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»Lassen Sie mich einen kurzen Überblick über die Spielregeln geben.« Blair Roman begann im Raum auf und ab zu marschieren, wobei er einen imaginären Golfstock schwang. »Wir werden das Land mit Fernsehspots überschwemmen und von Ihnen das Image des Mannes aufbauen, der Amerikas Probleme lösen kann. Big Daddy - allerdings ein junger, gutaussehender Big Daddy. Mitgekommen, Mr. President?«

»Mr. Roman...« »Ja.«

»Würde es Ihnen etwas ausmachen, mich nicht Mr. President zu nennen?«

Blair Roman lachte. »Entschuldigung. Kleiner Ausrutscher, A. W. Ich sehe Sie schon jetzt im Weißen Haus. Glauben Sie mir, ich weiß, Sie sind der Richtige für den Job, sonst würde ich bei dieser Kampagne gar nicht mitmachen. Ich bin zu reich, um für Geld zu arbeiten.«

Achtung vor Leuten, die behaupten, zu reich zu sein, um für Geld zu arbeiten, dachte Adam.

»Wir wissen, daß Sie der Richtige für den Job sind, nun müssen wir es nur noch dem Volk beibringen. Wenn Sie bitte einmal einen Blick auf die Tabellen werfen, die ich vorbereitet habe, so werden Sie feststellen, daß ich das Land in verschiedene ethnische Territorien aufgeteilt habe. Wir schicken Sie an die Schlüsselplätze, wo Sie auf die Tränendrüsen drücken können.«

Er beugte sich vor und sagte Adam ernsthaft ins Gesicht: »Ihre Frau ist dabei ein großer Aktivposten. Die Frauenzeitschriften werden verrückt nach Material über Ihr Familienleben sein. Wir werden Sie vermarkten, A. W.« Adam fühlte, wie er langsam gereizt wurde. »Und wie stellen Sie sich das vor?«

»Ganz einfach. Sie sind ein Produkt, A. W. Wir werden Sie verkaufen wie jedes andere Produkt. Wir...« Adam wandte sich an Stewart Needham. »Stewart, könnte ich dich einen Moment allein sprechen?«

»Sicher.« Needham blickte die anderen an und sagte: »Wir legen eine Pause zum Abendessen ein. Um neun Uhr treffen wir uns wieder hier. Wir reden dann weiter.« Als die beiden Männer allein waren, sagte Adam: »Jesus, Stewart! Dieser Mann macht einen Zirkus aus der Sache. ›Sie sind ein Produkt, A. W. Wir werden Sie verkaufen wie jedes andere Produkt.‹ Er widert mich an.«

»Ich weiß, wie du dich fühlst, Adam«, sagte Stewart Needham beschwichtigend, »aber Blair erzielt Erfolge. Als er sagte, du seist sein dritter Präsident, hat er keinen Witz gemacht. Jeder Präsident seit Eisenhower hat seine Kampagne von einem Werbebüro steuern lassen. Ob es dir gefällt oder nicht, ein Wahlkampf muß verkauft werden. Blair Roman kennt die Psychologie der Massen. So geschmacklos es sein mag, die Wirklichkeit ist, daß du verkauft, vermarktet werden mußt, wenn du in ein öffentliches Amt gewählt werden willst.«

»Ich hasse das.«

»Es ist ein Teil des Preises, den du bezahlen mußt.« Er trat zu Adam und legte ihm einen Arm um die Schulter. »Du darfst nie das Ziel aus den Augen verlieren. Du willst das Weiße Haus? Einverstanden. Wir tun alles, was wir können, um dich hineinzubringen. Aber du mußt auch etwas dazu beitragen. Und wenn es unumgänglich ist, mußt du als Clown in einem Zirkus auftreten.«

»Brauchen wir diesen Blair Roman wirklich?«

»Wir brauchen einen Blair Roman. Blair ist der Beste, den wir kriegen können. Laß mich das machen, Adam. Ich halte ihn so weit wie möglich von dir fern.«

»Das wüßte ich sehr zu schätzen.«

Die Kampagne begann. Am Anfang standen ein paar TV-Spots und persönliche Auftritte, aber nach und nach wurde das ganze Land umspannt. Wohin man auch ging, Senator Adam Warner war bereits in Farbe und Breitwand da. In jedem Bundesstaat konnte man ihn im Fernsehen sehen, im Radio hören oder an Plakatwänden bewundern. Gesetz und Ordnung waren eines der Hauptanliegen der Kampagne, und Adams Ausschuß zur Untersuchung des organisierten Verbrechens wurde stark in Anspruch genommen. Adam nahm Fernsehspots von sechzig Sekunden, drei und fünf Minuten Länge auf, die für verschiedene Teile des Landes bestimmt waren. Die für West Virginia produzierten Spots hatten die Arbeitslosigkeit und die großen unterirdischen Kohlevorkommen zum Inhalt, die das Land wohlhabend machen könnten; für Detroit wurden Kommentare über die Zerstörung der Städte ausgewählt; in New York war das Thema die steigende Kriminalität.

