»O Gott, Jennifer«, flüsterte Adam, und sein Mund glitt langsam an ihrem nackten Körper hinab.
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»Dieser Arschficker starrte mich weiter mit seinem malocchio an, mit seinem bösen Blick«, sagte der kleine Salvatore Fiore, »so daß ich ihm schließlich eins aufbrennen mußte.« Nick Vito lachte, denn jeder, der so dumm war, sich mit der Pusteblume anzulegen, verdiente, was ihm geschah. Nick Vito vertrieb sich die Zeit in der Küche des Farmhauses mit Salvatore Fiore und Joseph Colella. Sie sprachen über alte Zeiten und warteten darauf, daß die Konferenz im Wohnzimmer endete. Der Liliputaner und der Riese waren seine besten Freunde. Sie waren miteinander durchs Feuer gegangen. Nick Vito betrachtete die beiden Männer und dachte glücklich: Für mich sind sie wie Brüder.
»Wie geht es deinem Cousin Pete?« fragte Nick Colella. »Er hatte Krebs, und sie haben ziemlich an ihm herumgeschnippelt, aber er wird es schaffen.«
»Er ist sagenhaft.«
»Ja. Pete ist wirklich ein guter Typ. Er hat nur ein bißchen Pech gehabt. Er war bei einem Banküberfall dabei, hatte aber nicht gerade seinen guten Tag, und die verdammten Cops haben ihn geschnappt und weggesteckt. Das war hart für ihn. S ie versuchten, ihn umzudrehen, aber da waren sie bei ihm an der falschen Adresse.«
»Ja, Pete hat Klasse.«
»Das kann man wohl sagen. Großes Geld, große Weiber und große Autos - das ist sein Stil.«
Aus dem Wohnzimmer drang das Geräusch wütender, lauter Stimmen. Die drei Männer hörten einen Augenblick zu. »Klingt, als hätte Colfax eine Zecke im Hintern.«
Thomas Colfax und Michael Moretti waren allein im Wohnzimmer. Sie diskutierten eine umfangreiche Operation. die das Glücksspiel auf den Bahamas weitgehend in die Hände der Familie bringen sollte. Michael hatte Jennifer damit beauftragt, die geschäftlichen Arrangements zu treffen. »Das kannst du nicht machen, Mike«, protestierte Colfax. »Ich kenne jeden da unten, sie niemanden. Diese Sache kann nur ich übernehmen.« Er wußte, daß er zu laut redete, aber er konnte sich nicht mehr beherrschen. »Zu spät«, sagte Michael.
»Ich traue dem Mädchen nicht. Tony auch nicht.«
»Tony ist nicht mehr unter uns.« Michaels Stimme war gefährlich leise.
Thomas Colfax wußte, daß er jetzt besser zurücksteckte. »Sicher, Mike. Ich sage ja nur, daß ich das Mädchen für einen Fehler halte. Natürlich, sie ist klug, aber ich warne dich, sie könnte uns alle auffliegen lassen.«
Aber Michael machte sich mehr Sorgen wegen Thomas Colfax. Die Untersuchung der Warner-Kommission lief auf vollen Touren. Wenn die Welle Colfax erfaßte, wie lange würde er standhalten können? Er wußte mehr über die Familie, als Jennifer Parker je erfahren konnte. Colfax war es, der sie alle zerstören konnte, und Michael vertraute ihm nicht. Thomas Colfax sagte: »Schick sie für eine Weile weg. Nur, bis die Untersuchung sich etwas abgekühlt hat. Sie ist eine Frau. Wenn sie anfangen, sie unter Druck zu setzen, wird sie reden.« Michael betrachtete ihn und traf eine Entscheidung. »Vielleicht hast du in dem Punkt recht. Jennifer ist vielleicht nicht gefährlich, aber andererseits ist sie nicht hundertprozentig auf unserer Seite. Warum ein unnötiges Risiko eingehen?«
»Mehr wollte ich auch nicht vorschlagen, Mike.« Colfax erhob sich vo n seinem Stuhl. »Glaub mir, du tust das Richtige.«
»Ich weiß.« Michael sah zur Küche hinüber und rief: »Nick!« Eine Sekunde später erschien Nick Vito. »Fahr den consigliere nach New York zurück, Nick, ja?«
»Natürlich, Boß.«
»Ach, bei der Gelegenheit kannst du ein Päckchen für mich abgeben.« Er wandte sich an Colfax. »Das macht dir doch nichts aus?«
»Natürlich nicht, Mike.« Der consigliere war ganz von seinem Sieg in Anspruch genommen.
Michael Moretti sagt zu Vito: »Komm mit es ist oben.«
Nick folgte Michael nach oben in sein Schlafzimmer. Michael schloß die Tür hinter ihnen.
