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»Ich habe viel über dich gelesen«, sagte Jennifer. »Ich bin stolz auf dich, Adam.«

»Danke.« Adam zögerte. »Ich habe auch über dich gelesen.« Jennifer ging auf den Ton in seiner Stimme ein. »Aber du bist nicht stolz auf mich.«

»Du scheinst eine Menge Mandanten aus dem Syndikat zu haben.«

Jennifer nahm eine abwehrende Haltung ein. »Ich dachte, dein Vortrag wäre zu Ende.«

»Dies ist kein Vortrag, Jennifer. Ich mache mir Sorgen um dich. Mein Ausschuß ist hinter Michael Moretti her, und wir werden ihn kriegen.«

Jennifer blickte sich um. »Um Himmels willen, Adam, wir sollten uns nicht über dieses Thema unterhalten, schon gar nicht hier.«

»Wo dann?«

»Nirgendwo. Michael Moretti ist mein Mandant. Ich kann nicht mit dir über ihn sprechen.«

»Ich will mit dir reden. Wo?«

Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe dir gesagt, ich...«

»Ich muß über uns mit dir reden.«

»Es gibt kein ›uns‹ mehr.« Jennifer wollte aufstehen. Adam legte seine Hand auf ihren Arm. »Bitte, geh nicht. Ich kann dich nicht gehen lassen. Nicht jetzt.« Zögernd setzte Jennifer sich wieder.

Adams Augen hingen an ihrem Gesicht. »Denkst du jemals an mich?«

Jennifer blickte ihn an und wußte nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Ob sie je an ihn dachte? Er lebte bei ihr zu Hause!

Sie gab ihm jeden Tag einen Gutenmorgenkuß, bereitete ihm das Frühstück, ging mit ihm segeln, liebte ihn. »Ja«, sagte Jennifer schließlich. »Ich denke an dich.«

»Das freut mich. Bist du glücklich?«

»Natürlich.« Sie wußte, daß sie zu schnell geantwortet hatte. Sie ließ ihre Stimme beiläufiger klingen. »Ich habe eine erfolgreiche Kanzlei, ich verdiene viel Geld, ich reise oft und treffe mich mit einer Menge attraktiver Männer. Wie geht es deiner Frau?«

»Gut, danke.« Seine Stimme klang düster. »Und deine Tochter?«

Er nickte mit stolzem Gesicht. »Samantha ist ein prächtiges Kind. Sie wird nur zu schnell größer.« Sie muß in Joshuas Alter sein. »Du hast nie geheiratet?«

»Nein.«

Eine lange Pause entstand, und Jennifer versuchte, fortzufahren, aber sie hatte zu lange gezögert. Es war zu spät. Adam hatte ihr in die Augen geblickt und sofort Bescheid gewußt. Er umfaßte ihre Hand. »Oh, Jennifer. Oh, mein Liebling!« Jennifer fühlte, wie ihr das Blut ins Gesicht stieg. Sie hatte die ganze Zeit gewußt, daß es ein Fehler sein würde. »Ich muß gehen, Adam. Ich habe eine Verabredung.«

»Laß sie sausen«, drängte er sie.

»Es tut mir leid. Das kann ich nicht.« Sie wollte nur noch hier heraus, ihren Sohn von diesem Ort wegbringen, nach Hause fliehen.

Adam sagte: »Eigentlich sollte ich heute nachmittag ein Flugzeug nach Washington nehmen. Ich könnte bis morgen bleiben, wenn du mich heute abend sehen willst.«

»Nein. Nein!«

»Jennifer, ich kann dich nicht noch einmal gehen lassen. Nicht so. Wir müssen miteinander reden. Iß wenigstens mit mir zu Abend.«

Er hielt ihre Hand fest. Sie sah ihn an und wehrte sich mit aller Kraft gegen ihn, aber sie spürte sich schwächer werden. »Bitte, Adam«, sagte sie. »Wir sollten nicht zusammen gesehen werden. Wenn du hinter Michael Moretti her...«

»Das hier hat nichts mit Moretti zu tun. Ein Freund hat mir sein Boot angeboten. Es heißt Paloma Bianca. Es liegt im Yachtclub vor Anker. Acht Uhr.«

»Ich werde nicht kommen.«

»Ich schon. Ich werde auf dich warten.«

Auf der anderen Seite des Raums saß Nick Vito mit zwei mexikanischen putanas, die ihm ein Freund verschafft hatte, an der überfüllten Bar. Beide Mädchen waren hübsch, dumm und minderjährig, genau wie Nick Vito sie mochte. Sein Freund hatte ihm etwas Besonderes versprochen, und er hatte Wort gehalten. Sie preßten sich an ihn und flüsterten erregende Versprechungen in sein Ohr, aber er hörte nicht zu. Er starrte zu dem Tisch hinüber, an dem Jennifer Parker und Adam Warner saßen.

