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Nun, wo ich mich an die ruhige Würde von Nebogipfel gewöhnt hatte, realisierte ich die bestialische Natur dieser Morlocks, mit ihren hängenden Kiefern, dem schmutzigen und verfilzten Haar und der buckligen Statur — einige von ihnen ließen beim Laufen obendrein noch die Hände über den Boden schleifen — in ihrer extremsten Ausprägung.

Plötzlich erreichten wir den Waldrand. Ich stolperte durch eine letzte Baumreihe und torkelte über eine Wiese.

In tiefen Zügen sog ich die Luft ein und wandte den Kopf, um einen Blick auf den brennenden Wald zu werfen. Rauchwolken quollen auf und bildeten eine Säule, die sich in den Himmel türmte und die Sterne verdunkelte; und ich sah, daß aus dem Herzen des Waldes große Flammen — über dreihundert Fuß hoch — wie Gebäude in die Höhe stiegen. Noch immer flohen Morlocks vor dem Feuer, aber ihre Zahl nahm bereits ab; und jene, die aus dem Wald auftauchten, waren zerschlagen und verwundet.

Ich wandte mich um und ging durch hohes, drahtiges Gras davon. Zunächst verspürte ich eine starke Hitze im Rücken; aber nach etwa einer Meile hatte sich das gelegt, und das rote Lodern wurde zu einem bloßen Glühen. Hier sah ich keine Morlocks mehr.

Ich überquerte einen Hügel, und im dahinter liegenden Tal kam ich zu einem Ort, an dem ich schon einmal gewesen war. Hier standen Akazien, eine Reihe Schlafgebäude und eine Statue — unvollständig und zerbrochen — die mich an einen Faun erinnert hatte. Ich lief den Abhang zu diesem Tal hinunter und stieß auf einen kleinen, mir bekannten Fluß, der sich dort in einem Einschnitt versteckte. Seine turbulente und unruhige Oberfläche reflektierte das Sternenlicht. Ich machte am Ufer halt und legte Weena vorsichtig auf den Boden. Das Wasser war kalt und strömte schnell dahin. Ich riß einen Streifen aus meinem Hemd und tauchte ihn ins Wasser; damit kühlte ich Weenas zerschundenes Gesicht und träufelte ihr etwas Wasser in den Mund.

So verbrachte ich, mit Weenas Kopf im Schoß, den Rest dieser Nacht.

Am Morgen sah ich, wie er in einem erbärmlichen Zustand aus dem Wald kroch. Sein Gesicht hatte eine gespenstische Blässe, und er hatte halbverheilte Wunden im Gesicht, sein Körper war mit Staub und Schmutz überzogen, und er humpelte schlimmer als ein fußkranker Tramp, wobei er seine blutigen Füße nur mit versengtem Gras verbunden hatte. Ich spürte einen Anflug von Mitleid — oder vielleicht auch Verlegenheit — angesichts seines desolaten Zustandes: war das wirklich ich gewesen, fragte ich mich — hatte ich mich meinen Freunden in einem solchen Aufzug präsentiert, nach meiner Rückkehr von diesem ersten Abenteuer?

Erneut spürte ich den Impuls, Hilfe zu leisten; aber ich wußte, daß kein Beistand erforderlich war. Mein früheres Ich würde den ganzen Tag schlafen und sich so von dieser Erschöpfung erholen. Und wenn dann der Abend nahte, würde er zur Weißen Sphinx zurückkehren, um die Zeitmaschine wieder in seinen Besitz zu bringen.

Dann — nach einer letzten Auseinandersetzung mit den Morlocks — würde er verschwinden, in einem Wirbel zeitlosen Wallens.

Also blieb ich bei Weena, bis die Sonne ihren Aufstieg über den Himmel begann.

Epilog

Die ersten Tage waren die schlimmsten, denn ich war hier ganz ohne Werkzeug angekommen.

Anfangs mußte ich bei den Eloi leben. Ich labte mich an den Früchten, die ihnen von den Morlocks bereitgestellt wurden, und ich teilte mit ihnen die teilrestaurierten Ruinen, die sie als Schlafstätten nutzten.

Als Neumond war und die nächste Phase der Dunklen Nächte eintrat, wurde ich von der Dreistigkeit überrascht, mit der die Morlocks aus ihren Kavernen hervorkrochen und ihr menschliches Vieh angriffen! Mit Eisenstücken und Steinen bewaffnet bezog ich Posten am Eingang eines Schlafhauses, und auf diese Art konnte ich kämpfen; aber ich konnte sie nicht alle abwehren — die Morlocks schwärmen wie Ungeziefer aus, anstatt wie die Menschen auf organisierte Art zu kämpfen — und außerdem konnte ich nur ein Schlafhaus von hunderten verteidigen, die im Themsetal verstreut waren.

