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Als ein langsames Plätschern von Regentropfen auf unser nur aufgelegtes Dach aus Palmwedeln niederging, wachte ich auf. Ich hörte, wie der Regen im Wald hinter uns niederprasselte — Wasserkügelchen, die auf die Blätter hämmerten und den sandigen Strand zernarbten. Ich konnte Nebogipfel weder hören noch sehen; es war der dunkelste Abschnitt der Nacht.

Und dann kam das Unwetter über uns.

Es war, als ob der Himmel seine Schleusen geöffnet hätte; eimerweise strömte das Regenwasser herab und spülte sofort unser Palmblattdach fort. Die Trümmer unserer primitiven Hütte fielen um mich herum zusammen, und ich wurde bis auf die Haut durchnäßt; ich lag noch immer auf dem Rücken und starrte in den bindfadenartigen Regen, der sich aus einem wolkenverhangenen Himmel ergoß.

Ich versuchte aufzustehen, aber durchtränkte Palmwedel behinderten mich, und meine Pritsche verwandelte sich in einen sumpfigen Morast. Bald war ich völlig mit Schlamm und Dreck überzogen, und das Wasser, das mir auf den Schädel hämmerte und in die Augen tröpfelte, nahm mir jede Sicht.

Als ich endlich auf die Füße gekommen war, erschreckte mich die Geschwindigkeit, mit der unser Unterstand kollabierte; alle seine Verstrebungen waren eingestürzt oder hingen skurril herum. Ich konnte die kastenförmige Struktur von Nebogipfels rekonstruierter Zeitmaschine erkennen, aber sie war bereits fast völlig unter den Fragmenten der Hütte begraben.

Ich wühlte in diesen versifften, schlüpfrigen Trümmern herum und zerrte Palmblätter und Kleidungsstücke beiseite. Dann fand ich Nebogipfel. Mit dem am Körper klebenden Haar und den an die Brust gezogenen Beinen sah er aus wie eine Riesenratte. Er hatte die Brille verloren und zitterte hilflos. Ich war froh, daß ich ihn so schnell gefunden hatte; denn nachts war er normalerweise im Einsatz, und er hätte sich sonstwo im Umkreis von einer Meile um die Hütte aufhalten können.

Ich bückte mich, um ihn aufzuheben, aber er sah mich nur an, wobei sein zerstörtes Auge wie ein dunkles Loch wirkte. »Das Zeit-Fahrzeug! Wir müssen das Zeit-Fahrzeug retten!« Seine fließende Stimme war bei dem Sturm fast nicht zu hören. Ich wollte ihn erneut packen, aber mühevoll entzog er sich meinem Griff.

Angesichts der auf meinen Kopf prasselnden Regentropfen grummelte ich wütend; aber ich fügte mich und stapfte durch die Trümmer unseres Heims zu Nebogipfels Maschine. Ich riß ganze Büschel von Palmblättern weg, mußte aber feststellen, daß die Maschine immer tiefer im Schlick versank, der mit Kleidungsstücken, Gefäßen und den Überresten unserer provisorischen Möblierung gesättigt war. Ich packte eine Verstrebung des Rahmens und versuchte mit aller Kraft, das Gerät aus dem Schlamm zu zerren; der einzige Erfolg bestand jedoch darin, den Rahmen zu verbiegen und ihn an den Ecken aufzureißen.

Ich richtete mich auf und blickte mich um. Die Hütte war inzwischen fast völlig zusammengebrochen. Ich sah, daß das Wasser nun aus dem Wald strömte, über den Sand und in den Ozean. Selbst unser freundlicher Süßwasserbach wurde jetzt breiter und reißender und drohte sogar, über seine niedrige Böschung zu treten und uns zu überfluten.

Ich verließ das Zeit-Fahrzeug und stapfte zu Nebogipfel hinüber. »Es ist alles verloren«, rief ich ihm zu. »Wir müssen hier verschwinden.« »Aber die Zeitmaschine…«

»Können wir vergessen! Siehst du's denn nicht? Wenn das so weitergeht, werden wir noch ins Meer gespült!«

Er versuchte auf die Beine zu kommen, wobei Strähnen seines Haars wie durchnäßte Kleidungsstücke herunterhingen. Ich packte ihn, und er wollte sich meinem Griff entwinden; wenn er im Vollbesitz seiner Kräfte gewesen wäre, hätte er das vielleicht auch geschafft, aber sein kaputtes Bein behinderte ihn, und so fing ich ihn wieder ein.