Blair Roman vertraute Adam an: »Sie brauchen die wunden Punkte nur zu berühren. Sie müssen die Schlüsselthemen gar nicht ausführlich diskutieren. Wir verkaufen das Produkt, und das sind Sie.«

Adam erwiderte: »Mr. Roman, es interessiert mich nicht, was Ihre verdammten Statistiken sagen. Ich bin keine Erdnußbutter, und ich möchte auch nicht so verkauft werden. Ich werde ausführlich über diese Dinge reden, weil ich das amerikanische Volk für intelligent genug halte, daß es mehr darüber hören will.«

»Ich wollte nur...«

»Ich möchte, daß Sie versuchen, eine Diskussion zwischen mir und dem Präsidenten zu arrangieren.« Blair Roman sagte: »Gut. Ich werde mich sofort mit den Jungs des Präsidenten in Verbindung setzen, A. W.«

»Noch etwas«, sagte Adam. »Ja? Was?«

»Hören Sie auf, mich A. W. zu nennen.«

44

Bei der Post war eine Einladung der Amerikanischen Anwaltsvereinigung zu ihrem jährlichen Konvent in Acapulco. Jennifer steckte mitten in einem halben Dutzend Fälle, und normalerweise hätte sie die Einladung ignoriert, aber der Konvent fand während Joshuas Ferien statt, und sie dachte, daß Joshua Acapulco bestimmt gefallen würde.

Sie trug Cynthia auf: »Sagen Sie zu. Ich will drei Reservierungen.«

Sie würde Mrs. Mackey mitnehmen.

Beim Abendessen teilte sie Joshua die Neuigkeiten mit. »Wie würde es dir gefallen, nach Acapulco zu fahren?«

»Das ist in Mexiko«, verkündete er. »An der Westküste.«

»Genau.«

»Können wir an einen Oben-ohne-Strand gehen?«

»Joshua!«

»Wieso, da gibt es so was. Nacktsein ist nur normal.«

»Ich überlege es mir.«

»Und Hochseefischen?«

Jennifer stellte sich vor, wie Joshua einen riesigen Marlin über Bord zu ziehen versuchte, und unterdrückte ein Lächeln. »Wir werden sehen. Einige dieser Fische werden ziemlich groß.«

»Das macht es ja gerade so aufregend«, erklärte Joshua ernsthaft. »Wenn es einfach ist, bereitet es keinen Spaß. Es ist nicht sehr sportlich.« Genauso hätte Adam geredet. »Ich bin ganz deiner Meinung.«

»Was können wir da noch machen?«

»Nun, wir können reiten, wandern, die Gegend besichtigen...«

»Bloß keinen Haufen alter Kirchen, ja? Sie sehen alle gleich aus.«

Adam hatte gesagt: Wenn man eine Kirche gesehen hat, kennt man alle.

Der Kongreß begann an einem Montag. Jennifer, Joshua und Mrs. Mackey flogen am Freitagmorgen nach Acapulco. Joshua war schon oft geflogen, aber Flugzeuge faszinierten ihn immer noch. Mrs. Mackey war vor Furcht wie versteinert. Joshua beruhigte sie. »Betrachten Sie es einfach so: Selbst wenn wir abstürzen, tut es nur eine Sekunde weh.« Mrs. Mackey wurde bleich.

Das Flugzeug landete um vier Uhr nachmittags in Acapulco, und eine Stunde später kamen die drei in Las Brisas an. Das Hotel lag acht Meilen von Acapulco entfernt und bestand aus einer Reihe schöner rosa Bungalows auf einem Hügel, und jeder hatte seine eigene Terrasse. Jennifers Bungalow verfügte wie einige der anderen über einen privaten Swimmingpool. Die Reservierung war etwas schwierig gewesen, weil Acapulco wegen des Konvents überfüllt war, aber Jennifer hatte einen ihrer einflußreichen Mandanten angerufen und erhielt eine Stunde später die Nachricht, daß Las Brisas sie ungeduldig erwarte.

Als sie ausgepackt hatten, fragte Joshua: »Können wir in die Stadt gehen und die Leute reden hören? Ich war noch nie in einem Land, wo niemand Englisch spricht.« Er dachte einen Moment nach und fügte hinzu: »Abgesehen von England.«

Sie gingen in die Stadt und flanierten durch den Zocalo, das hektische Zentrum des Ortes, aber zu Joshuas Enttäuschung hörten sie nichts als Englisch, denn die Stadt war von amerikanischen Touristen überflutet.