auf das Leben all seiner Bürger. Sie könnten Gesetze verabschieden, die den Menschen nützen, und Sie hätten die Macht, Ihr Veto gegen Gesetze einzulegen, die ihnen schaden könnten. Ich hatte Ihnen versprochen, daß Sie eines Tages Präsident der Vereinigten Staaten sein könnten. Ich meinte es ernst, ehrlich, Sie hätten US-Präsident sein können. Denken Sie einmal über solche Macht nach, Oliver, was es bedeutet, der wichtigste Mann der Welt zu sein, das mächtigste Land der Welt zu führen. Es lohnt, solch ein Ziel vor Augen zu haben, nicht wahr? Denken Sie einfach mal darüber nach.« Er wiederholte es ganz langsam: »Der mächtigste Mann der Welt!«