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»So mögen sie denn zurückkehren in ihre Berge und dort ihre Schande verbergen, wenn sie hoch genug sind; ich habe mit ihnen nichts mehr zu tun und sie nichts mehr mit mir. - Geht nun, Mordaunt.«

»Ehe ich gehe,« versetzte Mordaunt, »habe ich einige Fragen und vier Bitten an Euch zu richten, mein Herr.«

»An mich?« Mordaunt verneigte sich.

»Ich komme zu Euch, mein Held, mein Protektor, mein Vater, und ich frage Euch, o Herr, seid Ihr mit mir zufrieden?« Cromwell blickte ihn erstaunt an. Der junge Mann blieb gelassen. »Ja,« sprach Cromwell, »seit ich Euch kenne, habt Ihr nicht bloß Eure Pflicht erfüllt, sondern mehr als Eure Pflicht getan; Ihr seid ein getreuer Freund, ein geschickter Unterhändler, ein tapferer Soldat gewesen.« »Gedenkt Ihr noch, daß ich zuerst die Idee gehabt habe, mit den Schotten über den Abfall von ihrem König zu unterhandeln?«

»Ja, es ist wahr, dieser Gedanke kommt von Euch; ich habe die Verachtung der Menschen noch nicht so weit getrieben.«

»War ich nicht ein guter Botschafter in Frankreich?«

»Ja, Ihr habt von Mazarin erlangt, was ich begehrte.«

»Habe ich stets eifrig gekämpft für Euren Ruhm und Eure Interessen?«

»Vielleicht nur zu eifrig, das ist's, was ich Euch eben zum Vorwurf machte. Wohin zielt Ihr aber mit all diesen Fragen?«

»Ich will Euch sagen, Mylord, daß der Augenblick gekommen ist, wo Ihr mich mit einem Worte für alle Dienste lohnen könnt.«

»Ah,« entgegnete Oliver mit einer leichten Bewegung von Geringschätzung. »Ich vergaß, daß Eure Dienste ihren Lohn verdienen; daß Ihr mir gedient habt, und daß Euch noch nicht vergolten worden ist.«

»Das kann im Augenblicke geschehen, mein Herr, und über meine Wünsche.«

»Wieso?«

»Ich habe den Preis bei der Hand, halte ihn beinahe schon fest.«

»Was ist das für ein Preis?« fragte Cromwell. »Hat man Euch Gold geboten? Verlangt Ihr eine Ehrenstelle? Wünscht Ihr eine Statthalterschaft?«

»Werdet Ihr meine Bitte erfüllen, mein Herr?«

»Sagt erst, worin sie besteht.«

»Wenn Ihr zu mir sagtet: Mein Herr, geht und vollziehet einen Auftrag, habe ich da je gefragt, worin dieser Auftrag bestehe?«

»Wenn aber Euer Verlangen unausführbar wäre?«

»Wenn Ihr einen Wunsch hattet, und mir, ihn zu erfüllen, den Auftrag gabet, habe ich da je geantwortet: Es ist unmöglich?«

»Jedoch ein Verlangen, das Ihr mit so viel Vorbereitungen aussprechet ...«

»O, seid ruhig, mein Herr,« versetzte Mordaunt mit einem düstern Ausdrucke, »es wird Euch nicht Schaden bringen.«

»So sei es denn,« sprach Cromwell, »ich verspreche es, Euer Verlangen zu erfüllen, wofern die Sache in meiner Gewalt steht, verlangt also.«

»Mein Herr, sagte Mordaunt, »man hat diesen Morgen zwei Gefangene gemacht; ich verlange sie von Euch.«

»Haben sie also ein ansehnliches Lösegeld geboten?« fragte Cromwell.

»Im Gegenteil, mein Herr, ich halte sie für arm.«

»So sind es Freunde von Euch?«

»Ja, mein Herr, es sind Freunde von mir, teure Freunde, und ich würde mein Leben für das ihrige lassen.«

»Gut, Mordaunt,« erwiderte Cromwell, da er mit einer gewissen Regung von Freude wieder eine bessere Meinung von dem jungen Manne faßte; gut, ich gebe sie dir, und will nicht einmal wissen, wer sie sind; tue mit ihnen, was du willst.«

»Dank, mein Herr,« rief Mordaunt; »Dank! Von nun an gehört mein Leben Euch an, und wenn ich es verliere, bin ich doch noch Euer Schuldner: Dank!

Ihr belohnt meine Dienste auf eine glänzende Weise.« Er ließ sich vor Cromwell auf die Knie nieder, und ungeachtet sich der puritanische General dagegen wehrte, da er sich diese fast königliche Huldigung nicht darbringen lassen wollte, oder doch tat, als ob er es nicht wollte, so ergriff er dennoch seine Hand und küßte sie.

