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»Etwas, das dich sehr glücklich machen wird. Hast du jemals von Jesus Christus gehört?« Joshua nickte. »Weißt du, wie er gestorben ist?«

»Am Kreuz.«

»Das ist sehr gut. Du bist ein kluger Junge. Wir haben leider kein Kreuz hier, deswegen müssen wir uns auf andere Weise behelfen.«

Angst stieg in den Augen des Jungen auf. Frank Jackson sagte: »Du brauchst keine Angst zu haben. Jesus hatte auch keine Angst.«

»Ich will nicht Jesus sein«, flüsterte der Junge. »Ich will nach Hause.«

»Ich schicke dich ja nach Hause«, versprach Frank Jackson. »Nach Hause zu Jesus.«

Er zog ein Taschentuch heraus und wollte es Joshua in den Mund schieben. Joshua preßte die Zähne gegeneinander. »Mach mich nicht wütend.«

Frank Jackson drückte Daumen und Zeigefinger in Joshuas Wangen und zwang seinen Mund auf. Er stopfte ihm das Taschentuch zwischen die Lippen und klebte einen Streifen Leukoplast darüber. Joshua riß an den Drähten, die seine Handgelenke und Füße zusammenhielten, und das Fleisch begann wieder zu bluten. Frank Jackson strich über die frischen Wunden.

»Das Blut des Heilands«, sagte er sanft. Dann ergriff er eine von Joshuas Händen und hielt sie gegen den Fußboden. Er nahm einen der Nägel. Mit der linken Hand hielt er ihn gegen den Handteller des Jungen, während er mit der rechten den Hammer hob. Er schlug den Nagel durch Joshuas Hand in den Boden.

Sieben Uhr fünfzehn

Michael Morettis schwarze Limousine steckte im Morgenverkehr auf dem Brooklyn-Queens Expressway fest. Ein Gemüsetransporter war umgekippt und hatte seine Ladung auf die Straße ergossen. Der Verkehr war stehengeblieben. »Fahr auf die andere Straßenseite und überhol den Laster«, befahl Michael Moretti Nick Vito. »Da vorne ist ein Polizeiwagen, Mike.«

»Dann lauf vor und sag dem verantwortlichen Beamten, daß ich ihn sprechen möchte.«

»Gut, Boß.«

Nick Vito stieg aus und lief zu dem Polizeiwagen. Wenig später kehrte er mit einem Sergeanten zurück. Michael Moretti öffnete das Fenster des Wagens und streckte seine Hand hinaus. Zwischen seinen Fingern befanden sich fünf Hundertdollarnoten.

»Ich habe es eilig, Sergeant.«

Zwei Minuten später bahnte der Polizeiwagen mit blitzendem Rotlicht der Limousine einen Weg an dem Lkw-Wrack auf der Straße vorbei. Als sie den freien Teil der Straße erreicht hatten, stieg der Sergeant aus und ging zu der Limousine. »Soll ich Sie irgendwohin eskortieren, Mr. Moretti?«

»Nein, danke«, sagte Michael. »Schauen Sie Montag bei mir herein.« An Nick Vito gewandt, sagte er: »Fahr weiter.«

Sieben Uhr dreißig

Joseph Colella und Salvatore Fiore saßen in ihrem Wagen gegenüber von Bungalow Nummer sieben des Brookside Motels. Vor ein paar Minuten hatten sie drinnen einen Schrei gehört, deshalb wußten sie, daß Frank Jackson noch da war. Wir sollten reingehen und ihn etwas abkühlen, dachte Fiore. Aber Michael Moretti hatte ganz klare Instruktionen gegeben. Sie lehnten sich zurück und warteten.

Sieben Uhr fünfundvierzig

Innerhalb des Bungalows schloß Frank Jackson die letzten Vorbereitungen ab. Der Junge hatte ihn enttäuscht. Er hatte das Bewußtsein verloren. Jackson hatte mit den anderen Nägeln warten wollen, bis Joshua wieder zu sich kam, aber die Zeit wurde langsam knapp. Er ergriff den Benzinkanister und spritzte den Inhalt über den Körper des Jungen, achtete aber darauf, daß er das wunderschöne Gesicht nicht benetzte. Er stellte sich den Körper unter dem Schlafanzug vor und wünschte, er hätte noch die Zeit, ihn - aber nein, das wäre dumm gewesen. Clara mußte jeden Augenblick hier sein. Er mußte aufbruchbereit sein, wenn sie eintraf. Er griff in die Tasche, förderte ein Streichholzschächtelchen hervor und legte es ordentlich neben den Benzinkanister, den Hammer und die Nägel. Die Leute begriffen einfach nicht, wie wichtig Ordnung war.

Frank Jackson blickte auf seine Uhr und fragte sich, wo Clara blieb.

