Выбрать главу

Er ließ seine Revolverhand sinken.

»Ich schwöre bei Gott, ich weiß es nicht, Mr. Colfax. Es ist nicht recht.«

Thomas Colfax blickte ihn einen Moment lang an und seufzte dann. »Tu, was du tun mußt, Nick.«

»Jesus, ich kann es nicht. Sie sind mein consigliere.«

»Mike wird dich umbringen, wenn du mich laufenläßt.« Nick wußte, daß Colfax die Wahrheit sagte. Michael Moretti ließ einem keinen Ungehorsam durchgehen. Nick dachte an Tommy Angelo. Angelo war Fahrer bei einem Bruch in ein Pelzgeschäft gewesen. Michael hatte ihm aufgetragen, den Wagen, den sie benutzt hatten, zu einem Schrottplatz der Familie zu fahren und dort zerstampfen zu lassen. Tommy Angelo aber war wegen einer Verabredung in Eile gewesen und hatte den Wagen einfach an einer Straße auf der East Side stehengelassen, wo ihn die Untersuchungsbeamten gefunden hatten. Angelo war am nächsten Tag verschwunden, und dem Gerücht nach war sein Körper in dem Kofferraum eines alten Chevy verstaut und dann eingestampft worden. Niemand legte Mike aufs Kreuz und blieb am Leben. Doch, es gibt eine Möglichkeit, dachte Nick.

»Mike braucht es ja nicht zu erfahren«, sagte Nick. Sein gewöhnlich etwas schwerfälliger Verstand arbeitete auf Hochtouren, und er sah alles mit seltener Klarheit. »Schauen Sie«, sagte er, »Sie brauchen bloß aus dem Land zu verschwinden. Ich sage Mike, ich hätte Sie unter dem Müll begraben, also wird man Sie nie finden. Sie können sich irgendwo in Südamerika verstecken. Sie haben doch sicher einen Notgroschen beiseite gesteckt.«

Thomas Colfax versuchte, die plötzliche Hoffnung nicht in seiner Stimme durchklingen zu lassen. »Ich habe eine ganze Menge, Nick. Ich gebe dir soviel wie...« Nick schüttelte leidenschaftlich den Kopf. »Ich tu das nicht für Geld. Ich tu es, weil...« Wie sollte er es ausdrücken?»... weil ich Respekt vor Ihnen habe. Sie müssen mich aber beschützen. Können Sie ein Morgenflugzeug nach Südamerika kriegen?«

Thomas Colfax sagte: »Kein Problem, Nick. Setz mich bei meinem Haus ab, damit ich meinen Paß holen kann.«

Zwei Stunden später saß Thomas Colfax in einem Jet der Eastern Airlines. Der Zielflughafen war Washington, D. C.

47

Es war ihr letzter Tag in Acapulco, ein vollkommener Morgen. Eine warme, sanfte Brise ließ Melodien in den Palmen erklingen. Der Strand war mit Touristen übersät, die gierig Sonne tankten, bevor sie wieder zur blassen Routine des Alltags zurückkehrten.

Joshua kam in der Badehose an den Frühstückstisch gerannt. Sein athletischer kleiner Körper war braungebrannt. Mrs. Mackey versuchte ächzend, mit ihm Schritt zu halten. Joshua sagte: »Ich hatte mehr als genügend Zeit, mein Essen zu verdauen, Mama. Kann ich jetzt Wasserski fahren?«

»Joshua, du hast gerade erst aufgehört zu essen.«

»Ich habe eine sehr hohe Stoffwechselquote«, erklärte er ernsthaft. »Ich verdaue schnell.« Jennifer lachte. »Einverstanden. Viel Spaß.«

»Danke. Du mußt mir aber zuschauen.« Jennifer sah Joshua den Pier entlang zu einem wartenden Rennboot laufen. Sie sah ihn den Fahrer in ein ernstes Gespräch verwickeln, und dann blickten beide zu Jennifer herüber. Sie signalisierte ihre Zustimmung, der Fahrer nickte, und Joshua legte die Wasserski an.

Das Motorboot erwachte zum Leben, und Jennifer beobachtete, wie Joshua sich auf seinen Skiern aufrichtete. Mrs. Mackey sagte stolz: »Er ist der geborene Sportler, nicht?«

In diesem Augenblick drehte Joshua sich um, winkte Jennifer und verlor das Gleichgewicht. Er stürzte gegen die Planken des Stegs. Jennifer sprang auf und rannte auf den Pier zu. Aber einen Augenblick später sah sie Joshuas Kopf aus dem Wasser auftauchen, und er blickte sie grinsend an. Sie blieb stehen. Ihr Herz raste. Sie sah zu, wie Joshua die Ski erneut anlegte. Das Boot zog einen Kreis und gewann allmählich genug Geschwindigkeit, um Joshua auf die Füße zu ziehen. Er drehte sich noch einmal um und winkte Jennifer, dann jagte er auf den Kämmen der Wellen davon. Sie stand da und sah ihm zu, und ihr Herz schlug immer noch heftig vor Angst. Wenn ihm irgend etwas geschah... Sie fragte sich, ob andere Mütter ihre Kinder so sehr liebten, wie sie ihren Sohn liebte, aber das schien nicht sehr wahrscheinlich. Sie wäre für Joshua gestorben, hätte für ihn getötet. Ich habe für ihn getötet, dachte sie, mit Michael Morettis Hand.

