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Volker der Spielmann und das Geheimnis der Feen

Volker der Spielmann ist der größte Barde von Worms. Er versteht es aber nicht nur, mit der Laute umzugehen, sondern auch die Edelfrauen zu umgarnen. Leider wird ihm seine Vorliebe für das schöne Geschlecht zum Verhängnis. Als der undurchsichtige Hagen ihn bei einer sächsischen Edeldame erwischt, schickt er Volker auf eine düstere Mission. Der Spielmann soll Gunbrid, König Gunthers verschwundene Nichte, an den Hof zurückbringen. Gemeinsam mit seinem treuen Knappen Golo zieht Volker zu den fernen Sümpfen, in denen Gunbrid zuletzt gesehen wurde. Doch schon nach wenigen Meilen haben sie sich verirrt und drohen zu versinken. Bis eine seltsame Frau auftaucht, die behauptet, die Königin der Feen zu sein. Volker soll ihr Gemahl werden und dem Grab der Verheißung entsteigen.

Bernhard Hennen hat sich als Autor von historischen Romanen einen Namen gemacht. In diesem großen Nibelungen-Roman erzählt er die abenteuerliche Geschichte, wie Volker von Alzey ein verwunschenes Volk entdeckt und zu retten sucht.

ECON Unterhaltung

Die Nibelungen:

Kai Meyer, Der Rabengott (TB 27410)

Alexander Nix, Das Drachenlied (TB 27411)

Jana Held, Die Flammenfrau (TB 27412)

Bernhard Hennen, Das Nachtvolk (TB 27413)

Jörg Kastner, Das Runenschwert (TB 27414)

Martin Eisele, Der Feuerstern (TB 278415)

Volker von Alzey genießt als Barde und Minnesänger von Worms einen besonderen Ruf. Nicht nur, daß er die schönsten Lieder zu singen und die unglaublichsten Geschichten zu spinnen weiß - er versteht sich auch auf das weibliche Geschlecht. Als er sich mit der Frau eines sächsischen Gesandten einläßt, wird ihm dieser Fehltritt zum Verhängnis. Hagen, der über alle Dinge am Königshofe wacht, weist ihn aus der Stadt. Volker soll die Nichte König Gunthers wiederfinden, die in geheimnisvollen Sümpfen Aquitaniens lebt. Dort soll, so lautet eine Sage, das verwunschene Nachtvolk hausen, das von keinem menschlichen Heer zu besiegen ist. Keine Frage, daß Volker die Herausforderung annimmt, doch schon bald steckt er in Schwierigkeiten, die er sich auch mit seiner blühenden Phantasie nicht ausmalen konnte.

Bernhard Hennen, Jahrgang 1966, studierte Germanistik, Geschichte und Altertumskunde. Er lebt in Köln und ist freier Schriftsteller und Journalist. Von ihm sind bei ECON erschienen: »Der Flötenspieler« (TB 25123) und »Der Tempelmord« (TB 25155).

Bernhard Hennen

Das Nachtvolk

Roman

Der Romanzyklus »Die Nibelungen« entstand nach einer Idee von Kai Meyer

Konzeption: Kai Meyer/Reinhard Rohn

ECON Taschenbuch Verlag

Veröffentlicht im ECON Taschenbuch Verlag

Originalausgabe

Der ECON Taschenbuch Verlag ist ein Unternehmen der

ECON & List Verlagsgesellschaft

© 1997 by ECON Verlag GmbH, Düsseldorf

Umschlaggestaltung: Init GmbH, Bielefeld

Titelabbildung: Agentur Schlück

Lektorat: Reinhard Rohn

Gesetzt aus der Goudy, Linotype

Satz: Josefine Urban - KompetenzCenter, Düsseldorf

Druck und Bindearbeiten: Ebner Ulm

Printed in Germany

ISBN 3-612-27413-9

PROLOG

Was für eine Nacht! Es schien, als wolle der Winter gar kein Ende mehr nehmen. Der Schnee war zwar schon vor zwei Wochen geschmolzen, doch dann kehrte die Kälte noch einmal zurück. Der junge Knecht blickte zu dem erleuchteten Turmfenster. Die Welt war ungerecht! Warum lag sein Herr jetzt dort oben in einem warmen Bett, und er mußte hier unten zwischen den Büschen des Kräutergartens kauern, um das Tor zur Festhalle zu beobachten? Das Jahr hatte ohnehin schlecht angefangen. Am Neujahrstag waren diese Sachsen angekommen. Wie ein Rotte Wildsäue hatten sie ausgesehen mit ihren dicken Pelzen, und dann dieser protzige Schmuck. Sogar die Krieger trugen goldene Ketten und Armreife. Barbaren! Golo schüttelte den Kopf. Er hatte nicht verstehen können, warum König Gunther ihnen Einlaß gewährte. Dieses Pack! Allesamt gebärdeten sie sich, als seien sie Fürsten und Könige. Sogar die Pferdeknechte der Sachsen hielten sich für was Besseres!