»Warum gehen wir nicht jetzt in dein Zimmer hinauf, Querido?« fragte eins der Mädchen Nick Vito. Nick Vito war versucht, zu Jennifer und dem Fremden zu gehen und sie zu begrüßen, aber die beiden Mädchen hatten ihre Hände zwischen seinen Beinen und streichelten ihn. Es würde einen verdammt flotten Dreier geben. »Gut, gehen wir hoch«, sagte Nick Vito.

45

Die Paloma Bianca war ein Motorsegler. Stolz und weiß leuchtete sie im Mondschein. Jennifer näherte sich ihr vorsichtig. Sie blickte immer wieder über die Schulter, um sicherzugehen, daß niemand sie beobachtete. Adam hatte ihr gesagt, er würde den Sicherheitsbeamten entwischen, und offensichtlich hatte er Erfolg gehabt. Nachdem Jennifer Joshua und Mrs. Mackey beim Maria Elena abgesetzt hatte, war sie in ein Taxi gestiegen und hatte den Fahrer zwei Blocks vom Pier entfernt halten lassen.

Im Lauf des Nachmittags hatte sie wiederholt den Hörer abgehoben, um Adam anzurufen und ihm abzusagen. Sie hatte einen Brief begonnen, dann aber wieder zerrissen. Seit sie Adam in der Bar verlassen hatte, durchlitt sie den brennenden Schmerz der Entschlußlosigkeit. Sie hatte sich alle möglichen Gründe überlegt, warum sie Adam nicht sehen konnte. Ein Treffen würde nichts Positives bewirken, konnte aber ungeheuer viel Schaden bringen. Es konnte Adams Karriere aufs Spiel setzen. Er stand auf dem Höhepunkt seiner Popularität, ein Idealist in einer zynischen Zeit, die Hoffnung des Landes für die Zukunft. Er war der Liebling der Medien, aber dieselben Leute, die mitgeholfen hatten, ihn aufzubauen, würden ihn nur zu gern wieder in den Abgrund stoßen, wenn er ihr Bild von sich zerstörte. Also hatte Jennifer beschlossen, ihn nicht zu sehen. Sie war eine andere Frau geworden, lebte ein anderes Leben und gehörte jetzt zu Michael Moretti...

Adam erwartete sie am anderen Ende des Landungsstegs. »Ich hatte solche Angst, du würdest nicht kommen«, sagte er.. Sie lag in seinen Armen, und sie küßten sich. »Was ist mit der Mannschaft, Adam?« fragte sie endlich. »Ich habe sie weggeschickt. Weißt du noch, wie man segelt?«

»Ich habe es nicht vergessen.«

Sie hißten die Segel, und zehn Minuten später durchschnitt die Paloma Bianca das Hafenwasser in Richtung auf die offene See. Die erste halbe Stunde waren sie mit der Navigation beschäftigt, aber es gab nicht eine Sekunde, in der sich jeder vo n ihnen nicht voll der Gegenwart des anderen bewußt gewesen wäre. Die Spannung stieg ununterbrochen, und beide wußten, was unausweichlich kommen mußte. Als sie den Hafen endlich verlassen hatten und auf den vom Mond mit silbrigem Glanz überzogenen Pazifik segelten, stellte sich Adam neben Jennifer und legte den Arm um sie. Sie liebten sich auf dem Deck unter den Sternen, und eine sanfte, aromatische Brise kühlte ihre nackten Körper. Die Vergangenheit und die Zukunft waren ausgelöscht, allein die Gegenwart umfing sie, hielt sie in kurzen, flüchtigen Momenten zusammen. Jennifer wußte, daß diese Nacht in Adams Armen kein Anfang, sondern ein Ende war. Keine Brücke führte über die Kluft zwischen den Welten, die sie trennten. Sie hatten sich zu weit voneinander entfernt, und es gab keinen Weg zurück. Weder jetzt noch jemals sonst. Sie würde in Joshua immer einen Teil von Adam haben, und das würde ihr genügen. Hatte ihr zu genügen.

Diese Nacht mußte für den Rest ihres Lebens vorhalten. Sie lagen zusammen auf dem Deck und lauschten dem Flüstern der See am Bootskörper. Adam sagte: »Morgen...«

»Sag nichts«, flüsterte Jennifer. »Liebe mich, das genügt, Adam.«

Sie bedeckte seine Lippen mit kleinen Küssen und ließ ihre Finger zärtlich über seinen starken, schlanken Körper gleiten.

Sie bewegte ihre Hand in kleinen Kreisen abwärts, bis sie ihn fand und zu streicheln begann.