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»Einen Augenblick, bitte.« Dann meldete sich die Stimme wieder. »Es tut mir leid, Mr. Adams. Ich habe keine Ahnung, wo sich Mrs. Parker befindet. Wollen Sie eine Botschaft hinterlassen?«

»Nein.« Adam knallte enttäuscht den Hörer auf. Er wußte, daß sie unter Garantie nicht reagieren würde, selbst wenn er eine Nachricht für Jennifer hinterließ und sie bat, ihn anzurufen. Er saß in seiner Höhle, starrte in die Nacht hinaus und dachte an die Dutzende von Haftbefehlen, die demnächst ausgestellt werden würden. Einige unter ihnen würden auf Mordverdacht lauten. Und einer davon würde Jennifer Parkers Namen tragen.

Es dauerte fünf Tage, bis Michael Moretti wieder zu der Berghütte zurückkehrte, in der Jennifer sich aufhielt. Sie hatte sich ausgeruht, gegessen und lange Spaziergänge auf den Pfaden um das Haus unternommen. Als sie Michaels Wagen den Berg heraufkommen hörte, ging sie nach draußen, um ihn zu begrüßen.

Michael blickte sie an und sagte: »Du siehst schon wesentlich besser aus.«

»Ich fühle mich auch besser, danke.«

Sie gingen auf dem Pfad entlang, der zum See herunterfühlte. Michael sagte: »Ich habe Arbeit für dich.«

»Worum geht es?«

»Ich möchte, daß du morgen nach Singapur fliegst.«

»Singapur?«

»Ein Steward wurde dort auf dem Flughafen verhaftet, weil er eine Ladung Kokain bei sich hatte. Sein Name ist Stefan Bjork. Er sitzt im Gefängnis. Ich möchte, daß du ihn auf Kaution herausholst, ehe er zu singen anfängt.«

»In Ordnung.«

»Komm so schnell wie möglich zurück. Du wirst mir fehlen.« Er zog sie an sich und küßte sie zärtlich auf die Lippen, dann flüsterte er: »Ich liebe dich, Jennifer.« Und sie wußte, daß er diese Worte nie zuvor zu einer Frau gesagt hatte.

Aber es war zu spät. Es war vorbei. Irgend etwas in ihr war für immer gestorben, und sie war zurückgeblieben, für immer einsam, für immer schuldig. Sie hatte sich entschlossen, Michael zu sagen, daß sie ihn verlassen würde. Es würde keinen Adam und keinen Michael geben. Sie mußte irgendwohin gehen, allein, und von vorn anfangen. Sie mußte eine Rechnung begleichen. Sie würde diese eine Angelegenheit noch für Michael in Ordnung bringen und ihm nach der Rückkehr ihre Pläne mitteilen. Am nächsten Morgen flog sie nach Singapur.

53

Nick Vito, Tony Santo, Salvatore Fiore und Joseph Colella aßen in Tony's Place zu Mittag. Sie saßen an einem der vorderen Tische, und jedesmal, wenn sich die Tür öffnete, blickten sie auf, um den Ankömmling zu mustern. Michael Moretti hielt sich im Hinterzimmer auf, und obwohl es zur Zeit keine Streitigkeiten zwischen den Familien gab, war es immer besser, auf Nummer Sicher zu gehen. »Was ist Jimmy passiert?« fragte Joseph Colella. »Astutatumorte«, sagte Nick Vito. »Der blöde Hurensohn ist auf die Schwester eines Bullen reingefallen. Die Braut war nicht astrein, sage ich euch. Sie und ihr Bullenbruder haben Jimmy einen Floh ins Ohr gesetzt. Er hatte einen richtigen Höhenflug. Jimmy arrangierte ein Treffen mit Mike, und dabei trug er eine Drahtstange im Hosenbein.«

»Und dann?« fragte Fiore.

»Dann wurde Jimmy so nervös, daß er dringend pissen mußte. Als er seinen Hosenschlitz aufgemacht hat, ist der gottverdammte Draht rausgerutscht.«

»Oh, Scheiße!«

»Genau die hat Jimmy gebaut. Mike hat Gino auf ihn losgelassen. Der hat ihn mit seinem eigenen Draht stranguliert. Er wurde ganz langsam getötet - suppilu suppilu.« Die Tür öffnete sich, und die Männer blickten auf. Es war der Zeitungsbote mit der Nachmittagsausgabe der New York Post. Joseph Colella rief: »Hierher, Sonny!« Er wandte sich an die anderen. »Ich muß mir mal kurz die Sportseite ansehen. Ich habe heute in Hialeah ein Pferd am Start.« Der Zeitungsjunge, ein wettergegerbter Mann in den Siebzigern, reichte Joseph Colella eine Nummer der Post, und Colella gab ihm einen Dollar. »Der Rest ist für dich.« Genau das hätte Michael Moretti gesagt. Joseph Colella schlug die Zeitung auf, und Nick Vitos Aufmerksamkeit wurde von einem Foto auf der Titelseite angezogen. »He«, meinte er. »Den Burschen kenne ich doch!« Tony Santo warf einen Blick über Vitos Schulter. »Natürlich kennst du ihn, Witzbold. Das ist Adam Warner. Er bewirbt sich um die Präsidentschaft.«

»Nein, ich meine, ich habe ihn persönlich gesehen.« Er zog die Augenbrauen zusammen und versuchte, sich zu erinnern. Plötzlich fiel es ihm ein.

