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Der Platz unserer neuen Kolonie war so weit vom ersten Lager der Expedition entfernt, daß der Wald hier keine nennenswerten Schäden aufwies. Das Bombardement konnten wir allerdings doch nicht vergessen; denn nachts war noch immer dieses purpurne Glühen im Osten zu sehen — Nebogipfel behauptete, daß es noch viele Jahre anhalten würde — und, erschöpft von des Tages Mühen, setzte ich mich oft an den Rand des Lagers, weg von den Lichtern und den Unterhaltungen der anderen, und beobachtete den Aufstieg der Sterne über diesem von Menschenhand geschaffenen Vulkan.

Zuerst war unser neues Lager arg provisorisch — nur wenig mehr als eine Reihe Unterstände, die aus Bruchholz und Palmwedeln zusammengestoppelt worden waren. Doch als wir uns dort einrichteten und die Versorgung mit Nahrung und Wasser sichergestellt war, wurde ein ehrgeizigeres Aufbauprogramm aufgelegt. Erste Priorität hatte übereinstimmend eine Versammlungshalle, die so groß war, daß wir alle im Falle eines Sturms oder einer anderen Katastrophe dort unterkommen konnten. Die neuen Kolonisten machten sich mit Elan an die Errichtung dieses Gebäudes. Sie befolgten dabei die ungefähren Vorgaben, die ich für den Bau meiner eigenen Hütte erstellt hatte: eine hölzerne Plattform auf einem stelzenartigen Fundament; nur waren die Abmessungen etwas ambitionierter.

Neben unserem Fluß wurde ein Feld gerodet, so daß Nebogipfel die geduldige Kultivierung von Nutzpflanzen überwachen konnte, die aus der ursprünglichen Flora gezüchtet wurden. Ein erstes Boot — ein grob gezimmerter Einbaum — wurde gebaut, so daß wir zum Fischen aufs Meer hinausfahren konnten.

Mit viel Mühe fingen wir schließlich eine kleine Diatryma-Familie ein und sperrten sie in ein Gehege. Obwohl diese Viecher mehrmals ausbrachen und einen ziemlichen Schaden in der Kolonie anrichteten, fingen wir sie jedesmal wieder ein und zähmten sie. Denn das Fleisch und die Eier, die eine domestizierte Diatryma-Schar liefern würden, waren eine verlockende Aussicht, und die Diatrymas wurden sogar versuchsweise vor den Pflug gespannt.

Die Kolonisten begegneten mir ständig mit einem gewissen höflichen Respekt, der meinem Alter auch gebührte — das nehme ich für mich in Anspruch! — und meiner größeren Erfahrung im Paläozän. Doch der mit dem Dschungel-Überlebenstraining gekoppelte Einfallsreichtum der jüngeren Leute ermöglichte es ihnen recht schnell, mein begrenztes Verständnis zu überflügeln; und bald registrierte ich ein gewisses tolerantes Amüsement in ihrem Umgang mit mir.

Was Nebogipfel betraf, so blieb er aus begreiflichen Gründen so etwas wie ein Einsiedler in dieser Gesellschaft aus jungen Menschen.

Als erst einmal die drängendsten medizinischen Probleme gelöst waren und seine Zeit weniger in Anspruch genommen wurde, begann Nebogipfel, Zeit außerhalb der Kolonie zu verbringen. Er suchte unsere alte Hütte auf, die noch immer einige Meilen nordöstlich am Strand stand; und er brach zu ausgedehnten Erkundungen in den Wald auf. Er weihte mich nicht in den Zweck dieser Unternehmungen ein. Ich erinnerte mich an die Zeitmaschine, an deren Konstruktion er sich vor der Ankunft des Expeditionskorps versucht hatte, und ich vermutete, daß er sich jetzt erneut mit einem solchen Projekt befaßte; aber ich wußte auch, daß das Plattnerit der Kampffahrzeuge des Korps bei dem Bombenangriff vernichtet worden war, so daß ich keinen Sinn in einer weiteren Verfolgung dieses Plans erkennen konnte. Dennoch bedrängte ich Nebogipfel nicht wegen seiner Aktivitäten, weil er nämlich von uns allen der Isolierteste war — am weitesten von der Gesellschaft seiner Rasse entfernt — und deshalb vielleicht mit dem größten Bedarf an Toleranz.

Die Errichtung von Alt-London

Trotz der Torturen, die sie erduldet hatten, waren die Kolonisten junge Leute, sie waren widerstandsfähig und für große Ziele zu begeistern. Allmählich — als die Strahlenkrankheit keine weiteren Opfer mehr forderte und es klar wurde, daß wir nicht sofort verhungern oder ins Meer gespült werden würden — heiterte die Stimmung zusehends auf.