»Ich möchte, daß du einen Halt einlegst, bevor du New Jersey verläßt.«
»Sicher, Boß.«
»Ich möchte, daß du etwas Müll rauswirfst.« Nick Vito blickte verwirrt. »Den consigliere«, erklärte Michael. »Oh. Okay. Was immer du willst.«
»Fahr ihn hinaus zur Müllhalde. Um diese Zeit wird dort niemand sein.«
Eine Viertelstunde später war die Limousine auf dem Weg nach New York. Nick Vito saß am Steuer, Thomas Colfax auf dem Beifahrersitz.
»Ich bin froh, daß Mike diese Nutte auf das Abstellgleis geschoben hat«, sagte Thomas Colfax.
Nick warf einen Seitenblick auf den ahnungslosen Anwalt neben sich. »Ja.«
Thomas Colfax konsultierte seine goldene Armbanduhr von Baume & Mercier. Es war drei Uhr morgens, schon lange Schlafenszeit. Es war ein langer Tag gewesen, und er war müde. Ich werde langsam zu alt für solche Schlachten, dachte er. »Wie weit fahren wir hinaus?«
»Nicht weit«, murmelte Nick.
Nick Vitos Gedanken befanden sich in Aufruhr. Töten war ein Teil seines Jobs, ein Teil, den er genoß, denn es gab ihm ein Gefühl der Macht. Wenn er tötete, fühlte Nick Vito sich wie ein Gott; er war allmächtig. Aber heute nacht war er beunruhigt. Er konnte nicht verstehen, warum er beauftragt worden war, Thomas Colfax auszulöschen. Colfax war der consigliere, der Mann, an den sich alle wandten, wenn es Ärger gab. Nach dem Paten war der consigliere der wichtigste Mann in der Organisation. Er hatte Nick ein dutzendmal aus der Klemme geholfen.
Scheiße! dachte Nick. Colfax hatte recht. Mike hätte niemals eine Frau in Berührung mit den Geschäften bringen sollen. Männer dachten mit dem Verstand, Frauen mit der Fotze. Oh, wie gern er sich einmal mit dieser Jennifer Parker beschäftigt hätte! Er hätte sie gefickt, bis es ihr zum Hals herauskam, und dann...«
»Achtung, du kommst von der Straße ab!« »Entschuldigung.« Nick steuerte den Wagen rasch wieder in die Mitte der Spur.
Die Müllhalde war nicht mehr weit weg. Nick spürte, wie er unter den Armen zu schwitzen begann. Er warf einen weiteren Seitenblick auf Thomas Colfax.
Ihn auszulöschen, würde ein Kinderspiel sein. Nicht schwerer, als ein Baby ins Bett zu bringen, aber, verdammt, es war das falsche Baby. Jemand hatte Mike falsch gepolt. Es war eine Sünde. Es war, als legte man seinen Vater um.
Er wünschte sich, er hätte darüber mit Salvatore und Joe reden können. Sie hätten ihm sagen können, was er tun sollte. Nick konnte die Müllhalde rechts vom Highway auftauchen sehen. Seine Nerven begannen zu vibrieren, wie sie es immer taten, bevor er abdrückte. Er preßte seinen linken Arm gegen seinen Körper und konnte den beruhigenden Druck des kurzläufigen 38er Smith & Wesson unter seiner Achsel fühlen.
»Ich freue mich auf das Bett und einen guten Schlaf«, gähnte Colfax.
»Ja.« Es würde ein langer, langer Schlaf werden. Der Wagen näherte sich der Müllhalde. Nick blickte in den Rückspiegel und auf die Straße vor sich. Weit und breit keine anderen Autos.
Er bremste scharf und sagte: »Verdammter Mist, sieht fast so aus, als hätten wir einen Platten.«
Er ließ den Wagen ausrollen, öffnete die Tür und stieg aus. Er zog den Revolver aus dem Holster und preßte ihn gegen den Oberschenkel. Dann drehte er sich zu Colfax um und fragte: »Können Sie mir helfen?«
Thomas Colfax öffnete seine Tür und sagte: »Ich habe nicht viel Ahnung von...« Er bemerkte den erhobenen Revolver in Nicks Hand und hielt inne. Er versuchte, zu schlucken. »Was -was soll das, Nick?« Seine Stimme brach. »Was habe ich getan?«
Das war genau die Frage, die Nick Vito während der ganzen Fahrt auf den Fingerspitzen gebrannt hatte. Irgend jemand hatte Mike aufs Glatteis geführt. Colfax war auf ihrer Seite, er war einer von ihnen. Als Nicks jüngerer Bruder Ärger mit dem FBI hatte, war es Colfax gewesen, der dazwischen gesprungen war und den Jungen gerettet hatte. Er hatte ihm sogar einen Job verschafft. Ich stehe in seiner Schuld, gottverdammt! dachte Nick.