Sieben Uhr fünfzigDie schwarze Limousine hielt mit quietschenden Reifen vor Bungalow sieben, und Michael Moretti sprang heraus. Die beiden Männer in dem Sedan liefen zu ihm. Joseph Colella deutete auf Bungalow sieben. »Da ist er drin.«

»Und das Kind?«

Der große Mann zuckte mit den Achseln. »Weiß nicht. Jackson hat die Vorhänge zugezogen.«

»Sollen wir jetzt reingehen und ihn schnappen?« fragte Salvatore Fiore. »Ihr bleibt hier.«

Die beiden Männer blickten Moretti verwirrt an. Er war ein caporegime. Er hatte seine Soldaten, die für ihn töteten, während er in Sicherheit abwarten sollte. Und doch ging er selber hinein. Das war nicht richtig.

Joseph Colella sagte: »Boß, Sal und ich können...« Aber Michael Moretti bewegte sich bereits auf die Tür von Bungalow sieben zu, eine Pistole mit Schalldämpfer in der Hand. Er hielt eine Sekunde inne, um zu lauschen, dann nahm er Anlauf und sprengte die Tür mit einem mächtigen Tritt auf. Moretti nahm die Szene in einem einzigen, glasklaren Moment auf: Der bärtige Mann, der auf dem Boden neben dem kleinen Jungen kniete; die an den Boden genagelte Hand des Jungen und den Be nzingestank.

Der bärtige Mann wandte sich zur Tür um und starrte Michael an. Die letzten Worte seines Lebens waren: »Sie sind nicht Cl...«

Michaels erste Kugel traf ihn mitten in die Stirn. Die zweite Kugel zerfetzte seine Rachenhöhle, und die dritte traf ihn ins Herz. Aber da spürte er schon nichts mehr. Michael Moretti winkte den beiden Männern draußen. Sie liefen herbei. Michael Moretti kniete neben dem Jungen nieder und fühlte seinen Puls. Er war dünn und unstet, aber Joshua lebte noch. Moretti wandte sich an Joseph Colella. »Ruf Doc Petrone an. Sag ihm, wir sind auf dem Weg.«

Neun Uhr dreißig

Das Telefon klingelte, und Jennifer packte den Hörer im selben Moment. »Hallo!«

Michael Morettis Stimme sagte: »Ich bringe Ihnen Ihren Sohn zurück.«

Joshua wimmerte im Schlaf. Jennifer beugte sich vor und legte sanft ihre Arme um ihn. Er hatte geschlafen, als Michael ihn ins Haus trug. Als Jennifer ihren bewußtlosen Sohn erblickte, die Hand- und Fußgelenke bandagiert, den ganzen Körper in Verbandsmull gewickelt, hatte sie beinahe den Verstand verloren. Michael hatte den Arzt mitgebracht, und es dauerte eine halbe Stunde, bis es ihnen gelungen war, Jennifer zu überzeugen, daß Joshua bald wieder gesund sein würde.

»Seine Hand wird heilen«, versicherte der Doktor ihr. »Glücklicherweise sind keine Nerven oder Sehnen verletzt worden, so daß nur eine kleine Narbe zurückbleiben wird. Die Benzinverbrennungen sind nur oberflächlich. Ich habe seinen Körper in Mineralöl gebadet. Ich werde die nächsten paar Tage nach ihm sehen. Glauben Sie mir, bald geht es ihm wieder gut.«

Bevor der Arzt ging, bat Jennifer ihn noch, einen Blick auf Mrs. Mackey zu werfen. Joshua war zu Bett gebracht worden, und Jennifer war bei ihm geblieben, um ihn zu trösten, wenn er wach wurde. Jetzt seufzte er und öffnete die Augen. Als er seine Mutter erblickte, sagte er müde: »Ich wußte, daß du kommen würdest, Mama. Hast du dem Mann das Lösegeld gegeben?« Jennifer nickte, denn sie hatte Angst, daß ihre Stimme brechen könnte.

Joshua lächelte. »Ich hoffe, er kauft sich so viele Bonbons von dem Geld, daß er Bauchweh kriegt. Wäre das nicht komisch?« Sie flüsterte: »Sehr komisch, mein Liebling. Weißt du, was wir beide nächste Woche machen? Ich nehme dich mit in...« Er war wieder eingeschlafen.

Stunden später ging si e wieder ins Wohnzimmer. Sie war überrascht, daß Michael immer noch da war. Irgendwie erinnerte es sie an das erste Mal, als sie Adam Warner getroffen und er in ihrem kleinen Appartement auf sie gewartet hatte. »Michael...« Sie wußte nicht, was sie sagen sollte. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie - wie dankbar ich Ihnen bin.« Er sah sie an und nickte.

Zu der nächsten Frage mußte sie sich zwingen. »Und - und Frank Jackson?«