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»Sehen Sie da drin irgendwelche nackten Mädchen tanzen?«

»Joshua!«

»Ich habe ja nur ge fragt.«

Dr. Mendoza untersuchte das andere Auge. »Du bist so gesund wie ein Fisch im Wasser.« Er richtete sich wieder auf und schloß seine Arzttasche. »Tun Sie etwas Eis auf die Beule«, sagte er zu Jennifer. »Morgen geht es dem Jungen schon wieder bestens.«

Es war, als würde eine schwere Last von Jennifers Herz genommen. »Danke«, sagte sie.

»Ich werde meine Bemühungen auf die Hotelrechnung setzen lassen, Senora. Auf Wiedersehen, junger Mann.«

»Auf Wiedersehen, Doktor Mendoza.« Als der Arzt fort war, wandte sich Joshua an seine Mutter. »Dir macht es ganz schön Spaß, dein Geld zum Fenster herauszuwerfen, Mama.«

»Ich weiß. Ich verschwende es für Dinge wie Essen, deine Gesundheit...«

»Ich bin der gesündeste Mann im ganzen Team.«

»Bleib so.«

Er grinste. »Versprochen.«

Sie nahmen die Sechs-Uhr-Maschine nach New York und waren spät in der Nacht wieder in Sands Point. Joshua schlief während der ganzen Rückreise.

48

Der Raum war von Geistern bevölkert. Adam Warner saß in seinem Arbeitszimmer und bereitete sich auf einen wichtigen Fernsehauftritt vor, aber er konnte sich nicht konzentrieren. Er dachte an Jennifer. Seit seiner Rückkehr aus Acapulco konnte er an nichts anderes mehr denken. Das Wiedersehen hatte Adam nur in seinem Wissen bestärkt: Er hatte die falsche Wahl getroffen. Er hätte Jennifer nie aufgeben dürfen. Das Wiedersehen, das Zusammensein mit ihr, erinnerte ihn an alles, was er einmal besessen und weggeworfen hatte, und er konnte es nicht ertragen, daran zu denken. Er war in einer ausweglosen Situation. Eine Null-Chancen-Situation hätte Blair Roman sie genannt.

Es klopfte an der Tür, und Chuck Morrison, Adams Assistent, trat ein, in der Hand eine Kassette. »Kann ich eine Minute mit dir sprechen, Adam?«

»Hat das nicht Zeit, Chuck? Ich bin mitten in...«

»Ich glaube nicht.« Chucks Stimme klang aufgeregt. »Na gut. Was ist so dringend?«

Chuck Morrison trat an den Tisch. »Ich habe gerade einen Anruf erhalten. Es könnte sich um einen Verrückten handeln, aber wenn nicht, dann hat sich der Weihnachtsmann dieses Jahr ganz schön verfrüht. Hör dir das an.« Er schob die Kassette in den Recorder auf Adams Tisch, schaltete ihn ein, und das Band lief ab. Wie war noch Ihr Name?

Mein Name spielt keine Rolle. Ich spreche nur mit Senator Adam Warner.

Der Senator ist beschäftigt. Warum hinterlassen Sie ihm nicht eine Nachricht, und ich sorge dafür...

Nein! Hören Sie zu, es ist äußerst wichtig. Sagen Sie Senator Warner, ich kann ihm Michael Moretti auf einem Silbertablett servieren. Ich riskiere mein Leben mit diesem Anruf. Richten Sie das Senator Warner aus. Gut. Wo sind Sie?

Ich bin im Capitol-Motel an der 32. Straße. Zimmer 14. Sagen Sie ihm, er soll nicht vor Anbruch der Dunkelheit kommen und darauf achten, daß niemand ihn verfolgt. Ich weiß, daß Sie unser Gespräch mitschneiden. Wenn Sie das Band irgend jemand anderem als ihm vorspielen, bin ich ein toter Mann.

Ein Klicken ertönte. Chuck Morrison stoppte das Band und fragte: »Was meinst du?«

»Die Stadt ist voller Verrückter. Andererseits weiß der Bursche ziemlich genau, wo er den Hebel ansetzen muß, was? Mein Gott, Michael Moretti!«

Um zehn Uhr nachts erschien Adam Warner, begleitet von vier Sicherheitsbeamten, vor Zimmer 14 im Capitol-Motel. Er klopfte. Die Tür wurde einen Spalt geöffnet. Als Adam das Gesicht des Mannes in dem Zimmer erblickte, wandte er sich an seine Begleiter und sagte: »Bleibt draußen. Niemand darf in die Nähe dieses Raums.« Die Tür wurde weiter geöffnet, und Adam trat ein. »Guten Abend, Senator Warner. »Guten Abend, Mr. Colfax.« Die beiden Männer musterten sich.

