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„Ich habe ihn @hineingeschickt“, sagte Quellen kläglich.

„Ich sehe gleich nach“, meinte Koll. „Ich bin neugierig auf ihn.“ Er ging hinaus, und Brogg trat ein.

„Haben Sie sich gut unterhalten, Kriposek?“ fragte Brogg lächelnd. Wie immer standen ihm auch diesmal dicke Schweißperlen auf der Stirn.

„Ausgezeichnet, vielen Dank.“ Quellen sah seinen Assistenten flehend an. Wenn man ihn nur einen Augenblick allein lassen würde.

„Er scheint nicht mehr hier zu sein, Kriposek. Ich wollte Ihrem Freund Lanoy ein paar Fragen stellen, aber ich finde ihn nicht.“

„Ich weiß nicht, wo er hingegangen ist, Brogg.“

„Sind Sie auch ganz sicher, Kriposek? Wo ist er, Quellen?“ fragte er boshaft.

„Ich weiß es nicht.“ Das war das erste Mal, daß Brogg bei der Anrede Quellens Titel nicht benutzt hatte. „Gehen Sie.“

Brogg grinste bösartig und ging hinaus. Er schloß die Tür sorgfältig hinter sich. Quellen saß auf seinem Pneumostuhl und schüttelte den Kopf. Jetzt saß er in der Klemme. Wenn es ihm nicht gelang, Lanoy herbeizuschaffen, würde es ihm an den Kragen gehen. Fing er dagegen den Mann ein zweites Mal, so würde der alles ausplaudern. Und in beiden Fällen würde das sein Ende sein.

Er ging auf Zehenspitzen durch sein Vorzimmer, wo Brogg ihn mit sichtlichem Interesse musterte, schlüpfte auf die überfüllte Straße hinaus und nahm sich die erste Taxe zu seiner Wohnung. Es war gut, wieder allein zu sein. Er wanderte eine Weile ziel- und planlos herum und trat dann vor den Transmat.

Er brauchte nur hindurchzutreten, und er würde wieder in Afrika sein, an dem kleinen Flüßchen mit den Krokodilen am Ufer. Sie würden ihn nie dort finden, und er würde den Rest seiner Tage in Ruhe und Frieden verbringen können.

Aber würde er das wirklich tun können …?

Nein, dachte er, denn Brogg wußte ja um sein Geheimnis!

Außerdem fühlte er so etwas wie eine neue Empfindung in sich — das Gefühl, ein Auserwählter zu sein, eine Art Märtyrer der Überfüllung. Er schob die Hände in die Taschen und blieb vor dem Transmat stehen. In Gedanken wog er die Folgen seines Handelns ab. Eine Welt, für die er nichts konnte, hatte Lanoy gesagt.

Alle Schuld wich von ihm. Sollte Koll doch das Durcheinander aufklären, dachte Quellen. Er selbst würde Lanoy aufsuchen und sich in die Vergangenheit versetzen lassen …

Er hatte es getan.

Ein Wirbel von Farben und Empfindungen umfing ihn, und Quellen hatte das Gefühl, als hätte man sein Innerstes nach außen gekehrt. Er schwebte auf einer purpurroten Wolke über irgendeiner nicht genau erkennbaren Gegend, und er fiel.

Er landete auf einem langen grünen Teppich und blieb einen Augenblick liegen.

Eine Handvoll von dem Teppich riß in seiner Faust ab. Er sah es mit verblüffter Miene an.

Gras.

Der saubere Duft der Luft traf ihn wie ein Schock. Es roch wie ein Zimmer voller Sauerstoff, aber das war Natur.

Quellen rappelte sich auf. Der Grasteppich reichte nach allen Richtungen, und vor ihm lag ein grünes Baumdickicht.

Er hatte in Afrika schon Bäume gesehen. In Appalachia gab es keine. Er blickte sich um. Ein kleiner grauer Vogel schwebte von einem überhängenden Zweig herunter und begann, ohne vor Quellen Angst zu haben, sein Lied zu trällern.

Er fragte sich, wie lange Koll und Brogg wohl nach ihm suchen würden, und ob Brogg sich mit Lanoy anlegen würde. Hoffentlich nicht, denn Brogg war ein Schurke, und Lanoy trotz seiner schlechten Manieren ein Ehrenmann.

Quellen begann auf den Wald zuzugehen. Er würde einen Fluß suchen und sich daneben ein Haus bauen, beschloß er. Er würde sich das Haus so groß machen, wie er Lust hatte.

Er empfand keinerlei Schuldgefühl. Er hatte nicht in die Welt gepaßt, in die das Schicksal ihn gesteckt hatte — und jetzt hatte er durch Lanoy seine zweite Chance bekommen.

Zwei Rehe kamen aus dem Wald gesprungen. Quellen empfand Angst. Er hatte noch nie Tiere von dieser Größe gesehen. Sie verschwanden in munteren Sprüngen in der Ferne.

Quellen war nach Singen zumute, als die frische, süße Luft in seine Lungen strömte. Marok, Koll, Spanner, Brogg. Sie begannen ineinander zu verschwimmen. Der gute alte Lanoy, dachte er. Er hat doch sein Wort gehalten.

Die Welt gehört mir, dachte Quellen. Jetzt bin ich also auch ein Springer — und ich habe den größten Sprung von allen gemacht.

Ein hochgewachsener rothäutiger Mann trat aus dem Wald und blieb neben einem Baum stehen, um Quellen würdevoll anzusehen. Er trug einen Lederschurz, ein Paar Sandalen — und das war alles, abgesehen von der Schmuckfeder in seinem Haar.

Der rothäutige Mann musterte Quellen einen Augenblick und hob dann seinen Arm in einer Geste, die Quellen nicht mißverstehen konnte. Ein warmes Gefühl der Kameradschaft erfüllte Quellen.

Er ging lächelnd und mit erhobener Hand auf den Roten zu.