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Auf einmal stieß d'Artagnan an etwas warmes, das sich bewegte. »Ha, ein Pferd,« rief er; »meine Herren, ich habe ein Pferd gefunden!« »Ich gleichfalls,« versetzte Athos. »Und auch ich,« sprach Porthos, welcher, getreu seiner Ordre, den Kardinal noch immer am Arme hielt. »Ha, das nenne ich einen Glücksfall!« sagte d'Artagnan, »gerade in dem Augenblicke, wo sich Ew. Eminenz beklagte, zu Fuße gehen zu müssen ...« Allein in dem Momente, wo er dies sprach, senkte sich ein Pistolenlauf nach seiner Brust herab, und er hörte ernst die Worte rufen: »Nichts angerührt!« »Grimaud,« rief er aus, »Grimaud, was tust Du hier? schickt Dich etwa der Himmel hieher?« »Nein, gnädiger Herr.« antwortete der biedere Diener, »sondern Herr Aramis, der mir die Pferde zu hüten befahl.« »Ist also Aramis hier?« »Ja, gnädiger Herr, seit gestern.« »Und was tut Ihr?« »Wir haben Acht.« »Was, Aramis ist hier?« wiederholte Athos. »Sein Posten war dort an der kleinen Pforte des Schlosses.« »Seid Ihr also zahlreich?« »Wir sind unser Sechzig.« »Gebt es ihm bekannt.« »Im Augenblicke, gnädiger Herr!« Da Grimaud der Meinung war, niemand würde den Auftrag so gut ausrichten wie er, so eilte er in vollem Laufe davon, indes die Freunde seelenvergnügt warteten, um sich wieder zu vereinigen. Es gab in der ganzen Gruppe nur Herrn von Mazarin, der in einer sehr üblen Stimmung war.

Wo man zu glauben anfängt, Porthos werde Baron und d'Artagnan Kapitän werden

Zehn Minuten darauf kam Aramis an, begleitet von Grimaud und von acht bis zehn Edelleuten. »Ihr seid also frei, Brüder, frei ohne meine Beihilfe, ich konnte also trotz all' meiner Bemühungen nichts für Euch tun?« »O, seid nicht trostlos, lieber Freund, aufgeschoben ist nicht aufgehoben; wenn Ihr nichts tun konntet, so werdet Ihr noch etwas tun können.« »Indes habe ich meine Maßregeln gut getroffen,« versetzte Aramis. »Ich habe sechzig Mann von dem Herrn Koadjutor bekommen, zwanzig bewachen die Mauern des Parkes, zwanzig die Straße von Rueil nach Saint-Germain, zwanzig sind verteilt im Forste. Auf diese Art und durch diese strategischen Anordnungen habe ich auch zwei Eilboten Mazarins an die Königin aufgefangen.« Mazarin horchte mit gespannten Ohren »Wie ich aber hoffe,« sagte d'Artagnan, «so habt Ihr sie biederer Weise an den Herrn Kardinal zurückgeschickt!« »Ja wohl,« entgegnete Aramis, »ich rechnete mir eine solche Rücksicht wahrlich nicht zur Ehre an. In der einen dieser Depeschen erklärt der Kardinal gegen die Königin, die Kassen seien leer, und Ihre Majestät habe kein Geld mehr; in der andern heißt es: er wolle seine Gefangenen nach Melun bringen lassen, denn Rueil schiene ihm kein hinreichend sicherer Ort zu sein. Ihr begreift nun, lieber Freund, daß mir dieser letztere Brief gute Hoffnung erweckte. Ich legte mich mit meinen sechzig Mann in Hinterhalt, umstellte das Schloß, hielt Handpferde bereit, die ich dem schlauen Grimaud anvertraute, und harrte auf Euren Ausgang; ich rechnete darauf erst morgen früh und hoffte nicht, Euch ohne Gemetzel frei machen zu können. Ihr seid noch diesen Abend frei, ohne Kampf frei, desto besser! Wie habt Ihr es denn angestellt, um diesem Mazarin zu entwischen? Ihr hattet Euch gewiß sehr über ihn zu beklagen!« »Nicht allzu sehr,« erwiderte d'Artagnan. »Wirklich?