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»Ich verstehe nicht...«

»Sei still. Sag nichts mehr, kein Wort.« Sie saßen einander gegenüber und starrten sich an, das einzige Geräusch im Raum war das Ticken der Uhr an der Wand. Jennifer versuchte, in Michaels Augen zu lesen, aber sie waren leer, verrieten nichts und zeigten keine Neugier. Das plötzliche Schrillen des Telefons zerriß die Stille. Michael hob den Hörer ab.

»Hallo?... Bist du sicher?... In Ordnung. Verschwindet dort.« Er legte den Hörer wieder auf und blickte Jennifer an. »Die Brücke bei New Canaan wimmelt von Cops.« Jennifer fühlte sich schwach vor Erleichterung. Michael beobachtete sie, und sie bemühte sich, ihre Gefühle zu verbergen. Sie fragte: »Was hat das zu bedeuten?« Michael sagte langsam: »Gar nichts. Denn dort werden wir Adam Warner nicht umlegen.«

62

Die Zwillingsbrücken des Garden State Parkway waren auf keiner Karte verzeichnet. Der Garden State Parkway führte zwischen den Amboys über den Raritan und spaltete sich dort in zwei Brücken, von denen die eine nach Norden und die andere nach Süden führte.

Die Limousine des Präsidentschaftskandidaten befand sich westlich von Perth Amboy auf dem Weg zur südlichen Brücke. Adam Warner saß auf dem Rücksitz, einen Sicherheitsbeamten neben und die Rücken von zwei weiteren vor sich.

Agent Clay Reddin war der Wachtruppe des Senators bereits vor sechs Monaten zugeteilt worden, und er hatte Adam Warner ziemlich gut kennengelernt. Er hatte ihn immer für einen offenen, zugänglichen Mann gehalten, aber heute war der Senator den ganzen Tag über seltsam schweigsam und zurückgezogen. Tief besorgt, war das Wort, das Reddin einfiel. Für ihn war es keine Frage, daß Senator Warner der nächste Präsident der Vereinigten Staaten sein würde, und er, Reddin, trug die Verantwortung dafür, daß ihm nichts zustieß. Er durchdachte noch einmal die Vorkehrungen, die zur Sicherheit des Senators getroffen waren. Zufrieden stellte er fest, daß nichts schiefgehen konnte.

Er blickte noch einmal zu dem Präsidentschaftskandidaten hinüber und fragte sich, woran er denken mochte. Adam Warner war von Di Silva informiert worden, daß Jennifer verhaftet worden war. Der Gedanke, daß sie wie ein Tier in einen Käfig gesperrt wurde, war qualvoll. Immer wieder mußte er an die wundervollen Stunden denken, die sie miteinander geteilt hatten. Er hatte Jennifer geliebt, wie er nie eine andere Frau geliebt hatte.

Einer der Sicherheitsbeamten auf den Vordersitzen sagte: »Wir müßten es rechtzeitig bis Atlantic City schaffen, Mr.President.«

Mr. President. Schon wieder dieses Wort. Den letzten Meinungsumfragen nach lag er weit vorn. Er war der neue Volksheld des Landes, und Adam wußte, daß nicht zuletzt der Ausschuß, dem er vorstand, dazu beigetragen hatte. Der Ausschuß, der Jennifer vernichten würde. Adam blickte auf und bemerkte, daß sie sich den Zwillingsbrücken näherten. Kurz davor mündete eine Seitenstraße auf den Parkway. Ein großer Sattelschlepper mit Lastauflieger stand auf der anderen Seite der Straße gegenüber der Seitenmündung. Als die Limousine sich der Brücke näherte, setzte sich der Laster plötzlich in Bewegung, so daß die beiden Fahrzeuge gleichzeitig bei der Brücke eintrafen. Der Fahrer trat auf die Bremse und verlangsamte. »Seht euch diesen Idioten an.« Die Funksprechanlage begann zu knistern. »Leuchtturm Eins! Kommen, Leuchtturm Eins!«

Der Lastwagen fuhr jetzt Seite an Seite mit der Limousine. Nebeneinander fuhren sie auf die Brücke. Die Sicht von der Fahrerseite der Limousine aus war vollständig versperrt. Der Sicherheitsbeamte am Steuer trat aufs Gaspedal, um den Laster zu überholen, aber der Sattelschlepper erhöhte ebenfalls die Geschwindigkeit.

»Was, zum Teufel, treibt der für ein Spielchen?« murmelte der Fahrer.