»Jetzt weiß ich's. Er war der Mann, den ich mit Jennifer Parker in einer Bar in Acapulco gesehen habe.« »Wovon sprichst du eigentlich?«

»Weißt du noch, wie ich letzten Monat drüben war und eine Lieferung abgegeben habe? Ich habe diesen Burschen in Begleitung von Jennifer Parker gesehen. Sie haben zusammen was getrunken.«

Salvatore Fiore starrte ihn an. »Bist du sicher?«

»Ja. Warum?«

Fiore sagte langsam. »Ich glaube, du solltest vielleicht besser Mike davon erzählen.«

Michael Moretti starrte Nick Vito an und sagte: »Du hast wohl deinen verdammten Verstand verloren! Was sollte Jennifer Parker mit Senator Warner zu tun haben?«

»Keine Ahnung, und wenn Sie mich schlagen würden, Boß. Ich weiß nur, daß sie in dieser Bar saßen und Margaritas tranken.«

»Nur sie beide?«

»Ja.«

Salvatore Fiore schaltete sich ein: »Ich dachte, du solltest das wissen, Mike. Dieser Warner untersucht sogar noch unsere Scheiße. Er macht uns das Leben zur Hölle. Warum sollte Jennifer einen Drink mit ihm nehmen?«

Genau das wollte auch Michael wissen. Jennifer hatte von Acapulco und dem Konvent erzählt und ein halbes Dutzend Leute erwähnt, die sie getroffen hatte. Über Adam Warner hatte sie kein Wort verloren.

Michael wandte sich an Tony Santo. »Wer ist zur Zeit Geschäftsführer der Portiersgewerkschaft?« »Charlie Corelli.«

Fünf Minuten später telefonierte Michael Moretti mit Charles Corelli. »Ein Freund von mir wohnte vor neun Jahren in den Belmont Towers«, sagte Michael. »Ich würde gern mit dem Mann sprechen, der damals dort Pförtner war.« Michael lauschte einen Moment. »Ich weiß das zu schätzen, mein Freund. Ich schulde Ihnen einen Gefallen.« Er hängte auf. Nick Vito, Santo, Fiore und Colella beobachteten ihn. »Habt ihr Bastarde nichts zu tun? Macht, daß ihr hier rauskommt, zum Teufel!«

Die drei Männer verließen eilig den Raum. Michael saß an seinem Schreibtisch, dachte nach, stellte sich Jennifer und Adam Warner zusammen vor. Warum hatte sie ihn nie erwähnt? Und Joshuas Vater, der in Vietnam gefallen war. Warum hatte Jennifer nie von ihm gesprochen? Michael Moretti begann in seinem Büro auf und ab zu gehen.

Drei Stunden später führte Tony Santo einen schüchternen, schlecht angezogenen Mann von etwa sechzig Jahren in den Raum. Der Mann hatte offensichtlich Angst.

»Das ist Wally Kawolski«, sagte Tony.

Michael stand auf und schüttelte Kawolski die Hand. »Danke, daß Sie vorbeikommen konnten. Ich weiß das zu schätzen.

Setzen Sie sich. Möchten Sie etwas trinken? Eine Zigarre?«

»Nein, nein, danke, Mr. Moretti. Es geht mir gut, Sir, danke sehr.«

Fehlte nur noch, daß er sich verbeugte. »Sie brauchen nicht nervös zu sein. Ich möchte Ihnen nur ein paar Fragen stellen, Wally.«

»Gern, Mr. Moretti. Alles, was Sie wissen wollen. Alles, was ich weiß. Alles.« »Arbeiten Sie immer noch in den Belmont Towers?« »Ich? Nein, Sir. Ich habe dort vor, oh, ungefähr fünf Jahren aufgehört. Meine Schwiegermutter hatte einen schweren...«

»Erinnern Sie sich noch an die Mieter?«

»Ja, Sir. Zumindest an die meisten, schätze ich. Sie waren ziemlich...«

»Erinnern Sie sich an eine Jennifer Parker?« Walter Kawolskis Gesicht strahlte. »Oh, natürlich. Sie war eine vornehme Dame. Ich kann mich sogar an die Nummer ihrer Wohnung erinnern. 1929. Wie das Jahr mit dem großen Börsenkrach, wissen Sie? Ich mochte sie.«