»Ich kann sie nicht bergen!« schrie ich ihm ins Gesicht. »Wir müssen schon froh sein, wenn wir hier nur unser verdammtes Leben retten können!«

Sprach's und warf ihn mir über die Schulter — er war so leicht wie ein Kind — und ich verließ unsere Hütte und hielt auf den Wald zu. Sofort merkte ich, wie ich durch zolltiefes kaltes, schlammiges Wasser watete. Mehrmals glitt ich auf dem Schlick aus, doch immer hatte ich einen Arm um den zuckenden Körper des Morlocks gelegt.

Schließlich erreichte ich den Waldrand. Durch den Schutz des Blätterdachs wurde die Wucht des Regens gedämpft. Es war noch immer stockfinster, und ich taumelte durch die Dunkelheit, wobei ich über Wurzeln stolperte und gegen Baumstämme stieß; der Boden war matschig und trügerisch. Schließlich gab Nebogipfel seinen Widerstand auf und lag passiv über meiner Schulter.

Dann erreichte ich einen Baum, der mir bekannt vorkam: dick und alt und mit niedrigen Ästen, die etwas über Kopfhöhe aus dem Stamm sprossen. Ich legte den Morlock über einen solchen Ast, wo er wie ein durchnäßter Mantel hing. Dann — mit einiger Anstrengung, denn ich war schon lange nicht mehr auf Bäume geklettert — stieß ich mich vom Boden ab und schwang mich mit dem Rücken gegen den Stamm auf einen Ast.

Und hier warteten wir, bis sich das Unwetter ausgetobt hatte. Mit einer Hand stützte ich den Rücken des Morlocks ab, um zu verhindern, daß er herunterfiel oder zur Hütte zurückkehrte; und ich mußte einen Sturzbach verkraften, der am Baumstamm herunterlief und über meine Schultern und den Rücken strömte.

Als der Morgen dämmerte, bekam ich ein gespenstisch schönes Bild in diesem Wald zu sehen. Beim Blick nach oben zur Blätterkuppel sah ich, wie der Regen durch die strukturierten Formen der Blätter sickerte und an den Baumstämmen zur Erde abfloß; ich sah, daß der Wald wie eine große Maschine war, dafür ausgelegt, solche Unbilden wie dieses Unwetter zu überstehen.

Als das Licht sich verstärkte, riß ich einen Streifen aus den Überresten meiner Hose — ein Hemd hatte ich schon lange nicht mehr — und band es um Nebogipfels Gesicht, um seine ungeschützten Augen abzuschirmen. Er rührte sich nicht.

Gegen Mittag versiegte der Regen, und ich glaubte, den Abstieg wagen zu können. Ich setzte Nebogipfel auf dem Boden ab, und er konnte wieder gehen, obwohl ich ihn an die Hand nehmen mußte, weil er ohne seine Brille blind war.

Wir traten aus dem Wald in einen strahlenden und frischen Tag hinaus; eine belebende Brise blies von der See herein, und leichte Wolken zogen über einen — fast — englischen Himmel. Es war, als ob die Welt neu erschaffen worden wäre, und von der Bedrückung des vergangenen Tages war nichts mehr zu spüren.

Zögernd näherte ich mich den Überresten der Hütte. Ich sah Fragmente — Teile der zerschmetterten Konstruktion, die lustigen Nußschalen-Tassen etc. —, alles halb im Sand versunken. Inmitten dieses ganzen Durcheinanders befand sich ein Diatryma-Baby, das mit seinem plumpen Schnabel im Sand herumpickte. »Hoi!« schrie ich — und rannte los und schlug dabei die Hände über dem Kopf zusammen. Der Monstervogel stob davon, wobei das lockere gelbe Fleisch um seine Beine herumschlackerte.

Ich durchsuchte die Trümmer. Unsere meisten Habseligkeiten waren verloren — ins Meer gespült. Die Hütte war zwar nur eine primitive Behausung gewesen, und unsere paar Utensilien bloß improvisiert bzw. repariert; aber sie hatte uns gehört — war unser Heim gewesen — und ich fühlte eine schockierende Verletzung unserer Privatsphäre.

»Was ist mit der Zeitmaschine?« fragte mich Nebogipfel und drehte sein erblindetes Gesicht hin und her. »Das Zeit-Fahrzeug — was ist damit?«

Nach einigem Herumgraben stieß ich auf ein paar Verstrebungen, Rohre und Platten, Fragmente von ramponiertem Waffenstahl, die sich nun in einem noch schlechteren Zustand als vorher befanden; aber die eigentliche Maschine war ins Meer geschwemmt worden. Mit geschlossenen Augen befingerte Nebogipfel die Fragmente. »Nun«, befand er, »das wird ausreichen müssen.«