Golo rieb sich die klammgefrorenen Finger. Sein Herr ging da ganz anders mit diesen Barbaren um. Er wußte, wie man sie treffen konnte! Einen Bastard würde er diesem hochnäsigen Fürsten Horsa unterschieben!

Von der Festhalle erklang lautes Lärmen. Die große Tür öffnete sich, und ein breiter Streifen goldenen Lichts fiel auf den Hof. Sie kamen früher zurück, als er erwartet hätte. Verfluchte Sachsen! Golo formte seine Hände zu einer hohlen Kugel und blies durch den schmalen Spalt, der zwischen den beiden Daumen blieb. Ein leises und ziemlich unechtes Schuhu erklang. Golo fluchte leise. Sie hatten vereinbart, daß er seinen Herren mit dem Ruf eines Käuzchens warnte, wenn die Gesandten zurückkamen. Und jetzt das! Er versuchte es noch einmal, doch der zweite Käuzchenruf klang noch kläglicher.

Golo blickte zu dem erleuchteten Turmfenster. Nichts! Sein Mund war jetzt so trocken, als hätte man ihm eine Handvoll Mehl zu essen gegeben. Er mußte irgend etwas unternehmen! Sie durften seinen Herren nicht dort oben erwischen! Nicht auszudenken, wenn Horsa, der Leiter der sächsischen Gesandtschaft...

Golo formte seine Hände zu einem Trichter und stieß ein schauriges Geheul aus. Er hatte schon lange keinen Wolf mehr gehört, doch war er mit sich zufrieden. Im Geiste malte er sich eine graue Bestie mit fingerlangen Fängen und blutunterlaufenen Augen aus. Das war nicht irgendein Wolf, den er da nachahmte. So heulte ein Leitwolf oder vielleicht gar Fenris, der Götterwolf, von dem die Heiden manchmal sprachen. Noch einmal stieß der Knecht ein langes, klagendes Heulen aus. Wahrscheinlich würde den Sachsen gerade das Blut in den Adern gefrieren, und sie riefen ihre ewig betrunkenen Götter um Schutz an.

»Euer Haar leuchtet wie das Licht der Sommersonne und kündet von der reichen Ernte der Liebe, die Eure wohlgeformten Schenkel versprechen.«

Amalasfrida lächelte und strich ihm mit einer ihrer goldenen Locken durchs Gesicht. »Ein freches Mundwerk habt Ihr, Herr Volker. Und doch ist es erbaulich, Euch zu lauschen. Ihr versteht es, schönere Worte für mich zu finden als jeder andere Mann, den ich kenne. Die Barden, die unsere Höfe besuchen, singen nur vom Krieg und von den Alten Göttern...«

»Dabei verdient es eine so schöne Frau, wie Ihr es seid, unablässig besungen zu werden.« Er beugte sich herab und küßte ihre Brüste. »Weiß wie Milch ist Eure Haut, und seht nur die kleinen Knospen, wie sie sich mir begierig entgegenrecken, so wie sich die Knospen des Rosenbusches zur Frühlingssonne strecken...«

Amalasfrida zog ihn zu sich hinab und küßte ihn. Ihre Hände tasteten über seinen Rücken, glitten tiefer... Was für ein Weib! Die Sachsen mochten ungewaschene Barbaren sein, doch die Frau des Herzogs vermochte jeden Mann die Kälte der letzten Winterabende vergessen zu lassen. Manchmal war sie leidenschaftlich und dabei so wild wie ein gereizter Eber, doch schon im nächsten Augenblick konnte sie wieder zahm und zärtlich sein. Nach seiner ersten Nacht mit ihr hatte sich Volker gefühlt, als habe er eine Schlacht geschlagen, und er wußte nicht zu sagen, ob er gewonnen oder verloren hatte. Sein Rücken war mit langen, blutigen Striemen überzogen, und überall auf seinem Leib hatten ihre leidenschaftlichen Küsse Spuren hinterlassen. Aber was bedeutete das schon im Vergleich zu einer Liebesnacht in ihren Armen!