Diese dunklen Stunden der Angst und des unbeschreiblichen Elends für die schutzlosen Eloi gehören zu den düstersten meiner Erinnerung. Und doch, mit dem Anbruch des nächsten Tages, verschwand diese Bedrückung wieder von den kleinen Seelen der Eloi, und sie spielten und lachten wieder so unbeschwert, als ob die Morlocks überhaupt nicht existierten.

Ich war entschlossen, diesen Vorgängen ein Ende zu bereiten: denn das war — neben Weenas Errettung — schließlich die Motivation für meine Rückkehr in diese Welt gewesen.

Ich führte weitere Erkundungen der Umgebung durch. Ich muß wohl ein schönes Bild abgegeben haben, wie ich die Hügel erklomm, mit meinem wilden Vollbart, dem sonnenverbrannten Kopf und meinem in bunter Eloi-Kleidung steckenden, kräftigen Körper! Es gibt natürlich keine Transportmittel und auch keine Tragtiere, die mich befördern könnten, nur die Überreste der Stiefel aus dem Jahre 1944, von denen die Füße geschützt werden. Aber ich war bis Hounslow und Staines im Westen, Barnet im Norden sowie Epsom und Leatherhead im Süden gekommen; und im Osten bin ich dem neuen Verlauf der Themse bis Woolwich gefolgt.

Überall hat sich mir der gleiche uniforme Anblick geboten: die grüne Landschaft mit den verstreuten Ruinen, die Hallen und Häuser der Eloi — und alles mit den gräßlichen Schächten der Morlocks durchsetzt. Es kann sein, daß sich in Frankreich oder Schottland ein ganz anderes Bild bietet! — aber ich glaube es eigentlich nicht. Das ganze Land und noch mehr ist von den Morlocks und ihren unterirdischen Kavernen verseucht.

Also mußte ich meinen ersten, vagen Plan aufgeben, der vorgesehen hatte, die Eloi aus dem Aktionsradius der Morlocks zu evakuieren: denn die Eloi können nicht ohne die Morlocks existieren — und auch nicht umgekehrt, denn die Abhängigkeit der Morlocks von den Eloi wirkt sich, auch wenn sie in meinen Augen nicht so degoutant ist, doch gravierend auf die seelische Verfassung dieser nachtaktiven Untermenschen aus.

Unter der Hand begann ich nach anderen Lebensmöglichkeiten zu suchen.

Ich beschloß, einen dauerhaften Wohnsitz im Grünen Porzellanpalast zu beziehen. Mit diesem Gedanken hatte ich mich auch schon bei meinem letzten Besuch hier getragen, denn ungeachtet der Anzeichen von Morlockaktivitäten in der Umgebung hatte sich mir dieses alte Museum mit seinen großen Hallen und starken Mauern als Stützpunkt angeboten, der sich ideal gegen die hinterhältigen und gewandten Angriffe der Morlocks verteidigen ließ. Und ich hegte die Hoffnung, daß mir viele der hier eingelagerten Artefakte und Relikte bei meinen zukünftigen Aktionen hilfreich sein konnten. Zudem hatte irgend etwas an diesem verfallenen Monument des Geistes, mit seinen zurückgelassenen Fossilien und zerfallenen Bibliotheken, meine Aufmerksamkeit erregt! Es war wie ein großes Schiff aus der Vergangenheit, dessen Rumpf an der Klippe der Zeit zerschellt war; und auch ich war ein Gestrandeter aus jener Zeit, ein Robinson Crusoe der Antike.

Ich wiederholte und intensivierte meine Erkundung der großen Hallen und Kammern des Palastes. Ich richtete mir in dieser Halle der Mineralogie, die ich schon bei meinem ersten Besuch gefunden hatte, eine Basis ein. Sie verfügte über einen guterhaltenen, aber wertlosen Bestand an Mineralien, und das in einer Vielfalt, wie ich es noch nie gesehen hatte. Diese Kammer ist etwas kleiner als die meisten anderen und konnte daher um so leichter gesichert werden. Und als ich überall den Staub entfernt und ein Feuer angezündet hatte, wirkte sie fast heimelig auf mich. In der Zwischenzeit hatte ich die ramponierten Türen repariert und die Breschen in den alten Mauern gestopft und meinen Stützpunkt auf einige angrenzende Hallen erweitert. Als ich die Galerie der Paläontologie mit ihrem großen und nutzlosen Skelett eines Brontosaurus besichtigte, stieß ich auf einen Haufen Knochen, die offensichtlich von den verspielten Eloi umgeworfen und auf dem Boden verstreut worden waren. Zunächst sagten mir diese Knochen nichts; als ich dann jedoch die Skelette grob zusammensetzte, vermutete ich, daß sie von einem Pferd, einer Kuh und wahrscheinlich von einem Fuchs stammten — kurz gesagt, hierbei handelte es sich um die letzten Relikte der Tiere meines eigenen, untergegangenen Englands. Aber die Knochen waren zu verstreut und zerbrochen und meine Anatomiekenntnisse zu schlecht, als daß ich eine sichere Identifikation hätte durchführen können.