»Wir haben einen dringenden Anruf aus dem Büro des Staatsanwalts bekommen«, drang es aus der Funksprechanlage. »Fuchs Eins ist in Gefahr! Haben Sie mich verstanden?«

Ohne Warnung schwenkte der Laster nach rechts, traf die Seite der Limousine und drängte sie gegen das Geländer der Brücke. Eine Sekunde später hatten die Sicherheitsbeamten im Wagen ihre Revolver gezogen. »Nach unten!«

Adam fand sich auf dem Boden der Limousine wieder, geschützt durch Clay Reddins Körper. Die Sicherheitsbeamten kurbelten die Fenster an der linken Seite der Limousine herunter, aber ihre Revolvermündungen fanden kein Ziel. Der Lastwagen ragte neben ihnen hoch wie eine Wand. Der Fahrer thronte weit oben, außerhalb ihrer Sicht. Es gab einen neuen Stoß und ein knirschendes Krachen, als die Limousine wieder gegen das Geländer gestoßen wurde. Der Fahrer riß das Lenkrad nach links, um den Wagen auf der Brücke zu halten, aber der Laster drängte ihn immer wieder zurück. Zweihundert Fuß unter ihnen schäumte das eiskalte Wasser des Raritan dahin.

Der Sicherheitsbeamte neben dem Fahrer schrie in das Mikrofon: »Hier ist Leuchtturm Eins! Mayday! Mayday! Alle Einheiten zur Zwillingsbrücke!«

Aber jeder in der Limousine wußte, daß die Hilfe nicht mehr rechtzeitig eintreffen würde. Der Fahrer versuchte anzuhalten, aber der mächtige Kotflügel des Lasters hatte sich in die Limousine verkeilt und schleifte sie mit. Es war nur noch eine Sache von Sekunden, bis der Laster sie über die Kante der Brücke stoßen würde. Der Beamte am Steuer bearbeitete abwechselnd das Gaspedal und die Bremse, um die Limousine von dem Druck des Lasters zu befreien, aber der Laster nagelte den Wagen gnadenlos gegen das Brückengeländer. Die Limousine hatte nicht den geringsten Spielraum. Der Laster blockierte auf der linken Seite jede Fluchtmöglichkeit, und auf der rechten Seite wurde der Wagen gegen das Eisengeländer gepreßt. Der Fahrer kämpfte verzweifelt mit dem Lenkrad. Der Laster warf sich mit neuer Wucht gegen die Limousine, und jeder in ihrem Inneren konnte spüren, wie das Brückengeländer nachzugeben begann.

Der Laster rammte immer heftiger gegen die Karosserie und drängte die Limousine von der Brücke. Plötzlich brachen die Vorderräder des Wagens durch das Geländer. Der Wagen hatte jetzt starke Schlagseite. Jemand im Inneren stieß einen Schrei aus. Die Limousine schwankte auf der Kante der Brücke hin und her, und jeder im Wagen bereitete sich auf das Sterben vor.

Adam spürte keine Angst, nur ein Gefühl unbeschreiblichen Verlusts, Trauer über das verschwendete Leben. Mit Jennifer hätte er es teilen, Kinder haben sollen - und plötzlich wußte er von irgendwo aus der Tiefe seines Ich, daß sie ein Kind gehabt hatte.

Die Limousine neigte sich wieder dem Wasser zu, und Adam stieß einen einzigen lauten Schrei aus, eine Anklage gegen die Ungerechtigkeit dessen, was geschehen war und was noch geschah.

Aus dem Himmel über ihren Köpfen stießen plötzlich zwei Polizeihubschrauber herab. Das Hämmern von Maschinenpistolen erklang. Der Sattelschlepper schlingerte, und auf einen Schlag hörte alle Bewegung auf. Adam und die anderen konnten die Helikopter am Himmel kreisen hören. Die Männer rührten sich nicht, denn sie wußten, daß das kleinste Zucken den Wagen aus dem Gleichgewicht bringen und in die eisigen Fluten unter ihnen stürzen konnte.

Aus der Ferne näherten sich Polizeisirenen. Wenige Minuten später erklangen Stimmen, die Befehle brüllten. Der Motor des Sattelschleppers erwachte wieder zum Leben. Langsam, vorsichtig, setzte sich der Laster in Bewegung, kroch von der eingezwängten Limousine fort. Der Druck ließ nach. Der Wagen schwankte eine furchtbare Sekunde lang, dann stand er still. Der Laster gab den Blick aus dem linken Seitenfenster frei.

Streifenwagen und Polizisten in Uniform mit gezogenen Waffen schwärmten über die Brücke.

Ein Polizeicaptain tauchte neben dem verbeulten Wagen auf. »Es ist unmöglich, die Türen zu öffnen«, sagte er. »Wir holen Sie durch die Fenster heraus.«

Als erster wurde Adam aus dem Fenster gehoben, langsam und vorsichtig, um den Wagen nicht doch noch durch eine heftige Bewegung aus dem Gleichgewicht zu kippen. Nach ihm folgten die drei Sicherheitsbeamten. Als alle Insassen aus der