Eines Abends, als sich die Schatten der Dipterocarps bis zum Ozean erstreckten, fand mich Stubbins wie immer am Rand des Lagers sitzen und zurück zum Glühen des Bombenkraters blicken. Mit äußerster Schüchternheit — zu meinem Erstaunen — fragte er mich, ob ich an einem Fußballspiel teilnehmen wollte! Meine Hinweise darauf, daß ich noch nie in meinem Leben ein Spiel gespielt hatte, fruchteten nichts, und so ging ich mit ihm am Strand zurück zu einer Stelle, an der ein ungefähres Rechteck markiert worden war, und Pfosten — Restholz vom Bau der Halle — als Tore herhalten mußten. Der ›Ball‹ war eine Kokosnuß, deren Milch abgezapft worden war, und eine aus acht Leuten bestehende Truppe aus Männern und Frauen bereitete sich auf das Spiel vor.

Ich glaube kaum, daß dieses Geholze in die Annalen der Sportgeschichte eingehen wird. Mein eigener Beitrag zum Spiel war vernachlässigbar und decouvrierte nur den völligen Mangel an motorischer Koordination, der meine Schulzeit so beschwerlich gestaltet hatte. Stubbins hatte bei weitem das meiste Talent. Nur drei Spieler, einschließlich Stubbins, waren körperlich auf der Höhe — und einer davon war ich, wobei ich aber schon nach den ersten zehn Minuten völlig erschöpft war. Der Rest war ein Aufgebot mit verbundenen Wunden und — komisch bis pathetisch — fehlenden oder künstlichen Gliedmaßen! Als jedoch im Verlauf des Spiels Gelächter und Anfeuerungsrufe zunahmen, bekam ich den Eindruck, daß meine Mitspieler eigentlich kaum mehr als Kinder wären: erschöpft und verwirrt, und dazu in diesem frühen Zeitalter gestrandet — aber nichtsdestoweniger Kinder, die sich von ihren Wunden erholten.

Was mußte das für eine Spezies sein, fragte ich mich, die ihrem Nachwuchs solchen Schaden zufügte?

Als das Spiel beendet war, verließen wir lachend und erschöpft den Platz. Stubbins dankte mir für meine Teilnahme.

»Keine Ursache«, erwiderte ich. »Du bist ein guter Spieler, Stubbins. Hättest vielleicht Profispieler werden sollen.«

»Äh… das habe ich auch versucht«, meinte er versonnen. »Ich hatte schon bei Newcastle United unterschrieben… aber dann hat der Krieg dem Fußball ziemlich schnell den Garaus gemacht. Oh, es hat wohl auch nachher noch Spiele gegeben — Regionalliga und die League War Cups — aber seit fünf oder sechs Jahren läuft auch in dieser Hinsicht nichts mehr.«

»Ja, das ist wirklich eine Schande«, bedauerte ich ihn. »Du hast wirklich Talent, Stubbins.«

Er zuckte die Achseln, wobei sich seine offensichtliche Enttäuschung mit seiner natürlichen Bescheidenheit verquickte. »Es sollte eben nicht sein.«

»Aber jetzt hast du etwas viel Wichtigeres geleistet«, tröstete ich ihn. »Du hast am allerersten Fußballspiel auf Erden teilgenommen — und noch dazu einige Tore geschossen.« Ich klopfte ihm auf den Rücken. »Nun, dieser Lorbeer schmückt jeden Hut, Albert!«

Im Lauf der Zeit wurde zusehends deutlich — ich meine, auf der mentalen Ebene unterhalb des intellektuellen Bereiches, der das wahre Wissen beherbergt —, daß wir wirklich nie wieder nach Hause zurückkehren würden. Langsam — unvermeidlich, glaube ich — lösten sich Partnerschaften und Bindungen des zwanzigsten Jahrhunderts, und die Kolonisten schritten selbst zur Paarbindung. Dieser Vorgang scherte sich nicht um Rang, Klasse oder Rasse: zwischen Sepoys, Gurkhas und Engländern bildeten sich ohne Ansehen der Herkunft Liaisonen. Nur Hilary Bond mit ihrer Aura der Befehlshaberin stand über diesen Dingen.

Ich machte Hilary den Vorschlag, daß sie doch aufgrund ihres Ranges Hochzeitszeremonien abhalten sollte — wie das auch ein Schiffskapitän bei seinen Passagieren tun kann. Sie griff diese Anregung höflich dankend auf, aber ich hörte Skepsis aus ihrer Stimme heraus, und damit war die Sache erledigt.