»Was?« fragte Cromwell, ihn in dem Augenblicke zurückhaltend, wo er aufstand, »keine andere Belohnung? keine Ehrenstelle?«

»Ihr habt mir alles gegeben, was Ihr zu geben vermochtet, Mylord, und von diesem Tage an seid Ihr mir für alles übrige nichts mehr schuldig.« Mordaunt verließ das Gezelt des Generals mit einer Freude, die ihm aus dem Herzen und den Augen strömte.

Die Edelleute

Während Mordaunt auf dem Wege nach Cromwells Gezelte war, führten d'Artagnan und Porthos ihre Gefangenen in das Haus, das ihnen in Newcastle zur Wohnung angewiesen worden war. Der Auftrag, welchen Mordaunt dem Sergeanten erteilt, war dem Gascogner keineswegs entgangen, er hatte somit auch Athos, und Aramis zugewinkt, die strengste Vorsicht zu gebrauchen. Athos und Aramis ritten sonach schweigend neben ihren Besiegern, und das fiel ihnen nicht schwer, da jeder hinlänglich mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt war. Wenn je ein Mensch erstaunt war, so war es Mousqueton, als er von der Türschwelle aus die vier Freunde und hinter ihnen den Sergeanten mit zehn Mann herankommen sah. Er rieb sich die Augen, da er sich nicht entschließen konnte, Athos und Aramis zu erkennen, doch endlich mußte er sich der klaren Überzeugung ergeben. Sonach wollte er sich auch in Ausrufungen ergießen, aber Porthos legte ihm Stillschweigen auf, mit einem jener Winke, die keine Erörterung erlauben. Mousqueton blieb gleichsam an der Türe kleben und wartete auf die Erklärung eines so seltsamen Vorfalls; vor allem aber machte es ihn verwirrt, daß die Freunde taten, als kenne einer den andern nicht mehr. Das Haus, in welches d'Artagnan und Porthos ihre zwei Freunde führten, war dasselbe, welches sie seit gestern bewohnten, und das ihnen von dem General Cromwell eingeräumt worden war; es bildete die Ecke einer Straße, hatte eine Art Garten und Stallungen, welche rückwärts an eine Straße stießen. Die Fenster im Erdgeschosse waren, wie es in kleinen Provinzstädten oft der Fall ist, mit Gittern versehen, und glichen so ziemlich denen eines Gefängnisses. Die zwei Freunde ließen die Gefangenen vor sich eintreten und blieben an der Schwelle stehen, nachdem sie durch Mousqueton die vier Pferde in den Stall hatten führen lassen. »Weshalb treten wir nicht mit ihnen ein?« fragte Porthos. »Weil wir vorher sehen müssen,« entgegnete d'Artagnan, »was dieser Sergeant und die acht bis zehn Mann, welche mit ihm kommen, von uns wollen.« Der Sergeant und die acht bis zehn Mann begaben sich in den kleinen Garten. D'Artagnan fragte sie, was sie wollten und weshalb sie hier seien. »Wir haben den Auftrag,« erwiderte der Sergeant, »Euch in der Bewachung Eurer Gefangenen zu unterstützen.« Es ließ sich dagegen nichts sagen, ja, es war sogar eine zarte Aufmerksamkeit, wobei man sich gegen denjenigen, der sie hatte, noch dankbar zeigen mußte. D'Artagnan dankte also dem Wachtmeister, und gab ihm eine Krone, daß er auf die Gesundheit des Generals Cromwell trinke. Der Sergeant bemerkte, daß die Puritaner nicht trinken und schob die Krone in seine Tasche. »Ha,« rief Porthos, »welch ein garstiger Tag, lieber d'Artagnan!« »Was sagt Ihr da. Porthos? Ihr nennt den Tag garstig, an dem wir unsere Freunde wiederfanden?« »Ja, bei welcher Gelegenheit aber.« «Der Umstand ist wohl mißlich,« erwiderte d'Artagnan, »jedoch wenn auch, treten wir bei ihnen ein, und suchen wir in unserer Stellung ein bißchen nach Licht.«

»Sie ist stark umdüstert,« versetzte Porthos, »und nun begreife ich, weshalb mich Aramis so dringend aufforderte, diesen häßlichen Mordaunt zu erwürgen.«

»Still!« rief d'Artagnan, »sprechet diesen Namen nicht aus.«

»Ich spreche ja doch französisch,« sagte Porthos, »und sie sind Engländer.« D'Artagnan sah Porthos mit einer Miene der Bewunderung an, die ein vernünftiger Mann den Ungeheuern jeder Art nicht versagen kann. Da ihn Porthos gleichfalls anstarrte, ohne sein Erstaunen zu begreifen, schob ihn d'Artagnan vor sich und sprach:

»Lasset uns eintreten.« Porthos trat zuerst ein, d'Artagnan folgte ihm. Dieser verschloß wieder sorgsam die Türe und drückte die zwei Freunde, einen nach dem andern, an sein Herz. Athos war höchst niedergeschlagen, Aramis blickte Porthos, hierauf d'Artagnan an, ohne etwas zu sprechen, doch war sein Blick so ausdrucksvoll, daß ihn d'Artagnan verstand.