Mrs. Mackey sagte: »Das hätte ein häßlicher Sturz werden können.«

»Gott sei Dank war es keiner.«

Joshua war eine Stunde lang draußen auf dem Wasser. Als das Boot sich wieder dem Land näherte, ließ er das Schleppseil los und glitt graziös auf den Sandstrand. Er lief auf Jennifer zu, noch ganz aufgeregt. »Du hättest den Unfall da draußen sehen sollen, Mama. Es war unwahrscheinlich! Ein großes Segelboot ist gekentert, und wir haben angehalten und ihr Leben gerettet.«

»Das ist ja großartig, Sohn. Wie viele Leben hast du gerettet?«

»Sie waren zu sechst.«

»Und du hast sie aus dem Wasser gezogen?« Joshua zögerte. »Na ja, ich habe sie nicht direkt aus dem Wasser gezogen. Sie saßen sozusagen auf der Seite des Boots. Aber sie wären vielleicht verhungert, wenn wir nicht vorbeigekommen wären.«

Jennifer biß sich auf die Lippen, um nicht zu lächeln. »Ich verstehe. Die hatten ganz schön Glück, daß du aufgetaucht bist, was?«

»Das würde ich auch sagen.«

»Hast du dir weh getan, als du gefallen bist, Liebling?«

»Natürlich nicht.« Er betastete seinen Hinterkopf. »Ich habe eine kleine Beule.«

»Laß mich mal fühlen.«

»Warum? Du weißt doch, wie sich eine Beule anfühlt.« Jennifer strich vorsichtig über Joshuas Hinterkopf. Ihre Finger fanden eine große Schwellung. »Das ist so groß wie ein Ei, Joshua.«

»Es ist nichts.«

Jennifer stand auf. »Ich glaube, wir sollten besser ins Hotel zurückgehen.«

»Können wir nicht noch ein Weilchen bleiben?«

»Ich fürchte, nein. Wir müssen packen. Du willst doch das

Ballspiel am Samstag nicht verpassen, oder?« Er seufzte. »Nein.

Old Terry Waters wartet nur darauf, meinen Platz einzunehmen.«

»Keine Chance. Er wirft wie ein Mädchen.« Joshua nickte grinsend. »Ja, findest du auch, nicht?«

Als sie wieder in Las Brisas waren, rief Jennifer den Manager an und bat ihn, einen Arzt auf das Zimmer zu schicken. Der Doktor traf eine halbe Stunde später ein, ein behäbiger Mexikaner mittleren Alters in einem altmodischen weißen Anzug. Jennifer bat ihn in den Bungalow.

»Womit kann ich Ihnen dienen?« fragte Dr. Raul Mendoza. »Mein Sohn ist heute morgen gestürzt. Er hat eine häßliche Beule am Kopf. Ich möchte nur sichergehen, daß ihm nichts fehlt.«

Jennifer führte Mendoza in Joshuas Schlafzimmer, wo der Junge gerade seinen Koffer packte. »Joshua, das ist Doktor Mendoza.« Joshua blickte auf und fragte: »Ist jemand krank?«

»Nein. Niemand ist krank, Kleiner. Ich möchte nur, daß der Doktor sich einmal deinen Kopf ansieht.«

»Oh, das darf doch nicht wahr sein, Mama! Was hast du bloß mit meinem Kopf?«

»Nichts. Ich würde mich nur wohler fühlen, wenn Doktor Mendoza einen Blick darauf würfe. Tu mir den Gefallen, ja?«

»Frauen!« sagte Joshua. Er blickte den Arzt mißtrauisch an. »Sie fangen doch nicht an, mich mit Nadeln zu spicken oder so was?«

»Nein, Senor, ich bin ein äußerst schmerzloser Doktor.«

»Das ist die Art, die ich mag.«

»Setz dich bitte.«

Joshua setzte sich auf den Bettrand, und Dr. Mendoza ließ seine Finger über den Hinterkopf des Jungen gleiten. Joshua blinzelte vor Schmerz, aber er gab keinen La ut von sich. Der Arzt öffnete seine Tasche und holte ein Ophtalmoskop heraus. »Die Augen weit auf, bitte.«

Joshua gehorchte. Doktor Mendoza starrte durch das Instrument.