« »Ich möchte sogar sagen, daß wir Ursache hatten, mit ihm zufrieden zu sein.« »Unmöglich!« »Und doch, in Wahrheit, wir sind frei durch ihn.« »Durch ihn?« »Ja, er ließ uns durch Bernouin, seinen Kammerdiener, in die Orangerie führen, von wo wir ihn bis zu dem Grafen de la Fere begleiteten. Nun bot er uns unsere Freiheit wieder an, was wir auch annahmen, und er trieb die Gefälligkeit so weit, daß er uns den Weg zeigte, und uns bis zur Parkmauer begleitete, über welche wir ganz glücklich stiegen und dann Grimaud begegneten.« »Ah, schön!« rief Aramis, »das söhnt mich wieder aus mit ihm, und ich wünschte, daß er hier wäre, um ihm zu sagen, daß ich ihn einer so schönen Handlung gar nicht für fähig gehalten hätte.« »Gnädigster Herr,« sprach d'Artagnan, der sich nicht länger mehr beherrschen konnte, »erlauben Sie mir, Ihnen den Herrn Chevalier d'Herblay vorzustellen, der Ew. Eminenz, wie Sie selbst gehört, seine Komplimente ehrerbietig darzubringen wünscht.« Darauf zog er sich zurück und stellte den verlegenen Mazarin den verwirrten Blicken Aramis bloß. »O,« stammelte dieser, »o, der Kardinal? Eine schöne Beute! Holla, Freunde, holla! die Pferde, die Pferde!« Einige Reiter sprengten herbei. »Bei Gott,« sprach Aramis, »so bin ich denn doch zu etwas nützlich gewesen! Gnädigster Herr, geruhe Ew. Eminenz alle meine Ehrfurchtsbezeichnungen anzunehmen! Ich wette darauf, es war wieder dieser Christof von Porthos, der diesen Streich ausgeführt hat. - Halt, ich vergaß ...« Er gab einem der Reiter einen Auftrag. »Ich denke,« sprach d'Artagnan, »es wäre klug, aufzubrechen.« »Ja, doch ich erwarte jemand ... einen Freund von Athos,« »Einen Freund?« fragte der Graf. »Seht nur, dort sprengt er im Galopp durch das Gebüsch herbei.« »Herr Graf, Herr Graf!« rief eine jugendliche Stimme, die Athos mit Leben erfüllte. »Rudolph, Rudolph!« rief der Graf de la Fere. Der junge Mann vergaß einen Augenblick lang seine gewöhnliche Ehrerbietung, und stürzte an den Hals seines Vaters. »Sehen Sie doch, Herr Kardinal, wäre es nicht schade gewesen, Menschen zu trennen, die sich so innig lieben, wie wir uns lieben? Meine Herren,« fuhr Aramis zu den Reitern gewendet fort, die jeden Augenblick zahlreicher herbeikamen, »umringt Seine Eminenz, um ihm Ehre zu erzeigen; er will uns die Gunst der Begleitung schenken, wofür Ihr gewiß dankbar sein werdet. Porthos, verliert ja Seine Eminenz nicht aus den Augen! -« Da trat Aramis zu d'Artagnan und Athos und hielt mit ihnen Rat. »Nun denn, auf den Weg!« rief d'Artagnan nach fünf Minuten langer Beratung. »Wohin ziehen wir?« fragte Porthos. »Zu Euch nach Pierrefonds, lieber Freund, Euer schönes Schloß ist würdig, Seiner Eminenz herrschaftliche Gastfreundschaft anzubieten; auch ist es trefflich gelegen, von Paris nicht zu nahe, nicht zu fern; es ließe sich von dort eine leichte Verbindung mit der Hauptstadt herstellen. Kommen Sie, gnädiger Herr, sie werden dort wie ein Fürst leben, der Sie auch sind.« »Ein gefallener Fürst,« entgegnete Mazarin kläglich. »Gnädigster Herr,« erwiderte Athos, »der Krieg hat seine Wechselfälle; seien Sie überzeugt, daß wir sie nicht mißbrauchen werden.« »Nein,« versetzte d'Artagnan, »doch werden wir sie nützen.« Die Entführer ritten durch den Rest der Nacht mit jener unermüdlichen Schnelligkeit von ehemals, indem sie Mazarin mitten in diesem Phantomenlauf finster und tiefsinnig mit fortzogen.