Thomas Colfax sah älter aus, als Adam ihn in Erinnerung hatte, aber es gab einen weiteren, beinahe undefinierbaren Unterschied. Und dann erkannte Adam, worum es sich handelt. Angst. Thomas Colfax hatte Angst. Er war immer ein selbstsicherer, beinahe arroganter Mann gewesen, und jetzt war diese Selbstsicherheit verschwunden. »Danke, daß Sie gekommen sind, Senator.« Colfax' Stimme klang erschöpft und nervös.

»Ich habe gehört, Sie wollen mit mir über Michael Moretti reden?«

»Ich kann ihn Ihnen frei Haus liefern.«

»Sie sind Morettis Anwalt. Warum sollten Sie das tun wollen?«

»Ich habe meine Gründe.«

»Nehmen wir mal an, ich ziehe mit Ihnen am gleichen Strang. Was erwarten Sie dafür?«

»Zunächst einmal vollkommene Immunität. Dann möchte ich das Land verlassen können. Ich brauche Papiere, einen Paß -eine neue Identität.«

Also hatte Michael Moretti Thomas Colfax auf die Todesliste gesetzt. Es war die einzige Erklärung. Adam konnte sein Glück kaum fassen. Es war der beste Zufall, der ihm passieren konnte.

»Falls ich Immunität für Sie erreichen kann«, sagte Adam, »... und ich verspreche Ihnen wohlgemerkt noch nichts, dann erwarte ich dafür, daß Sie vor Gericht auftreten und eine rückhaltlose Aussage machen. Ich will dann alles hören, was Sie wissen.«

»Das werden Sie.«

»Weiß Moretti, wo Sie sind?«

»Er hält mich für tot.« Colfax lächelte nervös. »Wenn er mich findet, werde ich auch tot sein.«

»Er wird Sie nicht finden. Nicht, wenn wir ins Geschäft kommen.«

»Ich lege mein Leben in Ihre Hände, Senator.«

»Offen gesagt«, informierte Adam ihn, »ist Ihr Leben mir völlig egal. Ich will Moretti. Wir legen jetzt die Spielregeln fest. Wenn wir eine Übereinkunft erreichen, kriegen Sie allen Schutz, den die Regierung Ihnen gewähren kann. Wenn ich mit Ihrer Aussage zufrieden bin, erha lten Sie von uns so viel Geld, daß Sie in jedem Land, das Ihnen gefällt, unter einem angenommenen Namen leben können. Als Gegenleistung erklären Sie sich mit dem Folgenden einverstanden: Ich möchte von Ihnen alles über Michael Morettis Aktivitäten wissen. Sie müssen vor einer Anklagekammer aussagen, und wenn wir Moretti den Prozeß machen, erwarte ich, daß Sie als Belastungszeuge für die Regierung auftreten. Einverstanden?«

Thomas Colfax blickte zur Seite. Schließlich sagte er: »Tony Granelli muß sich im Grab umdrehen. Was ist nur aus den Menschen geworden? Was ist aus Ehre und Anstand geworden?«

Adam hatte keine Antwort. Vor ihm stand ein Mann, der Hunderte von Malen das Gesetz übertreten, der dutzendweise bezahlte Killer eingesetzt und mitgeholfen hatte, d ie Unternehmungen der bösartigsten Verbrecherorganisation zu steuern, die die Zivilisation je gekannt hatte. Und er fragte, was aus Ehre und Anstand geworden war. Thomas Colfax sah Adam an. »Wir sind im Geschäft. Ich will es schriftlich, und ich will es mit der Unterschrift des Generalstaatsanwalts.«

»Sie kriegen es.« Adam blickte sich in dem schäbigen Motelzimmer um. »Lassen Sie uns von hier verschwinden.«

»Ich gehe nicht in ein Hotel. Moretti hat überall Augen und Ohren.«

»Nicht da, wo ich Sie jetzt hinbringe.« Zehn Minuten nach Mitternacht fuhren ein Militärlastwagen und zwei Jeeps mit schwerbewaffneten Marineinfanteristen vor dem Capitol-Motel auf. Vier Militärpolizisten gingen in Zimmer 14 und erschienen kurz darauf mit Thomas Colfax, den sie zur Ladefläche des Lastwagens eskortierten. Der Konvoi setzte sich in Bewegung. Ein Jeep fuhr an der Spitze, der andere hinter dem Laster. Das Ziel war Quantico, Virginia, fünfunddreißig Meilen südlich von Washington. Die drei Wagen der Karawane fuhren schnell und trafen vierzig Minuten später in dem US-Marinestützpunkt Quantico ein. Der Kommandant des Stützpunktes, Generalmajor Roy Wallace, und eine Abteilung schwerbewaffneter Marinesoldaten warteten am Tor. Als die Karawane anhielt, sagte Wallace zu dem Captain: »Der Gefangene wird direkt in den Bau gebracht. Kein Wort darf mit ihm gewechselt werden.« Roy Wallace beobachtete den Konvoi, der auf das Gelände fuhr.